Kitzrettung-Jägerschaft?

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Liebe alle,
bei uns im Gebirge ist gerade wieder Hochbetrieb mit der Kitzrettung.
Natürlich steht es uns Jägern gut, hier zu unterstützen.
Wichtig bleibt in diesem Kontext aber die Frage nach der Verantwortung. Diese trägt letztlich derjenige, der die Maschine fährt. Wenn es dumm läuft, gibt es Tote. Dann stellt sich die Frage, hat er alles menschenmögliche gemacht, um dies zu vermeiden?
Dazu gehört eben auch, Helfer aufbieten, die eine Vorabsuche zu Fuss machen, mit der Drohne fliegen, etc.
In letzter Konsequenz müsste ein Bauer ja bei fehlender Vorabsuche auf das Mähen verzichten.

Bei uns ist das ganze etwas paradox: die Wildtiere gehören dem Kanton (Bundesland). Vermäht der Landwirt ein Kitz, schädigt er den Kanton und ist zu Schadensersatz verpflichtet. Der Wildhüter müsste ihn anzeigen (Papierkram), etc.
Immerhin, es findet eine Bewusstseinsentwicklung statt: die meisten Bauern melden sich vor dem Mähen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn wir dafür entschädigt werden, dass wir das Eigentum des Staates vor Schaden bewahren, dann sind wir einen Schritt weiter.
 
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Das ist Vorsatz und strafrechtlich relevant.
Ausserdem: Ein Landwirt, der seine wirtschaftlichen Interessen über den Tierschutz stellt, riskiert mehr als nur die Strafanzeige.
Das ist durchaus bekannt, sogar die Landwirte wissen das.

Da ich aber weder Blockwart noch Hilfspolizist bin, beschränke ich mich darauf den / die Pächter zu informieren.
 
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Servus zusammen,

Wie vielleicht einige wissen bin ich (als Läufer und Spendensammler😉) schon seit einiger Zeit bei der Kitzrettung mit der WB Drohne aktiv. Und hab mittlerweile einiges an Erfahrungen sammeln können.(vor allem auch im Vergleich zu den "alten" Methoden) Siehe hier.


Auch wenn wir es als Jäger nicht gewohnt sind so ist das tatsächlich ein Thema mit dem man durchaus selbstbewusst in der Öffentlichkeit auftreten darf. Süße kleine Tiere ziehen natürlich immer und wenn man im Gespräch mit Interessierten über diese Oberflächlichkeit hinaus ist hat man einen guten Einstieg hinsichtlich der anderen wichtigen Aspekte und Aufgaben der Jagd.

@Diplomwaldschrat

"Wenn die Kitzrettung inzwischen so viel besser funktioniert, erhöht Ihr dann auch den Kitzabschuss im Herbst um die Zahl der geretteten Kitze?"

Jein!

Ich zitiere mich hierzu mal selber:

Ja der Abschuss kann natürlich höher ausfallen. Alles andere wäre unlogisch.

Aber man muss das Ganze schon auch in den richtigen Verhältnissen sehen.
Wie bereits geschrieben gibt es eine natürliche Mortalität denen die Kitze zwischen dem Zeitpunkt der Rettung und der Jagdzeit im Herbst unterliegen.
(dazu zähle ich jetzt auch den Straßenverkehr)
Auch darf man nicht vergessen das auch vor den Drohnen Kitze "manuell" oder durch Vergrämung gerettet wurden. (Wenngleich mit viel höherer "Fehlerquote")
Ein sehr wesentlicher Punkt ist der Umstand daß man manche Kitze 2 oder im Extremen auch 3 Mal "findet" bei uns ist die Landwirtschaft recht kleinteilig und oft wird Wiese A an einem Tag gemäht und die angrenzende Wiese B 3 Tage später. Nachdem man die kleinen aber nicht 3 Tage einsperren kann muss man damit rechnen sie dann eben nochmal fangen zu dürfen.
Daher ergibt sich z.T. ein erheblicher Unterschied zwischen der Auffindungszahl und den einzelnen Individuen.

