Ich halte schon rein formal diese „Presseerklärung“ für unseriös, weil sie eben tatsächlich eine Werbeanzeige und keine Presseerklärung ist. Insofern ist es eigentlich müssig, die inhaltlichen Aussagen dieser Anzeige auf ihren objektiven Wahrheitsgehalt abzuklopfen. Was an dieser unternehmerischen Stellungnahme aber aufstösst, ist dass hier mit scheinbar jagdpraktischen Behauptungen und Sicherheitsbedenken argumentiert wird, die für jeden Jäger leicht zu entlarven sind aber sich eben nicht einem Politiker erschliessen.
Ich beziehe mich hier auf die mehrfachen Argumente der Jahnke-Anzeige, bezüglich der Sicherheit im Schuss. Insbesondere dass sich über eine WBK keine Hindernisse vor dem Ziel abbilden, dass bei Nebel keine Gewissheit über einen Kugelfang existiere und dann noch das populistisch sehr wirksame Negativbeispiel eines Jägers, der ein vermeintlich krankes Reh identifiziert, dass dann aber tatsächlich der Kopf eines anderen Jägers war. Was soll man z.B. zu diesem „Klassiker“ der jagdlichen Fehlansprachen anmerken? Entweder man hat Augen im Kopf oder nicht. Das hat doch alles nichts mit der Technik sondern mit dem Schützen und seinem Verantwortungsbewusstsein sowie seiner individuellen Überforderung zu tun! Auch mit der klassischen Zieloptik kann ich beim nächtlichen Schuss nicht jedes Hinderniss (Ast oder Grashalm) in der Flugbahn ausschliessen. Ähnliches gilt für den Kugelfang. Jeder muss selber wissen, auf welche Entfernung er nachts schiesst, dies aber dann auch selber verantworten. Nicht umsonst spricht man von Kirrungsentfernungen. Das gilt prinzipiell und hat nichts mit der von Jahnke verteufelten Technik zu tun. Natürlich kann eine entsprechende Optik zu weiteren Schüssen verleiten. Es obliegt dann der Verantwortung und Selbstdisziplin eines jeden von uns, die eigenen Fähigkeiten und jeweiligen Örtlichkeiten richtig einzuschätzen. Das gilt für jeden Schuss erneut, den man auf der Jagd abgibt. Mit den von Jahnke angeführten Sicherheitsrisiken und Bedenken müsste ja die Jagd an sich weitgehend untersagt werden. Es kommt allein auf den gewissenhaften Umgang mit der Schusswaffe an. Deshalb gilt für den Schuss in der Dunkelheit noch mehr als sonst entsprechende Vorsicht und Selbstbeschränkung. Im Zweifel bleibt die Kugel im Lauf! Bei Nebel verbietet sich ohnehin jeder Schuss - ob mit Wärmebildtechnik oder ohne. Auch mit einem normalen Zielfernrohr wurden nachts bereits unglücklicherweise Rinder, Pferde oder sogar Menschen statt Wild beschossen. Es gibt genug solcher Geschichten und Legenden. In den meisten dieser Fälle handelte es sich um menschliches Versagen. Niemand fordert deshalb die Abschaffung der Nachtjagd aber sehr wohl und zurecht den Einzug der Jagdscheine solcher Unglücksschützen.
Bei dem von Jahnke angeführten Beispiel stellt sich zudem die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass bei Nacht (oder Tag) zwei Ansitze in direkter Schusslinie besetzt wurden. Das ist doch jagdlich und sicherheitstechnisch der eigentliche Kardinalfehler und nicht die kritisierte optische Zieltechnik. Prinzipiell gehören Waffen eben nicht in Narrenhände! Das Unredliche an diesem Jahnke-Statement ist, dass hier öffentlich völlig unnötig Risiken thematisiert werden, die eben im leichtfertigen öffentlichen Schusswaffengebrauch liegen und nicht in der jagdlich verwendeten Technik. Dadurch könnten ggf. politisch auch schlafende Hunde geweckt werden! Im übrigen bin ich auch der Meinung, dass unsere Interessenverbände das Thema Nachsichttechnik und effektive, moderne weidgerechte (also tierschutzgerechte) Nachtjagd (dazu gehören auch Lampen) zu sehr ignorieren und aktiv mit definieren sollten. Der Gesetzgeber fordert von den Jägern vor dem Hintergrund der ASP eine verstärkte und effektive Bejagung des Schwarzwildes und ist nicht in der Lage oder Willens dafür klare und bundeseinheitliche, praxisgerechte Rahmenbedingungen zu definieren. Das liegt leider insbesondere daran, dass unsere Interessenvertretungen sich für eine diesbezügliche Klarheit und jagdliche Praxisnähe gegenüber der Politik zu wenig ein- und durchsetzen. Im Falle der Nachtjagd mit moderner Technik, wäre dies m.E. sehr gut und sehr einfach machbar. Die Bereitschaft der Jäger zu einer verstärkten Bejagung ist gegeben. Ob diese Einsatzbereitschaft am Ende erfolgreich ist, hängt nicht zuletzt davon ab, ob dafür auch die bestmöglichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. So zögerlich und kontraproduktiv wie sich derzeit diese Rahmenbedingungen regeln, bin ich diesbezüglich sehr, sehr skeptisch. Aber die Politik bastelt bereits lieber an anderen Lösungen und testet z.B. den Einsatz von Saufängen in Kooperation mit dem Forst - und mein LJV verhindert z.B. nicht, dass dies auch noch mit Mitteln aus der Jagdabgabe finanziert wird.