Wohin geht Rehwild bei hohem Freizeitdruck?

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Ich wollte damit etwas anderes ausdrücken. Die hohen Abschüsse in "manchen" Revieren kommen nur daher weil die Angrenzer zu wenig schießen. Der Rehwildbestand wird bei uns wenn Schnee liegt in manchen Revieren "übernutzt". Wenn man dann im nächsten Jahr den Anteil von Schmalrehen und Jährlingen anschaut, dann fragt man sich wo kommen die her? Soviele können da nicht übrig geblieben sein? Im Frühjahr kommt das gesamte Rehwild in eine "große Schüssel" und es verteilt sich wieder gleichmäßig auf dem Boden. Reviere die zu viel schießen, haben wieder was und bei denen die den Bestand unternutzen werden sie auch nicht mehr. Ich habe zum Beispiel bei den Böcken eine bestimmte Biotopkapaziät. Ist die voll, müssen die anderen auswandern. Die Wahrscheinlichkeit ein starkes Bockkitz im nächsten Jahr wieder zu sehen, steigt wenn ein Bockterritorium frei ist.
Knopfböcke dürfen bleiben. Die Superjährlinge werden dann im Vakuum erlegt.
Wir haben bei uns auch ein paar Ecken, da wird nie ein Bock geschossen und trotzdem bleiben sie dort nur bis max. 2 Jahre, dann besetzen sie ein vermutlich besseres Bockterritorium anderswo und wieder steht ein Jährling dort. Das hängt vermutlich mit der Anzahl des weiblichen Wildes zusammen.
 

z/7

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Das hatt ich schon verstanden. Deshalb geht es ja darum, daß Habitatverbesserungen in beiden Bereichen stattfinden müssen. Wo die agrarische Landschaft auch im Winter genug Deckung und Nahrung hat, muß kein Reh in den Wald.

Ich hatte mein Damaskus-Erlebnis letztes Jahr, als eine befreundete Hundeführerin ihr neues Revier übernahm und als erste Amtshandlung eine Geiß von der Straße las. Ich kannte das Revier von der Hundearbeit und mir wurde mit einem Schlage klar, warum viele Pächter die Rehe aussterben sehn, wenn auch nur ein weibliches Stück weniger wird. Da ist nichts. Feld an Feld an Wiese, ein einziges Laubhölzchen ohne Unterwuchs, dazwischen ein paar nackige Feldwege. Tabula rasa. Hasenland. Nur Hasenland. Die wenigen, vermeintlich auch noch alle sichtbaren, Rehe wandern im Winter natürlich aus. Ich weiß, an wen ich meine aktuelle Lektüre als erstes verleihe. ;)

Davon abgesehen, daß es in beiden Bereichen fehlt, ist dieser Antagonismus imho hausgemacht. Als ich in die Thematik vor 30 Jahren einstieg, nahm ich mit Verwunderung zur Kenntnis, daß Reviere sich nicht etwa gleichmäßig auf alle vorkommenden Bewirtschaftungsformen erstrecken, sondern regelmäßig an der Wald-Feldgrenze Schluß ist. Damit wird diesen Vorstellungen und dem daraus resultierenden Antagonismus zusätzlich Vorschub geleistet. Die Erkenntnis, die Möglichkeiten und die Konsequenz, sein Feldrevier einfach für Rehwild so attraktiv zu machen, daß es kein Bedürfnis verspürt, sich in den Wald zu verdrücken, hat nicht jeder.
 
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Stell Dir vor, als der BJV "am Boden lag" und der ÖJV zeitgleich gegründet wurde, hab ich mir ernsthaft überlegt da Mitglied zu werden. Da mich aber kein Studium in eine ideologische Ecke gestellt hat, aus der die wenigsten wieder heil raus kommen, konnte ich bis heute meine Neigung zum Querdenken ausleben. Schnell hatte ich schon als Jungjäger diesen Verein durchschaut. So bin ich vielleicht zu einem eigenen Umgang mit den Rehen gekommen, ohne sie zu hassen oder abgöttisch zu lieben.
Als wir 1995 unsere Jagd übernommen haben, war angrenzend Regiejagd. Pro 100 ha wurden 8 Stück erlegt. Nicht viel werden einige sagen, ist einfach so. Jedes Jahr wurde eine ordentliche Schachtel Jährlingsgehörne zur Hegeschau abgeliefert, wie üblich ohne jede Auslese,, Zahl vor Wahl. Mittelalte Böcke eher wenige. Den Zahn haben wir dann gezogen, der Abschuss sank auf 4 Stück pro 100 ha. So einfach ist das.
Ich denke wir haben beim Rehwild einen Weg gefunden: Biotopverbesserung im Feld ließ den Bestand ansteigen, wir nutzen mehr als nach dem Gutachten notwendig wäre. Weil einfach mehr Wild da ist.
Diese Schindjagden wie Du sie liebst, funktionieren nur weil die Angrenzer auch mitmachen. Hege ist gepflegter Egoismus.
Welch herber Verlust für den ÖJV.
Wie oft ist eigentlich der BJV in den letzte Jahrzenhnten schon am Boden gelegen?
 
