Forststudent wildert Gams

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Wenn du dich nicht an die allgemein gültigen Definitionen sprachlicher Begriffe halten kannst oder willst, dann ist das nicht mein Problem. Ökologie ist ein definierter Begriff und hat ohne ergänzende Begriffe nichts mit Wirtschaft zu tun. Das ist eine Tatsache, an der nicht zu rütteln ist - und wenn jemand einen Begriff falsch verwendet, dann wird die Botschaft unverständlich. Da muss ich gar nichts kapieren.

Und wenn in unseren Kulturlandschaften so klar ist, was eine ökologische Notwendigkeit ist, dann sollte der Forst dringend anfangen, Füchse zu schießen.


Gut, dann beenden wir politische Debatten rund um Jagd und Forst, konzentrieren uns ausschließlich auf Legaldefinitionen und wissenschaftsorientierte Erkenntnisse. Dann kannst Du die Hobbyjagd sofort abschaffen, denn jagdliche Interessen unter wissenschaftlichen Aspekten betrachtet, gibt es nicht. Ende der Debatte. Es gibt auch kein Wald mit Wild, keine Waidgerechtigkeit usw. usf.

Wir können wirtschaftswissenschaftlich ziemlich genau ermitteln, welche Bedarfe zukünftige Generationen haben werden. Daraus leitet sich ab, wie die Wälder als Produzenten eines nachhaltig sinnvollen Rohstoffes aussehen müssen (streng wissenschaftlich) und unter soziokulturellen Aspekten (ebenso streng wissenschaftlich) können nur Arten überleben,
die die vom Menschen benötigte und geprägte Kulturlandschaft (gern ebenso wissenschaftlich erforscht) auch zulässt.

Und jetzt sag ich Dir, wo DU als Jäger der Zukunft sein wirst, nämlich an der hintersten Stelle als Dienstleister (wissenschaftlich alles sauber herleitbar). Die Artenvielfalt wird nämlich in einer soziokulturell geprägten (Kultur-)landschaft nicht von weniger als 1 Prozent der Gesellschaft definiert.

Host mi? ;)
 
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Dann sag doch, dass wir die Bejagung an ökonomische Bedürfnisse anpassen müssen. Mehr ist es ja nicht. Ich hab damit auch in der Bejagung kein Problem.
 
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Als "gstudierter" Forstwissenschaftler mit Jagdausbildung beim BJV und jetzt "Privatjaga" fühle ich mich gerade genötigt, meinen Senf zu einer Diskussion beizutragen, deren Bart länger ist als von meinem kroatischen Freund Jossip - und dessen Bart geht bis an seine Knie...

Kurz zurück zur Sache - und dann mag es mir erlaubt sein auch kurz vom Thema abzuschweifen, wie einige unserer Forums-Kollegen dies geradezu mit Inbrunst zelebrieren.

Zitat Radio Oberland:
"Freitag, 11 Dezember 2020
Der Polizei Garmisch-Partenkirchen ist heute früh ein Jagdwilderer ins Netz gegangen. Im Bereich des Friedergießes, in der Nähe von Griesen, ging gegen 9:30 Uhr die Mitteilung über einen Wilderer ein. Es wurden Schüsse und eine verdächtige Person gemeldet. Nach einer Fahndung konnte die Polizei einen 28-Jährigen aus Garmisch-Partenkirchen fassen. Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass er zur Jagd in diesem Bereich nicht berechtigt ist. Er hatte dort wiederrechtlich einen Gamsbock erlegt. Der Mann muss sich jetzt wegen Jagdwilderei verantworten."


