Feldhasen erholen sich langsam

z/7

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Hallo, vor 50 Jahren ( 70ziger Jahre ) war hier bei uns nix mehr mit Tollwut, die damalige Impfaktion hat deutlich früher angefangen und auch zum Erfolg geführt.
Dafür wurden Baue begast. Und damit nicht nur der Fuchs, sondern auch gleich der Dachs dezimiert. Die Dachspopulation hat sich davon erst im letzten Jahrzehnt so erholt, daß sie allmählich wieder zu viel werden.

Der landschaftliche Teil des Lebensraumes wurde durch die in den 70ern durchgeführten Flurbereinigungen massiv verschlechtert. Vor allem durch die Begradigungen aller nur möglichen Linien und dem einhergehenden Wegfall einer Unzahl kleiner, unbewirtschaftbarer Ecken, in denen die Natur Natur sein konnte. Die Vegetation zum Standort paßte und sich nicht dem Diktat der Großfläche unterordnen mußte und damit ein vielfältiges Netz unterschiedlichster Lebensgemeinschaften nebeneinander ermöglichte.

Das war imho eines der größten Verbrechen an unserer Umwelt. Die Zerstörung der lebendigen Landschaft und die Grundlage für die Industrialisierung der Landwirtschaft.
 
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Ein Rebhuhn war vielleicht der erste Vogel den ich nach meiner Geburt in einem hühnergesegneten Revier gehört habe. In guten Jahren wurden auf 250 ha Feld 200 Hühner erlegt.

Ich bin in die Keller gegangen und habe recherchiert. Ich habe herausgefunden wann die letzten Flurbereinigungsverfahren abgeschlossen wurden: Es waren von 1968 bis 1972 alle abgeschlossen: Artenreiche Feldflur wich einer Agarsteppe. Mondlandschaft war der Erfolg von Behörden. Heute macht diesselbe Behörde Wiedergutmachung. Beamten versorgen Beamten mit Arbeit. Aber wir sind alle Kinder unserer Zeit.

Wie kann man dann aber die Strecke von 972 Rebhühnern im Hegering im Jahr 1974 deuten? Ab 1968 herrschte schon tabularasa. Wenn man davon ausgeht, dass 1/4 des Besatzes erlegt wurde, lebten dort 4.000 Hühner. Heute vermutlich keine mehr. Mein nächstes Ziel war die Entwicklung der Höfe und der Kulturen. Wir hatten 13 Höfe, alle hatten einen Rüben- und einen Kartoffelacker, in jedem war ein Hühnervolk. Der Hackfruchtanteil lag beim15 % und diese Äcker sahen anders aus als heute, heute sind es 0,15 % die macht ein Saatguterzeuger mit Chemie. Der Ackerhohlzahn hat eine unglaubliche Insektenvielfalt, er ist d a s Ackerwildkraut für Hühner. Wo gibt es ihn noch? Ich habe Hohlzahnbestände auf Wiesenplankton abgekeschert, da geht was!

Fred Gschendner hat mal gesagt: Das Rebhuhn ist mit den Bauern nach Mitteleuropa eingewandert und es wird mit den Bauern wieder verschwinden.
 

z/7

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Wie kann man dann aber die Strecke von 972 Rebhühnern im Hegering im Jahr 1974 deuten?

Der abgeschlossene Flächentausch ist ja nur der Startschuß. Die Anpassung an die rechtlichen Verhältnisse passiert dann im Lauf der Jahre. Und eine große Population verschwindet nicht von einem Tag auf den andern.
 
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Ja aber in unserem Fall wurde der abgeschlossen, die Landschaft gravierend verändert. Doch es war immer noch ein hoher Hackfruchtanteil vorhanden. Der ist aussschlaggebend gewesen, natürlich in Verbindung mit dem Raubwildbesatz. Bis zu diesem Zeitraum habe ich so nebenbei jedes Jahr Rebhühner gewildert (gefangen). Mit den balztollen Hähnen im Frühjahr was das kinderleicht. Mit den Bauernhöfen und den Hackfrüchten gingen die Hühner zurück.

