Neues Messer II

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Es ist für mich (Dipl.-Ing des Eisenhüttenwesens) doch immer wieder erheiternd, mit wieviel Wissensfreiheit hier über Stahlsorten fabuliert und schwadroniert wird.

Die rost- und säurebeständigen Messerstähle, auch die, über die hier lamentiert wird, unterscheiden sich in ihren Legierungszusammensetzungen marginal.
Die Unterschiede im Gehalt des einen oder anderen Legierungselements sind genau so bedeutsam wie die Veränderung des Gewichts eines 5-Achs-LKW, wenn er eine Zierleiste verliert.

Schlüsselkriterien für die Eignung als Messerstahl sind u.a. :
- hinreichender Kohlenstoffgehalt (sonst nicht härtbar); also >0,7 %
- Cr-Gehalt > 17 %, sonst rostanfällig
- Mo, V, Nb verbessern die Härtbarkeit, gelten als sogen. Ferritbildner

N hat die Fähigkeit, Nitride im Gefüge zu bilden und fördert u. U. die Feinkörnigkeit des Gefüges, ist aber von geringerer Bedeutung und Wirkung.

Die Legierungszusammensetzung kann kein Jäger in der Praxis bewerten oder unterscheiden, das ist eine rein akademische Fragestellung.

Die entscheidende Einflußgröße, die die Gebrauchsfähigkeit des Stahls als Messerwerkstoff ausmacht, ist die Wärmebehandlung.
Abfolge: Erhitzen auf T > A3 (Bildung von Austenit) - Abschrecken in Öl oder Wasser - Anlassen bei T zwischen 400 und 700 °C.
Aus der Kombination der beiden ersten Schritte - Härten genannt - entsteht ein extrem harter, aber auch sehr spröder Werkstoff (Martensit).
Die richtige Wahl der Anlasstemperatur führt zum Einen zum Abbau von Eigenspannungen und damit zur Verringerung der Sprödheit und zum Anderen zur Bildung verschiedener harter Partikel im Stahl-Gefüge, was letztlich zur Erzielung der Endfestigkeit genutzt wird.

Mit der richtigen Technik der Wärmebehandlung kann man nahezu alle gängigen rostfreien Messerstähle auf vergleichbares Festigkeitsniveau (Rockwell-Hörte) bringen.
Klartext: Ein Messer aus dem höher legierten Stahl kann weniger taugen als eines aus einem niedriger legierten, wenn im Wärmebehandlungsvorgang des höher legierten Fehler gemacht wurden und das niedrig legierte richtig behandelt wurde.

Im Übrigen sind die "Phantasienamen" nicht aussagefähig, hier wird nur Stammtischgerede und Werbefernsehen nachgequatscht.
Für echte Vergleiche mal die Werkstoffnamen und Werkstoffnummern googeln, dann sieht man auch die chem. Zusammensetzung. Der 440c (W.-St.-Nr. 1.4125) hat z. B. den DIN-Kurznamen X 105 CrMo 17 (1,05 % C; 17 % Cr und gezielte Zulegierung von Mo <1%).

Im 40 Jahre langen Jägerleben habe ich mich mit vielem beschäftigt, aber nicht mit der Frage, aus welchen Stahlsorten meine Messer bestehen. Ich achte eher darauf, dass ein Schleifwerkzeug immer im Rucksack/Kofferraum ist. Spätestens nach Versorgung von 6 Sauen wird nämlich JEDES Messer stumpf.

Glückauf
TicTac
 
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Es ist für mich (Dipl.-Ing des Eisenhüttenwesens) doch immer wieder erheiternd, mit wieviel Wissensfreiheit hier über Stahlsorten fabuliert und schwadroniert wird.

Die rost- und säurebeständigen Messerstähle, auch die, über die hier lamentiert wird, unterscheiden sich in ihren Legierungszusammensetzungen marginal.
Die Unterschiede im Gehalt des einen oder anderen Legierungselements sind genau so bedeutsam wie die Veränderung des Gewichts eines 5-Achs-LKW, wenn er eine Zierleiste verliert.

Schlüsselkriterien für die Eignung als Messerstahl sind u.a. :
- hinreichender Kohlenstoffgehalt (sonst nicht härtbar); also >0,7 %
- Cr-Gehalt > 17 %, sonst rostanfällig
- Mo, V, Nb verbessern die Härtbarkeit, gelten als sogen. Ferritbildner

N hat die Fähigkeit, Nitride im Gefüge zu bilden und fördert u. U. die Feinkörnigkeit des Gefüges, ist aber von geringerer Bedeutung und Wirkung.

