Revolver oder Pistole für die Nachsuche?

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In diesen Fällen muss/solle man aber die KW schon in der Hand haben, wie eine LW eben auch, letztere trägt man aber nicht verdeckt, wie es Jäger landläufig machen, um obiges Szenario händeln zu können.
Noch auf keiner DJ habe ich einen NS gesehen, der seine KW offen im Holster "führt"
In #135 hatte ich ein Bild eingefügt.
Hundeführer aus einer aktiven Meute bei der DJ.
An diese Waffe kommt er auch schnell dran.
 
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Du wirst sehr wenige Antworten auf Deine Frage kommen. Ich machte den Job 21 Jahre, davon 10 Jahre Leiter eines Nachsuchenringes mit Wildfolgevereinbarung auf rd. 85.000 ha und über 100 Reviere die mitgemacht haben. Also da kommt einiges an Daten zusammen, auch über die Kollegen. Und über den Kurzwaffeneinsatz hatten wir alle dieselbse Meinung.

Du bekommst hier seitenweise Empfehlungen über Kaliber, Geschosse, Pulverladungen für Keiler ab 100 kg aufwärts aber es fehlt der praktische Hintergrund, soviel ist sicher. Wunschdenken und feuchte Träume die man mit "ich und meine beiden Freunde" erfolgreich bestehen möchte, mehr nicht.

Mag ja sein, dass bei den Meisten der praktische Hintergrund fehlt.
Aber darum geht es doch eigentlich gar nicht!

Es ist noch kein Jahr her, ich hatte im letzten Büchsenlicht ein Stück Schwarzwild in einem Sonnenblumenfeld beschossen. Nach dem Schuss hörte ich das Stück noch eine Weile mit dem Gewaff klappern, konnte es aber nicht sehen. Habe dann einen zweiten Jäger angerufen, und während dieser mit dem Scheinwerfer die Szenerie beleuchtete, bin ich mit angeschlagener Langwaffe die Stelle angegangen, wo letztlich der Keiler verendet lag.
Was wäre falsch daran gewesen, wenn ich mich in der Situation mit einer KW für alle Notfälle abgesichert hätte? Wo liegt eigentlich das Problem?
20181027_220618 (1).jpg

Bereits 2012 schrieb ich:
Bruno Hespeler schreibt in seinem Buch "Vor und nach dem Schuss"

Zitat: Der Fangschussrevolver
In vielen Fällen wird man mit einem Revolver in brauchbarem Kaliber mehr ausrichten als mit einem Hirschfänger, Waidblatt oder ähnlichem Instrument. Mit dem Revolver können wir den Schuss aufsetzen, ohne den Hund zu gefährden; wir können uns damit aber auch im dichten Verhau gegen annehmende Sauen verteidigen! Manchem Jäger wäre ein Krankenhausaufenthalt erspart geblieben, hätte er bei der Nachsuche auf Schwarzwild einen brauchbaren Fangschussrevolver mitgeführt.


Bruno Hespeler führte über vier Jahrzehnte neben Schweißhunden, Brandelbracken auch Wachtelhunde, Jagdterrier und Dackel auf der Wundfährte.

Wie man sieht, klaffen die Meinungen auch unter professionellen Nachsuchenführern weit auseinander!

Fakt ist, es gibt Situationen, die nur noch mit einer Kurzwaffe als letzte Verteidigungsmöglichkeit zu bewältigen sind.
Beispiel: Auf kürzeste Entfernungen oder wenn man bereits Tuchfühlung mit seinem Widersacher hat, wenn man bereits am Boden liegt oder bei Dunkelheit - alles Situationen bei denen eine Langwaffe nix mehr nützt.

Es werden immer wieder vermeintlich erfahrene Nachsuchenführer zitiert, um die eigene Kurzwaffen-Aversion zu rechtfertigen. Dennoch, eine KW abzulehnen, nur weil man in 40 Jahren bei Nachsuchen noch nie eine gebraucht hat, ist ein schwaches Argument - es gibt Autofahrer, die haben in 40 Jahren auch noch keinen Sicherheitsgurt oder gar Airbag gebraucht.


Wenn man Interesse am sportlichen Schießen mit einer großkalibrigen Wumme hat, warum nicht?
Aber tut das dem Wild nicht an.

Angenommen, ein Stück Schwarzwild ist gerade zugange, faustgroße Fleischstücke aus deinem Körper zu reißen. Glaubst du nicht auch, dass du zu noch ganz anderen Dingen fähig wärst, als bloß mit der KW auf das Stück zu schießen?

Und um nix anders geht es hier!
 
