Die Protagonisten im Film sind leider ganz deutlich im besten Sinne Richard Sennetts unzivilisiert. Für Sennett gilt es als zivilisiert, die Mitmenschen mit dem eigenen Selbst zu verschonen. In dem Film tauchen nur Menschen auf, welche die Jagd für das Finden ihres Selbst nutzen und / oder sie komplett philosophisch zur Pflege ihres Selbst überhöhen - und dies der Welt mitteilen.
Ich wurde "auf dem Hof" geboren, Jagd war (und ist) für mich immer eine selbstverständliche Form der landwirtschaftlichen Nutzung. Sie ist Handwerk. Mehr nicht.
Der im Film dargestellte Ausbilder jagt nach eigener Aussage für den Klimaschutz, seine Schüler zu ihrer Selbstfindung oder als Ablass um Fleisch essen zu dürfen. Sie fühlen sich durch die Jagd in besonderer Weise mit der Natur verbunden und jaulen gemeinsam den Sonnengruß.
Das bereichert die Jagd nicht, sondern verbindet sie mit sektenhafter Esoterik.
Die Jägerschaft ist heutzutage schon vielen Mitmenschen aufgrund ihres Verhaltens um die eigentliche Jagdausübung herum suspekt. Einige dieser Aspekte sind mit Brauchtum und Tradition begründet, bzw. zu begründen. Wenn jetzt aber noch Jagd-Yoga, Waldbaden, Baumumarmen und Sonnengruß durch wohlstandsverwahrloste urbane Selbstsucher dazukommen, dann wird es garantiert nicht leichter, die Sinnhaftigkeit der Jagd sachlich zu begründen.