Fakten:
- Es wurde eine Person festgenommen, die sich auf frischer Tat dabei - allem Anschein nach - noch fotografieren hat lassen, wie er außerhalb seiner jagdlichen Berechtigung eine Gams erlegt hat und damit eine Straftat, nämlich Jagdwilderei, begangen hat.
Jagdwilderei begeht, wer unter Verletzung fremden Jagdrechts oder Jagdausübungsrechts dem Wild nachstellt, es fängt, erlegt oder sich oder einem Dritten zueignet oder eine Sache, die dem Jagdrecht unterliegt, sich oder einem Dritten zueignet, beschädigt oder zerstört (§ 292 StGB).
-
Die Autorin des WuH-Artikels ist weder in Jagd- noch in Forstkreisen als objektive Wildbiologin bekannt. Ihre Artikel sind oft einseitig, gefärbt und tendenziös, was mich zu dem Schluss bringt, dass sie eben nicht objektiv ist, wie Ihre Profession als Wissenschaftlerin es eigentlich verlangt.
- Es bleibt einem Gericht überlassen, hier ein Urteil zu fällen. Um aus der Ferne zu urteilen verbleibt die Sachlage doch relativ dünn!

Wenn ich kurz aus meiner Vergangenheit aus dem Studium an der TU München-Weihenstephan berichten darf, werden dort Verbindungen zwischen Forstbetrieben und jagenden Studenten geknüpft, die über den Tellerrand der Jagd im "Uniwald" (jedes tote Reh ist ein gutes Reh) hinaus blicken - und die anspruchsvolle Bergjagd kennen lernen wollen. Oft wird in Sanierungsgebieten gejagt und dies ganzjährig. Hier ist meist Totalabschuss angesagt, also Zahl vor Wahl - was den Jagdeleven natürlich dabei hilft, Strecke zu machen. (Ich möchte hier nicht das für- und wieder dieser Jagd in Sanierungsgebieten besprechen, die sicherlich ihre Notwendigkeit hat, mag man zur Durchführung stehen wie man will).
Oft kommt es dabei vor, dass sich diese Gebiete in unmittelbarer Nähe zu Privatjagden befinden. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Einweisung durch manche Berufsjäger ob der Unzugänglichkeit mancher Sanierungsgebiete manchmal nur grob erfolgt.

Ohne die Sachlage näher zu kennen würde ich hier unterstellen, dass der junge Mann die Grenzen seines ihm zugewiesenen Jagdgebietes falsch ausgelegt, vielleicht auch einfach nicht richtig mitgeteilt bekommen hat. Wer sich so offensichtlich einem Fotografen zur Schau stellt oder an einem Wanderweg jagt, wo er davon ausgehen kann, gesehen zu werden, muss - soweit meine Unterstellung - mit reinem Gewissen und mit dem Gefühl der Rechtmäßigkeit dort dem Wild nachgestellt haben. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass hier ein Missverständnis zu einem Straftatbestand geführt hat. Diese Mutmaßung ist der Tatsache geschuldet, dass einige meiner jagenden Studentenkollegen mir damals von grenzwertigen Jagdgeschichten erzählt haben. Ich bin auf den Ausgang dieses Falls gespannt.

Zum Forst-Jagd-Konflikt kann ich nur sagen, dass dieser in manchen Gebieten in Deutschland schlichtweg einfach nicht existiert. Ich habe beispielsweise in verschiedenen Gebieten in Hessen, NRW und Thüringen forstlich gearbeitet und gejagt und habe dort ein tägliches, gutes Miteinander und eine gute Zusammenarbeit zwischen Forst-, Jagd- und Naturschutz erlebt. Auch aus Österreich kann ich ähnliches berichten. Nur in Bayern und Teilen Tirols scheint dieser Konflikt von beiden Seiten angeschürt und gepflegt zu werden. Hierbei sind ganz klar Stimmen wie die von Frau Dr. Miller zu nennen - aber auch Stimmen, wie die der Referenten auf der Fachtagung für Waldbesitzer in Wildsteig Anfang 2020, die Klar gegen die Kompetenz von Privatjägern Position beziehen und diese Positionen auf Tagungen in Bayern verbreiten um die Waldbesitzer gegen Privatjäger aufzuwiegeln. Der BJV bezieht auf solchen Veranstaltungen kläglich keine Position und zeigt klar den Mangel an Fachkräften in seinen Reihen auf, was wiederum ein (zugegebener Maßen berechtigter) Angriffspunkt der Forstpartie ist, die sich die Wissenschaft und Objektivität (u.a. durch pseudo-wissenschaftliche Verbissgutachten) auf die Fahne geschrieben hat.

