Bogenjagd, Vorderlader-Jagd und die Praxis

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Wie so oft im Leben ist kein Ding Weiß oder Schwarz, sondern es gibt auch Grauzonen. Und diese Grauzone bestimmt der der Hinter dem "Gerät" steht. Egal ob Gewehr oder Bogen.

Das menschliche Problem ist jedoch wie immer, dass die Selbsteinschätzung desjenigen, der hinter dem "Gerät" steht i.d.R. deutlich nach oben (also zB nach "Weiß") abweicht. Auch wenn er oder sie eher sehr dunkelgrau in seinen jagdlichen Fähigkeiten ist.

Von daher sind einsichtige Leute auf die Idee mit Mindestkaliber, ggf auch Schießnachweisen etc gekommen, um den jagdlichen Tötungsprozess auch objektiv so statistisch sicher wie möglichh zu machen.

Die Beispiele, dass zB berühmte Afrikajäger alter Zeiten Büffel und Elefant mit Kalibern bejagten, die wir heutzutage als "durchschnittlich" für mitteleuropäisches Wild ansehen, wurden hier erschöpfend diskutiert. Dennoch wird das von uns "Durchschnittsjägern" heutzutage kaum einer mehr sicher können und daher ist die "use enough gun" Empfehlung von Ruark et al. sicher sinnvoll.

Die einzige Aufgabe einer jagdlich verwendeten Waffe ist der sichere, schnelle und weitgehend schmerzlose Tod des beschossenen Stückes.
Hier aus historischen Gründen oder egoistischer Spielerei vom aktuell technischen Optimum abzuweichen und die Wahrscheinlichkeit diese o.a. jagdlichen Anforderungen zu verfehlen auch nur etwas zu erhöhen halte ich persönlich für nicht waidgerecht.

Oder möchtet Ihr bei der nächsten Narkose noch mal schön mit Chloroform in den Halbschlummer geschickt werden, weil der Anästhesist den Geruch so angenehmt findet und sich damit in die historischen Zeiten des vorvergangenen Jahrhunderts zurück versetzt fühlt oder einfach mal damit ein wenig experimentieren möchte ?

Ich glaube kaum...

caveman-medical.jpg
 
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also ich hab bereits eine OP mit Chloroform als Narkosemittel hinter mir.

Und glaubst wirklich dass Einschränkungen und Verbote der Schießfertigkeit (egal ob mit Bogen oder Gewehr) nützlich sind?
 
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also ich hab bereits eine OP mit Chloroform als Narkosemittel hinter mir.

Appendektomie oder ne nette Reposition ? Heißt ja auch nicht, dass es nicht geht bzw. ging damit aber den Stand der modernen Medizin repräsentiert das nicht und ich würde es keinem mehr empfehlen... wobei sich das Wild es in diesem Fall ja nicht mal "aussuchen" kann, mit welchem "Gerät" es in die Happy Huntinggrounds befördert wird.

Und glaubst wirklich dass Einschränkungen und Verbote der Schießfertigkeit (egal ob mit Bogen oder Gewehr) nützlich sind?

Nö, die Schießfertigkeit wird davon nicht tangiert. War auch nicht mein Ansatz, Aber mit etwas mehr "Bums" hast Du auch mehr Reserve. Physikalisch betrachtet, wird das objektiver:.

Ich kopiere hier mal einen Beitrag aus einem anderen Forum dazu ein:

"Rechnen wir halt mal nach (Für die Ungläubigen: balistische Daten von Blaser CDP-Geschoss):

9,3x62 (und da nehm ich bewusst die kleinere von den beiden):

Geschossgewicht: 18,5g
Geschossgeschwindigkeit: 720 m/s

--> macht eine Energie von 4.795 Joule


Ok, 9,3x62 ist schon ein dickes Ding, nehmen wir ein weitverbreitetes Allroundkaliber, z.B. .30-06:

Geschossgewicht: 10,7g
Geschossgeschwindigkeit: 850 m/s

--> macht immerhin eine Energie von 3.865 Joule

Dann mal den Pfeil:

Pfeilgewicht (nehmen wir einen schweren): 50g
Geschwindigkeit (nehmen wir mal Spitzenwerte aus Katalog): 280km/h, das sind dann 78m/s

--> dieser Pfeil hätte dann eine Energie von 152 Joule

Laut BJG reicht dies nicht mal für einen Fangschuss (mind. 200J), dann will damit jemand auf gesundes Wild schießen, wobei man hier mind. 1000J (Rehwild) bzw. 2000J (übriges Schalenwild) braucht.

