Reviergestaltung im Niederwildrevier

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Hier ein anderes Beispiel: Da war einmal ein kleiner begradigter Wiesenbach, den man wieder renaturieren wollte. Ansich ein gute Idee, nur leider wurde ein Landschaftsachitekt damit beauftragt, der eben wie so viele in die Ahnungslosigkeit studiert hatte. Es entstand ein geschwungener Bachlauf mit aufgeschütteten Hügel aus Rohboden, daneben war es feuchter. In diesem Graben saßen im Herbst immer Bekassinen und es konnte ja nur besser werden.
Ein paar trockene Buckel konnte ich noch mit Margariten begrünen, die aber gleich im Folgejahr wieder runtergemäht wurden. Dazwischen pflanzte man versch. Büsche, aber nicht auf der breiten Uferseite, sondern dort wo bis zum Bach die Fettwiese gemäht wurde. 80 % der Anpflanzung "erledigte" schon mal der Bauer. Wir wollten ein Wiesenbrüterbiotop verbessern und nicht den x-ten mit Erlen bewachsene Bachlauf haben. Bin sonst für Sukzession aber nicht wenn nebenan Roterlen reichlich vorhanden sind. Hier hätte mit einer Einsaat das Ansamen der Erlen empfindlich gebremst werden können. Nach zwei Jahren interesssierte die Fläche niemand mehr und die Erlen besiedelten die Fläche wie Haare aufm Hund.
Gleichzeitig nahm uns der Erlenbewuchs die Sicht auf den angrenzenden Hang wenn dort Sauenalarm war. Bei großer Hitze zogen sie auch zum Bächlein, für uns unsichtbar.
Eine Fällung der teilweise 8 cm starken Stämmchen hätte nur noch mehr Stockausschlag produziert.
Noch vor Laubabfall sägte ich die Erlen an einem heißen Tag runter, alle mit Schrägschnitt damit der Stumpf möglichst austrocknet. Es hat funktioniert. Wichtig ist es, dass kein grüner Ast irgendwo unten wieder austreiben kann. Die Struktur der Anwarten bleibt bestehen. Beim Hinfahren ist ein Vogelpaar weggeflogen, das ich nicht zuordnen konnte, ev. Braunkehlchen.IMG_1840.JPG
Wenn die Erlensamen im Winter ausfallen, kann man vorher im Jahr durch eine Ansaat z.B. aus Schwedenklee die Fläche verschließen. Der Schwedenklee verschwindet von selbst wieder.
IMG_8158.JPG
Ein paar Weiden habe ich stehen gelassen, da werden Kopfweiden draus..
Die Sauen und alles andere Wild ziehen jetzt ungern durch die flach liegenden Äste. Vor dem Hochsitz habe ich einen schönen Wechsel offen gehalten, der schon breit ausgetreten eine gute Annahme zeigt.
IMG_8156.JPG
Derartige Projekte werden immer so ein bis zwei Jahre "betreut" dann interessiert der weitere Verlauf niemand mehr.
Bei solchen Beispielen kommt der "Aha-Effekt" beim amtlichen Naturschutz. Irgendwann hören sie auf den Jäger.
 
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Dazu muß man nicht ackern. Nicht düngen und spät mähen genügt. Hier wird viel Roßheu gemacht, die Wiesen sind eine andere Welt.

ja das weiß ich. ist unser eigener grund. allerdings hätten wir es gern viel viel bunter.

wildblumen-saat, keine ahnung, .. hab mich noch nicht ernsthaft damit beschäftigt. aktuell mähts der bauer noch für seine rindviecher und düngt "natürlich". ursprünglich wollte ich auf der fläche selber mal ein paar viecher halten, aber meine süße will partout nicht, dass ich mich über sie hinaus noch binde. :D:D

die fläche ist nicht grad klein und ich hätte - neben dem schönen anblick wilder blumen - einerseits ein insektenparadies geschaffen, andererseits das verhalten des rehwildes auf solchen ruheflächen über einen langen zeitraum hinweg gern näher studiert (wann kommen in welchen intervallen wieviele stückl, usw. ), weil ich glaube, dass man daraus für einen effizienten und effektiven wildmanagementplan einige erkenntnisse gewinnen kann (also daten und nicht glaube). momentan ist es halt eine wiese, wie eine wiesn so ist und nicht sonderlich bunt. rehleins nehmen die fläche zwar gelegentlich an, aber meiner meinung nach zu wenig.