Ich würde mir in Bayern und Deutschland ein besseres Miteinander für Wald, Wild und Jagd wünschen, von allen Stakeholdern. Dafür müssen wir uns aber alle selbst an die Nase fassen, Positionen überdenken und Kompromisse eingehen. Eitelkeiten, Persönliches, Seilschaften, Politik, Emotionen...diese müssten in dieser Diskussion außen vor gelassen werden...und wer den Menschen kennt...weiß um die Schwierigkeiten, vor denen wir stehen.

Ich hatte ursprünglich mal Forstwissenschaften studiert, um diesen Konflikt besser zu verstehen, Jagd- Forst- und Wildbiologie wissenschaftlich und objektiv betrachten zu können und mir ein Fachwissen anzueignen, um mir ein eigenes Bild machen zu können. Momentan bin ich diesem Konflikt entflohen und beruflich weiter weg von der Materie als mir lieb ist. Aber vielleicht werde ich nochmal einen Angriff in einer Position wagen, die es mir erlaubt, etwas zu verändern - wenn auch nur lokal. Aber immerhin. Denn wenn ich mir manche eurer Positionen hier durchlese, sind wir nicht weiter als vor 20 Jahren.

Waidheil
 
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Lieber Jo,
um jetzt nicht die Alpenländler zu "begraben" könnte man auch sagen, der Student hat das Fach Wilderei belegt und befand sich im Praxissemester;)

Du, das glaub ich gar nicht so sehr, denn die Lehrpläne in Weihenstephan sehen das Fach "Brauchtum" nicht vor. Das sieht bei den Jagdkursen der Lodenjockel anders aus und da solls halt auch arme Studenten geben, die sich nen teueren Gamsabschuss in Bayern oder Tirol (noch) nicht leisten können. ;) Haben halt nur vergessen, bei den Schülern zu erwähnen, dass es heutzutage auch schon Wildwachten in den Alpen gibt. :cool:
 
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Dann sag doch, dass wir die Bejagung an soziokulturell geprägte Naturlandschaften und ihre Bedürfnisse anpassen müssen. Mehr ist es ja nicht. Ich hab damit auch in der Bejagung kein Problem.

Du sagst es, weiße Taube! Darauf trinken wir einen Blutwurz, denn wenn hier einer mehr ist, der verstanden hat, um was es geht, ist das einen Blutwurz wert.

Waidmannsprost! (... und bittschön mit der linken Hand! ;))
 
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.... Nur in Bayern und Teilen Tirols scheint dieser Konflikt von beiden Seiten angeschürt und gepflegt zu werden. ...
Wenn man die Ursachen für die Gräben zwischen Forst und Jagd analysieren will, sagt ein Bild manchmal mehr als 1000 Worte ....

http://www.oejv-bayern.de/über-uns/25-jahre-öjv-bayern/impressionen/
"Ein Eindruck von der Pressekonferenz zur Gründungsversammlung des ÖJV 1988 an gleicher Stelle.
Von links: Hubert Weinzierl, Baron Sebastian von Rotenhan, Prof. Richard Plochmann, Eugen Syrer, Horst Stern, Prof. Wolfgang Schröder. (Foto © E. Syrer)" :
https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=origxorig:format=jpg/path/s7ce52c127a353929/image/i837e42a2fbe35f4f/version/1395587682/image.jpg
 
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??????
hab ich was verpasst ????? Ging es hier nicht um :unsure:
Forststudent wildert Gams


Absolut richtig!!! Aber DU musstest ja Deinen Senf zum Thema Banken dazu geben und wenn ein Irrender der Finanzwirtschaft hier herum-ot-elt, dann muss der Bluadwurz das richtig stellen. :cool:

Du entäuscht mich jetzt aber schon ein bisserl. Deine Gedächtnis-Halbwertzeit war schon mal besser. Das sind ja jetzt nur noch Minuten bei Dir. :oops::unsure:
 

VJS

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Wir können wirtschaftswissenschaftlich ziemlich genau ermitteln, welche Bedarfe zukünftige Generationen haben werden.