Zusammenfassend kann man also imo das Ganze durchaus in die Abschussplanung mit einfließen lassen. Aber mit Maß und Ziel. Bzw. An die Reviergegebenheiten angepasst. Einfach zu sagen Ihr habt 30 gefunden und die schießt ihr jetzt mehr ist fern jeder Realität.

Gruß
 
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Wenn die Kitzrettung inzwischen so viel besser funktioniert, erhöht Ihr dann auch den Kitzabschuss im Herbst um die Zahl der geretteten Kitze?

Da ich die Rehe markiere , kann ich dir sagen das man keinen höheren Abschuss braucht. Die meisten Rehe sieht man nicht mehr im eigenen Revier. Ein paar Rehe wurden im Nachbar Revier erlegt und andere 10-20km oder noch weiter.
 
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Den Abschuss müssen wir nicht erhöhen, das erledigt der Luchs dann.
Zynisch, ist aber tatsächlich beobachtbar gewesen. In einem Dorf wurde wenig geschossen, der Rehbestand "aufgepäppelt", dann kam das Pinselohr und die ganze Arbeit war für die Katz. Sieht man gut, daran, dass sich die Rehe näher bei den Häusern aufhalten.
Soll jetzt aber nicht heissen, dass die Rehkitzrettung schlecht ist.
 
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In unserem Revier (alles Naturschutzflächen) wird so spät gemäht, da gibt es keine Verluste. Zudem ist das Revier so reichhaltig strukturiert, dass die Geißen keine Kitze in den Wiesen ablegen (müssen). Zudem bemüh ich mich, dass der Rehwildbestand eine "Höhe" hat, dass jede Geiß für ihre Kitze auch ein Plätzchen im Wald oder einer der Hecken findet.

Wenn die Kitzrettung inzwischen so viel besser funktioniert, erhöht Ihr dann auch den Kitzabschuss im Herbst um die Zahl der geretteten Kitze?
Zu geil, der Diplomwaltdisneyschrat.
Revier so strukturiert, dass Rehwild die Kitze nicht in den Wiesen ablegen muss 😆😆😆
 
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Ich stelle fest, die Nachbarn auch, das Isegrim sich ziemlich dreist auf die Wiese stellt, wenn gemäht wird. Drum habe ich inzwischen angemessenes Werkzeug dabei, wenn wir die Wiese „abfliegen“ und ich dann Körbe bewache.
Gruss und Waidmannsheil, DKDK.
 

MSP

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Mein Jagdkumpel ist hier mit der LJV Drohne als ehrenamtlicher Kitzretter unterwegs. In der Regel wird er von den Bauern gerufen…
In der letzten Woche wurden seine geretteten und abseits gelegten Kitze von einer konkurrierenden “Kitzrettungs e.V.“ danach noch einmal gerettet und dabei gefilmt. Die Bilder wurden dann in Facebook gepostet unter dem Hinweis „Die anderen Kitzretter machen alles falsch! Bucht unbedingt ein Seminar bei uns, damit ihr wisst, wie es richtig geht (900 € pro Person)“
Unter dem Thema Kitzrettung sammelt sich mittlerweile ein schwieriges Konglomerat an Spendengeldsammlern und Gutmenschen. Das Thema sollten wir denen nicht überlassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Unter dem Thema Kitzrettung sammelt sich mittlerweile ein schwieriges Konglomerat an Spendengeldsammlern und Gutmenschen.


Genau das fällt mir eben auch auf.
Trotzdem machen die in de Regel schon einen guten Job, da ist nichts zu sagen.
Eigentlich wäre das aber unser Job!
 
