Arte: Die neuen Jägerinnen: Abschied vom Lodenfilz

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Jagdschulen haben schon Verantwortung für das, was sie den Leuten beibringen. Und sollten nicht eine einseitige Holzbrillen-Perspektive vermitteln.

Hm, komischerweise gibt es andere Schulen / Kurse, die ebenfalls einseitig vermitteln: nur ein toter Fuchs ist ein guter Fuchs, das Reh ist der Hirsch des normalen Jägers und jede Erlegung muss sorgsamst bedacht und überlegt werden, wo die Schonung von Raubvögeln bejammert wird und und und... Dann doch lieber ein Kurs, der Respekt vor den Wildtieren beibringt. Wieviel Esoterik die Jagdschüler nach so einem Kurs selbst mitnehmen und leben ist eh ein ganz anderes Thema. Ich kenne Jäger, die aus einer extrem traditionellen Jagdschule herauskamen und jetzt beim ÖJV sind. Und sah andere, die den Kurs beim ÖJV machten und danach nie mehr in diesen Kreisen zu sehen waren.

Man muss den Sonnengruß nicht mögen - andererseits kann ich mit einem (morgendlichen) Gebet und der Hubertusmesse wenig anfangen, lasse aber jeden seinen Glauben (und seine Esoterik). Ein Journalist / Filmemacher will ja meist was Neues, Besonderes zeigen und erzählen. Da wäre die zwanzigste Reportage über eine große, bekannte Jagdschule wie neulich hier Jagdschüler im Stress etwas langweilig...

An alle die sich über "die spinnerten Großstadtjäger" aufregen: auch die sind Botschafter der Jagd in ihrem urbanen Mileu und sorgen dafür, dass ihre normalen und veganen Bekannten zumindest jemanden kennen, der sich sein Essen selbst besorgt, Esoterik hin oder her.

Die roten Westen trugen die Leut zum Sammelansitz im flachen Gelände denke ich.
Ich hab mich sehr gefreut, dass ein halb-öffentlich rechtlicher Sender wie arte sich so positiv ans Thema Jagd herantraut!
 
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... Ich hab mich sehr gefreut, dass ein halb-öffentlich rechtlicher Sender wie arte sich so positiv ans Thema Jagd herantraut! ...
Jetzt mal ganz ernsthaft: War das positiv? Oder war die vermeintlich positive Darstellung der "ganzheitlichen" Jagd nicht eher ein trojanisches Pferd? Jeder "normale" Mensch wird die sonnengrüßenden Gutjäger doch zumindest "seltsam" finden.
 
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ich habe ehrlich gesagt die Hoffnung, oder warte schon lange drauf, dass von den Tierschützern und von den Ökologen, die auch Tiere mögen, irgendwann Widerstand gegen dieses breitflächige Abknallen von Cerviden und Boviden-Wild kommt. Vielleicht hinterfragen ja mal diese verhinderten Veganer die „kapitalistische Verwertungslogik“ der Monokultur-Holzproduzenten, bei der es jetzt die Abknallerei richten soll. Zugunsten anderer Lösungen.
 
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Ich bin schon etwas erstaunt, dass die Sonnengrüßer insgesamt soviel Wohlwollen erfahren.
Offenbar bin ich durchweg zu ländlich sozialisiert. Es gibt Verhaltensweisen, die jede weitere Beschäftigung mit deren Ausübenden verbieten.

Man muss wohl konstatieren,

dass mit dem Einzug der Grünen in die Politik Esoterik ein fester Bestandteil der Politik geworden ist und derzeit aus dem öffentliche Wertekanon nicht wegzudenken oder -diskutieren ist. Ich bin erklärter Gegner jeglicher Spökenkiekerei, von altchinesischer Medizin bis zur Wünschelrute, aber ich bin gezwungen, damit zu leben, dass 1/3 der Mitmenschen in den Industriestaaten solchen Kokolores glauben.

74 Millionen davon haben sogar Trump gewählt, also eine nicht zu unterschätzende Gefahr für‘s Allgemeinwohl. Der Weg von der Wünschelrute zu Qanon ist verwunden, aber kurz.

Wenn jetzt ein paar Yogajünger einen anderen Akzent pro Jagd setzen, als auf der anderen Seite des Spektrums die vegan-Gläubigen contra Jagd, ist das trotzdem wenigstens etwas Erfreuliches in diesem Schwurbeluniversum.

Oma sagte immer „Gottes Tiergarten ist groß“. Sie wusste nur nicht, wie groß.

Gruß,

Mbogo
 
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insgesamt scheint die Fähigkeit, andere "nach ihrer Façon selig werden" zu lassen ohne negative Werturteile über sie zu fällen, unter den geschätzeten Foristi nicht allzu oft vorhanden zu sein.
Traurig:(

Warum ist das traurig und was daran ist traurig? Ich bin ausreichend tolerant sie machen zu lassen. Es ist schlicht das Wesen der Toleranz, etwas nicht zu mögen und trotzdem hinnehmen zu können. Fände ich es gut, benötigte ich dazu keine Toleranz.