Als ich schon den Jagdschein hatte, sah ich vom Dachfenster mit dem Fernglas zu, wie der Baron jedes Wochenende ums Dorf Hühner jagte. Dachte sehnsüchtig daran, vielleicht darf ich auch mal mit, leider nein. Einmal flügelten sie ein Huhn und der DD fand es nicht. Ich habe gewartet bis sie weg waren. Dann bin ich mit meiner jungen Dachsbracke auf die Stoppeln zum "Ausführen". Sie fand das Huhn sehr schnell und ich habe es mit Genusss gegessen. 20 Jahre später hab ichs dem Baron gebeichtet. Er hat mir lächelnd verziehen.

So mit 12 bin ich fast täglich raus ins Revier. Im Winter sah man nur Hasenspuren. Wenn ich einen Fuchs spürte bin ich sofort nach Hause und hab von der Entdeckung berichtet. Es war eine Sensation. Man sah nie einen laufen. Die Kastenfallen standen bei den Kleintierzüchtern ganzjährig. Die Fangkörbe wenn es keiner sah ebenfalls. Die heutigen Geflügelzuchtvereine haben nur noch einen Bruchteil der Mitglieder von früher. Irgendein zuagroaster Preiß regt sich schon über den Gockel in der Nachbarschaft auf. Seine 4 Katzen dürfen ins Salatbeet vom Nachbarn kacken, die Tauben aber nicht auf dem Dach sitzen. Räuber gut, Pflanzenfresser böse, das fängt schon hier an.

Die Buntbrachen wären ein guter Rebhuhnlebensraum wenn man damit richtig umgehen könnte, sprich keine Mulchverpflichtung. Als ich im Jahr 2003 unsere Auswilderung mit nur 18 Hühnern begann, hatten wir drei Jahre später einen Herbstbesatz von mind. 140 Hühnern. Es war der geringe Raubwilddruck und die Buntbrachen rund um die Stadt. Die Pflichtstillegung konnte so effektiv genutzt werden.
 
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Dafür wurden Baue begast. Und damit nicht nur der Fuchs, sondern auch gleich der Dachs dezimiert. Die Dachspopulation hat sich davon erst im letzten Jahrzehnt so erholt, daß sie allmählich wieder zu viel werden.

Der landschaftliche Teil des Lebensraumes wurde durch die in den 70ern durchgeführten Flurbereinigungen massiv verschlechtert. Vor allem durch die Begradigungen aller nur möglichen Linien und dem einhergehenden Wegfall einer Unzahl kleiner, unbewirtschaftbarer Ecken, in denen die Natur Natur sein konnte. Die Vegetation zum Standort paßte und sich nicht dem Diktat der Großfläche unterordnen mußte und damit ein vielfältiges Netz unterschiedlichster Lebensgemeinschaften nebeneinander ermöglichte.

Das war imho eines der größten Verbrechen an unserer Umwelt. Die Zerstörung der lebendigen Landschaft und die Grundlage für die Industrialisierung der Landwirtschaft.
moin,
das ist alles richtig, nur vergast wurde in den 70ziger nicht mehr.
D.T.
 
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1972 und 1973, ev. 1974 wurde bei uns sicher noch vergast. War selbst dabei wie ein Revierinhaber die Beutel im Restmüll unverbraucht entsorgte. Vielleicht waren es auch Altbestände. Aber um diese Zeit sah ich bei den bekannten Fuchsbauten rund ums Dorf überall noch die Drähte rausschauen.
 
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Der Unterschied zwischen enem Fuchs und dem Feldhasen bei den Biotopanforderungen ist einfach.

