Tja.
Immer ein heikles Thema ab welchem Punkt eine Verjüngung als verloren gilt.
Ein paar Erlebnisse und Beobachtungen :
Im FA Zweibrücken war es : an einem nord exponierten Hang hatte man eine Wiebke Fläche ; Wiebke hat in Westeuropa 1990 gewütet ; 1989 war ein Mastjahr ; «nur» das absolute Wertholz (Furnier) wurde geerntet ; Kronen und minder wertiges Holz wurde strikt liegengelassen.
Eine kombinierte Zahl- und Artenaufnahme wurde im Jahr 1995 gemacht : es ergab im Ha so 3.000 Eichen, 6.000 Buchen, Ahorn, Birken (zahlenmässig nicht aufgenommen), Vogelbeere, …. Kurz, alles was die Natur gibt, von selbst, kostenlos, in Hülle und Fülle. Die Aufnahme erfolgte von den Rückegassen aus, stichprobenartig. Eine Wiederholung 2000 nach gleichem Verfahren ergab fast die gleichen Zahlen : 3.000 Eichen, usw.
Anlässlich eines Forstausfluges habe ich 2006 die Fläche kennengelernt, es gab noch ein paar dicke Brocken auf dem Boden, wir bewegen uns auf den ehemaligen Rückegassen … und füllen uns die Lichter voll.
Wie ist das möglich ? OHNE ZAUN ???
Eins nach dem anderen : die Menge der Saat : es ist soviel da, dass das Wild es einfach nicht schafft ;
Die Erreichbarkeit : ist die Saat dem Wild zugänglich ? in dem Fall ein klares NEIN ! die Saat erfolgte naturgemäss im Herbst 1989, der Sturm kam 2-3 Monate später und überdeckte schützend die Eichel, Bucheckern usw. Nach der Holzernte kamen dazu Brombeeren, usw., was den Schutz noch vergrössert.
Bei meinem ersten Besuch 2006 hatte ich mir sogar die einzige Douglasie der ganzen Verjüngung bemerkt : eine bleistiftsdünne 1,50m hohe Douglasie, total dem Wild geliefert : bei meinen 2. Besuch 2009 war sie immer noch da, sowie alles was 3 Jahre zuvor beobachtet worden war, nur die Birken waren weniger zahlreich und sie waren im Stadium ‘astfreie Höhe’ ≥ 6m.
Auch wenn ein oder 10 Rehe da sind und nach Fressbarem suchen im entscheidenden Entwicklungsstadium versteht sich, sind sie wahrscheinlich dermassen entmutigt wegen der Unerrreichbarkeit, dass sie einfach aufgeben, oder gar nichts mehr finden.
- 2000 war auch ein Vollmastjahr, im Forêt de Soignes, ein sehr schöner Buchenwald östlich von Brüssel, habe ich persönlich 6ha Waldfläche unter dem Bestand mit Wald-Scheibenegge gepflügt, Ziel ist dass die Eckern mit Mineralboden in Berührung kommt und keimt : unsere flämischen Kollegen haben 800 gesunde Bucheckern/m² gezählt, also 8.000.000/ha. Im darauffolgenden Mai wurde ein Besuch organisiert, um die Erfolge zu registrieren. Bitte jetzt nicht lachen ! wir fanden auf den 6ha keine 50 ! Pflanzen. Dafür war den ganzen Winter über eine blaue Wolke von über 2.000 Ringeltauben zu sehen, bei einem zufälligen Besuch konnte ich feststellen, wie eine blaue ‘Schicht’ sich vom Boden erhob ; die flämischen Kollegen hatten zwei Versuchs Einrichtungen installiert :
- gerade am Rande der gepflügten Fläche ein Erdbeer-Netz auf 10cm Höhe über dem Boden : Buchensalat dicht wie Haar auf dem Hund, 5cm daneben war gar nichts zu finden.
- Um die möglichen Feinde zu identifizieren hatten sie ein 100m² grosses Gatter installiert, extra gegen Rehwild, Kaninchen und Hasen, auch das Gatter war leer, Flugwild war also tatsächlich die Ursache ; AAAABER ein Zweig war ins Gatter gefallen UND gerade darunter aber nur darunter hatte man so ungf. 50-60Stck.
- Um eine Beobachtung/Erfahrung reicher habe ich ab dem Moment so die Klumpen im Wald geschützt : sogar sehr appetitliche Baumarten wie Douglasie im Laubplenterwald kann man so schützen : einfach den Klumpen pflanzen (<25 Stck) dann mit daliegenden Zweigen so bedecken, dass die Pflanzen durch die Zweigen heraus schauen aber im Wachsen nicht beeinträchtigt sind ; das funktioniert wirklich prima und ist sicher nicht so verschwenderisch wie Schutz aus dem Handel.
- Funktioniert sogar so gut, dass es zu Problemen führt : z.B. bei Buchenverjüngung erlebt man, dass Bäume mit deutlichen ‘Knien’ befallen sind : sie stammen nämlich aus den Eckern, die von Ästen bedeckt wurden, den Schutz haben die völlig genossen : nur die haben überlebt, sodass man auf einer kleinen Fläche nur krumme Buchen hat, was nicht das Ziel sein soll.
Schlussfolgerung : die Erreichbarkeit, die Zugänglichkeit machen den Schaden ebenso bei Hauptbaumarten wie bei anderen sensibleren Arten.
Auch wenn man das Rehwild ausrottet, was nicht und nie und nirgendwo erreicht wird, auch nicht in Gattern, muss man sich damit arrangieren, dass die Verjüngung entweder so zahlreich ist, dass die Sache dem Reh zu blöde wird oder eben die Zugänglichkeit so reduziert, dass es nur mühsam daran kommt.
Naturverjüngung : auch eine Sache von Bestandesentwicklungsstadium, die meisten sprechen von ‘das Licht beherrschen’ das würde ich anders ausssprechen : man muss mit dem
Schatten arbeiten sonst wird man sehr schnell mit Licht überflutet und unerwünschte Erscheinungen machen die Verjüngung sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.