Jagd braucht Traditionsbewusstsein

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Jedes Users Kommentare sind geeignet, bei an deren Kopfschütteln zu bewirken.
Mehr noch als bei sachlich-fachlichen jagdhandwerklichen Posts, trifft das für Bereiche zu, in die Rubriken Tradition, Jagdethik, Brauchtum, Waidgerechtigkeit, Jägerehre, Gefühle und Emotionen.
Sich bei der Ver-, Be- und Aburteilung einer gewissen Zurückhaltung zu befleißigen, könnte bei Reflektion der Ansichten durchaus zu anderen Bewertungen führen.
Überspitzt könnten meine Reime dazu passen.
 

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Der letzte Bissen ist eben nicht geeignet um innezuhalten und zu reflektieren was gerade passiert ist.
...., das ist er sehr wohl, du nimmst dir damit diesen kurzen Moment um inne zu halten und zu reflektieren, der Bissen ist an sich nicht wichtig (Symbol), aber er bremst den Ablauf nach der Erlegung und macht einem bewusst was man tat.
Besonders bei hohen Abschusszahlen im Jagdalltag finde ich dieses Tun wichtig! Ich finde es als frech das einem ein tiefes ehrliches Gefühl am erlegten Stück als banales falsches Gehabe ausgelegt wird!
Wenn ich sage es ist mir egal, ich fühle nichts am Anschuss, das wäre ehrlich....
Dieses ablehnende Verhalten, kenne ich sonst nur von "Jägern" die vor und nach dem Schuss Kreatur verachtend agieren (Waldparasitendezimierung). Aber in einem Punkt hast du recht, es ist praktisch und spart Zeit. :mad:
 
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So habe ich das nie empfunden, weil ich schon als Kind (Treiber) öfter Jäger beobachten konnte, die diesen Respekt vor LEBENDEN Tieren, denen es noch was gebracht hätte, ziemlich deutlich vermissen ließen, um dann am toten Tier eine totale "Show" abzuziehen.
.., zeugt eigentlich nur davon in welchem Umfeld du dich bewegst, du kennst es halt nicht anders.:confused:
 
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#1443
Besonders bei hohen Abschusszahlen im Jagdalltag finde ich dieses Tun wichtig! Ich finde es als frech das einem ein tiefes ehrliches Gefühl am erlegten Stück als banales falsches Gehabe ausgelegt wird!

Wer von den geschätzten Usern hier hat es denn mit hohen Abschusszahlen zu tun und ab wann sind diese "hoch"?? Das wird auf den "Weitschuss" hianuslaufen.
Nicht oft genug kann man auf die deutsche Gesamtstrecke an Schalenwild verweisen, die auf die JSI umzulegen ist und selbst, wenn von den 400.000 nur 350.000 aktiv jagen, kommt bei 2 Mio Schalenwild auf jeden nur knapp 6 Stück.
In meiner jagdlich aktivsten Zeit habe ich ungleich mehr erlegt als heute, aber in diesem Jahr auch schon mein statistisches Soll übertroffen, was ja nix besonderes ist.

Wenn ich sage es ist mir egal, ich fühle nichts am Anschuss, das wäre ehrlich....
Was ehrlich wäre, lässt sich gar nicht beurteilen, denn Ehrlichkeit ist nicht absolut sondern relativ. Häufig genug hat der Jäger mit Emotionen und Gefühlen zu tun, die nach dem Schuss weniger relevant sind als davor, aber deren Beherrschung für das Wild ungleich wichtiger ist.
 
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So habe ich das nie empfunden, weil ich schon als Kind (Treiber) öfter Jäger beobachten konnte, die diesen Respekt vor LEBENDEN Tieren, denen es noch was gebracht hätte, ziemlich deutlich vermissen ließen, um dann am toten Tier eine totale "Show" abzuziehen. Seit dieser Zeit mit diesen Erlebnissen habe ich nur noch Verständnis für Respektsbezeugungen gegenüber Lebewesen, der Kreatur und Schöpfung, die auch dort ankommt.
Wenn du als Kind schon ein paar Arschlöcher kanntest, muss das doch wohl aber nun nicht auf jeden zutreffen, der einen Bruch verwendet.
 
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Hier lässt sich aber schonmal über die "bruchgerechten" Baumarten streiten. Warum wurden die nicht angepasst/ausgeweitet?
Klar, wenn nichts passendes in der Nähe ist darf man (wie großzügig) auch was anderes nehmen.
Wenn ich richtig dran bin, wurde früher (keine Ahnung wann das gewesen sein soll) wohl auch nur dem männlichen Schalenwild ein letzter Bissen gereicht.
Ich nehme was immer mir passend erscheint. Bevorzugt bruchgerechte Arten. Manchmal auch eben nichts. Das kann doch jeder mit sich selbst ausmachen. Horrido
 
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Was ehrlich wäre, lässt sich gar nicht beurteilen

.., letztlich ist das mein ureigenster Standpunkt den ich hier zum Ausdruck gebracht habe.
Ein gewisses Gefühl für gut/richtig und böse/falsch trägt jeder in sich. Der eine mehr der andere weniger.
Ich unterlasse es zb. jedes Erlegungsfoto meiner letzten 30 Jagdjahre immer wieder der Öffentlichkeit zuzumuten. Erlegerstolz frisst Ethtik könnte man meinen, aber letztlich lässt sich dies
auch wieder zerreden.
Leben und leben lassen wäre meine Devise, ganz ohne Freud'sche Aufbereitung ;)
 
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Ich denke, über das Ritual (bruchgerechte Baumarten) lässt sich sicher streiten. Die Geste dahinter (letzter Bissen) dürfte allerdings deutlich älter sein, als die deutsche Waidgerechtigkeit. Das geht zurück in Zeiten, in denen das Erlegen von Wild noch mit deutlich höheren Gefahren verbunden war und ist so auch von immer noch existierenden Naturvölkern bekannt.

