Wandel in der Jagd

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Gestern habe ich den neuesten Frankonia-Katalog erhalten. Seit Jahrzehnten warte ich jedes Jahr auf diesen Tag und mache mich sofort daran, den Katalog von vorne bis hinten durchzublättern. Natürlich geht es auch immer darum, was sich zur letzen Ausgabe geändert hat, was an Neuem dazugekommen und was rausgefallen ist.
Beim neuen Katalog sind es vor allem die kombinierten Waffen, die fast gänzlich fehlen. Seiten über Seiten Repetierer, mit und ohne Schalli, Nachtsichttechnik, aber so gut wie keine kombinierten Waffen mehr. Eben ganz auf Schalenwildjagd und hier vor allem Schwarzwildjagd abgestellt.
Ich glaube, daran ist ein grundsätzlicher Wandel in der Jagd erkennbar und es deckt sich recht gut mit meinen Beobachtungen in meinem jagdlichen Umfeld. Nachdem wir auch hier um München seit Jahren starkes Schwarzwildvorkommen haben, dreht sich die Jagd mehr und mehr um diese eine Wildart. Die Gespräche an Stammtischen (soweit es die überhaupt noch gibt) drehen sich um Nachtsichttechnik, auf Platz zwei liegt der Schalldämpfer. Würde man nur nach diesen Unterhaltungen gehen, könnte man meinen, es besteht nur noch Interesse an der Saujagd. Die Rehe laufen halt so mit, Niederwild scheint viele (junge) Jäger kaum noch zu interessieren. Ist ja eh kaum noch was da, kann ich dann hören. Was natrülich auch nicht verwundert, wenn das Interesse daran so nachlässt und kaum noch jemand Raubwild bejagt bzw. Raubzeug kurzhält.

Mich würde einfach interessieren, wie andere Jäger darüber denken. Meine große Befürchtung ist, dass wir in absehbarer Zeit nur noch Wildarten bejagen (dürfen), bei denen eine Bejagung aus Gründen der Land- und Forstwirtschaft unerläßlich ist. Mangelndes Interesse der Jäger am Niederwild (Friedwild wie Raubwild) spielt den Leuten in die Hände, welche die Jagd so weit wie möglich einschränen möchten. Hase und Fasan, Fuchs und Marder etc. wären für uns dann tabu. Für mich als Revierinhaber und -betreuer ein unerträglicher Gedanke.
 
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Hallo K95,
du sprichst mir aus der Seele. Natürlich bejage ich auch gern die Sauen - aber in unserem Niederwildrevier gilt der größte Teil der Revierarbeit dem Niederwild (Fallen, Prädatorenbejagung,
Fütterungen für Hühner, Kleintränken usw..)
Die Jagd verkommt zu Tummelplätzen für Technikfreaks und Drückjagdprinzen. Dazu kommt dann noch die Auslands-("jagd"), wo Jagdführer Antek dich an die Wildwiese bringt: "Der rechte Hirsch ist all inclusive, der in der Mitte koste 500 und der linke 1500 Aufpreis". Zu Hause und im Fratzenbuch werden dann die tollsten Geschichten präsentiert.
Bei uns auf dem Dorf gehts glücklicherweise noch etwas anders zu. Der Bock hier vom mageren Boden, der einfach keine Chance hat, die 500g Futterböcke zu erreichen, wird wertgeschätzt und geliebt.
In einem aber ist es bei mir anders: Die Frank und Monika Kataloge meiner Familie liegen gemeinsam unausgepackt in der Papiertonne
 
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Klang doch hier auch schon an, die Frage warum man denn auf der Prüfung Tontauben schießen müsse:unsure:
Wenn ich weiß, dass jemand einen gültigen Jagdschein hat, muß ich dann in Zukunft fragen, füe was der gilt? Wenn ich einen LKW Fahrer suche, muß ich ja auch nicht angeben, gefahren werden soll ein 18to Motorwagen der Marke Mercedes, MAN, DAF oder Scania...
 
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Ich hab's grad schonen einem anderen Faden geschrieben, passt aber auch hier gut. Pauschal könnte man sagen: Früher Herzblut, Identifikation mit dem Revier und der Landschaft, Revier und Waffe gingen von Generation zu Generation, Freude am Wildbestand (nicht nur zum Totschießen), Respekt und Dank für Kreatur und Jagd. Heute Camouflage, schneller höher weiter, Ballistikturm, Schweine, Schweine, Schweine, nur Strecke zählt, Jagd = Drückjagd, und möglichst ab ins Netz damit, Clicks und Likes sammeln.

