Noch zur jagdl. Bewaffnung um 1970:
Neckermann und Quelle boten bis 1972/73 auch Jagdwaffen und dazugehörige Munition an. 98er Repetierer und einfache Quer- und Bockflinten, meist aus span. oder osteurop. (ungar., jugoslaw.) Produktion.
Flinte - Repetierer - Drilling bzw. BBF war damals die Standardbewaffnung, evtl. noch ein KK oder ein Repetierer der neuen "Giftbienen" wie .222Rem., .222Rem.Mag., 5,6x50Mag.
Rehwild war um 1970 schließlich mit Abstand die Haupt-Schalenwildart in der BRD und eine 9,3 war allenfalls was für reiche Pächter einer Rotwildjagd oder für den Ostafrikatrip.
"Mehr" als 7x64/x65R sah man nicht für notwendig, die 8x57 galt schon als "zu stark", seit man die durch das Jagdverbot von 1945-53 (in der frz. besetzten Zone, den heutigen Bundesländern RLP und BW bis 1951) stark vermehrten SW-Bestände in den 50ern und frühen 60ern allgemein "abgebaut" hatte.
6,5x57, 7x57 und 7x64 waren wohl nach 1960 die beliebtesten Universal-Schalenwildkaliber für Repetierbüchsen und ihre Rand-Pendanten bei den Kipplaufwaffen mit gezogenen Läufen, wobei die klass. Büchsflinte um 1970 schon keine Rolle mehr spielte, wie noch 10-15 Jahre zuvor.
"Dünn und schnell" war also anno ´70 die Devise und so war auch die superschnelle 6,5x68 bei den Rehwildjägern in der Ebene und den Gamsjägern im Gebirge in aller Munde, bei ebenfalls gutem Rotwildbestand auch noch die 7x66SE.Hofe, wähernd der reine Rehwild-/Gamsjäger auf 5,6x57 oder 5,6x61SEvHofe schwor.
Wer das Glück und v.a. das Geld hatte, sich eine der seit Mitte 60er Jahre fast unbezahlbaren Rotwildreviere entlang der Staatswaldungen pachten zu können, legte sich neben der schon obligatorischen 7mm-Waffe noch einen "dicken" Repetierer in 8x68S oder 9,3x64 zu, für den "einen Lebenshirsch", wenn er denn mal kommen sollte.
Die "bummelige" 9,3x62 war, im Gegensatz zur außenballist. gleichwertigen Randpatrone 9,3x74R in der DB, beim Repetierer als "altbacken" verschrien.
Repetierer waren, wie du richtig bemerkt hast, meist div. 98er Umbauten. Daneben gab es auch Neubauten auf 98er oder 98er-ähnlichen Systemen wie Zastava oder Brünner zg47 bzw. ab 1964 die ZKK.
Einen ebenfalls schon als "veraltet" geltenden Mannlicher Schönauer konnten/wollten sich nur wenige leisten, ebenso die Ende der 60er Jahre neu erschienenen Repetiermodelle Mauser 66 und Steyr Mannlicher.
Dazwischen lag die in den frühen 60er Jahre wohl als erste deutsche "Nicht-98er"-Büchse herrausgekommene Krico 600/700.
Da der US-$ noch auf 3 bis 4,--DM stand, waren amerik. Büchsen weniger vertreten. Bei den Weatherbys hatte man da den Vorteil, daß diese in Deutschland gefertigt wurden und man so teure Importe umging. Daher war die weltweit seltener geführte .300Wby.Mag. damals deutlich bekannter in der BRD als die .300Win.Mag.
Da man sehr zahlengläubig war, gewannen Magnumpatronen mit zölligen Kalibern und Gürtel in den frühen 70ern sehr an Popularität bei den dt. Jägern, v.a. bei denen, die auch auf Auslandsjagdreisen gingen.
Da durch den hohen Dollar Waffenverkäufe nach USA günstig waren, boten die europ. Hersteller ihre Modelle auch in den "neuen" US-Magnumkalibern an. v.a. die 7mmRem.Mag. hatte in Europa ihre "große Zeit" in den 70er und frühen 80er Jahren und dürfte damals weitaus beliebter gewesen sein, als die dann darauf folgend in den späten 80er und 90er Jahren präferierte .300Win.Mag.
Ende der 60er Jahre ging bei der Flinte die Beliebtheit weg von der Querflinte im Kal. 16 hin zur BDF im Kal. 12, was wohl mit dem Enstehen moderner Trap- und Skeetstände zu tun hatte und man nun auch gerne die sportl. verwendete Bockflinte jagdl. führte.
Auf den NW-Jagden mit den (noch) gut besetzten Hasen- und Fasanenbeständen (Rebhühner waren durch die in den 60er Jahren einsetzende Industrialissierung der landwirschaftl. Bearbeitungsmethoden schon stark im Rückgang) wurde auch gerne die SLF, meist die Browning Auto-5, auch da noch durchaus im Kal. 16 anstatt in der kleineren 20er, geführt.
Bei den Bleivorlagen blieb man bei der seit rd. 40 Jahren bestehenden Ansicht, daß "viel auch viel hilft" bei den hohen Vorlagegewichten von 31g bei Kal. 16 und 36g bei Kal. 12.
Beim Verschluß der Schrotpatronen ging man weg vom Bördelverschluß hin zum Sternverschluß, so daß außer zur Jägerprüfung immer weniger wußten, für welche Schrotstärke nun welche Deckelchenfarbe stand.
Auch beim Hülsenmaterial ging man, v.a. bei Sportpatronen von der Pappe zum Kunststoff und vom Filzzwischenmittel zum Kunststoff-Schrotbecher.
Bei den kombinierten Waffen war der klass. Drilling wohl noch die Waffe des Jägers schlechthin. Nur das Kastenschloß war, bis auf teure, ferlacher Spezialanfertigungen, beim Drilling fast komplett aus dem Gedächtnis der Jäger verschwunden.
Die Einsteckläufe gewannen um 1970 auch an Bliebtheit, so daß viele den Drilling nun zur preiswerteren "Triumpfbock" umbauten.
Die Ausrichtung der Machart bei Kipplaufwaffen war noch ganz klar "klassisch", wenn auch, z.B. mit den preiswerten Brünner ZH-Modellen, schon die ersten Baukastenwaffen etabliert waren.
Der letzte Schrei waren Adapterpatronen, die es erlaubten aus den vorhandenen Patronelagern kleinkalibrige Büchsengeschosse bei den Flinten und gleichkalibrige Geschosse kleinerer Patronen aus den Büchsen zu verschießen.
v.a. die Firma Lothar Walther war bei der Entwicklung diese Adapterpatronen und Fangschußgebern sehr rührig.