Die Legierungszusammensetzung kann kein Jäger in der Praxis bewerten oder unterscheiden, das ist eine rein akademische Fragestellung.

Die entscheidende Einflußgröße, die die Gebrauchsfähigkeit des Stahls als Messerwerkstoff ausmacht, ist die Wärmebehandlung.
Abfolge: Erhitzen auf T > A3 (Bildung von Austenit) - Abschrecken in Öl oder Wasser - Anlassen bei T zwischen 400 und 700 °C.
Aus der Kombination der beiden ersten Schritte - Härten genannt - entsteht ein extrem harter, aber auch sehr spröder Werkstoff (Martensit).
Die richtige Wahl der Anlasstemperatur führt zum Einen zum Abbau von Eigenspannungen und damit zur Verringerung der Sprödheit und zum Anderen zur Bildung verschiedener harter Partikel im Stahl-Gefüge, was letztlich zur Erzielung der Endfestigkeit genutzt wird.

Mit der richtigen Technik der Wärmebehandlung kann man nahezu alle gängigen rostfreien Messerstähle auf vergleichbares Festigkeitsniveau (Rockwell-Hörte) bringen.
Klartext: Ein Messer aus dem höher legierten Stahl kann weniger taugen als eines aus einem niedriger legierten, wenn im Wärmebehandlungsvorgang des höher legierten Fehler gemacht wurden und das niedrig legierte richtig behandelt wurde.

Im Übrigen sind die "Phantasienamen" nicht aussagefähig, hier wird nur Stammtischgerede und Werbefernsehen nachgequatscht.
Für echte Vergleiche mal die Werkstoffnamen und Werkstoffnummern googeln, dann sieht man auch die chem. Zusammensetzung. Der 440c (W.-St.-Nr. 1.4125) hat z. B. den DIN-Kurznamen X 105 CrMo 17 (1,05 % C; 17 % Cr und gezielte Zulegierung von Mo <1%).

Im 40 Jahre langen Jägerleben habe ich mich mit vielem beschäftigt, aber nicht mit der Frage, aus welchen Stahlsorten meine Messer bestehen. Ich achte eher darauf, dass ein Schleifwerkzeug immer im Rucksack/Kofferraum ist. Spätestens nach Versorgung von 6 Sauen wird nämlich JEDES Messer stumpf.

Glückauf
TicTac

Herrlich!
 
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Es ist für mich (Dipl.-Ing des Eisenhüttenwesens) doch immer wieder erheiternd, mit wieviel Wissensfreiheit hier über Stahlsorten fabuliert und schwadroniert wird.

Die rost- und säurebeständigen Messerstähle, auch die, über die hier lamentiert wird, unterscheiden sich in ihren Legierungszusammensetzungen marginal.
Die Unterschiede im Gehalt des einen oder anderen Legierungselements sind genau so bedeutsam wie die Veränderung des Gewichts eines 5-Achs-LKW, wenn er eine Zierleiste verliert.

Schlüsselkriterien für die Eignung als Messerstahl sind u.a. :
- hinreichender Kohlenstoffgehalt (sonst nicht härtbar); also >0,7 %
- Cr-Gehalt > 17 %, sonst rostanfällig
- Mo, V, Nb verbessern die Härtbarkeit, gelten als sogen. Ferritbildner

N hat die Fähigkeit, Nitride im Gefüge zu bilden und fördert u. U. die Feinkörnigkeit des Gefüges, ist aber von geringerer Bedeutung und Wirkung.

Die Legierungszusammensetzung kann kein Jäger in der Praxis bewerten oder unterscheiden, das ist eine rein akademische Fragestellung.

Die entscheidende Einflußgröße, die die Gebrauchsfähigkeit des Stahls als Messerwerkstoff ausmacht, ist die Wärmebehandlung.
Abfolge: Erhitzen auf T > A3 (Bildung von Austenit) - Abschrecken in Öl oder Wasser - Anlassen bei T zwischen 400 und 700 °C.
Aus der Kombination der beiden ersten Schritte - Härten genannt - entsteht ein extrem harter, aber auch sehr spröder Werkstoff (Martensit).
Die richtige Wahl der Anlasstemperatur führt zum Einen zum Abbau von Eigenspannungen und damit zur Verringerung der Sprödheit und zum Anderen zur Bildung verschiedener harter Partikel im Stahl-Gefüge, was letztlich zur Erzielung der Endfestigkeit genutzt wird.