Es ist schon klar, dass Pfeile enorme Durchschlagskraft aufbringen können, aber sie können keine Schockwelle im Gewebe auslösen und mit dem bisschen Energie auch nicht viel Zerstörung von lebenswichtigen Organen herbeiführen. "

Quelle: https://www.landtreff.de/bogen-vs-gewehr-t29847-15.html
 
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"Dann mal den Pfeil:
Pfeilgewicht (nehmen wir einen schweren): 50g
Geschwindigkeit (nehmen wir mal Spitzenwerte aus Katalog): 280km/h, das sind dann 78m/s
--> dieser Pfeil hätte dann eine Energie von 152 Joule
Laut BJG reicht dies nicht mal für einen Fangschuss (mind. 200J), dann will damit jemand auf gesundes Wild schießen, wobei man hier mind. 1000J (Rehwild) bzw. 2000J (übriges Schalenwild) braucht.

Es ist schon klar, dass Pfeile enorme Durchschlagskraft aufbringen können, aber sie können keine Schockwelle im Gewebe auslösen und mit dem bisschen Energie auch nicht viel Zerstörung von lebenswichtigen Organen herbeiführen. "
Quelle: https://www.landtreff.de/bogen-vs-gewehr-t29847-15.html
Deine Quelle ist recht optimistisch. In der Praxis werde Werte der .22 kurz erreicht. Das sind so um die 100 J. Die Zielballistik ist allerdings komplett unterschiedlich.
 
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also ich hab bereits eine OP mit Chloroform als Narkosemittel hinter mir.

Appendektomie oder ne nette Reposition ? Heißt ja auch nicht, dass es nicht geht bzw. ging damit aber den Stand der modernen Medizin repräsentiert das nicht und ich würde es keinem mehr empfehlen... wobei sich das Wild es in diesem Fall ja nicht mal "aussuchen" kann, mit welchem "Gerät" es in die Happy Huntinggrounds befördert wird.

Und glaubst wirklich dass Einschränkungen und Verbote der Schießfertigkeit (egal ob mit Bogen oder Gewehr) nützlich sind?

Nö, die Schießfertigkeit wird davon nicht tangiert. War auch nicht mein Ansatz, Aber mit etwas mehr "Bums" hast Du auch mehr Reserve. Physikalisch betrachtet, wird das objektiver:.

Ich kopiere hier mal einen Beitrag aus einem anderen Forum dazu ein:

"Rechnen wir halt mal nach (Für die Ungläubigen: balistische Daten von Blaser CDP-Geschoss):

9,3x62 (und da nehm ich bewusst die kleinere von den beiden):

Geschossgewicht: 18,5g
Geschossgeschwindigkeit: 720 m/s

--> macht eine Energie von 4.795 Joule


Ok, 9,3x62 ist schon ein dickes Ding, nehmen wir ein weitverbreitetes Allroundkaliber, z.B. .30-06:

Geschossgewicht: 10,7g
Geschossgeschwindigkeit: 850 m/s

--> macht immerhin eine Energie von 3.865 Joule

Dann mal den Pfeil:

Pfeilgewicht (nehmen wir einen schweren): 50g
Geschwindigkeit (nehmen wir mal Spitzenwerte aus Katalog): 280km/h, das sind dann 78m/s

--> dieser Pfeil hätte dann eine Energie von 152 Joule

Laut BJG reicht dies nicht mal für einen Fangschuss (mind. 200J), dann will damit jemand auf gesundes Wild schießen, wobei man hier mind. 1000J (Rehwild) bzw. 2000J (übriges Schalenwild) braucht.

Es ist schon klar, dass Pfeile enorme Durchschlagskraft aufbringen können, aber sie können keine Schockwelle im Gewebe auslösen und mit dem bisschen Energie auch nicht viel Zerstörung von lebenswichtigen Organen herbeiführen. "

Quelle: https://www.landtreff.de/bogen-vs-gewehr-t29847-15.html
hmmm.... und das abfangmesser hat wieviel joule? und das will keiner missen.

Pfeil tötet wie ein messer und nicht wie ein gewehrprojektil. dazu sind bei weitem weniger joule nötig, nötig ist dazu aber eine rasiermesserscharfe schneide.

egal, wenn jemand dagegen ist, ist er kaum einem argument zugänglich hab ich festgestellt. ich weiss jedenfalls dass es problemlos funktioniert und von daher ....
 
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Jo und töten mit dem Messer ist nur bei verletztem Wild statthaft. Wenns nicht anders geht, sonst ist immer die Schußwaffe zu bevorzugen.
 
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Guest
John Rambo hat in seinem ersten Film doch auch Schwarzwild mit dem Messer ( Speer gebastelt) gejagt . 😉
 
G

Gelöschtes Mitglied 8792

Guest
Deine Quelle ist recht optimistisch. In der Praxis werde Werte der .22 kurz erreicht. Das sind so um die 100 J. Die Zielballistik ist allerdings komplett unterschiedlich.

Wir haben aber gelernt, das diese 100 J auch bei 300kg Wild , immer für einen sauberen Durchschuss sorgen, und fast immer die Fluchtstrecke unter 50m liegt 😋
 
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hmmm.... und das abfangmesser hat wieviel joule? und das will keiner missen.