ich werde folglich mit irgendeinem gerät drauf müssen und wenn ich die gesetze lese, dann spaziert man bei der bodenbearbeitung ziemlich nah an der illegalität entlang, je nachdem ist die grenze zw. ordnungswidrigkeit und straftat möglicherweise auch fließend. wäre ungut für mich, trotzdem würde ich gern vielleicht auch verschiedenes ausprobieren (von den saaten her gesehen). dabei aber dem amtsschimmel möglichst seine behördliche ruh gelassen.....

jetzt les ich die gesetze und denk mir, mein gott, ich bin doch kein bauer und hab das alles nicht verdient.....:cool::D
 
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Ja da wo es immer so gemacht wird und noch solche Flächen vorkommen kann es sein dass durch
Samenflug oder Verschleppung über Traktorreifen in artenarme Grünlandgesellschaften wieder andere Pflanzen einwandern.
Ein Schwarzwildschaden kann da manchmal auch botanische Wunder bewirken. Neben Löwenzahn kommt auch der Wiesenpippau und der Wiesenbocksbart mit ihren Flugsamen wieder zurück. Sie müssen aber auch die Fähigkeit haben, sich im dichten ursprünglichen Bewuchs zu behaupten.
Es gibt aber auch Flächen, wo eine Nachhilfe sinnvoll wäre. Es wäre zu prüfen, inwieweit ein leichtes Aufkratzen schon etwas bewirken kann, ohne dass die Agrarbürokraten nach Strafe rufen. Da dürfte eigentlich nichts im Wege stehn. Damit habe ich mich noch nicht befasst, denn unsere Wiesen sehen ganz gut aus.
Auf den Wiesen werden im Frühjahr auch die Maulwurfshaufen eingeebnet, auch eine gute Chance zum Nachsäen.
Ich habe aber erlebt, wie die Stadt im Nachbarrevier aus einer sehr artenreichen Talsohle eines Regenrückhaltebeckens inzwischen durch Maht eine Wiesenfuchsschwanzwiese gemacht hat, die Hochstauden sind alle verschwunden...
Die Fläche hatte ich damals angesäht, liegt zwar im Nachbarrevier aber egal. Neben LRI habe ich authochtone Wildpflanzen (Mädesüß, Engelwurz, u.a. selbst gesammelt) eingebracht, Magerstandorte wurde ausgespart.Anhang anzeigen 120125
Winterkresse, Färberkamille und Wundklee
Anhang anzeigen 120127
Anhang anzeigen 120126
Der Sumpfschotenklee war ein erstklassige Bienenweide, kann Euch auch ein Bild dieses gemulchten Bestandes einstellen. Großer Wiesenknopf ist schon wieder weitgehend verschwunden. Wiesenstorchschnabel kämpft ums Überleben.
Die Talsohle des Beckens muss angeglich gemäht werden, sagt der für Grünflächen verwantwortliche Mitarbeiter. Das Wasserwirtschaftsamt sagt nein, nur die Böschungen.
Ein sehr gutes Biotop auch für unsere Fasane, auch mit Braunkehlchen hätte es klappen können. Aber es fehlen die vorjährigen Stängel...
Wenn ich so sehe wie mit unserer Natur umgegangen wird - und das völlig unnötig, dann fallen mir jeden Morgen fünf Leute ein, die schon beim Aufstehen eine Watschn kriegen müssten, damit vielleicht der Denkprozess in Gange kommt.
Sie sollen einfach mal nichts tun, anstatt immer diesen Blödsinn zu verzapfen. Es geht uns immer noch zu gut, Diesel ist noch zu billig für diese Leute.

Mit dem Aufstellen von Bambusstäben als Ansitzwarten für Braunkehlchen man dem entgegen wirken.
 
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Mit dem Aufstellen von Bambusstäben als Ansitzwarten für Braunkehlchen man dem entgegen wirken.


