Gebrauchtflinte worauf achten

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Hallo,

Wie der Titel schon sagt wollte ich mal das Schwarmwissen hier befragen und zwar möchte ich eine Flinte im Untersten Preissegment kaufen gebraucht zb Cz Bruno oder Rota Modell 90 (wohl mal von Rottweil vertrieben Made in Italy steht drauf) um die 150€ 12/70 ohne Ejektor beide mit Einabzug, worauf sollte ich besonders achten?
Ob der Verschluss Spiel hat etc ?! Läufe sind Blank gewesen, mein wissen im bereich Flinten ist sehr ausbaufähig.
Die Flinte soll ein Freund Benutzen zwecks vorbereitung am Rollhasenstand incl Prüfung
Gruß
 
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1.) Laufschiene: ausgebautes Laufbündel am vorderen Verschlußhaken (da wo er gegen das Scharnier anliegt) "frei schwingend" am Zeigefinger aufhängen. Mit einem kleinen Metallteil (5ct.-Münze) die Laufschiene auf der Unterseite bei Querflinte (bei der BDF linke und rechte Seite) mit der Münze, cm für cm bis zur Mündung, gleichmäßig abklopfen. Dabei muß jedesmal ein klingender Ton entstehen. Klingt es dagegen mal dumpf ist dahinter die Lötstelle defekt. Dann die Flinte nicht kaufen.

2.) Lötungen: das Laufbündel am Ohr mehrmals um 180° rauf und runter schwenken. Hört man ein feines Rieseln, wie von Vogelsand, hat die Lötung Zinnpest. Das ist das absolute Ausschlußkriterium für einen Kauf. Hört es sich an, als würden ein oder zwei Bleikügelchen darin kullern, sind das mit der Zeit abgefallene, überstehende Zinnperlen. Das macht nichts.

3.) Innenläufe: Die Läufe dürfen keine Dellen und schon gar keine Aufbauchungen haben. Beim Blick durch den (blanken) Lauf sieht man meist schon kleinste Fehlerstellen. Dellen können mit einem speziellen Lauftreiber vom Büma in wenigen Minuten wieder ausgebeult werden. Bei Aufbauchungen ist der Lauf nur noch Schrott.

4.) Laufhaken: Die Stirnflächen der Laufhaken untersuchen, daß keine Schlag- oder Hämmerspuren darauf zu finden sind. Sind sie dran, Finger weg von der Waffe, da wurde beim Nachdichten des Verschlusses gepfuscht.

5.) Scharnier: Läufe wieder ins Baskül einhaken und schließen, aber nicht den Vorderschaft dranmachen. Die Flinte mit dem Kolben fest unterm Arm eingeklemmt und mit der Hand des anderen Arms kräftig das Laufbündel (bei Querflinte zur Seite, bei BDF nach unten/oben) versucht zu schütteln. Es darf im geschlossenen Zustand nicht wackeln.

6.) Holz: Am Übergang Pistolengriff/Baskül (bei Brünner ggf. Seitenschloßbleche) dürfen keine Risse (auch keine feinen Haarrisse) oder Holzabsplitterungen vorhanden sein. Ebenso keine Holzquetschungen. Die sind deutl. dunkler als das umgebene Holz.

7.) Hinterschaftlänge: Dein Freund nimmt die Flinte mit der Schußhand und stellt den Kolben in die Armbeuge. Der Zeigefinger muß mit seinem vorderen Glied auf dem vorderen Abzug liegen. Kommt er nicht heran, ist der Schaft zu lang, kommt er mit dem mittleren oder gar unteren Zeigefingerglied an den Abzug ist der Schaft zu kurz.

8.) Schränkung: Dein Freund soll die Flinte schnell auf einen bestimmten Punkt (Fensterkreuz) anschlagen. Muß er noch zusätzl. mit der Wange/Hals seitl. korrigieren, stimmt die Schränkung des Hinterschaftes nicht für ihn.

9.) Senkung: Laß deinen Freund mehrmals die Flinte anschlagen. Muß er mit der Wange/Hals zu sehr nach oben/unten korrigieren ist die Senkung zu steil. Muß er immer mit der Laufmündung korrigieren ist die Senkung zu flach.

10.) Pitch: Dein Freund schlägt die Flinte an und visiert über die Laufschiene und das Flintenkorn. Du legst deinen Haustürschlüssel flach auf das Ende der Laufschiene, da wo sie ans Baskül anstößt (aber nicht aufs Baskül). Jetzt darf dein Freund nicht mehr die Laufschiene sehen, nur noch das Korn. Sieht er die Laufschiene immer noch ist der Pitch für ihn zu flach, ist auch das Korn verschwunden ist der Pitch zu steil.
 