Pfeil tötet wie ein messer und nicht wie ein gewehrprojektil. dazu sind bei weitem weniger joule nötig, nötig ist dazu aber eine rasiermesserscharfe schneide.

egal, wenn jemand dagegen ist, ist er kaum einem argument zugänglich hab ich festgestellt. ich weiss jedenfalls dass es problemlos funktioniert und von daher ....

Wer mit dem Bogen jagen geht muss das Gerät ganz einfach beherrschen, das ist für mich die große Krux. Jeder der seinen Namen schreiben kann und keine ernsthaften körperlichen Einschränkungen hat, ist nach 2 Stunden auf dem Schießstand fähig ein Stück Wild mit einem ZF Gewehr zu erlegen, Jagdfieber mal außen vor. Das hat man bei der Bogenjagd aufgrund der kurzen Distanz und dem Pirschgang aber mindestens genau so sehr.
 
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hmmm.... und das abfangmesser hat wieviel joule? und das will keiner missen.

Pfeil tötet wie ein messer und nicht wie ein gewehrprojektil. dazu sind bei weitem weniger joule nötig, nötig ist dazu aber eine rasiermesserscharfe schneide.

egal, wenn jemand dagegen ist, ist er kaum einem argument zugänglich hab ich festgestellt. ich weiss jedenfalls dass es problemlos funktioniert und von daher ....

Ich bin gegen alles was mit dem Leben und Tod zwangsweise Beteiligter "spielt" und hier alleine einen gewissen Selbstverwirklichungstrieb aufkosten einer unschuldigen Kreatur bedient.

Dazu gehören arachische Tötungsinstrumente genauso wie experimentelle Glücksschüsse über große Distanzen oder sonstigen suboptimalen Bedingungen wie dichter Bewuchs oder hoch flüchtiges Wild.
Klar kann immer etwas schief gehen und ein sorgsam angetragener Schuss findet nicht sein optimales Ziel - auch wir Jäger sind nur Menschen - aber die Möglichkeiten der zur Verfügung stehenden "Jagdwerkzeuge" in Form bester Langwaffen, eine Fülle von geeigneten Patronen und Laborierungen, modernster Zieloptik stellt eher ein Luxusproblem denn einen Mangel dar.
Hier vom Goldstandard abzuweichen macht nur bei klar belegten Vorteilen der Alternative Sinn. wenn das "Bessere" Feind des "Guten" ist.
Und das ist m.E. nach bei Pfeil und Bogen nicht der Fall, auch wenn ich mir den jagdlichen Reiz durchaus vorstellen könnte.

Jeder der hier Vorderladern, Bogen oder Armbrust das Wort redet, stelle sich mal vor, welche Hinrichtungsart er für sich im Worst Case wählen würde:

1. Kopf abschneiden nach (neo)-arabischer Sitte
2. Mit Pfeil und Bogen auf, sagen wir, 50 Meter
3. Mit einer Kugel aus irgendeinem Vorderlader auf ebenfalls 50 Meter
4. Mit einer 8x57 oder ähnlichem aus einem modernen Gewehr mit entsprechender Zieloptik auf ebenfalls 50 Meter

Am Ende steht das Ende - aber der Weg dahin kann dennoch recht unterschiedlich ausfallen.
 
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Wer mit dem Bogen jagen geht muss das Gerät ganz einfach beherrschen, das ist für mich die große Krux. Jeder der seinen Namen schreiben kann und keine ernsthaften körperlichen Einschränkungen hat, ist nach 2 Stunden auf dem Schießstand fähig ein Stück Wild mit einem ZF Gewehr zu erlegen, Jagdfieber mal außen vor. Das hat man bei der Bogenjagd aufgrund der kurzen Distanz und dem Pirschgang aber mindestens genau so sehr.
d.h. du bist also gegen die jagd mit dem bogen weil dafür mehr können benötigt wird wie bei der jagd mit dem gewehr. interessante einstellung.
 
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d.h. du bist also gegen die jagd mit dem bogen weil dafür mehr können benötigt wird wie bei der jagd mit dem gewehr. interessante einstellung.

Sagen wir es mal so, es gibt genug Leute bei denen man sich fragt wie das mit der Büchse funktioniert bzw. eben auch nicht. Der Bogen, und ich schieße selbst recht gern damit, ist für mich eine Interessante aber auch eine vergleichsweise schwer zu beherrschende Jagdwaffe.
Wer es kann von mir aus, wobei ich die Meinung aus dem Vorbeitrag teile, keine unnötige Risikobereitschaft bei der Jagd.

Bei uns geben es die Gesetze nicht her, was ich persönlich gut finde.
 
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Das ist jetzt schon ein wenig pauschal oder :)
Außerdem wir, haben noch kein Tempolimit auf Autobahnen :ROFLMAO::LOL:

In diesem Fall geht es um das Thema, dem erlegten Wild möglichst wenig unnötige Qualen zu bereiten, nicht um irgendwelches Kaffeesatz lesen im Paragraphendschungel.
 

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