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Ein Zwergenverband, eine fast sektische Minderheit die sich nur um wenige Themen kümmert hat natürlich wesentlich weniger Konfliktpotential als der BJV, welcher sich doch um mehr kümmert als das gebetsmühlenhafte Wiedergeben von immer den gleichen Phrasen: Verbiss, Abschusserhöhung.
Wenn man unter Jagd nur Schädlingsbekämpfung versteht, dann hat man schnell eine Einigkeit wie unter Mausfallenaufstellern.
 
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Ein Zwergenverband, eine fast sektische Minderheit die sich nur um wenige Themen kümmert hat natürlich wesentlich weniger Konfliktpotential als der BJV, welcher sich doch um mehr kümmert als das gebetsmühlenhafte Wiedergeben von immer den gleichen Phrasen: Verbiss, Abschusserhöhung.
Wenn man unter Jagd nur Schädlingsbekämpfung versteht, dann hat man schnell eine Einigkeit wie unter Mausfallenaufstellern.
Die meisten Konflikte macht sich der BJV aber selber (siehe Vocke)😉 Ansonsten cool bleiben und nicht die Nerven verlieren😉
 
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Hab ich rumgejammert wegen Unsichtbarkeit des Rehwildes und viel Besucherverkehr abseits der Wege? Weiß ich nix von, muss woanders gewesen sein. Irgendwie muss rund um den 10.05 hier im Landkreis München irgendwas wieder erlaubt gewesen sein was vorher verboten war. Schlagartig war das Unterholz und die Wildwiesen wieder Menschenfrei und zack war das Wild wieder tagaktiv. In 7 Ansitzen seit 10.05 3 Böcke und 2 Schmalrehe erlegt und noch 2 Chancen verplempert. Ist dann doch nicht jedes Jahr gleich, man kann doch noch aufholen.
 

z/7

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Das Wetter war verboten kalt, Anfang Mai. Das ist dem outdoor-Ungewohnten dann doch zu ungemütlich, bei 2 Grad plus und Nieselpisse im Unterholz zu hocken. Da hat man sich an stay home erinnert und gut gefühlt dabei.
 
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Wenn wir 2 Grad plus haben dann freuen wir uns schon, die Tage nachts immer miese...Komm grad vom Ansitz +8 Grad, richtig angenehm....Und dazu Nordwind, fast nicht spürbar. Die Rehe sind überall draußen, aber es waren schon mal mehr. Der Wald bietet ja auch jetzt was. Wir haben flächig Vogelbeernaturverjüngung wo immer das Licht ausreicht.
 
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weil die jäger ständig an den grünflächen rumhocken und die reh nicht mehr in ruhe äsen können, oder langsam der waidmann immer die gleichen weg mit dem auto im revier fährt, verziehen sie sich in den wald und verbeißen dort. bei uns bleiben spaziergänger, reiter & konsorten überwiegend manierlich auf den wegen. das stört die reh im wald nicht. reh suchen sich deckung, wo sie vom menschen nicht gesehen werden aber selber alles im blick haben.
wenn wir immer weniger grünflächen haben und sich diese zustände kaum ändern lassen, müssen wir mehr im wald jagen und die reh draußen in ruhe lassen.
 
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Ein Zwergenverband, eine fast sektische Minderheit die sich nur um wenige Themen kümmert hat natürlich wesentlich weniger Konfliktpotential als der BJV, welcher sich doch um mehr kümmert als das gebetsmühlenhafte Wiedergeben von immer den gleichen Phrasen: Verbiss, Abschusserhöhung.
Wenn man unter Jagd nur Schädlingsbekämpfung versteht, dann hat man schnell eine Einigkeit wie unter Mausfallenaufstellern.

na ja, jetzt werd mal nicht ganz so ungerecht. wenn man von den internen kloppereien der verbandsmeier absieht (wo sie sich nur mit sich selber beschäftgten), dann bewegten sich die sinnvollen konflikte doch schon ziemlich arg zwischen null und eins. :cool:

auf der anderen seite wäre es ja schlimm, wenn gerade der bjv mit seiner hervorragenden finanziellen ausstattung nicht auch sinnstiftende dinge zustande gebracht hätte (zb bildungarbeit, öffentlichkeitsarbeit, die im prinzip der gesamten jagd nützt).

du bist alt und eigentlich gebildet genug, um zu wissen, dass in der generation der öjv-gründer genug hochrespektable leute vorhanden waren, die man beileibe nicht auf den Begriff des "Schädlingsbekämpfers" reduzieren konnte.
dieser verein ist nur entstanden, weil man bis dahin die klassische jagd in deutschland als in weiten teilen ökologisch verantwortungslos bezeichnen durfte. die jäger hatten nicht viel anderes im kopf als trophäen und treibjagden im großformat, hupsasa und trallala. feudalismus mit anderen vorzeichen. und wer tatsächlich glaubte, verbiss sei pfui, der wurde mit hasen, rehschlegl & co solange bestochen, bis er sich mundtot gab.

