Die Zeiten der Niederwildjagden war ein ehrlicher Rahmen für das Ansehen eines Jägers und seines Hundes. Heute kann es nicht schnell genug gehen mit der Anerkennung. Jeder braucht die und ein russisches Sprichwort sagt, dass sie drei Winter warm hält. Daher schreibt man auch kein Jagdtagebuch, was etwas intimes ist sondern postet seine angeglichen Heldentaten auf Youtube oder Facebook. Mein Jagdtagebuch sieht niemand außer mir. Wenn sich meine Erben mal drüber her machen, soll mir das Wurst sein.
Ich halte es mit dem Jagdtagebuch vergleichbar, auch wenn ich ab und an eine Geschichte die mir ein schmunzeln ins Gesicht bringt in diesem Forum teile.
Das es mit der Anerkennung heute nicht schnell genug gehen kann sehe ich allerdings ein wenig anders. Ich bin ja noch nicht so alt wie mancher hier, kann mich aber trotzdem sehr lebhaft an Jagden, Jäger und Geschichten drum herum erinnern.
In meinen Augen gab es in unserer Zunft schon immer einen massig hohen Anteil an Selbstdarstellern, lediglich die Möglichkeiten und Reichweite zum Teilen der Heldentaten haben sich inzwischen drastisch geändert.
Sehr gut erinnere ich mich noch an unseren Jagdpächter der Mitte der neunziger einen dicken Keiler bei uns hinterm Haus geschossen hat, aufgebrochen lag der bei gut über 100KG und war damals eine absolute Ausnahme. Diesen Keiler hat der gute Mann in seinem Audi 100 solange herum gefahren um ihn Interessierten vorzuführen, bis dieser ein Fall für die Tonne war.
Hätte es damals schon social media gegeben... Mei oh mei…
Früher war es nur der Stammtisch, Versammlungen oder der kleine Plausch in dem sich ausgetauscht wurde, doch selbst da wurde doch schon ausgeschmückt und berichtet was das Zeug hält.
Heute passiert das gleiche, nur eben in Foren, Facebook, Instagram oder anderen sozialen Plattformen.
Die neuen Möglichkeiten der Kommunikation haben aber nicht nur Schattenseiten in meinen Augen.
Ich bin sehr froh darum das ich beispielsweise nicht alle Infos meiner Begeher bündeln muss um sie den anderen mitzuteilen sondern alles über eine Whattsapp Gruppe läuft und jeder zu jedem Zeitpunkt alle Infos offen einsehen kann.
Es ist nicht ausgeschlossen, das in 50 Jahren das den zukünftigen Jungjägern aber als jagdliche Tradition verkauft wird, wie ein Mitglied des SEK rumzulaufen...
Ist vielleicht im Bereich des möglichen... Sicherlich ist die Kleidung des ein oder anderen heute Gewöhnungsbedürftig, allerdings glaube ich auch das ein Jäger von 1900 einen Jäger von 1950 auch höchstens Naserümpfend betrachten würde... Die Entwicklung geht halt weiter, ob sie immer gut ist lasse ich mal dahin gestellt.
Es wäre ja schon zu begrüßen wenn der ein oder andere auf einer Gesellschaftsjagd nicht auftaucht als hätte er in der Nacht davor einen Horrorfilm gedreht.
Damit meine ich die Abteilung Schweiß und Matsch verschmiert obwohl man als Schütze auf dem Bock steht.... Das ist mir schlichtweg unbegreiflich.