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An wernerzwo:
Tut mir leid - und das schreibe ich jetzt nicht, weil wir öfter verschiedener Meinung sind - aber das war jetzt ganz schwach. Abwiegeln und den schwarzen Peter bei anderen suchen - so sieht aktive Zukunftsgestaltung NICHT aus.
Nach meiner Einschätzung reicht @ wernerzwo den 'Schwarzen Peter' eben nicht unberechtigt weiter. Die Landwirte verhalten sich als Wirtschaftsunternehmen so, wie der Verbraucher und die Politik es ihnen vorgeben.
Es kann doch nicht wirklich erstaunen, dass sich ein Unternehmer in dem Korridor zu bewegen sucht, der einen wirtschaftlichen Ertrag verspricht.
Ja, ich wiederhole mich aber ich bleibe dabei: wenn wir eine andere, kleinteiligere Landwirtschaft wollen, andere Haltungsformen des Viehs, weniger Dünger und Pflanzenschutz, müssen wir das klarstellen und als Verbraucher konkret das nachfragen, was eben genau so produziert wurde UND wir müssen den Preis dafür bezahlen.
Einer meiner Jagdfreunde ist Landwirt und Schweinezüchter. Der stellt seinen Betrieb um - auf Bunte Bentheimer und irgendeine trendige englische Rasse. Tierschutzgerechte Haltung, Vermarktung des Fleisches als etwas besonderes, bessere Preise. Hat dafür gerade eine Auszeichnung als "Landwirt des Jahres" bekommen. Eben weil er nicht mehr so wirtschaftet wie sein Schwiegervater vor ihm.
Für eine breite Gruppe von Landwirten wird das nur funktionieren, wenn der weit überwiegende Teil der Konsumenten bereit ist, den Preis für das Bentheimer Schwein zu bezahlen und der esoterische Rest eben grasen geht.
Noch mal ein anderer Aspekt. Meine Cousine studiert Lebensmitteltechnologie. Die meinte nur, in ihrem Jahrgang wären eigentlich alle Vegetarier, ja, in ihrer ganzen Altersgruppe kennt sie kaum noch jemanden, der Fleisch ist. Auf Flugscham folgt jetzt Fleischscham.
Weiblich und Lebensmitteltechnologie, das klingt für mich nach: auf der Suche nach Selbstheilung. Sorry, es wundert mich nicht, dass da mehrheitlich Veganer und Vegetarier rumlaufen.
Der Chef von Rügenwalder Mühle meinte ja auch schon, in ein paar Jahren wird Fleischkonsum so sein wie heute Rauchen.
Exakt aus dem Grund gibt es in unserem Haushalt keine Produkte von Rügenwalder mehr.
Um es überspitzt zu formulieren: die Landwirtschaft hat es geschafft, dass sich die Kunden vor dem landwirtschaftlichen Produkt EKELN - da sollte man sich doch einmal fragen, ob man nicht was falsch macht. Da kann man natürlich versuchen, den Absatz mit immer billigeren Preisen am Laufen zu halten, auf Dauer wird das nicht gelingen.
Da bin ich dann durchaus bei dir, da ist Landwirtschaft auf sehr dünnem Eis unterwegs. Weil ich kein schlechtes Mastfleisch aus Massentierhaltung will, stehe ich dem schon aus sehr egoistischen Gründen skeptisch gegenüber. Soweit ich nicht eh Wild esse, ist es recht schwierig und aufwendig, gutes Rind-, Geflügel- oder Schweinefleisch zu bekommen ... auch dann, wenn man bereit ist, den Preis zu bezahlen.
Billigfleisch aus Massentierhaltung werden andere Leute auf Dauer günstiger produzieren können als die Landwirte im Hochlohnland Deutschland mit seinen immer schärferen Auflagen. Wer auf Dauer sein Produkt absetzen will, muss sich eine ganz andere Strategie überlegen.
Aber gut, ich bin kein Landwirt, natürlich habe ich keine Ahnung, und natürlich steht es jedem frei, so weiter zu machen wie bisher. "Man kann zwar die Realität ignorieren, aber nicht die Folgen der ignorierten Realität".
Soweit die Rahmenbedingungen immer wieder neu eingerichtet werden und die Chef-Ideologen sich weiter einschießen, dürfte der Plan B eben nicht so einfach aufzusetzen sein.
Nach meiner sehr persönlichen Einschätzung hat sich Landwirtschaft mit den Biogasanlagen und dem damit einhergehenden Flächenverbrauch und der Art und Geschwindigkeit der Bewirtschaftung nicht den größten Gefallen erwiesen.
Grosso