[Bayern] Definition von „Notzeit“ bzgl. REHwildfütterungen

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Dieses Dokument bezieht sich - so wie ich das erkenne - auf den Kommentar zum Bayerischen Jagdgesetz.
Ich kopiere dir mal die entsprechenden Stellen aus dem Kommentar hier rein und hebe die wichtigen Dinge heraus: (farblich meine Einschätzung)


#Notzeit ist für das Schalenwild, wenn die Zeit, in der es wegen der Vegetationsruhe in der
Natur, als Folge von Naturkatastrophen oder wegen Witterungsverhältnissen und Bodenverhältnissen
(z. B. langer Frost, starke Schneedecke, Vereisung) die zur Existenz notwendige
natürliche Äsung längere Zeit nicht vorfindet.
Ein kurzer Frost oder ein wenig
Schneefall, dem bald die Schneeschmelze folgt, schaffen noch keine Notzeit.


# Was unter Notzeit zu verstehen ist, sagt das Gesetz nicht. Allgemein -versteht man unter
der Notzeit die Zeiten, in denen das Wild wegen der bestehenden Witterungs- und Bodenverhältnisse an der Aufnahme natürlicher Äsung gehindert ist. Solche Verhältnisse liegen bei hoher oder gefrorener Schneedecke, anhaltend starkem Frost, Dürre, Überschwemmungen oder ausgedehnten Waldbränden usw. unstreitig vor. Hier würde ich schauen, ab welcher Schneelage man ebensowenig Äsung finden kann wie nach zB einem ausgedehntem Waldbrand! D.h.
(…)
Aus all dem folgt, daß Notzeit nicht als extreme Notzeit mit Nulläsung zu verstehen ist,
sondern bereits dann einsetzt, wenn nicht genügend Nahrung im Herbst zur Feistbildung,
im Hochwinter zur Bestandserhaltung (Erhaltungsfutter) und im auslaufenden Winter wegen
noch bestehender Vegetationsruhe vorhanden ist, wodurch die im durchschnittlichen
Gesundheitszustand befindlichen Tiere zum Überleben auf künstliche Futterquellen angewiesen sind
. Das ist mEn die wichtigste Passage! Unterdurchschnittliche Individuen, "dürfen" also in normalen Wintern verhungern!
Die Notzeit wird anhand objektiver Merkmale festgestellt. Die subjektive Meinung des
Jagdausübungsberechtigten ist nicht entscheidend
. Es ist nicht seinem Gutdünken überlassen, ob und wann er füttert. Liegt nach objektiver Betrachtung Notzeit vor, dann hat er
zu füttern. Tut er es nicht, begeht er eine vorsätzliche oder fahrlässige Ordnungswidrigkeit
gemäß Art. 56 Abs . 1 Nr. 13 BayJG und läuft Gefahr, daß gegen ihn ein Jagdverbot von
1 bis zu 6 Monaten verhängt wird (Art. 57 BayJG).
Kannst du mal ISBN oder Verlag nennen? 👍
 
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Was würdest Du denn füttern wollen? Bei uns im Staatswald ist Heusilage in solchen Fällen erlaubt. Denke, damit kann keiner ein Problem haben.
Das ist einsiliert:

Kräuter-/Heu, bisschen Mais und Gerste, Apfeltrester und Futterrüben sowie Futterkartoffeln.

Natürlich in der richtigen Mischung. Zu viel Trester, Mais etc bringt die Stücke um. Und an Herzverfettung soll auch keins sterben.
 
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Wenn der Rehwildbestand in seiner Gesamtheit bedroht scheint (und nicht nur einzelne kümmernde Stücke) ist Notzeit gegeben. Und da geh ich mal davon aus, dass das nach einigen wenigen Tagen noch nicht der Fall sein dürfte. Einige Tage bis wenige Wochen kann das Rehwild sehr gut überbrücken, insbesondere wenn der Bestand nicht zu hoch ist und die Rehleins ein wenig Speck unter der Decke haben.
Die Beunruhigung durch Spaziergänger etc. sollte bei hohen Schneelagen auch nicht das Problem sein, die stapfen nämlich auch nur ausnahmsweise abseits der begehbaren Wege durch den hohen Schnee.
Die Frage ist also, seit wievielen Monaten habt Ihr 40cm verharschten Schnee bei Euch??? Oder besteht die Möglichkeit, dass Ihr vllt. auch ohne bestehende Notzeit füttert??? Über die Gesetzmäßigkeit brauch ich dann wohl nix mehr sagen, oder? Vllt. hat da die WBV doch garnicht so unrecht...