Der Fuchs ist Generalist und kann sich sogar in Stadtparks ernähren und Junge großziehen.
Wie alle Räuber kann er sich anpassen. Niederwild ist viel zu spezialisiert in seiner ökologischen Nische, bevor die sich anpassen sterben sie aus.
Mit der Raubwildbejagung ist es leider nicht getan. Ohne eine gesunde Insektenwelt kommt halt kein Gesperre hoch. Ohne nasse Wiesen gibts keine Kiebitze und ohne Streuobstwiesen nun mal keine Steinkäuze.

Ohne intensive Raubwildbejagung kann das Niederwild nicht überleben.
Leider kann man nicht mehr all das machen was nötig wäre.
Hinzu kommen Menschengeschaffene Probleme durch hohen Besucherdruck, freilaufende Hunde, Katzen. In wie vielen Bundesländern darf man noch Jagdschutz betreiben?
Grüne Gesetzgebung. Niederwild völlig egal.
Dafür haben die Hessen die Schonzeiten für Schalenwild vom 1.5. auf den 1.4. vorverlegt um Bäume zu "retten"..... Pack.

https://ljv-hessen.de/gruenes-umweltministerium-zeigt-wieder-einmal-sein-wahres-gesicht/

Jedem anständige Jäger der da mitmacht soll die Kanone platzen.
 
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moin,
das ist alles richtig, nur vergast wurde in den 70ziger nicht mehr.
D.T.
hallo

Du behauptest ja auch:

Hallo, vor 50 Jahren ( 70ziger Jahre ) war hier bei uns nix mehr mit Tollwut, die damalige Impfaktion hat deutlich früher angefangen und auch zum Erfolg geführt. ....
D.T.

Wo ist denn "hier bei uns"?

Ich wurde Ende der 70 Jahre nach einem Katzenbiss noch schmerzhaft präventiv wegen Verdacht auf Tollwut geimpft. Tollwutgefährdeter Bezirk, hieß das damals. Mit auffälliger Beschilderung ausgewiesen.
In Deutschland sind zwischen 1077 und 2000 5 Tollwutfälle registriert worden. Zwei davon hatten den Ursprung in Deutschland.
Offiziell tollwutfrei gilt Deutschland erst seit April 2008.

Das wären die Fakten.

Mir kommts grad so vor, als würdest du schlichtweg alles verleugnen wollen?
Baue vergasen hat übrigens dem Fuchs deutlich weniger zugesetzt, als der Dachspopulation.
 
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Geimpft wird erst seit den 90ern. Noch In den 80ern war der Tollwutbezirk rin übliches Schild am Ortseingang.

Die Begasung der Baue fand vor 50Jahren 1970 immer noch statt, da hat ein Freund 700 Hasen pro Jahr auf der Strecke gehabt. In den 90ern waren es noch 120. Von Hühnern fangen wir besser nicht an.
 
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Ende der 70er Jahre bin ich auf Anordnung der Gemeindeverwaltung oder Polizei fast täglich wegen eines tollwütigen Fuchses "ausgerückt.
Einmal wurde der Mitarbeiter eines Möbelhauses in einer alten Halle für Altmöbel von einem tollwütigen Fuchs angefallen: Ich war schon immer der "fürs Grobe" und bekam den Auftrag den Fuchs in der Möbelrumpelkammer zu schießen. Der Mitarbeiter erzählte mir, dass er gerade noch einem Biss ausweichen konnte. Ich geh rein mit Taschenlampe und damals Kurzwaffe und Flinte auf dem Rücken, falls er wieder rausgeht. Im Schein der Taschenlampe sah ich den Fuchs in der Ecke sitzen. Irgendwie sah der aber auch im Lampenlicht komisch aus? :unsure:Hab dann mal ein Stuhlbein in seine Richtung geworfen und auch getroffen. Das Holzstück sprang vom Fuchs zurück, er dagegen nicht. Er war schon beinhart gefroren und ich konnte mir nicht vorstellen, dass der vor einer halben Stunde noch gesprungen ist.:LOL:
 

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