im öjv gibt es eine genauso große bandbreite an meinungen wie im bjv, wenngleich das auch in der öffentlichen zuspitzung weniger ersichtlich wird.

wenn man das völlig emotionsfrei betrachtet, besteht der große unterschied der beiden jagdlichen grundphilosophien v. a. darin, dass "wald mit wild" einer stetig wachsenden zahl an jägern mit hoher kaufkraft gerecht werden muss, wohingegen "wald vor wild" eine völlig logische ökologische tatsache darstellt, die den elementaren interessen einer zunehmenden zahl von jagdinteressierten zwangsläufig entgegen steht. eine positive waldentwicklung unter den erschwerten bedingungen und folgen des klimawandels setzt nun einmal eine an waldbaulichen aspekten und forstwissenschaftlichen erkenntnissen ausgerichtete jagd voraus, was sich natürlich mit den eigentümerinteressen deckt. wo aber weniger wild lebt, haben weniger jäger eine jagdgelegenheit. und diesen systembedingten zielkonflikt wird man niemals nicht auflösen können.

das ist der kern des problems. alle anderen "satelliten", die von beiden seiten um den kern des problems herum in die umlaufbahn geschossen werden, sind eher sekundär und betreffen allenfalls das eigenmarketing oder die eitelkeiten, aber auch trotz bzw. gegenseitige provokation ist da mit lust gewollt.
 
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Dann schau Dir bitte mal die Grünflächen an. Da ist nur Gras und das Reh ist kein Grasfresser sondern ein Selektierer. Wenn es in den Wiesen nix zu selektieren gibt, dann ist der Wald mit seinem Laubholz die bessere Äsungsfläche. In vielen Revieren stehen die Hochsitze seit 50 Jahren am Waldrand. Aber die Wiesen sind nicht mehr die wie vor 50 Jahren. 100 m weiter hinten spielt die Musik. Aber viele Jäger wollen am Abend den Weitblick in die "Savanne". Der geschlossene Wald liegt ihnen nicht, wenn sie es einmal anders gewöht sind. Auf der Flur sieht man immer was, und wenn es auf 300 m ist. Im Wald schon mal nicht wenn es 100 m weiter hinten zieht.
 
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weil die jäger ständig an den grünflächen rumhocken und die reh nicht mehr in ruhe äsen können, oder langsam der waidmann immer die gleichen weg mit dem auto im revier fährt, verziehen sie sich in den wald und verbeißen dort. bei uns bleiben spaziergänger, reiter & konsorten überwiegend manierlich auf den wegen. das stört die reh im wald nicht. reh suchen sich deckung, wo sie vom menschen nicht gesehen werden aber selber alles im blick haben.
wenn wir immer weniger grünflächen haben und sich diese zustände kaum ändern lassen, müssen wir mehr im wald jagen und die reh draußen in ruhe lassen.

Vorgestern erst durchs ehemalige Revier gefahren. Da war der Landwirt gerade mit seinem Ladewagen unterwegs auf der ""Wiese"". Dabei kam mir der Gedanke, es hat inzwischen mehr Ähnlichkeit mit einem Golfplatz, als mit einer Wiese... Bei uns stehen die Rehe zur Zeit meist auf den Sturm- und Käferflächen, wo jetzt der Bewuchs auf Hüfthöhe gewachsen ist. Im Feld sieht man sie kaum noch. Auch an der Grenze zum Staatsforst habe ich seit dem 1.05. noch kein Stück Rehwild gesehen.:unsure:
 
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Wenn wir 2 Grad plus haben dann freuen wir uns schon, die Tage nachts immer miese...Komm grad vom Ansitz +8 Grad, richtig angenehm....Und dazu Nordwind, fast nicht spürbar. Die Rehe sind überall draußen, aber es waren schon mal mehr. Der Wald bietet ja auch jetzt was. Wir haben flächig Vogelbeernaturverjüngung wo immer das Licht ausreicht.
Hört sich nach bay. Wald an:
6 Monate Schnee, 6 Monate kalt
 
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Nö, da gibt es noch andere Ecken, aber das mit 6 Monaten Schnee haben wir nicht mehr. Aber kalt schon....;)
 

z/7

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wo aber weniger wild lebt, haben weniger jäger eine jagdgelegenheit.
Den Zusammenhang mußt Du mir erläutern. Meine bisherige Erfahrung ist ein Zusammenhang mit der Fläche, vor allem aber mit der Einstellung des Jagdausübungsberechtigten.

Ich habe einen Pirschbezirk beim Staat von etwa 100 ha, dazu DJ und ein paar Einladungen, damit fühle ich mich zufriedenstellend ausgelastet. Den Kollegen geht es ähnlich. Ich habe keine Ahnung, wie groß die bejagbare Fläche der BRD ist, könnte mir aber vorstellen, daß wir bei einer Umlegung der Jagdscheininhaber auf je 100 ha womöglich sogar zu wenig Jäger haben.
 

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