BTW: Seit wievielen Jahren gibt es Rehe und seit wievielen Jahren werd das Rehwild bei uns gefüttert??? Und wie entwickeln sich die Winter seit Jahrzehnten bei uns??? Und die Habitate fürs Rehwild???
Ich bin hier seit zehn Jahren in einem bayerischen Mittelgebirge Revierleiter. Ich hab in diesen letzten 10 Jahren noch nicht eine Woche erlebt, die eine Notzeit fürs Rehwild darstellen würde!!!

PS: Verharschter Schnee bringt übrigens fürs Schwarzwild deutlich früher eine Notzeit, wie fürs Rehwild, weil letzteres überirdische Pflanzenteile aufnimmt, Sauen aber im Boden brechen müssen um Nahrung zu finden. Fütterst Du auch die Sauen in Deinem Revier? Also mal abgesehen von den üblichen Kistchen mit Mais 30m vor der Schlafkanzel???
Das SW kann auch an die Fütterungen und hat auch seine Freude dran lt. Kamera.

Seit 3 Wochen dicke Schnee. Wird bis März liegen.

Im Übrigen: Dein reines Waldrevier ist wohl nicht mit jedem anderen Revier vergleichbar.

Und vielleicht hätte auch ein anderer in diesem zehn Jahren von Notzeit gesprochen, das soll jetzt kein Angriff auf dich sein aber: Objektive Kriterien gibt es ja nicht für die Notzeit... Wiederum würdest du irgendwann Notzeit bejahen würde ein anderer sagen, es sei keine...
 
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"Notzeit ist bei allen Wildtieren nur, wenn alle Reserven vollständig aufgebraucht sind und Äsung den Energiebedarf nicht decken kann. => Könnte bei Pflanzenfressern / Wiederkäuern höchstens im März vorkommen." (Zitiert aus einem Vortrag von Prof. Andreas König, TU München)

Hier der ganze Vortrag:
https://www.youtube.com/watch?v=PcV5YngpZSE
 

z/7

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Die Krux mit diesen Notzeitdefinitionen ist, daß die Bedingungen bundesweit sehr unterschiedlich sind. Weshalb der Gesetzestext einfach unbestimmt sein muß. In den Bergen sind Bedingungen, wo dem Flachlandjäger das Herz erweicht, völlig normal. Das Wild ist darauf eingestellt und zieht ins Tal oder sogar (früher) ins Vorland. Nicht umsonst ist das Füttern da ganz verboten. Es ist nicht nötig.

Dementsprechend ist es aber auch im Flachland nicht erforderlich, bei jedem Schneeflöckchen gleich die Heugabel zu schwingen. Wilde Tiere zu füttern ist ein Widerspruch in sich. Das Ausrufen einer Notzeit sollte wirklich Witterungsextremen vorbehalten bleiben, die in zeitlichen Abständen auftreten, daß das Wild keine Traditionen für diese Situation entwickeln kann, oder gar einer gerichteten Selektion unterliegt.

Außerdem muß man wirklich darauf achten, mit einer Fütterung das Wild nicht in Bereichen zu halten, wo es von sich aus nicht bliebe, und damit mehr Schaden anzurichten als nötig. Rehwildverbiß wird tatsächlich oft erst dramatisch, wenn der Winter vorbei ist, aber noch kein Kraut nachgewachsen ist. Ähnlich ist es mit dem Rotwild. In den Bergen wird sehr darauf geachtet, daß das Rotwild nicht zu früh aus den Wintergattern gelassen wird, weil es sonst auf eine nahrungsarme Natur trifft und gar nicht anders kann, als massiv Schäden im Umfeld der Fütterung anzurichten.
 
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Kannst du mal ISBN oder Verlag nennen? 👍

ISBN-10 3-556-75010-4

Gibt's allerdings in verschiedenen Ausführungen! Diese ist nicht schlecht, da du damit regelmäßig Updates und Änderungen einsortieren kannst! Und davon wird's demnächst einige geben! Warte also bis du da was bestellst!
 
G

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marder14

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Ich kann nur für die Reviere sprechen, in denen ich jage. Wenn ich mir die erlegten Rehe anschaue, wie viel Feist die alle haben, dann sind wir jetzt weit von einer Notzeit entfernt. Außerdem sollten sich dann alle Rehwildfütterer Gedanken machen, ob sich nicht auch den Hegeauftrag haben, alles Wild (also z.B. Füchse), die sich in der Notzeit befinden, zu füttern. Gerade beim Füttern wurden ja in der Vergangenheit oft Fehler begangen. Für mich ist aber klar, dass bei anhaltend widrigen Wetterverhältnissen (hohe Schneelagen und Harsch), die Jagd ruht und Ruhe ins Revier einkehren muss.
 
