Werter Zuleika-
In diesem Forum die "Eristische Dialektik" als Argument zu notbrauchen, ist aber schon
etwas wie den Stadel zusperren und Handgranaten hineinwerfen.
Dazu ist das Forum allzu oft Übertreibung, und sei es nur, um den eigenen Standpunkt
deutlich zu machen- wenn nicht gerade eine wesentlich bösartigere Absicht zugrunde liegt.
So etwa die intellektuelle Eitelkeit.
In dem Maße wie ich etwa die Kleidung nur nach der Brauchbarkeit schätze, pflege ich
selbst dagegen eine kleine Art der Büchsenkultur- tatsächlich gebe ich dafür einen nicht unerheblichen Teil meiner bescheidenen Einkünfte aus. Ich habe den dunklen Glanz der Waffen immer geliebt, und auch heute trage ich diesen Teil des Handwerks wie einen
unsichtbaren Mantel mit geheimem Stolz.
Ganz gewiß wird diese Marotte von meiner Lehrzeit als Rotarbeiter unterstützt, in welcher das
Schlachten -das Töten von Tieren- überaus ernst genommen wurde.
Und wie eine brauchbare Büchse zu schießen vermag, haben mir die "sportlichen Vettern" auf
den Schießständen vorgeführt.
Der vom Threadstarter genannte Besitz wäre mir persönlich ein Klotz am Bein.
Vermutlich würde ich tatsächlich den gesamten Bestand reinigen, probeschießen und
schleunigst versilbern. Die Einnahmen wären mir Grundstock für eine einzige Büchse,
ein Fernglas und ein Messer- Werkzeuge, die auf meine Jagd und meine persönliche volle Zufriedenheit abgestimmt sind.
Das bezieht sich natürlich zuforderst auf die Büchse, bisher habe ich mit den Produkten
aus Finnland die besten Erfahrungen gemacht.
Unter den "heimischen" Herstellern sind mir Rössler und Anschütz besonders positiv aufgefallen,
und mein Wunsch, die CZ527 gegen eine Anschütz 1771 zu tauschen, ist keine Frage der
Ästhetik, sondern eine solche der Millimeter.
Zum Ausüstungswahnsinn:
Solange der Wunsch nach besserer Ausrüstung nicht dem Prestige geschuldet ist,
spricht wohl wenig gegen einen Einkauf.
Gerade bei den Optiken habe ich gerne Geld ausgegeben, und ich bin mit der alten
Weisheit "am Glas nicht sparen" durchaus ganz gut gefahren.
Wie von einigen Foristen bereits erwähnt vermute auch ich, daß der werte Jschneider
einen Altbestand vererbt bekommen, oder eben aufgekauft hat.
Natürlich will der Jungjäger die Tradition achten, die Flamme weiterreichen.
Was spräche dagegen?
Aber einen Bestand kaufen, um die Waffen zu haben, ist meiner Meinung nach ein Fehler.
Man muß die eigene Waffe wollen- mehr als jede andere Waffe.
Der knurrende Magen erinnert am besten an den Wert des gewünschten Objekts.
Mich haben meine Waffen jeweils 6000 -8000g Lebendgewicht gekostet, einmal habe
ich ohne Diät eingekauft- es mag ein jeder raten, warum ich Richtung Anschütz schiele...
Einen Altbestand aufzukaufen ist etwas für echte Kenner, welche über enorme Erfahrung, handwerkliches Geschick und eine weithin reichende Vernetzung verfügen.
Für einen Jungjäger gibt es den Waffenhändler, mit der Erfahrung kommt der Bedarf an einem Büchsenmacher, und irgendwann kann man sich an einen solchen Aufkäufer wenden,
um echte Schmuckstücke zu suchen und zu erwerben.
Idealerweise muß man dann auch nicht mehr auf Wachtelbrust und Hirschcarpacchio verzichten.
DerTschud