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Lieber P226
mir ist es ziemlich egal wie viele Kurzwaffen sich jemand irgendwo hinhängt, solange er nicht hinter mir her kriechen will bei einer Nachsuche.
In der Nachbarjagd ging so ein Revolverheld vom Ansitz heim. Als er an einem Rapsfeld vorbei kam, war da eine Bache mit Frilies drinn. Die Bache hat ein bisschen geschnauft, da hat der Gute sicherheitshalber alle 10 m vor sich in den Boden geschossen um das Auto auch wirklich sicher zu erreichen. Wenn es die brauen Bremsstreifen in der Unterhose reduziert, warum nicht?

Wir haben hier seitenlang zwei Dinge diskutiert:
1. Die Stoppwirkung auch bei großkalibrigen Kurzwaffen ist geringer als bei Langwaffen. Es stoppt die Sau eigentlich nur ein Gehirnschuss. Wer das auf 15 m trifft, Hut ab. Ja die Übung wird immer angeführt. Nehmen wir die Polizisten, die üben ständig und schießen auch auf der Jagd mit der Langwaffe durchweg gut, hab noch keinen schlechten Schützen erlebt. Aber was passiert bei Fangschüssen auf Wild? Kommt mir nicht mit ungeeigneter Munition. Es geht um den Treffer in das Gedankenfach bei sich unkontrolliert bewegenden Zielen. Wie sagte die ältere Dame bei einem Fernsehinterview als eine Sau in ihren Keller randalierte: "Zuerst hat der Herr Wachtmeister zwei Mal die Waschmaschine getroffen, aber dann knöpfte er sich die Sau vor! :LOL:"
2. Fangschüsse in kniffigen Situationen finden in aller Regel unter Stress statt, den kann man auf keinem Schießstand trainieren.

Wer unbedingt meint, er muss noch zusätzlich ein halbes Kilo Eisen mit der ständigen Gefahr es zu verlieren mit sich herumschleppen will, der soll das tun wenn er sich besser fühlt.
Das jemand zu einer Nachsuche nur mit der Kurzwaffe loszieht ist ja als Thema wie ich meine hier schon durch. Es geht um die zusätzliche Ausstattung.

Wenn weniger erfahrenen Jägern jedoch dann Ratschläge gegeben werden, die sich nur aus Geschossenergien, Ladedaten, feuchten Träumen etc. zusammen reimen und wo der praktische Hintergrund fehlt, dann geb ich meinen Senf dazu.

Über meinen Tisch sind jedes Jahr ca. 700 Stück Schalenwild gelaufen (Verwertung), ein Teil davon auch von Drückjagden. Was glaubt Ihr wie viele Stücke da einen Fangschuss mit der Kurzwaffe hatten?
Wieviele Stücke schießen denn hier manche überhaupt, die nur in den Waffenfäden posten?
 
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Fangschüsse in kniffigen Situationen finden in aller Regel unter Stress statt, den kann man auf keinem Schießstand trainieren
Man kann aber auch mit der Langwaffe den Ringkampf mit einer Sau nicht trainieren, und Stress hin oder her - es kann dennoch dazu kommen.
Wieviele Stücke schießen denn hier manche überhaupt, die nur in den Waffenfäden posten?
Das weiß ich nicht!
Über meinen Tisch sind jedes Jahr ca. 700 Stück Schalenwild gelaufen (Verwertung), ein Teil davon auch von Drückjagden. Was glaubt Ihr wie viele Stücke da einen Fangschuss mit der Kurzwaffe hatten?
Und doch werden vom Schwarzwild jedes Jahr Jäger schwer verletzt oder gar getötet...
 
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...Über meinen Tisch sind jedes Jahr ca. 700 Stück Schalenwild gelaufen (Verwertung), ein Teil davon auch von Drückjagden. Was glaubt Ihr wie viele Stücke da einen Fangschuss mit der Kurzwaffe hatten?...

Wieviel dieser 700 kamen bei einer Nachsuche zur Strecke? Wieviele Nachsuchen davon spielten sich in Gelände mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und eingeschränkter Sicht ab? Wer im Kiefernaltholz oder in Weizen/Gerste mit einer KW als einziger Feuerwaffe zur Nachsuche erscheint hat sie ja nicht mehr alle...
Aber im Schwarzdorn/Weiden/Hopfengestrüpp oder im Raps sieht das dann schon anders aus.
Und so Typen, wie dem von Dir geschilderten Feigling, brauchste nur am Tresen ein Glas Bier in die Hand zu drücken. Dann wird er wieder mutig :ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:
Gruß-Spitz
 
G

Gelöschtes Mitglied 25891

Guest
(y)(y)(y) an @Derivat ! Einfach genial so einen Fred aufzumachen und (mit genügend Popcorn und braunschen Röhren bevorratet) die immer länger werdenden Abende am PC zu genießen, wenn man (aus welchen Gründen auch immer) vielleicht nicht raus gehen kann. :D:D:D