Anwarten kann man ihm damit wohl bieten aber das ist nur Linderung der Beschwerden aber nicht die Heilung der Krankheit. Die durch das "cleanen" der Fläche entstandene Verarmung durch das Fehlen der Kraut,- und Blühpflanzen wird ein Mangel an Insekten nach sich ziehen den das Braunkehlchen etc. schlimmer treffen wird als die Anwarten.
Schon verrückt was in diesem Land möglich ist. Und das oft von "Studierten" oder anderen Hochgelehrten bei denen man eigentlich Sinn und Verstand vermutet.
 
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Mit dem Aufstellen von Bambusstäben als Ansitzwarten für Braunkehlchen man dem entgegen wirken.
@Fuhnejäger war schneller, ja so krank sind wir bei unserem Umgang mit der Natur. Erst Vogelfutter im Herbst tonnenweise runtermulchen und dann Vogelfutterhäuschen aufstellen.
Unser Jagdvorstand, macht immer einen auf großer Waldbauer und den Verbiss im Auge, obwohl es bei uns nix zu meckern gibt......Er ließ in seinen Privatwald das gesamte Totholz fällen, auch das was nicht mehr zum Brennholz taugt. Dafür hängen wir dann überall Nistkästen auf.
Das mit den Stäben wurde bei uns in der Gegend von LBVlern auch gemacht. Aber was bringt es wenn die Bruten verhungern oder gefressen werden?
Kein Verband hat es bisher geschafft, die Drecksmulchverpfichtung der Agrarbürokraten zu kippen. Das wäre mal eine Leistung für den Artenschutz und lasst den Bambus im Baumarkt.
 
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Ich musste gerade spontan an einen Satz von meinem alten Biolehrer denken... Wir hatten da eine Botanik-AG, aber haben natürlich auch sonst alles mögliche in Richtung gesamtökologisches Verständnis gemacht, 80er eben... Auf jeden Fall hatten wir mit dem mal auf einer Exkursion eine Diskussion zum Thema Natur und haben dem natürlich das Loblied auf unser Heimatkaff gesungen und wie toll da doch noch alles intakt sei...

Der hat sich das ganz in Ruhe angehört und dann am Schluss gemeint: "Ihr habt alle das Herz am rechten Fleck, aber euer Kompass ist noch nicht geeicht. Ihr lebt in einer Kulturlandschaft mit Naturflecken. Wenn ihr an einen Ort kommt, an dem es euch vor Schönheit die Sprache verschlägt, wenn ihr Zeit und Raum vergesst und nicht wisst, wohin vor lauter Staunen schauen: Das ist Natur und alles andere dagegen ein Fliegendreck."

Irgendwie zeigt sich immer mehr, dass der Mann recht hatte. Nur werden die Plätze immer weniger...
 
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@Fuhnejäger war schneller, ja so krank sind wir bei unserem Umgang mit der Natur. Erst Vogelfutter im Herbst tonnenweise runtermulchen und dann Vogelfutterhäuschen aufstellen.
Unser Jagdvorstand, macht immer einen auf großer Waldbauer und den Verbiss im Auge, obwohl es bei uns nix zu meckern gibt......Er ließ in seinen Privatwald das gesamte Totholz fällen, auch das was nicht mehr zum Brennholz taugt. Dafür hängen wir dann überall Nistkästen auf.
Das mit den Stäben wurde bei uns in der Gegend von LBVlern auch gemacht. Aber was bringt es wenn die Bruten verhungern oder gefressen werden?
Kein Verband hat es bisher geschafft, die Drecksmulchverpfichtung der Agrarbürokraten zu kippen. Das wäre mal eine Leistung für den Artenschutz und lasst den Bambus im Baumarkt.


