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- 24 Mai 2016
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Ich habe bei Erlebnissen schon lange nicht mehr geschrieben, aber dieses Erlebnis (ein solches hatte ich zum Glück vorher noch nie – daher wird’s auch länger), will ich mit Euch teilen. Aber lest selbst.
Wer keine Lust hat alles zu lesen kann runterscrollen zu den Bildern, die sprechen für sich.
Mitte Mai saß ich abends zum ersten mal an einem Sitz an einer nahen Naturverjüngung, weil die Kamera an der dortigen Salzlecke einige Böcke bestätigt hat. Bin relativ früh rauf, lange tat sich aber nichts.
Um kurz von 21:00 huscht auf einmal ein Rehkörper nur 20 m entfernt von mir durchs Buchenrauschen. Viel zu schnell um anzusprechen, aber für mich das Zeichen mich fertig zu machen. Es tat sich nichts, daher wieder bequem gemacht. Nach 5 Minuten zieht ein Bock aus dem Aufwuchs links schräg den Hang hoch, Entfernung ca. 50 m. Immer durch Wurzelballen oder Aufwuchs verdeckt, sodaß ich auch keine vernünftige Stelle gefunden habe, um in anzupfeifen. Mist, Schade, das waren meine Gedanke. In der WBK sehe ich ihn zum linken Fenster raus ins Nachbarrevier wechseln und schaue ihm noch 5 Minuten nach, könnte ja zurückkommen.
O.K. das wird wohl nichts mehr, dann kann ich mich auch wieder normal und bequem hinsetzen und noch den Abend genießen. Hatte mich gerade so gedreht und wollte die Waffe ablegen, da sehen ich zum rechten Fenster raus, ca. 12 m entfernt den nächsten Bock stehen. Das gibt’s doch nicht. Dann war der auch im Bestand, vermutlich haben sie sich um den Einstand gestritten.
Jetzt ging es darum irgendwie im Schußposition zu kommen, was auf dieser Kanzel und dem rechten Fenster nicht einfach ist. Beim Drehen knarzt die Kanzel und der Bock wirft auf. Ich schaue regungslos zu ihm runter und warte bis er die nächsten Schritte Richtung Salzlecke macht. Wieder knarzt die Kanzel, und bei der dritten Drehung ist er dann laut schrecken ab. Ich war richtig sauer, nicht über den ersten, denn da hab ich es einfach nicht hinbekommen, sondern über die S…. Kanzel.
Also bin ich dort erstmal 2 Wochen weggeblieben, damit Ruhe einkehrt. Noch immer war relativ viel Rehwild und auch die beiden guten Böcke dort auf der Kamera.
Also ein neuer Versuch über die Feiertage Ende Mai. Meinem Herzblatt haben ich gesagt, daß ich mich da so oft hinsetze, bis ich einen habe, da ich im Heimatrevier noch Schneider war.
Am 23.05. abends dann erstmal raus. Der Wind kam von rechts, perfekt, denn aus der Richtung kommt häufig das Rehwild den Hang hoch an die Salzlecke. Dort ist lichter Bewuchs mit einigen Kiefern und Eichen, am Boden Heidelbeeren.
War recht früh dort. Um kurz nach 20:00 sehe ich durch das rechte Fenster in der WBK einen Rehkörper. Schnell das Fernglas genommen – Bock. Damit mich nicht wieder das Knarzen der Kanzel verrät hab ich mich eingerichtet, mit der Waffen aus dem Fenster und gewartet bis er näher kommt. Kurze Zeit später stand er gut, leicht spitz auf 50 Gänge. Da war die Kugel auch schon aus dem Lauf.
Im Schuß springt er 2 m in die Höhe um dann nach rechts unten abzuspringen. Mist – aber da er so deutlich gezeichnet hat, war ich mir eigentlich sicher, daß er den Schuß hat. Am Anschuß nichts, aber wenigen Meter weiter der Kugelriß. Was war passiert, hab ich ihn vielleicht unterschossen? Quälende Gedanken… Bin dann noch ein Stück in die Richtung in die er abgesprungen ist, aber auch mit der WBK war nichts zu sehen. Da es noch relativ früh war, habe ich den nächstgelegenen Kollegen mit Hund angerufen. Der ging nicht ans Telefon. Wie sich später herausstellte lag er mich heftigen Covid-Symptomen im Bett.
