Flinte, Vorhaltemaß und Treffpunktlage

steve

Moderator
Registriert
9 Jan 2001
Beiträge
11.547
Als Jungjäger - man sollte eine Flinte suchen, die zu einem passt.
Die Flinte einfach mit zwei Händen nehmen.
Augen zu, hochfahren, anschlagen, Augen auf .... was sieht man.
:unsure: passt das wirklich ???
10x wiederholen ... sieht man immer das gleiche Bild?
Das könnte dann der richtige Einstieg sein.

Servus Bodo, ich nehme gleich vorweg, dass ich den Konjunktiv im letzten Satz bemerkt habe.;)

Ich selbst grübele noch etwas über diesen Ansatz. Mein Jungjäger-Ich beispielsweise hätte erstmal gar nicht sagen können wie „es“ aussehen muss wenn ich über die Schiene gucke. Klar steht das im Blase drin; aber Buch und selber über die Schiene schauen, das sind doch zwei paar Schuhe.

Dann stellt sich mir die Frage nach der Konstanz die ein Anfänger beim Anschlagen hat. Dazu hab ich auch gleich einen Schwank zu bieten. Ich bin mit wolfgang04 zu einem Büchsenmacher gefahren den er mir empfohlen hatte, weil er gute Arbeit leistet und bei dem ich eine Flinte schäften lassen wollte. Nach ein bisschen Geplauder hin und her bat der Büchsenmacher mich die Waffe (oder war es ein Gelenkgewehr; ich weiß es nicht mehr so genau) mal anzuschlagen um die Schaftmaße zu ermitteln. Nach ein paar Anschlägen sagte er mit so ginge das nicht, mein Anschlag sei ja in keinster Weise konstant. Da war ich dann doch überrascht. Er hat das nicht meinem Jungjäger-Ich gesagt, sondern war der erste der das bei mir festgestellt hat nach 15 Jahren Zugehörigkeit zu einem Jagdparcoursverein, der einen oder anderen absolvierten Trainerstunde und auch ein paar Jagdjahren in denen ich nicht nur mehr als 1000 Schuss Schrot gemacht, sondern - man kann sich’s bald gar nicht vorstellen - sogar auch „was“ getroffen haben. Was will ich damit sagen, ich glaube die Konstanz des Anschlags kann man auch überstrapazieren, gleichwohl stellt sie sich nicht automatisch mit Bestehen der Jägerprüfung ein und manchmal kommt man - wie ich offenbar - auch ohne sie auch.

Im Übrigen, nur am Rande, die Sache mit dem Maßschaft ist ein Ding welches sich mir nicht gänzlich erschließt. Klar, Flintenschützen haben unterschiedliche Körper. Von 48kg bis Digweed und 150cm bis 210cm; logisch, dass nicht allen alles passt. Aber: So 0815 Menschen wie meine Wenigkeit (185cm, 85kg, keine offensichtlichen Anormalitäten) müssen recht lange suchen bis ihnen mal eine Flinte von der Stange nicht passt bzw. besser gesagt, bis sie sich nicht auf sie einstellen könnte .
Zu meiner ersten Flinte bin ich mit 16 gekommen, weil mein jagdlicher Ziehvater eine B25 schoss und wirklich ein hervorragender Schütze war. Die Flinte hat mir mit meinen 16 Jahren nach Aussage des Verkäufers gepasst. Mit ihr schiesse ich heute noch am liebsten. Der Körper hat sich seitdem verändert und die fast genau 20 Jahre später hoch wissenschaftlich professionell festgestellten Schaftmaße weisen einen fast 3cm längeren Schaft aus, als ihn die FN Baujahr 76 hat.