so wie ich unsere bairischen waldbauern kenne, denen ihr wald tatsächlich wichtig ist (die, die also nicht nur zum jagdessen kommen, weils was umsonst gibt :cool:), schauen, dass sie ihr sachi sauber beieinander haben. wenn der also net grad stinkfaul und / oder deppert war, dann hat der ordentlich durchforstet und das totholz schon frisch beseitigt, weil wir in prekären waldzeiten mit allerhand kalamitäten leben, nicht wahr?
der "ips typographus", glaub ich heißt er, ist ja allseits bekannt ein schlimmer finger und präferiert schwache oder grad abgestorbene nadelbäumerl. dann noch die ganzen stürmhölzer, die die vermehrung fördern und genau deshalb gehört der sch... raus ausm wald in diesen bösen zeiten. außerdem hat auch die ökologie nixn davon, wenn wir zwar haufenweise totholz haben, aber irgendwann keine lebenden nadelbäume mehr wg. dem vermaledeiten buchdrucker.
viel uraltes totholz aus guten zeiten hatte der ernsthafte bauer doch eh nie in seinem wald. aber nur das alte maustote holz wiederum wäre ungefährlich, ja sogar förderlich weil die feinde der schadkäfer länger bleiben als der schädling selbst.
und selbst wenn er alles rausgenommen hat, ... verhackschnitzeln kann man viel und bei den eklatanten schäden grad für die kleinen ist jeder pfennig willkommen, wahrscheinlich erst recht wenn er noch nicht mal mehr einen ster genickte fichte für den ofen verkaufen konnte. bei uns jedenfalls hat es einige sauber derbröselt...
fairerweise müssen wir schon schauen, in welchen zeiten wir leben.
für ökoluxus im wald bei den kleinen anzufangen, ist momentan nicht so angebracht. die feld- und mastbauern gehören gerupft ...
 
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@Auerochse wenn ich das so in handarbeit mit mistgabel und spaten mach, wie der typ im video brauch ich bis zum 90. keinen jagdschein mehr lösen. :D es geht net um einen öko-vorgarten sondern um ne größere lws. nutzfläche (wiese).
 

z/7

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Wo soll man da anfangen :rolleyes: ?

Totengräberei hat mit Borkenkäferbekämpfung soviel zu tun wie ein Waldbäuerlein mit der ANW.
 
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@Auerochse wenn ich das so in handarbeit mit mistgabel und spaten mach, wie der typ im video brauch ich bis zum 90. keinen jagdschein mehr lösen. :D es geht net um einen öko-vorgarten sondern um ne größere lws. nutzfläche (wiese).

Dann nimmst halt Balkenmäher, Motorhacke und Bodenfräse... Das Prinzip bleibt trotzdem das gleiche. :D
 
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Das wichtigste ist doch erstmal an Flächen zu kommen. Hier ist bestes Ackerland mit 60-100 BP und keine Fläche unter 5 ha groß. Zu kaufen gibt es nichts, ausserdem Flächenpreise von 40-50TEU/Ha . Grünland gibt es hier garnicht.
Ich habe das Glück über einen Maschinenpark zu verfügen, da mein Mitpächter Landwirt ist. Ich habe Industriebrachen "annektiert" für die sich niemand interessiert hat und aus Schotterplätzen, auf denen die gebrochenen Steinen abgebrochener Gebäude lagen, haben wir in jahrelanger Fummelei und Ausprobieren, letztendlich durch einige Jahre Kleemischungsbau, vorsichtige Düngergaben und immer neue Mischungen, Äsungsstreifen/Wildäcker geschaffen die von allen Insekten,Vögeln und natürlich dem Wild gut angenommen werden. So schaffen wir in unserer, nach der Ernte, recht ausgeräumten Feldflur Flächen auf denen sich z.B. das Rehwild im Winter einstellt und so nicht ständig Strassen queeren muß.
Ob man Grabenränder begrünt, Landwirten kleine Spitzen abschwatzt, verhindert das Graswege gemäht oder gemulcht werden ist egal, aber es ist immer Arbeit, man muss sich auch mal mit Leuten anlegen und schiebt auch mal Frust, weil sich jemand nicht an seine Zusagen hält, das sollte man aushalten können;)
Die Voraussetzungen sind sicher überall unterschiedlich, die Bereitschaft und Lust zum gestalten muß aber über lange Zeit vorhanden sein. Einmal 50 Bäume pflanzen und dann die Hände in den Schoß legen, hilft keinem Revier.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 3798

Guest
Das Geheimnis der Niederwildhege in kurzen Sätzen schön zusammengefasst.
 

z/7

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