Wir leben aktuell in einer sehr disruptiven Zeit, in der - meiner bescheidenen Ansicht nach - selbst BI-gestützte Prognosen zu zukünftigen Bedarfen mit Vorsicht zu genießen sind.
Wenn man sich das gesamte Feld der aktuellen Use-Cases von Predictive Analytics im Planungs- und Controlling Bereich anschaut, dann treten in den mittel- und langfristigen Planungshorizonten größere Abweichungen zwischen Plan- und Ist-Werten auf, sodass ich derart absolute Aussagen lieber mit einem Fragezeichen versehen würde.

Rein interessehalber und wertungsfrei: Kannst du mir die Quelle (gerne auch per PN) zukommen lassen?
 
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Wenn man die Ursachen für die Gräben zwischen Forst und Jagd analysieren will, sagt ein Bild manchmal mehr als 1000 Worte ....

http://www.oejv-bayern.de/über-uns/25-jahre-öjv-bayern/impressionen/
"Ein Eindruck von der Pressekonferenz zur Gründungsversammlung des ÖJV 1988 an gleicher Stelle.
Von links: Hubert Weinzierl, Baron Sebastian von Rotenhan, Prof. Richard Plochmann, Eugen Syrer, Horst Stern, Prof. Wolfgang Schröder. (Foto © E. Syrer)" :


Das waren nicht die Ursachen, sondern der hochqualifizierte Beginn der Lösung, weil in Feldkirchen Jahrzehnte nur die Gedanken des Reichsjägermeisters - nunmehr demokratisch - weiterkultiviert wurden.

Was allerdings ausblieb beim BJV damals: Der Sachverstand, wohingegen Du oben selbst dokumentiert hast, dass das beim ÖJV signifikant besser lief. :D Hätte es diese Leute schon gleich nach 1945 gegeben, hieße der ÖJV heute BJV. :D
 
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Genau, wenn man möglichst wenige Fakten zur Kenntnis nehmen will, bezieht man sich auf Radio Oberland.
Im Artikel von Dr. Christine Miller gibt es schon mehr Details, die aber nicht jedem gefallen.

Und mit dem, was ich bisher so gehört habe, könnte man schon locker einen unterhaltsamen Film mit allen möglichen Zutaten drehen, wobei das Finale ja sogar noch fehlt.
 
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das solltest Du überdenken! Lieschen Müller unterscheidet nicht zwischen jagendem Förster und privatem Jäger. Wir sitzen deshalb öfter im gleichen Boot als uns lieb ist...
Soll ich deshalb meine Überzeugung zu Gunsten einer aus meiner Sicht rückständigen, einseitigen Hegeideologie über Bord werfen.
 
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Genau, wenn man möglichst wenige Fakten zur Kenntnis nehmen will, bezieht man sich auf Radio Oberland.
Im Artikel von Dr. Christine Miller gibt es schon mehr Details, die aber nicht jedem gefallen.

Und mit dem, was ich bisher so gehört habe, könnte man schon locker einen unterhaltsamen Film mit allen möglichen Zutaten drehen, wobei das Finale ja sogar noch fehlt.
Die Begriffe Fakten und Christine Miller passen aber auf keinen Fall in einen Absatz. Die ist doch die größte Faktenverdrehern in der Jagdszene. Quasi die Trumpin der Jagd😂
 

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