Ob Kirrung, Luderplatz, Eichen-Altbestand bei Schnee, Wildäsungsfläche, Wald-Feldrand - an attraktiven, auch vom Jäger gestalteten Jagdplätzen Strecke zu machen, finde ich nicht anstößig.
Ich habe bis vor 13 Jahren 12 Jahre lang in Waldrevieren mit reicher Naturverjüngung in BW gejagt, wo herbst-/winterliche Trester-Kirrung sowohl in Privat wie in Staats-Revieren selbstverständlich war. Niemand fand das unethisch, jeder praktizierte es, weil es gut funktionierte.
Man war oft Ende Dez mit dem Abschuß fertig und konnte dem Rehwild seine Ruhe lassen.
Seltsamerweise funktioniert diese Jagdart in meinem derzeitigen jagdlichen Wirkungsgebiet überhaupt nicht. (Laubmischbestände, vorgelagerte Streuobstwiesen, mildes Klima).
Im übrigen finde ich es völlig normal und zeugt für mich von Jagdverstand eines Praktikers, dort erfolgreich zu jagen, wo sich Wild durch natürliches Verhalten einstellt und wo es Habitat-Strukturen vorrangig nutzt. Zielgerichtete Einzeljagd und auch die Lockjagd-Arten machen sich das zunutze.
Was ist besser an gedrücktem Wild vor Hunden - außer daß es sehr spannend ist und bei Gelingen von Bewegungsjagden effektive Strecken in kurzer Zeit bedeuten kann ?
Für das jeweilige Stück geht es aber leider oft schmerzhafter aus...
Ich bin leidenschaftlicher Drückjagdjäger, aber ich kenne die Risiken fürs Wild und sie machen mich zunehmend betroffener.
Die Mischung macht es und ich bin davon überzeugt, daß man verschiedene Jagdarten braucht, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
Nur beim Schwarzwild zeigt sich ganz ernüchternd, daß das Zusammenspiel aller "normalen" Jagdarten nicht ausreicht....
Ich schätze den Stoeberjäger sehr, ja ich bewundere ihn für seine Fähigkeiten und für seinen Erfolg. Wollte man ihn als Maßstab nehmen, wäre die Zahl der Jäger in Deutschland übersichtlich. 1000 vielleicht oder 2000 genügten dieser Forderung. Und selbst wenn es 10000 wären, würde man damit die erforderliche Strecke nie schaffen.
Man kann ihn aber als Ansporn nehmen, selber besser zu werden, neue Wege zu versuchen. Das schon.
"Fairness" ist für mich keine Kategorie, die ich beim Nachstellen und Töten von hochentwickelten Lebewesen anwende. Maximal "fair" wäre es, diese nicht zu töten. Ich möchte, dass die Tiere durch meine Jagd möglichst nicht leiden, was fast immer gelungen ist und wenn ich einmal einen Fehler gemacht habe, dann beschäftigt mich das tagelang.
Weiterer Aspekt sind die zeitlichen Möglichkeiten. Wer nicht Berufsjäger, Rentner ohne sonstiges Hobby oder etwas vergleichbares ist, für den steht Jagd immer in Konkurrenz zu anderen Dingen: Beruf, Familie, Schlaf, andere Freizeitbeschäftigungen. Jagd ist eine zeitraubende Aktivität, man muss also genau im Blick haben, wie man dem Effizienzoptimum nahe kommt.
Drückjagden gehören für mich persönlich nicht dazu. Sie erfordern persönlich eine intensive Vorbereitung, wenn man wirklich gut schießen will, von Naturtalenten abgesehen. Sie erfordern für die eigentliche Jagd eine große Vorbereitung, von Schneisen, Ansitzen, Einweisung, verkehrsrechtlichen Anordnungen, Absperrungen, das geht nicht mal so nebenbei. Um das regelmäßig in der Dienstzeit zu machen, braucht man schon sehr gute Argumente und sehr gute Strecken mit der regelmäßigen Ergebnis der Zuwachsabschöpfung. Ich weiß, dass es einige Berufskollegen gibt, die Förster geworden sind, um zu jagen. Ich würde zwar nie einen Förster einstellen, der sagt, dass er nicht jagen mag, verkappte Berufsjäger mit A 12 brauche ich allerdings nicht, die bekäme ich auch für EG 5...
Wir jagen seit 50 Jahren Rehwild, zu 80% an der Kirrung (was ist die Kleewaldwildwiese anders?). Die Naturverjüngung läuft, wir kommen ohne Zäune aus, Wildverbissschutzmittel braucht es lokal noch immer, die Tendenz ist insgesamt rückläufig. Wir werden den Anteil der Weißtanne von derzeit 16 Flächenprozent in einigen Jahrzehnten auf > 30 % gesteigert haben, das zeigt der immer weiter zunehmende Tannenanteil der Naturverjüngung. Der Winteransitz ab dem ersten Schnee/Frost kostet auch Zeit, meist sind inklusive der Rüstzeit 2 - 3 Stunden. Das lässt sich in den Arbeitstag einbauen, der an Ansitztagen eben nicht um 17.30 Uhr zu Ende ist, dann hängt man eben noch eine Bürospätschicht dran. Drückjagden sind zumeist am Samstag, da habe ich andere Verpflichtungen.
Zur Frage der Tresterlockwirkung im Laubwaldgebiet: das gleiche berichtet ein Freund aus dem Raum Darmstadt - ich denke das liegt daran, dass es dort so viel Besseres gibt, dass Rehe sich nicht damit abgeben müssen.