Wohlleben jetzt im Kino

G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Genau das meinte ich ! Es wird in der Praxis auch noch mehr gelebt, als es die Niederungen diese Forums erwarten lassen.

Zum letzten Satz aber gern ausführlicher:
Stelle Dir mal vor, wir hätten flächendeckend dichte, kaum begehbare Naturwälder mit den dort typischerweise geringen (Schalen-)Wildbeständen und geringster Erschließung/Besiedlung. Sowieso nur als Fiktion denkbar. Soweit bis ins alte dunkle Germanien vor der Zeitenwende wird niemand das Rad zurückdrehen können.
Wer als durchschnittl. deutscher Jagdscheininhaber möchte denn aber unter solchen Bedingungen jagen ?
Da scheidet sich die Streu vom Weizen, aber gewaltig. Die jagdlichen Nutzungs-Möglichkeiten wären viel geringer und Platz für 380000 Wohlstands-Jäger wäre dann nicht, oder man tritt sich in den umgebenden Freiflächen gewaltig auf die Füße.

Es geht aber mehr darum, wenn die Flächennutzung weiter extensiviert oder sogar großflächig stillgelegt würde, kommt die Branche ins Spiel ("der NatScH"), denen die Jagd, wie sie aktuell betrieben wird, wohl überwiegend ein Dorn im Auge ist.
Das sollten wir deshalb nicht befürworten, sonst werden wir überflüssig (gemacht!).

Außerdem haben wir seit langer Zeit steigende Schalenwildstrecken, korrelierend mit der Intensität der Waldbewirtschaftung; sprich die Waldnutzung und Jagd wurden intensiviert.
Nie zu vergessen ist der klar gesetzlich definierte Vorrang von La+Fowi vor der Jagd. Es kann nur miteinander laufen, denn Jagd ist kein Selbstzweck.

Die nachhaltige mitteleuropäische Forstwirtschaft pflegt, nutzt und erhält seit langem die Lebensräume, in denen alle für die meisten Jäger wohl interessantesten Wildarten ihr Habitat haben und in die auch andere Arten mittlerweile zurückkamen, weil u.a. die Art der Waldbewirtschaftung es zu lässt (Bsp. Schwarzstorch, Wildkatz).
Man muß leider konstatieren, daß landwirtschaftlich genutzte Flächen für unsere Arten-Vielfalt das Gegenteil erreichen.

Daher kann ich es nicht verstehen, woher die heutige Motivation vieler Jäger kommt, Förstern am liebsten erstmal ans Bein zu pissen, nur weil man z.B. mal ein paar Rehe mehr schießen soll, damit zerstörte Waldflächen wieder aufwachsen können. Der Klimawandel stellt uns alle noch vor ungeahnte Herausforderungen.

Mir ist die egoistische und eingeschränkte Sichtweise Vieler unverständlich und ihr jägerisches Selbstverständnis entspricht nicht dem, wie ich es vor langer Zeit noch verbreiteter erfuhr, als ich zum Jäger wurde. Das betrübt mich - die "Naturentfremdung", wie wir sie der allg. Bevölkerung vorwerfen, hat auch vor der Jägerei nicht halt gemacht !
Wie kann man sich für Wild nicht im Zusammenhang mit dem Lebensraum interessieren ?... mir ist das nicht möglich !
Anständige Jagd bedeutet nicht nur sauber ausgeübtes Handwerk, sondern auch den Respekt vor den o.a. Gesamt-Zusammenhängen !