G

Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
Ich kann nur für die Reviere sprechen, in denen ich jage. Wenn ich mir die erlegten Rehe anschaue, wie viel Feist die alle haben, dann sind wir jetzt weit von einer Notzeit entfernt.
Wie lange habt ihr schon hohe Schneelagen und wie lange dauert es bis der Feist aufgezehrt wäre?
 
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Ich sehe in der Fütterung vorallem eine Lenkung des Rehwildes, eben nicht dort zu überwintern wo ein paar Ta-Seitentriebe einfach mehr Äsung geben als dort wo es nur Fi gibt. Also wenn Ihr so wollt: Ablenkfütterung. Wir haben nun mal eine Kulturlandschaft mit hoher Freizeitbelastung. Dass Wild kann nicht so wie es gerne möchte.
Ich versuche alles, auch dem Rehwild in der Kulturlandschaft einen möglichst optimalen Winterlebensraum zu geben. Das gelingt bis zu einem gewissen Teil.
Beim Rotwild ist man hier sehr erfolgreich wenn es darum geht durch Bejagungsstrategien und freie Fütterung den Winter über die Schäden zu minimieren. Werd mal versuchen ein paar Fotos zu machen. Im Moment ist das Wild ab 12.30 h an der Fütterung. Aber zurück zum Rehwild:
Ich stelle Euch mal eine Frage:
Wieviele Knospen braucht ein Reh zum täglichen Überleben?
 
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Seit wann das? In unserer Kulturlandschaft hat der Fuchs so gut wie nie Notzeit. Er ist Opportunist und geht nicht ans Luder weil er Not hat, sondern weil es eine einfache Möglichkeit des Nahrungserwerbes darstellt. Genauso gerne geht er an die Katzenfutterschüssel auf der Terrasse.
Wenn der Jäger Grippe hat hat und den Luderplatz nicht beschicken kann, geht er in einen Radius von 3 km um den Schachtelwirt und sucht sich das Menü.

Macht mal egal wo eine Vorsuche anlässlich eines Verkehrsunfalles. Ist der Hund verfressen dann macht Ihr einen Brüller nach dem anderen reißt ihm irgendwas aus dem Fang. Nach 500 m ohne Eingreifen ist er satt.

Oder nehmen wir die Sauen. Die wurden von unserer Kulturlandschaft optimal versorgt in den Winter geschickt. So gut dass die Rotte jeden Tag bis 23.30 im Kessel bleibt und dann mal schnell an die Kirrung geht. Von den Äpfeln, Zuckerrüben und der Maissilage werden sie nicht fett. Sie haben einfach (noch!!) keine Notzeit.
 
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Ich sehe in der Fütterung vorallem eine Lenkung des Rehwildes, eben nicht dort zu überwintern wo ein paar Ta-Seitentriebe einfach mehr Äsung geben als dort wo es nur Fi gibt. Also wenn Ihr so wollt: Ablenkfütterung. Wir haben nun mal eine Kulturlandschaft mit hoher Freizeitbelastung. Dass Wild kann nicht so wie es gerne möchte. Und mit einer Ablenkfütterung auf Rehwild bist du genaugenommen Gesetzeswidrig unterwegs! Kann sinnvoll sein, aber eben nur dort, wo der Rehwildbestand dann gleichzeitig dermaßen reguliert wird, dass dieser durch den zusätzlichen Energieeintrag nicht künstlich vergrößert wird.

Wieviele Knospen braucht ein Reh zum täglichen Überleben? Das ist in diesem Zusammenhang die falsche Frage. Richtig wäre, wieviel Tage kann ein durchschnittlich fittes Reh ab dem Tag X mit der durch die Witterung eingeschränkte Nahrungsverfügbarkeit mit höherer Wahrscheinlichkeit überleben?
Nimmt man deine Frage ohne dem Zusammenhang der Notzeit, so gibt's da auch keine eindeutige Antwort. Frag lieber nach Kalorien oder Joule. Nur so kannst du Wirklich abschätzen was gebraucht wird. Und dann is halt auch noch die Frage welche Makro-, Mikro-, oder sonstige nährelemente braucht es in welchen Massenanteilen?
 
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Machen wir es doch nicht so kompliziert. Es gibt Erfahrungswerte was ein Reh an Nahrung pro Tag braucht. Was meint Ihr? Wir reden nicht über was hinter dem Komma, sondern um einfach mal eine Faustzahl. Und wir gehen davon aus dass das Reh sich natürlich ernährt.
 

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