Es ist nichts anderes als eine Respektsbezeugung in der Sache. Was da heutzutage jeder draus macht - und auch aus Erfahrung hineininterpretiert, steht auf einem anderen Blatt.

Wie ich schon eingangs erwähnt habe: Ein Ritual, das ohne Tiefe begangen wird, ist hohl - dann kann mans auch lassen.
Grundsätzlich, kulturhistorisch, dienen solche Handlungen dazu, einer inneren Bewegtheit Ausdruck zu verleihen. Es wäre vielleicht sogar falsch, sie auf nur ein Gefühl beschränken zu wollen, da speziell beim letzten Bissen ja eine Vielzahl von Gefühlen zusammenkommen.

Heutzutage mag da eventuell auch das Hinterfragen der eigenen Handlung mit hineinspielen, ursprünglich ist es aber ein Moment des Alleinseins mit der Kreatur, deren Leben man genommen hat.

Schaut man sich übrigens Jagden bei Naturvölkern an, die noch traditionell jagen, kommen diese Ritualhandlungen oft noch vor dem eigentlichen Dahinscheiden des Wildes, das oft noch lebt, wenn der Jäger es erreicht. Ich denke, dass der Ursprung des letzten Bissens auch bei uns eher in solchen Situationen zu suchen ist.
Die Kugel bringt es allerdings heutzutage in der Regel früher zuende...
 
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Der letzte Bissen ist für mich sowas wie der Leichenschmaus nach einer Beerdigung - Selbstbeweihräucherung - und der Tote hat nix davon - außer dass es meist von seiner "Äsung" bezahlt wird.....
Ich schenke auch lieber den Menschen etwas das sie freut - bevor ich Blumen auf's Grab trage - das "hilft" nur noch mir..... und das brauch' ich nicht.

CD
 
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.., letztlich ist das mein ureigenster Standpunkt den ich hier zum Ausdruck gebracht habe.
Ein gewisses Gefühl für gut/richtig und böse/falsch trägt jeder in sich. Der eine mehr der andere weniger.
Ich unterlasse es zb. jedes Erlegungsfoto meiner letzten 30 Jagdjahre immer wieder der Öffentlichkeit zuzumuten. Erlegerstolz frisst Ethtik könnte man meinen, aber letztlich lässt sich dies
auch wieder zerreden.
Leben und leben lassen wäre meine Devise, ganz ohne Freud'sche Aufbereitung ;)
Immer wieder? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Erlegerstolz kenne ich nicht, denn auf was sollte ich stolz sein???
Ein Stück Wild mit dem ersten Schuss tödlich getroffen zu haben, hat mit Stolz gar nix zu tun.
Wenn ich hier Bilder einstelle, dann weil sie für eine Situation typisch sind und das kann schon mal öfter sein.
Dein Standpunkt sei dir unbelassen, zumindest meinerseits.
 
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Das Ganze hat seinen Ursprung im Animismus, Grundlage für die meisten Formen von Schamanismus und anderen Naturreligionen.
Es wird hier davon ausgegangen, dass die gesamte Schöpfung beseelt ist. Jeder Baum, jeder Strauch, jeder Stein, jedes Lebewesen.
Wenn jemand ohne eine Form von Spiritualität lebt, dann kann er logischerweise auch nichts damit anfangen.
Jagd wurde von jeher ritualisiert. Schon in der Steinzeit wurde "Magie" praktiziert, um Jagderfolg zu haben. Im Schamanismus ist diese "Magie" die Kommunikation des Schamanen mit der Geisterwelt. Gelingt diese, so wird die Jagd erfolgreich sein. Das bedeutete für die frühen Menschen, dass der Geist eines Lebewesens dazu bereit war, sein Leben zu opfern, um als Nahrung für den Menschen zu dienen.
Sowas findet sich teils auch im Naturverständnis nordamerikanischer Ureinwohner (Das Band zwischen Jäger und Gejagtem) wieder.
Der letzte Bissen gilt also nicht dem genommenen Leben, sondern ist eine Respekt- und Dankesbekundung dessen ewiger Seele gegenüber. Ob man so weit gehen möchte, bleibt jedem selber überlassen und ist vielleicht heutzutage auch überzogen, aber der Ursprung liegt nun einmal dort.

Und bevor jetzt einer mit Christentum, etc kommt: Der Seelenglaube hat mit dem Christentum rein gar nichts zu tun, sondern wurde aus uralten Kulten dorthin transferiert, weil selbst die Römer erkannt haben, dass der nicht auszurotten war. Was du nicht besiegen kannst, befreunde....

Das alles als banal und überflüssig abzutun, geht meiner Meinung nach an der Sache vorbei.
 

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