Mit der richtigen Technik der Wärmebehandlung kann man nahezu alle gängigen rostfreien Messerstähle auf vergleichbares Festigkeitsniveau (Rockwell-Hörte) bringen.
Klartext: Ein Messer aus dem höher legierten Stahl kann weniger taugen als eines aus einem niedriger legierten, wenn im Wärmebehandlungsvorgang des höher legierten Fehler gemacht wurden und das niedrig legierte richtig behandelt wurde.

Im Übrigen sind die "Phantasienamen" nicht aussagefähig, hier wird nur Stammtischgerede und Werbefernsehen nachgequatscht.
Für echte Vergleiche mal die Werkstoffnamen und Werkstoffnummern googeln, dann sieht man auch die chem. Zusammensetzung. Der 440c (W.-St.-Nr. 1.4125) hat z. B. den DIN-Kurznamen X 105 CrMo 17 (1,05 % C; 17 % Cr und gezielte Zulegierung von Mo <1%).

Im 40 Jahre langen Jägerleben habe ich mich mit vielem beschäftigt, aber nicht mit der Frage, aus welchen Stahlsorten meine Messer bestehen. Ich achte eher darauf, dass ein Schleifwerkzeug immer im Rucksack/Kofferraum ist. Spätestens nach Versorgung von 6 Sauen wird nämlich JEDES Messer stumpf.

Glückauf
TicTac

und was hast du jetzt erhellendes beigetragen?
 
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Glaubt er.
Wer im Gebrauch nicht den Unterschied zwischen einfachen, mittleren oder sehr hochwertigen Stählen merkt, bei dem ist natürlich Hopfen und Malz verloren.
Ganz abseits der Diskussion um irgendwelche Anteile in Stahlsorten.
Das juckt sowieso nicht, nur das Ergebnis zählt und da gibts eben, weiche, harte und zähe Stähle und sämtliche Mischungen mit denen man ganz unterschiedliche Erfahrungen macht.
 
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Ich verstehe zwar nicht ganz, warum man Messer und Scheide im Anforderungsprofil kombinieren muss, immerhin kann man Scheiden/Dangler kaufen, bauen, bauen lassen, aber sei's drum.

Bei Dangler kommen mir als erstes russische (im weiteren Sinn) Messer in den Sinn, da die offenbar dort recht beliebt sind.

Sowas z.B.

Oder das hier (obwohl mich die meisten spanischen Hersteller qualitativ nicht überzeugen können). Oder du machst dich einfach auf und schaust selbst nach dem Zeug. Ist ja nicht so, dass es versteckt wäre. Wenn du dann was gefunden hast, dir aber nicht sicher bist, kannst ja immer noch hier um Kommentare bitten.
 
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Sowas z.B.

Oder das hier (obwohl mich die meisten spanischen Hersteller qualitativ nicht überzeugen können). Oder du machst dich einfach auf und schaust selbst nach dem Zeug. Ist ja nicht so, dass es versteckt wäre. Wenn du dann was gefunden hast, dir aber nicht sicher bist, kannst ja immer noch hier um Kommentare bitten.

Kann das sein, dass du zwei mal den gleichen Link eingefügt hast? Ich hoffe halt auf ein: Ich kann dir dieses hier empfehlen, weil ich selber habe. Entspricht genau dem von dir aufgezeichneten Profil...
 
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Der 14C28 ist im Gebrauch weder schlechter noch besser als ein 440C.
und nur darum gings.
Messerstähle gelten übrigens ab 14% Cr als "rostfrei", was sie in Wirklichkeit auch mit 17% nicht sind.
Alles nur stainless, was es besser beschreibt.
 
G

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Guest
So wie ich das gelesen habe schreibt TicTac nichts von "rostfrei" sondern rostanfällig.
Insofern wäre es sicher für den einen oder anderen sinnvoll, diesen Beitrag aufmerksam zu lesen!
 
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Was ist denn Rostanfällig für ein Begriff?
Rostanfällig ist alles unter 14% Cr, mit jedem Prozent mehr wird es weniger rostanfällig.
Nur ist irgendwann Schluß, weil sonst andere Eigenschaften zu sehr leiden.
Im übrigen soll es auch Liebhaber von Klingen mit weniger als 10% Cr geben. Das sind persönliche Vorlieben.
 
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Ich hoffe halt auf ein: Ich kann dir dieses hier empfehlen, weil ich selber habe. Entspricht genau dem von dir aufgezeichneten Profil...

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. :)

Wetten: Wenn da wirklich einer käme und das schreiben würde, fändest du das Messer aus irgendeinem Grund potthässlich. Entweder weil's ne Schleifkerbe hat oder weil's keine hat oder wegen dem Jimping oder Filework oder ....
 

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