Nicht in jedem Punkt, aber trotzdem weit erhaben über dem Forumsdurchschnitt! (y)(y)(y)(y)(y)


CdB
 
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28 Feb 2016
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im Vorwort der AFZ (1/2020 ?)wird der Schulterschluß von Jägern und Förstern gefordert, ist also nicht einseitig.:)(y)
Finde ich auch. ......aber wie soll das gehen wenn der spitzfindige gewinnorientierte Nachbar Förster versucht aus allem Profit für seinen Dienstherren zu generieren (und hintendrum damit droht die Verbiss Gutachten so zu schreiben, dass uns Hören und Sehen vergeht !) ......Andererseits aber allen Honig ums Maul und Dreck in die Augen schmiert (und viele es nicht durchschauen! ) ???
Wenn ich merke dass jemand mich für dumm verkaufen will werde ich sauer. ...
man muß Menschen an ihren Taten messen, nicht an ihren Worten. ....!
Grüße +WMH Olli
 
Registriert
27 Apr 2009
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13.152
"Das geheime Leben..." kommt ins Kino.

Wird aber allgemein eher kritisch gesehen, der Film. Allgemeiner Tenor: Sehr schöne Bilder, sehr fragwürdige Botschaft. ....

Bei allem Verständnis für die Kritik an seinen merkwürdigen Botschaften sollte man ihn imo nicht unreflektiert vom Tisch wischen. Vielleicht liegt der Erfolg und Wert seines Werks darin, uns zu erinnern, dass es mehr gibt, als unsere anerkannten sechs Sinne erfassen. Vielleicht können einige Menschen noch die "uralten Antennen" nutzen, die schon Franz Mueller-Darß als berühmter Jäger und Förster so beschreibt ("Verklungen Horn und Geläut", S. 312):

"...Wie kommt es, dass die Städter, wenn sie in den Wald ziehen, entweder gemeinsame Lieder singen, oder lärmen und Juhu schreien? Haben sie Angst vor der Stille? - Haben sie Angst vor dem Hoheitsvollen, das im Walde atmet? Schon unsere Vorfahren, Ihre und meine, haben es gespürt; es wehte sie geheimnisvoll an, jedesmal, wenn sie einen Wald betraten, und sie glaubten daher, daß Gott im Walde wohne und verehrten ihn im Walde, in heiligen Hainen. Ich für meinen Teil glaube das heute noch, und ich glaube, daß die Menschen aus den Städten öfter in die Wälder gehen müssen, daß sie wieder lernen sollten, schweigend und ehrfürchtig in den Wäldern umherzugehen, um etwas fühlen zu können von der göttlichen Führung des Weltalls. Ich glaube, daß sie das brauchen als eine Quelle ihrer inneren Kraft....Es haben mir manche zum Vorwurf gemacht, gerade von den Herren meiner eigenen Grünen Zunft, daß ich zuviel Wesens aus meinem Walde mache. Ich glaube das nicht. Der eine sieht im Walde eine bloße Ansammlung von Bäumen, eine Wirtschaftsgröße, und die bloße Vorstellung, auf einen in Geld ausdrückbaren Gewinn daraus um imaginärer Werte willen verzichten zu sollen, erscheint ihm absurd und vermag ihn bis zur Schlaflosigkeit zu quälen. Der andere verschmerzt leichten Herzens die so verlorenen Goldfüchse , aber er kämpft fanatisch um die Erhaltung eines verwunschenen, stillen Winkels, er verzehrt sich um einen einzigen schönen alten Baum, ja, er verteidigt ihn wenn nötig, mit der Axt und der Flinte gegen Ingenieure oder andere Sendboten der Zivilisation, die ihn einer Straßenführung zuliebe aus dem Wege räumen möchten. Für ihn ist ein >unersetzlicher Wert<, was für den anderen als Wert überhaupt nicht erkennbar wird...."

Soo neu und revolutionär ist es also nicht, was Wohlleben zum enormen Erfolg geführt hat. ;)
 
Registriert
27 Apr 2009
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Erstaunlich, wie galant Du die gedankliche Linie von Wohlleben zu einem verblichenen Generalmajor der Waffen-SS ziehst...

Mir ging es hier nicht um Glorifizierung eines Mannes mit dunkler Vergangenheit oder um seine politische Gesinnung, sondern um die Aktualität der Faszination, die der Wald auf Menschen ausübt, die noch ein Gespür dafür haben, ganz gleich, ob politisch links oder rechts.
 

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