Zum Teil haben sich natürlich die Rahmenbedingungen geändert. Immer mehr Jäger, immer mehr Mais, immer mehr intensive Landwirtschaft, immer weniger Zeit. Die Leute werden durch YouTube und Co angefixt und lernen die Jägerei nicht seit Kindesbeinen an vom Großvater. Die Crashkurse ("Jäger in 10 Tagen") sind sicher auch nicht ganz schuldlos.

Es gibt slow food, slow tourism, slow fashion, slow work usw. Wie wär's mit slow hunting: Etwas weniger Tempo, Schnelllebigkeit und Hektik und dafür mehr Genuß und Zufriedenheit.

Aber darüber haben wir ja hier schon oft diskutiert: Lodenjäger mit Gamsbart und Kombinierter versus Funktionskleidungsjäger mit Vorsatzgerät auf dem Carbonrepetierer ...

Ein großes Problem sehe ich darin, dass sich immer weniger Jüngere im LJV oder DJV organisieren. Von meinen Jagdkameraden ist kaum einer dabei. Es fehlt der Grünen Zunft bald ein gemeinsames Sprachrohr, dass unsere Sache glaubhaft (aufgrund vieler Mitglieder) gesellschaftlich akzeptiert und erfolgreich besonders in Politik und gegen jede Ideologie stark vertreten kann.
 
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In meinen Umfeld kenne ich ein Revier, da sterben die Füchse an ,,Altersschwäche":cautious: bzw. werden überfahren. An sonsten hat Meister Reinecke nix zu befürchten. Schmeckt ja auch net besonders und Schaden im Feld macht er auch nicht. Niederwildhege....Fehlanzeige, Rebhun und ,,Co." habe ich hier seit Jahren nicht mehr geseh'n. Dafür ist das Schwarzwild Feindbild Nr. 1, aber nicht nur hier, leider Mittlerweile Flächendeckend. Das sieht man ja auch an dem ein oder anderen Beitrag hiero_O
MfG.
 
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Die Jagdgelegenheit bestimmt den Ausrüstungsbedarf. Und die Jagdgelegenheit im Niederwildrevier ist die absolute Ausnahme in vielen Regionen. Für mich persönlich ist im jetzigen Umfeld das uneingeschränkte Jagen in einem vielfältigen Niederwildrevier absolut unerreichbar.
 
G

Gelöschtes Mitglied 9935

Guest
Die Niederwildhege ist nun einmal sachbezogen deutlich aufwändiger und benötigt mehr Erfahrung, Einsatz und Ausrüstung. Weiterhin ist vieles Raubwild nicht verzehrfähig. Da benötigt es schon viel Passion um die Niederwildhege nachhaltig zu betreiben. Ich werde bestenfalls belächelt, wenn ich darum bitte, ob ich statt auf Schalenwild auf Raubwild und Raubzeug ansitzen darf.
Ausserdem ist der saubere Flintenschuss etwas, was man lange und dauerhaft üben und immer wieder trainieren muss. Ist vielen einfach "zu viel Aufwand"...
Aber bei den wenigen, gut gepflegten Niederwildrevieren wird dann Schlange gestanden, "um auch mal" Federwild zu erlegen. Unter dem Jahr aber findet sich keiner, der mit Benjeshecken anlegt, Hasenapotheke sät, mit den Bauern verhandelt, Koffer- und Betonrohrfallen wartet und kontrolliert oder eben wie in den letzten Sommern Wasser für das Niederwild zugänglich macht...
 
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Mich würde einfach interessieren, wie andere Jäger darüber denken. Meine große Befürchtung ist, dass wir in absehbarer Zeit nur noch Wildarten bejagen (dürfen), bei denen eine Bejagung aus Gründen der Land- und Forstwirtschaft unerläßlich ist. Mangelndes Interesse der Jäger am Niederwild (Friedwild wie Raubwild) spielt den Leuten in die Hände, welche die Jagd so weit wie möglich einschränen möchten. Hase und Fasan, Fuchs und Marder etc. wären für uns dann tabu. Für mich als Revierinhaber und -betreuer ein unerträglicher Gedanke.

Das ist doch in Ba-Wü leider schon seit Jahren so im Jagdrecht nach- und herauszulesen.
 
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Für mich ist das uneingeschränkte Jagen in einem vielfältigen Niederwildrevier unerreichbar.

Na, das stimmt aber auch für die meisten von uns, die ein Niederwildrevier erfolgreich betreuen. "Uneingeschränktes (!)" Jagen und "Vielfältige Tierwelt" - das kann man oft nicht verlangen, das ist wirklich fast unerreichbar . Aber bescheidenes Jagen für den Topf, nachhaltig gedacht, Hege - das macht Sinn.
Auch im durchschnittlich guten Niederwildrevier sind es kaum mehr als 2 Gesellschaftsjagden im Jahr, wenn überhaupt. Ausnahmen gibts natürlich.
 