Jetzt ist es aber auch so, vom Aufgang der Krähenjagd in T-Shirt mit dünner Tarnjacke am 1.8. über Treibjagd in Hemd, Wachsjacke und Warnweste bis zum Frettieren/Fuchssprengen bei richtigem Winterwetter und dementsprechender Kleidung macht ja allein die Kleidung schon einiges aus. Anders als beim sommerlichen Tontaubenvergnügen ist man kaum immer gleich gewandet. Und wenn’st mich fragst, dann kommt man mit bissl Erfahrung sowohl mit der Kleidung als auch mit leicht differierenden Schäften gut zu recht.

Dem obigen Jungjäger würde ich daher dann auch zu irgendso einem modernen Gerödel raten, dass man kauft und es sich dann im Nachhinein vom Guru des Vertrauens passend machen lässt. Erst nach Erlangung der 100%igen Konstanz selbstverständlich. Und dann heißt es: Nichts mehr verändern. Am Körper und der Kleidung. Dann hat man sie, die einzig und allein Passende.😆
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.589
Das klappt doch nur mit einer Sportflinte am Stand. Meist leichte Kleidung, Schiessweste drüber und immer fester, ebener Boden.
Die Kunst ist ja wohl bspw am abendlichen Entenstrich im sumpfigen Schilf, bei zunehmend schlechtem Licht, Temperaturen knapp über Null und wasserfesten dicken Klamotten hohe Trefferquoten zu erzielen.
 
Registriert
7 Aug 2016
Beiträge
2.057
@steve - von Deinem Text kann ich Vieles nachvollziehen.

Meine erste Flinte war eine etwas älteres, viel geführtes Exemplar einer 16er DF, die schon vor dem WK-2 im Eissatz war. Ein Zylinderlauf, ein Vollchokelauf - mir zu kurz im Schaft.
Die stand im Schrank meines Vaters, er hatte keine Verwendung dafür - das war 1983.
Mir war das recht, weil die musste kaum Geld investieren, lediglich den Schaft verlängern.
So passte mir passte die DF leidlich, die Schießkünste habe ich mir damals selbst erarbeitet.
Von Natur aus bin ich nur ein mittelmäßiger Schrotschütze.
5 Jahre später kaufte ich mir eine spanische 12er Hahn-DF, weil ich Hähne cool fand.
Das mit den Hähnen war auch cool, mit dem Handling bin ich gut klargekommen. Nur wenn
ich angeschlagen habe und über den Lauf geschaut habe ... das war extrem viel Schiene.
Daher verbannte ich meine 16er und versuchte mich auf die 12er DF zu konzentrieren.
Beides parallel zu führen war Unsinn, denn die notwendige Visierung war völlig anders.
Mit dieser Hahn-DF musste ich beim Hasen 'visiertechnisch' die Läufe aufnehmen, dass
das Ergebnis stimmte - dann sind die Hasen umgefallen. Es war 'kompliziertes' Jagen.
Beim Flugwild war die Challenge noch viel größer.
Inzwischen hatte ich auch die Flinte meines Großvaters aufgearbeitet - das war eine belgische 16er DF, die mir viel zu kurz war und beim Anschlagen keine Schiene zu sehen war.
Das war auch keine vernünftige Basis, um zukünftig erfolgreich zu jagen.
Weihnachten `90 bin ich dann losgezogen, um mir eine vernünftige 12er Flinte zu kaufen.
Die Varianten von Simson boten sich gerade an, weil die nach dem Ende der DDR preiswert waren. Es wurde eine der einfacheren Simson-Varianten - Ejektor, andere Kappe, das war es.
Ich fing wieder das Üben an, bis ich neben der Bewegung die Art der Visierung drin hatte.
Regelmäßig, nach Möglichkeit mit ähnlicher Bekleidung usw. ... .
Im 3ten Jahr war ich dann zufrieden mit mir, wirklich zufrieden.
Tja - dann hat es sich ergeben, dass ich 3 Feldtriebe neben einem Herrn G. Kustermann gelaufen bin. Der hat mir beim Zusammenlaufen kommunizierte, dass ich gar nicht schlecht schießen würde ... nur solle ich die Hasen halt ganz todschießen.
Die Anmerkung hat mich damals etwas getroffen - ich habe meinen Stil überarbeitet.
Im Nachhinein war die Anmerkung berechtigt und das 'Nachsitzen' hat sich rentiert.
Inzwischen gehe ich seit über 2 Jahrzehnten mit der Flinte auf dem Rücken über die Felder.
Das reicht dicke.
Dabei begleitet mich meine 'alte' Simson - sie wurde in Vollchoke und enger ausgelegt.
Damit schießt man keinen Hasen auf die ersten 25 Meter ... :cool:

