Den Begriff Lebenserfahrung hatte ich extra gewählt, da er sich nicht auf Jagd beziehen sollte. Schade, wurde von Dir prompt nicht so verstanden. Ich bin auch dafür, Leuten den Schein wegzunehmen, weil dann die Jagdmöglichkeiten für mich und den interessierten Rest reichhaltiger werden. Anfangen kann man ja mit dem jährlichen Schießnachweis auf Leistung. Da treten schon mal eine Menge Leute gar nicht erst an und verzichten freiwillig
auf eine Verlängerung des Jagdscheines. Nach Meinung des Mitforisten Sir H. schießt
mindestens 50 % der deutschen Jägerschaft grottenschlecht. Nach dieser Einschätzung dürfte die Durchfallquote relativ hoch sein.
Einem Wildmeister mit langjähriger beruflicher Tätigkeit kann ich als Hobbyjäger natürlich nicht
gerecht werden. Das wäre dann ja auch ein Armutszeugnis für ihn. Meine Schwachstellen kann ich einschätzen und möchte auch nicht mit jeder Inselbegabung mithalten müssen.
Zum Thema Uniform und Schulterstücke kann ich nur ergänzen, daß diese ohne staatliche
Hoheitsabzeichen keinerlei Bedeutung haben. Als wir noch das Polizeijagdgesetz hatten sah das anders aus. Da sollte der Waldbesucher ( z.B. landwirtschaftliche Knechte, Wilddiebe, Selbstwerber, Schäfer, Hütejungen usw.) eingeschüchtert werden. Da war auch der Förster noch Hilfsbeamter der Staatsanwaltschaft und der Berufsjäger gab den Büttel. Ist aber Schnee von gestern.
Ich möchte weniger unterstellen, dass "mindestens 50 Prozent der Jägerschaft grottenschlecht schießt." Was die Schießerei anbelangt, so sollte man sehr stark zu unterscheiden wissen.
Der größte Teil der Jäger bzw. die, die sich dafür halten, erlegt heute ihre Beute immer noch auf dem Ansitz und auf eher harmlose Entferungen.
Dazu gehört nicht viel "Können" und das schaffen auch die Meisten. Das Problem liegt imho mehr im "Vermögen". Mit zunehmendem Alter fällt es offensichtlich schwer, eigene gesundheitliche Mankos zu erkennen und sich darauf einzustellen.
Ein weiterer Punkt ist die Routine und der damit einhergehnde Hang, die Lage zu unterschätzen. Die Kugel ist schnell mal draußen, wenn man im Jahr 20 Stückl und mehr erlegt. Die Leute "stumpfen" ab. Die Ehrfurcht vor der Schöpfung geht mit den Jahren verloren bzw. nimmt ab und zack macht man viel schneller den Finger krumm.
Das Eingehen höherer Risiken aufgrund Erfolgsdrucks infolge falsch angelegter jagdlicher Strategien des Verantwortlichen ist ein weiterer Grund für Fehlschüsse und das macht die Arbeit dann für die Nachsucher.
Ich fordere in jedem politichen Gespräch über Jagd den Schießleistungsnachweis, allerdings nicht als Basis für den Erhalt der jagd- und waffenrechtichen Erlaubnisse, sondern als
Voraussetzung für die Teilnahme an Bewegungsjagden mit Flinte und Büchse. Schließlich möchte man als Katholik unter den ganzen Waffenverrückten keinen Massensuizid provozieren. Du würdest denen ja den Sinn ihres Lebens rauben.
Was die einfache Ansitzjagd anbelangt, so bin ich im Lauf der Jahre eigentlich zu dem Ergebnis gereift, dass es klüger wäre, ab einem bestimmten Alter bzw. für Sehhilfenträger einen gesetzlich vorgeschriebenen Sehtest einzufordern.
Die Meisten, die ich kenne und kannte, hörten mit der Jagarei nämlich erst auf, nachdem der Sargdeckel zuging oder wenn einer plötzlich merkte, dass ihn die Beine nicht mehr in die Kanzel trugen. Also auf gut deutsch, wenn es einfach überhaupt nicht mehr geht, selbst wenn man noch so gern will .....
Es steigen auch die Verkehrsunfälle mit Senioren an. Die Menschen haben ein Problem mit dem älter werden und wollen nicht sehen, dass alles einmal ein Ende hat. Und da ebend der Jäger von Natur aus ein Sturschädel ist, braucht der naturgesetzgemäß ebend schon mal strengere Gesetze...
Das Problem bei den Jüngeren, die im Übrigen auch oft genug waffenvernarrt auf den Ständen kleine Vermögen verschießen und trotzdem Nachsuchen produzieren, ist auch weniger das Können, sondern die Einstellung. Jeder Hanswurst darf sich heute nach drei Wochen Kurs bewaffnen bis an die Zähne und in der Natur auf die Kreatur schießen, sobald er das nötige Kleineld hat. Aber da s hatten wir ja schon öfters .....
Im Übrigen ist es nicht schade, wie ich die von Dir erwähnte und in logischerweise jagdlichem Zusammenhang (wir sind hier im Jagdforum) sehende Lebenserfahrung deutete.
Man kann auch in anderen Lebensbereichen nicht mit Lebenserfahrung argumentieren, wenn im Kontext der Erwartungen und Ansprüche die Person diese nicht angemessen umzusetzen weis bzw. nicht in der Lage ist, die Lebenserfahrung mit anderen Dingen zu verknüpfen, um dadurch ein sinnvoller Teil der Lösung eines Problems zu sein.
Stell Dir vor, Du bist 60+, hast einen Porsche, damit einhergehend ein junges Weib mit Körbchengröße Deiner Vorliebe auf dem Beifahrersitz und hast das Viagra vergessen oder es wäre bspw. coronabedingt auf absehbare Zeit nicht mehr lierferbar. Ich fürchte, Deine Lebenserfahrung wird nicht ausreichen, denn es wird Dir etwas fehlen, was im Kontext aller relevanten Einflüsse die Sache bipolar geschmeidg macht.
Uniform oder Schulterstücke bei Berufsjägern und Förstern habe ich selbst noch nie in natura gesehen. Ich lese nur gelegentlich, dass es so etwas noch geben soll.
Egal, wo ich hinkomme, die Meisten tragen ihre präferierte Kleidung und dann allenfalls ein Westerl oder Jopperl mit dem Wappen / Schriftzug der Landesforsten drauf. In Bayern und Österreich bei offiziellen Anlässen auch gern Tracht.
Aber wenn Du nen Tipp für mich hättest, wo ich mir so einen Clown in Uniform und mit Schulterstücken bewaffnet außerhalb eines Museums im aktiven Dienst noch anschauen kann, bitte ich um einen Hinweis.