Wenn´s läuft, dann läufts. Nummer 5 seit dem 1. Februar.
Es begab sich.... Sonntag. Die Dame des Hauses droht mit Rosamunde Pilcher. Ich stelle die ernstgemeinte Frage, ob ich deswegen Streit anfangen oder "einfach so" jagen gehen soll.
Es ging ohne Streit, verbunden mit der Bitte keinen Krach zu machen, wenn ich mitten in der Nacht heimkomme.
Gegen 8 Uhr bin ich am Sitz, streue noch etwas Mais, richte mich ein und genieße die Ruhe.
Ich sitze in einem schmalen Waldstück, vor mir ein kleiner Tümpel, dahinter das Kirrfaß. Allerdings ist es den Sauen am Kirrfaß zu matschig ;-), deswegen haben sie eine alternative Suhle 10 Meter weiter links auf dem Weg aufgemacht.
Es tut sich relativ wenig, ich hab da seit Wochen auch schon kein Reh mehr gesehen. Wir dürfen da keinen Salzstein mehr aufstellen. Sagt der Förster, will aber, daß wir fleißig Rehe schießen. Dieser Widerspruch erschließt sich mir nicht, ist aber so.
Es tut sich wirklich gar nix, ein Eichhörnchen kommt vorbei, das war´s dann aber auch.
Es geht auf 11 Uhr zu, ich fange langsam an zusammenzupacken. Der Nachtkuck ist schon im Rucksack verschwunden, ich will gerade die Taschenlampe anschalten. Doch dieses Vorhaben hab ich sofort eingestellt, weil ich im linken Augenwinkel eine Bewegung an der Hecke ausmache. Da ist die Sau eine Woche vorher auch rausgekommen.
Ich greife langsam in den Rucksack, Nachtkuck. Das Billigding vom Herrn Wang, aber auf 30 Meter im Wald reicht das allemal. Siehe da, Sauen.
4 gleichgroße, gute 40 Kilo. Ich starte die Ablaufroutine, die ich mir ins Hirn gehämmert habe. Zuerst den Gehörschutz einschalten und auf den Kopp, noch nicht auf die Ohren. Dann Pard und LP einschalten. Fernglas greifen, der Mond gibt´s her.
Ich sehe 4 gleichgroße Sauen. Ich beobachte das Geschehen eine gefühlte Ewigkeit, zwinge mich zur Ruhe, tue nichts, lass sie etwas ruhiger werden und auf den Weg ziehen. Jetzt greife ich mir den Nachtkuck, scanne die Umgebung, keine Zwerge zu sehen.
Weitere 5 Minuten später wird aus der Theorie Praxis und das Elend nimmt seinen Lauf.
Ziel erkannt und angesprochen und so. Das kennt ihr alle. Gehörschutz auf die Ohren, Sauen anvisieren, warten bis eine passend steht, einstechen und langsam den Druck am Finger erhöhen.
Päng. Ich seh nix und als ich wieder was sehe, sehe ich auch nix, weil nix zum Sehen da war. Scheiße elende. Nicht schon wieder in der Dunkelheit suchen. Warum kann die Sau nicht einfach mal umfallen? Nein, die muß ja wegrennen.
Ist jetzt nicht zu ändern. Also ganz gemütlich zusammenpacken, einen kleinen Sauerkraft nuckeln und zur Ruhe zwingen. Kurze Nachricht heim, "wird später".
Ich steige runter und gehe an den Anschuß, der sich recht schnell findet.
Schweiß, nicht wenig. Aber nach 2 Metern nichts mehr. Gar nix. Nun gut.
Rückzug ans Auto, Rucksack ablegen, und mit Hund, Waffe und Kurzschwert los an den Ort des Geschehens. Hund zieht mich in Richtung der Hecke, die ersten 2-3 Schritte gehe ich auch noch rein, dann wird mir die Geschichte zu heikel. Insbesondere, weil absolut KEIN einziger Tropfen Schweiß zu sehen ist. Nichts. Wenn eine beschossene Sau durch die Buchenhecke rennt, muß da was sein. Ist aber nicht.
Also - Sicherheit geht vor, Rückzug. Heim, eine unruhige Nacht und um 7 Uhr stehen wir wieder am Ort des Dramas.
Es geht wieder in die Hecke, einmal in der Hecke im Kreis, dann wieder in Richtung Anschuß.
Frau Braun steht 2 Meter neben dem Anschuß und findet das auch alles sehr komisch. Dann aber kam der erlösende Moment. Stirn in Falten, Nase in den Wind. Heißt - zumindest bei Rehen - liegt und das nicht weit von hier.
Sie geht los, überquert den Weg, MITTEN durch die Suhle, auf der anderen Wegseite nach links abbiegen, 5-10 Meter dem Weg nach, dann wieder durch die Buchenrauscher. Ein Lichtblick - ein riesiger Schweißfleck, der sie aber überhaupt nicht interessiert, ein Satz und wir stehen am mausetoten Keiler. Kalt und strack.
Jetzt kommen 150 wirklich anstrengende Meter, bergauf, Baumkronen im Weg. Vom feinsten.
Irgendwann ist es geschafft, die Sau liegt am Fahrweg.
Und ich fast daneben.
Einschuß kurz hinter dem linken Blatt, Ausschuß etwas weiter hinten, hat anscheinend etwas schräg gestanden. Da bin ich noch zu doof, um das im Pard richtig einzuschätzen.
Sau aufladen und zum Bauern auf den Hof. Der ist in Quarantäne, der ist also alleine mit seinen Kühen im Stall zu Gange. Der freut sich, ich mach mich an die Arbeit. Dort gibt es einen Hochdruckschlauch. Der ist nach einer solchen Schlammorgie immer der erlösende Lichtblick der Zivillisation.
Dort im Eingang zur Milchküche ist ein wunderbar gefliester Bereich zum Aufbrechen, Licht, Wasser, Ablauf. Herz was willst du mehr.
Ich mach mich an die Arbeit, aufgedunsen war die Sau nicht, nachts hatte es um die 0 Grad. Ich hab alle Sensoren auf Empfang gestellt beim Aufbrechen. Riecht so, wie es riecht, wenn man eine 50-Kilo-Sau aufbricht. Ein kleine Kochprobe hat auch nix negatives ergeben.
Die Sauen sind alle noch recht gut im Futter, eine anständige Speckschicht. Warum auch immer, der Ausschuß war verschlossen, deswegen wohl auch kein Schweiß. Aber was soll´s.
Haupt abtrennen und zusammen mit dem Aufbruch auf den Misthaufen. Das ist ein genialer Bioreaktor. Der Bauer hat 300 Kühe. Nach einem halben Jahr ist nix mehr davon da. Alles sauber machen, am besten noch so, daß es sauberer ist, alzwie vorher. Eine solche wunderbare Möglichkeit will ich mir nicht verscherzen.
Sau tot, Hund und Jäger unversehrt, Sau noch zu verwerden. Also alles gut. Vielleicht beim nächsten Mal doch ZNS ausschalten? Ich bin zu alt für solche Spielchen.