[Bayern] Definition von „Notzeit“ bzgl. REHwildfütterungen

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Lenkung über Fütterung: Ja kann funktionieren, bei Rotwild eher wie beim Reh, aber funktioniert das auch, die aus dem Wald fern zu halten? Oder sie ins Feld zu locken (wo es eh Äsung im Überfluss hat)? Im Wald sehe ich in meiner Zuständigkeit kaum mehr einen Flecken oder Bestand von entsprechender Größe, wo die Reh keinen Schaden anrichten können. Überall verabschiedet sich die Fichte, teilweise auch die Kiefer und wir sind nahezu überall auf (Natur)Verjüngung angewiesen.
@colchius: Ich geb Dir Recht, Fütterung kann den Verbiss reduzieren, wenn die Bestände VORHER angepasst wurden, nur bezweifle ich, dass die Fütterungen dann noch nötig sind oder in nennenswertem Umfang angenommen werden. Die "unverträglichen" alten Geißen von @deepSky brauchen ihre eigene Fütterung, sprich, man müsste je Rehclan eine Fütterung zur Verfügung stellen, damit auch alle an den Trog kommen...

Unterm Strich: Das Argument der Verbissdrucksenkung wird hier vielerorts nur vorgeschoben, um überhöhte Rehwildbestände schadlos (also ohne Schäden am Rehwildbestand) über den "Winter" zu bringen. Ich hätte nix gegen die Fütterung, aber nur, wenn die Verbissschäden vertretbar wären...
 
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Okay ich setze immer angepasste Bestände voraus. Was die Lenkung angeht so denke ich ist da ein Denkfehler im System. Wir haben im Wald einen Bestand x auf 100 ha. Der wird bejagt so scharf wie möglich. Dann kommt hier der teilweise Deckungsschwund im Offenland und es kommen Rehe aus dem Feld dazu. Auch die werden bis zum Ende der Schusszeit dort bejagt. Haben auch kein Schild um woher sie kommen. Durch versch. biotopverbessernde Maßnahmen und Schonung der "belzigen" Rehe kommen die dort mit dem Besucherdruck klar und bleiben länger im Feld. Also der Druck durch Zuwanderung vom Feld auf den Wald wird genommen. Das wollen wir ja auch. Je nachdem wie die Äsungssituation im Feld ist, könnte man sie auch durch Fütterung zum längeren Bleiben animieren.
Beim Rotwild wo größere Stückzahlen an einem Ort gefüttert werden, ist eine Lenkung noch leichter auch im Wald möglich.
Was das Vertreiben von Rehwild an Futterplätzen angeht, so ist auch offensichtlich ein Unterschied zwischen Wald und Feld. Wie sonst gäbe es die großen Feldrehsprünge die man im Wald nicht sieht.
Beispiel aus der Praxis:
An einer Saukirrung hatte ich heuer nur ein Reh auf der Kamera. Dem Habitius nach ein Schmalreh. Es kam immer erst gegen 21 Uhr an die Kirrung. Da passte irgendwas nicht. Dann kam das Stück immer früher. Irgendwann sah ich das Stück. Die geborene Vorsicht. Das erste Mal sprang das Stück ab. Beim weiteren Ansitz nach einer Woche kam ich zum Schuss. Es war eine uralte Geiß, die eben manchmal so Schmalrehzüge annehmen. 18kg und vermutlich gelt. Seitdem kamen andere Rehe an diese Kirrung. Im Feld sieht man diese Rivalität am Futterplatz komischerweie nicht.
Jetzt stehen an diesem Futterplatz schon ca. 7 Rehe, davon 2 Böcke im Bast. Die hatte ich hier nie auf der Kamera. Das eine Bockkitz und ein schwaches Geißkitz hätte ich gerne noch erlegt.
 
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Ich erzähl DIR bestimmt nix neues: Wichtiger wie die beiden schwachen Kitze wäre die dazugehörige Geiß gewesen, denn sonst schießt Du nächstes Jahr wieder zwei schwache Kitze...

Ich hatte auch mal die Situation, dass ich eine "Geschwisterpärchen" gekannt hab. irgendwann im September kamen mir die Beiden mal passend, bzw. konnte ich bei der Annäherung an den Sitz passend an die beiden Stücke nähern. Die schwächere Schmale hätt ich gut für nen Freund brauchen können. Lag im Knall und wie ich hinkomm liegt ne uralte Geiß ohne Schneidezähne vor mir mit 12kg. nichtführend. Die ist dann trotz wildpretschonendem Schuss zum Händler gegangen...;)
 
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Es waren je zwei Geißen mit je einem Kitz. Selbstverständlich wird die Chance für eine Doublette genutzt. Das Bockkitz war schon stark, das ist bei uns ohne Belang. Alte Geißen gehen bei uns in die "Polnische". Dazu Wildschwein oder auch mal Hausschwein, damit es beim Essen nicht staubt. :D
 
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Kann es eigentlich sein, dass Sprungbildung und die Territorialität nicht nur von der Jahreszeit (Tageslicht) abhängt, sondern auch vom Nahrungsangebot ?
 
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Die Bildung von großen Wintersprüngen kann man nur in einer offenen Landschaft beobachten. Die großen Sprünge heißen auch Notgemeinschaften und werden erst gebildet, wenn z.B. durch starken Schneefall und/oder sehr scharfen Frost die Aufnahme von Äsung stark behindert wird. In Jahren als wir noch viel Schnee hatten, standen hier in Feldrevieren auch mal 70/80 Rehe über Wochen zusammen.
 
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In Böhmen setzt die große Sprungbildung auch ohne Notzeit ein. Fotos hab ich hier schon eingestellt. Diese Rehe nehmen bei Störungen den Wald nicht an, sondern versuchen ggf. auch über einen großen Kreis den Sicherheitsabstand herzustellen.
Mal schauen, vielleicht komm ich noch an Bilder.
 
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Bei Anwesenheit von Luchs und Wolf, oder einfach so? Große Wintersprünge mit den von mir benannten Zahlen, habe ich hier in den letzten 10 Jahren nicht mehr beobachten können. Wohl mal10-20 Rehe in einem Sprung in Feldmarken die wenig bis keine Deckung haben.
 
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Einfach so, Luchs gibt es dort nicht und Wolf noch nicht...
Dieses Bild ist vom 28.11. Da war noch lange kein Schnee und die Saaten grün..IMG_3666.JPG
Dieses Bild ist vom 6. April
IMG_0849.JPG
Bei mir gilt es: erst die/das Kitz (e) und dann wenn noch möglich die Geiß und nicht erst Geiß und dann, wenn möglich die Kitze.
D.T.
Sowieso! (y)
 
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@colchicus : Wie bejagt Ihr solche großen Sprünge?
garnicht und dafür im Wald umso kräftiger? einmalig und kräftig? mehrfach und immer nur eines?
und wie is da rankommen auf der großen freien Fläche???

Keine Suggestivfrage! Interessiert mich halt als Waldjäger...
 
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ich denke nicht, dass jemand, um ein Reh zu schießen 30 andere zur Flucht veranlasst. Hier galt immer, dass die Jagd auf Wintersprünge tabu ist. Macht für mich auch Sinn, sonst kann man auch kaum bei anderen "Naturnutzern" appellieren, dem Wild Ruhe zu gönnen;)
 

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