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Genau das fällt mir eben auch auf.
Trotzdem machen die in de Regel schon einen guten Job, da ist nichts zu sagen.
Eigentlich wäre das aber unser Job!
Nein. Eigentlich wäre es der Job der Landwirte, denn diese machen sich strafbar wenn sie vorsätzlich aus ökonomischem Gründen Tieren VERMEIDBARE Schmerzen und Leiden zufügen.
Dass wir als Jäger das sachkundige Personal stellen, ist selbstverständlich. Aber warum sollen wir noch auf eigene Kosten resp. der Mitgliedsbeiträge der Kreisvereine die Drohnen anschaffen? Um die Landwirte vor Strafverfolgung zu bewahren? Wie solidarisch ihrerseits die Landwirte mit uns, den Jägern sind, haben die Baden-Württemberger leidvoll erfahren dürfen beim grünen JWMG damals, 2015.
 
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Da ich die Rehe markiere , kann ich dir sagen das man keinen höheren Abschuss braucht. Die meisten Rehe sieht man nicht mehr im eigenen Revier. Ein paar Rehe wurden im Nachbar Revier erlegt und andere 10-20km oder noch weiter.
Kitze bei der Auffindung zu markieren ist eine gute Idee. Das sollte Schule machen. Mehr Informationen über unsere häufigste Schalenwildart zu erhalten ist hilfreich. Kommt doch bei den wenigen dokumentierten Untersuchungen oft erstaunliches zutage.
Kannst du da Ergebnisse darstellen?

Guillermo
 
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In der letzten Woche wurden seine geretteten und abseits gelegten Kitze von einer konkurrierenden “Kitzrettungs e.V.“ danach noch einmal gerettet und dabei gefilmt. Die Bilder wurden dann in Facebook gepostet unter dem Hinweis „Die anderen Kitzretter machen alles falsch! Bucht unbedingt ein Seminar bei uns, damit ihr wisst, wie es richtig geht (900 € pro Person)“
Unter dem Thema Kitzrettung sammelt sich mittlerweile ein schwieriges Konglomerat an Spendengeldsammlern und Gutmenschen. Das Thema sollten wir denen nicht überlassen.
Das Prinzip PETA, tue etwas Angesagtes und requiriere einen Haufen Spenden!
 
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Aber warum sollen wir noch auf eigene Kosten resp. der Mitgliedsbeiträge der Kreisvereine die Drohnen anschaffen?
Weil das eine nahezu unbezahlbare Verbesserung unserer öffentlichen Wahrnehmung brächte!
Genau Deine Argumentation hör ich tagein tagaus: "nicht unser Problem"

Andere lösen dieses Problem! Andere, die uns nicht unbedingt wohlgesonnen sind, bewegen sich in den Jagdrevieren und "retten niedliche Tiere" vor dem Landwirt.
Wer nicht sieht wo hier die Gefahr lauert, der sollte mal etwas genauer hinsehen.
Hier ist das Potenial für eine weitere, machtvolle Bewegung gegen uns, die wir am Rand stehen und: "nicht mein Problem" von uns geben.
 
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Bei uns im Revier sind 1-2 Landwirte, welche kurz vorher beim Jagdpächter anrufen. Vorgestern: "mähe morgen Früh" ... Da wird die Verantwortung (vermeintlich) nur weitergeschoben. Den Rest interessiert es einfach nicht. Solange die Basics, wie (gute) Kommunikation nicht funktionieren ist hier Hopfen und Malz verloren. Und das, obwohl der Jagdvorsteher seit heuer selbst ein Revierpächter ist.

Ein Miteinander gibt es hier leider so gut wie nicht. So ist es der Umgang miteinander halt regional total unterschiedlich geartet. Leider. Zum Glück werden viele Wiesen erst sehr spät gemäht, was natürlich viel hilft.

Wir geben nicht auf, aber es ist noch ein langer Weg.

An dieser Stelle auf alle Fälle ein großes Dankeschön, an alle Helfer, welche unermüdlich in Einsatz sind!
 

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