Der fragende Fred-Titel „Revolver oder Pistole für die Nachsuche?“ ist doch relativ einfach zu beantworten: Vollkommen wurscht – solange,
  • das Kaliber mehr ausreichend tödliche Wirkung für das nachgesuchte Wild hat,
  • Du mit der Waffe wirklich sicher (auch unter Stress) umgehen kannst,
  • Du als Nachsucheführer den Fangschuss gibst.
Sind nur die ersten zwei Kriterien erfüllt und es geht Dir um den Selbstschutz, nimm mit was Du willst (haben ist besser als brauchen), aber spiel nicht den Revolver(Pistolen)helden und benutze die KW nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt Dein Leib und Leben zu schützen.

In diesem Sinne (und ich hoffe, dass es trotzdem noch mal 27 Seiten weitergeht)
WaiHei
Guntar
 
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Revolver oder Pistole kann man trefflich diskutieren. Aus meiner Sicht eher eine Frage des Geschmacks. Tot machen sie beide...

Regelmäßig artet die Diskussion aber dahingehend aus, ob eine KW überhaupt auf der Nachsuche zum Fangschuss benötigt wird. Wie dümmlich; wir sollten häufiger öffentlich diskutieren, dass eine KW eigentlich nicht benötigt wird bzw. dass Jäger eh zu dusselig sind, sie zielführend zu gebrauchen. Dann haben wir bald keine mehr.

Wenn ich ein von mir beschossenes Stück nachsuche, ist es mir Latte, was andere davon halten, mit was ich losziehe und es zur Strecke bringe.

Und wenn ein Nachsuchenführer sucht - den ich nur einmal benötigt habe - kann er von mir aus die Spielregeln vorgeben. Wenn ich mitgehe, ist die KW dabei. Will er das nicht, bleibt er zuhause. So einfach ist das!

Was mich auch abnervt, ist diese regelmäßige Selbsterhöhung durch Erniedrigung des Schützen als tumben, ahnungslosen überbewaffneten Freak, der eigentlich nur die Hose voll hat.

Diese selbsternannten, einzigen Ahnungskönige sind einfach meine Helden! ;)
 
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Wieviel dieser 700 kamen bei einer Nachsuche zur Strecke? Wieviele Nachsuchen davon spielten sich in Gelände mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und eingeschränkter Sicht ab? Wer im Kiefernaltholz oder in Weizen/Gerste mit einer KW als einziger Feuerwaffe zur Nachsuche erscheint hat sie ja nicht mehr alle...
Aber im Schwarzdorn/Weiden/Hopfengestrüpp oder im Raps sieht das dann schon anders aus.
Und so Typen, wie dem von Dir geschilderten Feigling, brauchste nur am Tresen ein Glas Bier in die Hand zu drücken. Dann wird er wieder mutig :ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:
Gruß-Spitz
Nicht so viele. Meist sind es kurze Totsuchen. Auch auf den Drückjagden ist die Quote eigentlich ganz gut. Heute z.B. 6 Stück Rotwild und 3 Füchse mit 11 Schuss. Ganz klar wer bei Drückjagden das Nomadenfass aufmacht, der muss hartgesotten sein, da ist das Wild Spaßfaktor und die Sau ist richtig cool geschossen, wenn sie drei Purzelbäume schlägt.

Ich hatte auch manchmal jeden Zentimeter Stahl verflucht der da auf dem Rücken hing. Ja im Raps zum Beispiel. Unfälle mit Sauen passieren ohne Muster, ohne Vorankündigng, ohne Regel und meist blitzschnell holen sie Dich von den Läufen.

Der Hund ist da wie hier schon gesagt wurde, wichtiger als die "beiden Freunde" als Backup (jetzt geht das hier auch schon los, dachte wir haben eine Waidmannssprache:unsure:)

Wichtig ist es, dass der Hund beim Umschlagen der Deckung die Fährte wieder findet/verweist. Das spart Meter durch den Verhau. Auch Dornen umschlägt man erst mal. In Ungarn bin ich mal durch einen entlosen Weißdorntunnel (Sauwechsel) gekrochen, der hörte einfach nicht mehr auf. Aufstehen war nicht möglich. Ja da hab ich für ein paar Sekunden an eine KW gedacht. Draußen dachte ich: "Du Depp was hätte sie Dir da drin genützt, der Hund 5 m vor Dir im Tunnel?"

Also ein paar Situationen gab es auch bei mir. Bin aber beim näheren Betrachten immer zu gleichen Ergebnis gekommen und wenn man die Druckwelle der 9,3 durch den Gummistiefel spürt dann ist das schon ein komisches Gefühl.
 

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