Blick vom Anschuss zur Kanzel
Also dann auf dem Rückweg den anderen Kollegen angerufen und haben uns für den nächsten Morgen um 7:00 Uhr verabredet. Den ganzen Restabend hatte ich quälende Gedanken. Was war passiert, habe ich ihn angeflickt… Oder doch unterschossen… Vermutlich, hoffentlich wird es so sein.
Am nächsten Morgen die beiden dann kurz eingewiesen. Der Hund nimmt direkt die Fährte an, Richtung stimmt. Nach 50 mir sagt mir der Kollegen, aufgrund des Verhalten des Hundes, daß der Bock den Schuß hat. Weiter ging es den Hang entlang. Nach rund 150 m, hat der Bock wohl viele Wiedergänge gemacht, der Hund tat sich schwer. Plötzlich dann das erste Wundbett.
Scheiße war mein einziger Gedanken. Hat er die Nacht überlebt, oder liegt irgendwo verendet im Busch? Wie wir uns so unterhalten ob wir weiter machen oder einen Spezialisten holen, springt der Bock 40 m entfernt ab. Obwohl der Hund (Vizla) sofort geschnallt wurde hat er ihn nicht bekommen. Ich habe Bock und Hund noch nach unten abgehen sehen, das wars.
Die Worte des Kollegen, daß das die unschönen Seiten der Jagd sind, und es der Bock nicht durchkommt würde, haben mir dann den Rest gegeben.
An der Stelle war dann erstmal Schluss. Die Situation allerdings hat mich sehr aufgebracht. Wie wird es wohl mit ihm weitergehen, quälende Fragen. Auf dem Weg nach Hause dann den Jagdherrn angerufen (den ich am Vorabend bereits per WhatsApp informiert habe) und ihm alles geschildert. Irgendwie wollte ich mich aber nicht damit abfinden, daß der Bock jetzt qualvoll verenden muß. Hab ihm dann gesagt, daß ich versuche noch einen offiziellen Nachsucheführer zu bekommen.
Zuhause dann auf die Website des Landesjagdverbandes und den am nächsten gelegenen angerufen. Oh tut mir leid, war die Antwort. Mein alter Hund ist dafür zu alt, und der jung zu jung. Rufen doch mal den xx an. xx hatte ich dann auch gleich am Telefon, allerdings war der auf einer Hundeprüfung im Hunsrück und auch nicht verfügbar. Von ihm aber noch der Hinweis auf 2 Kollegen, bei denen es klappen könnten.
In beiden Fällen nur die Mailbox, nach kurzer Zeit kam aber der Rückruf und wir haben uns um 12:00 wieder im Revier getroffen. Vor der Abfahrt dann noch schnell alle Kundentermine vom Nachmittag per E-Mail abgesagt.
Im Revier dann zuerst ohne Hunden den Anschuß untersucht. Dabei sagte er: Daß man so gar nichts findet, nicht mal Schnitthaar ist schon sehr selten. Aber egal, er hat den Hund dann angesetzt, der auch direkt auf der Fährte war. Wie abgesprochen habe ich mit dem Auto (und viel Wasser) nachgesetzt. Da ich die beide nicht sehen konnte, aber ja wußte in welche Richtung der Bock absprang dann einen Weg tiefer gefahren. Nach einer gefühlten Ewigkeit (ca. 30 Minuten) habe ich beide im Bestand auf mich zukommen sehen, jedoch hat der Hunde kurz vor dem Weg abgebrochen und es ging wieder zurück. Insgesamt haben sie 5 Wundbetten gefunden. Als sie zum zweiten mal an die Stelle kamen hat er Pause gemacht und mich gebeten für beide Wasser hochzubringen.
Trinkpause
Im dritten Anlauf dann ging es runter über den Forstweg und steil den Hang bergab. Ich immer mit dem Auto hinterher und versucht Blickkontakt zu halten, da wir nicht immer im Revier Empfang haben und die Ortung über das Smartphone so nicht funktioniert. An einer Freifläche unten dann nochmals Pause mit Wasser. Als es weiterging ruft er mir dann aus 100 m zu: Hier liegt ein wenige Tage altes Kitz direkt auf der Fährte. Trotzdem ging es weiter wieder parallel am Hang. Ich folgte auf dem Forstweg oberhalb – jetzt bereits im Nachbarrevier, aber wir haben eine Wildfolgevereinbarung.