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Dürfte ich fragen, was das Problem mit der Zinnpest ist?
Lösen sich dann mit der Zeit die Lötstellen auf? Meine gebrauchte Suhler Quer macht nämliche solche Geräusche. Obs jetzt Zinnpest oder Bleiklumpen sind müsste ich Zuhause noch einmal akustisch untersuchen.
Hat jetzt kein Vermögen gekostet das Stück, aber ich möchte sicher gehen, dass sie mir nicht irgendwann um die Ohren fliegt. Außerdem würde ich dann mal freundlich bei einem gewissen großen Händler in Schleswig-Holstein anrufen.
 
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@Sirius vielen herzlichen Dank für diese ausführliche, fundierte Antwort.
Man müsste hier nicht nur ein "Gefällt mir" vergeben können, sondern auch "du bist der Geilste von allen" :D

Ich suche nämlich ebenfalls eine günstige Gebrauchtflinte und kannte diese Kriterien bisher nicht.

Danke danke danke
 
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2.) Lötungen: ....
Hört es sich an, als würden ein oder zwei Bleikügelchen darin kullern, sind das mit der Zeit abgefallene, überstehende Zinnperlen. Das macht nichts.


Ich besitze eine FORTUNA-Suhl Doppelflinte in 16 x 70 aus den Sechziger oder Siebziger Jahren, die genau dieses Geräusch aufweist.
Jetzt weiß ich woher das Geräusch kommt und dass es kein Grund zur Sorge ist.
 
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Habe eben noch einmal gehorcht. Es ist das Sandrieseln. Muss ich mir jetzt Sorgen machen? Die Flinte ist aus den 70ern. Habe keine große Lust, dass sie mir auseinander fliegt.
Gekauft vor knapp 1,5 Jahren bei besagtem Schleswig Holsteiner BüMa/Jagdversand.
 
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Die Tipps von Sirius zur Prüfung der technischen Aspekte der Flinte finde ich auch super.
Die Ermittlung der Hinterschaftmaße kenne ich allerdings anders.
Die Prüfung der Schaftlänge mit der Unterarmmethode ist meines Wissens bei den 10 Luftgewehrschützen gängig, allerdings schiessen diese in einem völlig anderen Anschlag mit Oberkörperrücklage statt der bei der Flinte üblichen Vorlage des Oberkörpers. Die Schaftlänge kann also mindestens bei einer von beiden Arten so nicht ermittelt werden.
Das Verhältnis von Unterarm zum Körper ist ja auch nicht bei allen Menschen gleich.
Oppermann schreibt in "die perfekte Flinte", dass im Anschlag zwischen Daumenwurzel und Nasenspitze ca. 5cm Platz sein sollen. Bei anderen werden 2-3 Fingerbreiten Platz empfohlen, was ja ähnlich ist.
Zur Schränkung kenne ich es so, dass im Anschlag der Blick gerade über die Laufschiene gehen muss, also mit geschlossenen Augen anschlagen und dann die Augen öffnen und schauen ob der Blick zum Korn gerade über die Schiene führt.
Ermittlung der Senkung kenne ich ähnlich wie Sirius den Pitch ermittelt.
Zwei Euromünzen auf Höhe der Basküle auf die Schiene legen. Das Korn sollte im Anschlag auf den Münzen aufsitzen. Dann liegt bei den meisten Flinten auf 30m das Zentrum der Garbe direkt über dem Korn.
Den Pitch kann man meines Wissen nur ermitteln, indem ein zweiter Mann kontrolliert, wie die Schaftkappe im Anschlag in der Schulter liegt.
Das alles erfordert aber einen einigermaßen korrekten Anschlag und eine zweite Person, die von aussen drauf schauen kann.
 
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Danke schonmal für die ganzen und guten Tipps.

Ich muss das Thema nochmal aufgreifen, was haltet ihr davon das diese Flinten Voll und halbchoke haben, optimal ist das doch nicht für Schussdistanz ca 10-15m oder sehe ich das falsch ? Gefühlt vom beobachten war die garbe nur Bierdeckel groß auf die entfernung würde ich schätzen?
 
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Guest
Nun, dafür kann man ja den unteren Lauf mit Halbchoke wählen. Für 30 Meter ist der Vollchoke dann besser, um noch ausreichend Wirkung auf die Distanz zu haben. Du willst ja gezielt treffen und keine Gieskanne haben. 10 Meter sind nicht gerade weit weg, da wäre die Farbe auch mit Zylinderchoke nicht 1 Meter breit...
 
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In Vollchokelauf kann man auf kurze Distanzen auch Streupatronen nutzen.
Soll vielleicht nicht so gut decken, wie aus Zylinderchoke, aber sicher besser als normale Munition.
 

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