Zurück zur Intention des TS - ich habe kein Vorhaltemaß.
Von hinten überholen, durchschwingen und am Köpfen abziehen - funktioniert.
Für mich ist der Rest graue Theorie.
Vor der Saison findet man mich meist an 2 oder 3 WE am Schießstand.
Damit ich den Anschlag wiederholungsgenau hinbringe - das ist die einzige Motivation.
Diese Bewegung trainieren, dass es zur Selbstverständlichkeit wird.
Das ist notwendig, denn von Haus aus bin ich nur durchschnittlicher Schrotschütze.
Somit reicht es auch für meinen persönlichen Anspruch bei der Jagd mit der Flinte.
Damit weiß ich auch vor dem Abziehen, wann die Wahrscheinlichkeit groß ist, das Ziel
nicht zu treffen ... da bleibt dann auch mal der Finger gerade.

In diesem Sinne ;)
 
Registriert
16 Jan 2003
Beiträge
33.373
Ohne auch nur im entferntesten den Anspruch zu erheben, hier zum Thema was beitragen zu können, sei auch mein Flintenwerdegang kurz geschildert:
1.Schrotschuss vor 64 Jahren mit einer Hahn-DF (Kruppstahlläufe) kal.16/65 eine Katze im Sack füsiliert. 16/70 stieß heftig. Mit dem Gewehr meinen 1. Fuchs erlegt.
Über 5 Jahre meine BBF 8x57JR auch mit dem 16/65 Lauf auf WT geschossen. Das Stück lag mir so gut, dass sich regelmäßig 8 von 10 treffen ließen.
Auf TJ dann doch etwas gehandikappt, eine belgische 12er DF angeschafft, mit der ich wenig traf, bis ich herausfand, dass die Garbe innen "dünn" war. Bei einem Vereinsschießen die Trap II eines Kumpels geschossen und auf Anhieb 10/10 geschossen. War der Anlass mit eine Sauer-Beretta zu kaufen, die ich ca 40 Jahre geschossen habe, viele Vereinsmeisterschaften gewonnen und bei 33x DJV xMal Silber und 2x Gold. Über 130 Schrot bin ich dabei nicht gekommen.
Hatte die Beretta in SA auf Tauben und in Schottland auf Niederwild dabei. Zwischenzeitlich kurz eine Brünner-DF 12/70 geschossen, die ein Schießpreis war. Bei der letzten TJ damit 3Schuss/3 Hasen.
Jetzt keine Flinte mehr im Schrank - zu was auch. Falls im Verein mal was läuft, werde ich schon ein Gewehr bekommen.
Derlei Stories helfen aber niemandem weiter. Habe mir von guten Schützen abgeguggt wie die das machen und warum andere nix getroffen haben. Daraus dann meine Schlüsse gezogen und an der Schießerei gearbeitet. Mal von 15 Tauben 16 getroffen, denn ich bekam nach der getroffenen Bruch die "neue Taube" auch noch runter.
Es sind so viele Einzelaspekte, die bei Schrot (wie auch bei Kugel) zu guten und konstant guten Ergebnissen führen, dass sich das in einem Forum gar nicht darstellen lässt. Bei WT ist es zumindest so, dass man den Finger eigentlich immer krümmen kann, solange der Lauf in Richtung WT zeigt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
152
Zurzeit aktive Gäste
388
Besucher gesamt
540
Oben