Ist schon irgendwie witzig. Die Wiederverbreitung einer ehemals heimischen Gattung, und ihre bar jeglichen Jagddruckes explosiven Vermehrung wird u.a. mit der Begründung abgelehnt, selbige sei ja global überhaupt nicht vom Aussterben bedroht, also "wozu das Ganze".
Fordert umgekehrt der Waldbesitzer eine Reduzierung (nicht Ausrottung) der Rehwildbestände, verweigert man sich unter Hinweis auf Tierschutzaspekte und einer generellen Negation einfachster betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge.
Also Klartext: Jagd ist Hobby, und dient der Befriedigung von Bedürfnissen, die auf der Maslowschen Bedürfnispyramide für die meisten hier wohl weit im oberen Drittel zu suchen sind. Waldbau, sowie die Landwirtschaft liegen hingegen im unter(st)en. Einem sein Land bewirtschaftenden Grundbesitzer reine Gewinnsucht zu unterstellen ist derartig grotesk, dass man sich als 5. Prüfungsfach zukünftiger Jäger die Grundlagen der BWL wünschen möchte. Einige argumentieren hier auf eine Art und Weise, da fragt man sich schon, was die eigentlich beruflich machen.
Dem Fass den Boden ausschlagend ist dann noch die Behauptung, die Bauern würden noch gemütlich und faul in der Pofe liegen, während der wahrhaft edle und arme Jäger die Nacht bei Wind und Wetter auf dem Hochsitz durchwachen müsse. Oder das zeitgleiche Lamentieren über die Explosion der Preise für Bauholz. Insbesondere der offensichtlich fortwährende Bedarf letzterens sollte noch dem einfältigsten Jagdpächter eigentlich klar sein, und auch welcher forstwirtschaftlicher Anstrengungen es erfordert, dieses zu produzieren. Aber vielleicht kommen demnächst ja auch komplette Dachstühle aus dem 3D- Drucker.
Das "bewährte Reviersystem" wird wirklich nur in Deutschland benötigt. Mag sein, dass es in Folge von 1848ff zu Überjagung gekommen ist, aber was danach eingeführt wurde dient heute nur der Besitzstandswahrung einzelner weniger und ist in heutigen Zeiten des Wohlstandes, wo die Jagd des kleinen Mannes eben nicht mehr grundlegend zur Ernährung der Familie beitragen muss, zumindest aus Sicht der Hege so nicht mehr erforderlich.
Natürlich bedarf es steuernder Eingriffe, die Landbesitzer ungeachtet der Art der Bewirtschaftung animieren ihren Beitrag zur Hege zu leisten. Aber gerade durch die Tatsache, dass sie die Jagd häufig nicht selbst ausüben dürfen, selbst wenn sie es wollten, kann man ihnen das mangelnde Interesse an Feldholzinseln, Ackerrain und Hecken kaum vorwerfen, ebenso entsprechender Massnahmen im Wald. Oder anders ausgedrückt: Soll dann der komplette Wald eingezäunt werden, für ein, zwei Jahrzehnte, um die Naturverjüngung zu befördern, ohne die Rehe übermässig bejagen zu müssen?