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Ich schieße alles, BDB,BBF, Drilling, aber auch Repetierer und nehme auch gern die Kombiwaffen mit.
Früher waren die Kataloge, Frankonia, Kettner, Alljagd viel besser aufgestellt, weniger Kamotten dafür mehr Waffen und Mun.
D.T.
 
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Jo, leider werden die gemischten Reviere mit ausgewogenem Wald- Feldanteil auch nicht mehr.

Und wenn man hier erwähnt das jede Woche Arbeitseinsatz ist und unter der Woche je nach Möglichkeit auch noch, wirst du ausgelacht.

Zum Freizeitevent Hochsitz hocken und Sau totschießen, neudeutsch Biofleisch produzieren, brauchts halt weniger.
 
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Niederwildhege ist nur Machbar wenn die Landwirte mitspielen sonst ist alles fürn Fuchs. Im ausgeräumten Feldrevier hast du ohne das Zugeständnis vom Bauern für das anlegen von Dickungen, Wildacker etc keine Chance das ist dann wie der berühmte Kampf gegen Windmühlen.
 
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Die Niederwildhege ist nun einmal sachbezogen deutlich aufwändiger und benötigt mehr Erfahrung, Einsatz und Ausrüstung. Weiterhin ist vieles Raubwild nicht verzehrfähig. Da benötigt es schon viel Passion um die Niederwildhege nachhaltig zu betreiben. Ich werde bestenfalls belächelt, wenn ich darum bitte, ob ich statt auf Schalenwild auf Raubwild und Raubzeug ansitzen darf.
Ausserdem ist der saubere Flintenschuss etwas, was man lange und dauerhaft üben und immer wieder trainieren muss. Ist vielen einfach "zu viel Aufwand"...
Aber bei den wenigen, gut gepflegten Niederwildrevieren wird dann Schlange gestanden, "um auch mal" Federwild zu erlegen. Unter dem Jahr aber findet sich keiner, der mit Benjeshecken anlegt, Hasenapotheke sät, mit den Bauern verhandelt, Koffer- und Betonrohrfallen wartet und kontrolliert oder eben wie in den letzten Sommern Wasser für das Niederwild zugänglich macht...

Da spricht Du sicherlich vielen Älteren und auch mir aus der Seele, ich höre des öfteren auch nur noch Gespräche über Schalenwildbejagung, alles andere ist unwichtig! Das finde ich :poop:! Wobei ich pers. die Raubwildbejagung immer vorgezogen habe, weil es äußerst interessant ist!
D.T.
 
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Wer keine Freude an der gesamten Natur, an Tieren, Pflanzen und am gestalten hat, der ist definitiv kein Jäger. Wie viele können denn einen Ansitz genießen, ohne dass es geknallt hat?
Ich lege , in meinem Hegering, größten Wert darauf, dass alle Revierinhaber beim Wildtiermonitoring mitmachen. Nur so kann mit wissenschaftlicher Unterstützung und belastbaren Zahlen , verhindert werden, dass Ideologen wieder mit sinnbefreiten Verboten um die Ecke kommen.
Für mich ist die Wildtiererfassung das sinnvollste, was die LJN ins Leben gerufen hat.
 
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klar wandelt sich die Jagd.
Es wäre ja auch schlecht wenn dies nicht so wäre...
Zum Engagement der Vereien für grade jüngere Jäger hab ich mich oft genug ausgelassen. Das Grab ist selbst geschaufelt, da müssen die Verbände wie jeder andere selbst raus finden oder wenn die alten keinen Platz machen eben in der Unbedeutsamkeit verloren gehen. Solange es fest in der 'Lodenjockel' und 'alles an technik ist böse' Hand ist wird da kein junger auftauchen. Warum auch? Um zum 100 mal zu hören wie Hubert auf der DJ von Franz den 300 kg Keiler geschossen hat um dann doch nicht eingeladen zu werden? Nonsense

Was ist an Nachtsicht und Wärme böse? Ich schleppe beides mit mir rum alleine um zu schauen ob doch nicht ein Nacht Outdoor super Moutain Bike Typ der sein erlebtes grade Live streamt durch die Rotte fährt...

Die Landwirte pflastern alles bis zur Waldkante mit Mais zu und erzählen dann das der böse Jäger die Schweine ja hegt.
Ich würde mit auch mehr NW wünschen und auch lieber mehr Raubwild schiessen. Aber mir fehlt im jetztigen Revier und dem vorherigen auch einfach die Zeit dazu.
Ich bin für jedes bisschen erleichterung dankbar und werde da alles sinnvolle mitnehmen.
 

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