Man kann das Prinzip der Bevorratung von Lebensmittel für einen Notfall auch unter anderen, nüchterneren Bedingungen sehen.
Es wurde hier schon mehrfach erwähnt, dass man sich für Notfall auf die Versorgung mit grundlegendsten Lebensmitteln konzentriert. Es ist also nicht so, dass man Champagner, Austern und Kaviar horten will.
Dennoch kann man die jeweilige persönliche Liste nach gewissen Zielen optimieren.
Einige solcher Ziele können sein:
1. besonders lange Haltbarkeit
2. besonders gute Deckung bestimmter Nährstoffe
3. besonders einfache Zubereitung
4. besonders Ressourcen schonende Zubereitung
5. besonders aufeinander abgestimmte Lebensmittel
6. besonders auf Personen im Haushalt abgestimmt
Wenn man obige Liste betrachtet, fallen einem sofort Lebensmittel ein, die mehrere Eigenschaften haben, welche die genannten Ziele gut erreichen lassen.
Beispiel 1: Brot
Es wird empfohlen, Brot zu bevorraten. Brot hat meistens einen hohen Wasseranteil - außer Zwieback, Knäcke und ähnliche Sonderformen.
Dieser hohe Wasseranteil beschränkt die Haltbarkeit und sorgt für ein erhöhtes gesundheitliches Risiko durch Schimmelpilze, trotz sachgerechter Lagerung.
Zudem ist das Essen von derartig haltbar verpackten Brotsorten an die Verwendung weiterer, bestimmter Zutaten gebunden (Brotaufstriche, -belag jedweder Art). Diese müssen speziell dafür ebenfalls bevorratet werden, wie Marmeladen, Nuttella, Honig, Käse, Wurst, sonstige. Freilich, wenn Kinder da sind, sollten Marmeladen und Nutella, ggf. auch Honig nicht fehlen. Aber da wären wir wieder bei Listenpunkt 6.
Decke ich meinen Bedarf an Kohlenhydraten nicht/nicht wesentlich mit Brot, können sich Vereinfachungen mit Synergieeffekten ergeben. So kann man für das Frühstück ein selbstgemachtes Müsli mit Vollkorn-Haferflocken nehmen. Die Flüssigkeit wird erst bei Zubereitung in Form von Milch warm/kalt dazu gegeben. In erweiterter Notlage kann stattdessen Trinkwasser und etwas Zucker die Milch ersetzen.
Mit der Deckung von Kohlenhydraten mittels Haferflocken entfällt der Aufwand und das Risiko von Brot und Aufstrichen. Zudem sind Haferflocken relativ kompakt, was im Gegesatz zu haltbaren, weil trockenen Brotsorten (Zwieback, Knäcke) als "Granulat/Laminat" vorliegt. Haferflocken können auch rel. einfach komprimiert werden.
Beispiel 2: Nudeln
Decke ich einen Bedarf an Kohlenhydraten mit Nudeln, muss ich diese mit einer rel. großen Wassermenge kochen. Das Wasser muss erhitzt werden und wird nach dem Kochen nicht weiter verwendet. Um Aufwand und Ressourcenverbrauch zu begrenzen, will man möglichst eine größere Menge Nudeln auf einmal kochen. Während man das Kochen zur Not mit einem Gaskocher oder über dem offenen Feuer leisten kann, fällt das Kühlen ohne elektrischen Strom (erweiterter Notfall) umso schwerer.
Nun ersetzen wir Nudeln durch Reis, gerne auch Vollkornreis. Der Reis wird nach der sog. Quellmethode gemacht. Das geht wunderbar, schnell und unkompliziert auch in der Mikrowelle. Man fügt nach und nach nur soviel Wasser zu, wie der Reis zum Quellen braucht. Wenn er fertig ist, hat er im Idealfall alles Wasser aufgesogen. Man erhitzt damit wesentlich weniger Wasser, kippt es danach nicht weg und kann kleinere Portionen zubereiten, während man dabei Energie spart. Wegen der kleineren Portionen ist eine Kühlung weniger häufig erforderlich.
Eine in diesem Sinne brauchbare Nutzung von Nudeln sind somit Nudelsuppen oder Suppen mit Nudeln. Dabei werden die Nudeln in der Suppe direckt gekocht, ohne dass extra Kochwasser benötigt und entsorgt wird. Auf diese mögilche Verwendung muss der Nudelvorrat bzgl. Form und Garzeit ausgelegt werden. Ob man allerdings bei knappen Energieressourcen Suppen kochen möchte/kann, sei eine andere Frage.
Zusammenfassung
Das soll jetzt kein Abklatsch eines Prepper-Lehrbuches sein. Aber es soll einen Blick auf eine Betrachtungsweise öffnen, mit der man gerade solche offiziellen Vorratslisten kritisch überprüfen kann. Zudem halte ich die in den offiziellen Listen genannten Lebensmittel für generell äußerst fragwürdig.
Ich sehe es beispielsweise nicht ein, weshalb man sich für den Notfall Dinge, wie Spargel und Mandarinen, einlagern soll. Auch halte ich den Rat, als Frischobst Bananen zu lagern, für sinnlos - allein schon wg. der geringen Haltbarkeit.
Ich wünsche viel Erfolg bei der Optimierung des eigenen, sehr individuellen Vorrats