Warum sollte ich nicht sagen, sagen dürfen, dass die nach meiner Auffassung einen kapitalen Lattenschuss haben. Nein, sie sind, so glaube ich, nicht hilfreich für die Jagd an sich und entsprechend könnte ich gut auf den Klimaretter in der Sandbüchse und seine sinnsuchenden Sonnenjünger verzichten.

Ich erlebe im Reitsport schon ausreichend alternative Sinnsucher, die sich dann nach 8 Wochen als kompetenzbefreite Erklärbären betätigen. Ich würde mich freuen, wenn die Berliner und sonstige Großstädter zum Autoscooter und nicht zur Jagd gehen würden.


grosso
 
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insgesamt scheint die Fähigkeit, andere "nach ihrer Façon selig werden" zu lassen ohne negative Werturteile über sie zu fällen, unter den geschätzeten Foristi nicht allzu oft vorhanden zu sein.
Traurig:(
Die "Jagd" steht heutzutage so intensiv wie nie in der gesellschaftlichen Pflicht, sich zu erklären und zu begründen. Gelingt ihr das nicht ausreichend, so wird dies ihre Einschränkungen - im schlechtesten Fall gar ihre Abschaffung - zur Folge haben.
So gerne ich andere Jäger "nach ihrer Façon selig werden" lassen möchte, so sehr bin ich (leider) mitbetroffen, wenn sie durch ihr Verhalten nicht die gesellschaftliche Akzeptanz der Jagd befördern.
Insofern schadet mir (und Dir) jeder Jäger, der nicht gleichzeitig auch in seiner Person das menschliche Jagdmarketing durch und durch ist. Jeder, der nicht reden kann. Jeder, der nicht schreiben kann. Jeder, der nicht handwerklich sauber jagt. Jeder, der sich daneben benimmt. Jeder, der sich selbst bierbäuchig und rotgesichtig als Jagd-Karikatur im Raiffeisen-Smoking darstellt. ... Und schließlich und selbstverständlich auch Jeder, der jagdesoterisch auf der Lichtung tanzt.
 
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besser sinnsuchende Sonnenjünger und alternative Klimaretter mit Jagdschein als Jagdgegner oder P**A-Unterstützer - oder Gutmenschen wie Hannes Jaehnicke

Das würde bedeuten, es gäbe nur schwarz oder weiß und das sehe ich nicht so.

Die P**a Unterstützer und die Hannes Jaehnickes dieser Welt sind noch mal eine besondere Sorte von den Realitäten abgekoppelter S*****, denen man nur schwerlich sinnvoll begegnen kann. Der Argumentation, es sei aber viel besser, 'nur' ein Messer im Bauch zu haben als im Hals, mag ich trotzdem nicht folgen.


grosso
 
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Wäre Mal interessant zu hören, wie diese Jagwina Jünger zu Themen stehen wie:
Prädatorenjagd
Fallenjagd
Private Waffenaufbewahrung
Halbautomaten
"Scharfschützengewehre und Munition"
Kurzwaffe
Nachtsichttechnik
Zertifizierung von Munition
Auslandsjagdreisen
Deutsches Revierjagdsystem
usw.

Könnte mir da eine Positionierung nahe Grün und Petra gut vorstellen.

Von dem her schon eine Art Trojanisches Pferd.

Dann kommen bald Grüne und Konsorten und sagen, schaut Mal her, die können doch auch so jagen wie wir das uns vorstellen, warum könnt ihr anderen das nicht genau so?
 

steve

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Ich habe beim Sonnengruß die Stirn gerunzelt und mir die Reportage gleichwohl bis zum Ende angeschaut. Positiv: Jagd an sich wird positiv dargestellt. Naturnähe, Produktion von gesundem/ethischen Fleisch und Klimaschutz. Schon beim letzten Punkt kann ich mich nicht entscheiden, wie ich das finden soll. Geht es nicht eine Nummer kleiner?

Die Spiritualität ist mir persönlich fremd; wahrscheinlich jedem selbst überlassen. Mir persönlich sind (Jung-)Jäger angenehmer, die sich nicht einen derartig schweren moralischen Rucksack aufschnallen. Ganz schwierig finde ich sinngemäße Aussagen wie "Jäger*innen wie x und y sollen die Jagd der Zukunft prägen". Da empfinde ich eine Vermischung von innerem Kompass bei den Protagonisten und äußerer Wirkungen. So unterstützenswert die innere Einstellung dem Zitatgeber erscheinen mag, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann weiß er auch, dass mit den gemeinten nicht viel zu gewinnen ist an Effekten. Ich kann doch nicht ernsthaft die ganze ÖJV-Laier von Waldumbau, (Laub-)Naturverjüngung (in der brandenburger Kiefernwüste; allein das reicht mir ja schon fast), Klimaschutz usw. runterbimmeln und dieses Ziel mit "Jäger*innen" die vor jedem Schuss einen moralischen Konflikt mit sich selbst ausmachen müssen, ob das Rehlein wirklich noch auf den eigenen Tisch kommen muss. Da wird es für mich schon etwas skurril.

Ich bin Konservativer. Von mir aus ewig gestriger. Aber ich weiß wie intensive Jagd geht. Und egal ob Naturverjüngung von Eiche, Kibitz, Weisstanne oder Rebhuhn; mit denen im Film schafft man das nicht. Ganz sicher nicht.
 

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