Der Hund geht wie auf Schienen und ich machen mir wieder Hoffnungen auf ein glückliches Ende. Nach 300 m brechen sie jedoch ab, mit den Worten „wir müssen zurück“. Ich dann auch, alles rückwärts, weil keine Gelegenheit zu wenden. Der Hund war schon recht erschöpft, inzwischen waren wir 3 Stunden unterwegs und es war warm. Ich habe dann angeboten abzubrechen, obwohl mir die Worte schwer über die Lippen gingen. Wenn der Hund nicht mehr kann setzt er sich hin, war die Antwort. So lange der weitermacht, machen wir weiter.
Ende Teil 1, zuviele Zeichen;-)
Wer keine Lust hat alles zu lesen kann runterscrollen zu den Bildern, die sprechen für sich.
Mitte Mai saß ich abends zum ersten mal an einem Sitz an einer nahen Naturverjüngung, weil die Kamera an der dortigen Salzlecke einige Böcke bestätigt hat. Bin relativ früh rauf, lange tat sich aber nichts.
Um kurz von 21:00 huscht auf einmal ein Rehkörper nur 20 m entfernt von mir durchs Buchenrauschen. Viel zu schnell um anzusprechen, aber für mich das Zeichen mich fertig zu machen. Es tat sich nichts, daher wieder bequem gemacht. Nach 5 Minuten zieht ein Bock aus dem Aufwuchs links schräg den Hang hoch, Entfernung ca. 50 m. Immer durch Wurzelballen oder Aufwuchs verdeckt, sodaß ich auch keine vernünftige Stelle gefunden habe, um in anzupfeifen. Mist, Schade, das waren meine Gedanke. In der WBK sehe ich ihn zum linken Fenster raus ins Nachbarrevier wechseln und schaue ihm noch 5 Minuten nach, könnte ja zurückkommen.
O.K. das wird wohl nichts mehr, dann kann ich mich auch wieder normal und bequem hinsetzen und noch den Abend genießen. Hatte mich gerade so gedreht und wollte die Waffe ablegen, da sehen ich zum rechten Fenster raus, ca. 12 m entfernt den nächsten Bock stehen. Das gibt’s doch nicht. Dann war der auch im Bestand, vermutlich haben sie sich um den Einstand gestritten.
Jetzt ging es darum irgendwie im Schußposition zu kommen, was auf dieser Kanzel und dem rechten Fenster nicht einfach ist. Beim Drehen knarzt die Kanzel und der Bock wirft auf. Ich schaue regungslos zu ihm runter und warte bis er die nächsten Schritte Richtung Salzlecke macht. Wieder knarzt die Kanzel, und bei der dritten Drehung ist er dann laut schrecken ab. Ich war richtig sauer, nicht über den ersten, denn da hab ich es einfach nicht hinbekommen, sondern über die S…. Kanzel.
Also bin ich dort erstmal 2 Wochen weggeblieben, damit Ruhe einkehrt. Noch immer war relativ viel Rehwild und auch die beiden guten Böcke dort auf der Kamera.
Also ein neuer Versuch über die Feiertage Ende Mai. Meinem Herzblatt haben ich gesagt, daß ich mich da so oft hinsetze, bis ich einen habe, da ich im Heimatrevier noch Schneider war.
Am 23.05. abends dann erstmal raus. Der Wind kam von rechts, perfekt, denn aus der Richtung kommt häufig das Rehwild den Hang hoch an die Salzlecke. Dort ist lichter Bewuchs mit einigen Kiefern und Eichen, am Boden Heidelbeeren.
War recht früh dort. Um kurz nach 20:00 sehe ich durch das rechte Fenster in der WBK einen Rehkörper. Schnell das Fernglas genommen – Bock. Damit mich nicht wieder das Knarzen der Kanzel verrät hab ich mich eingerichtet, mit der Waffen aus dem Fenster und gewartet bis er näher kommt. Kurze Zeit später stand er gut, leicht spitz auf 50 Gänge. Da war die Kugel auch schon aus dem Lauf.
Im Schuß springt er 2 m in die Höhe um dann nach rechts unten abzuspringen. Mist – aber da er so deutlich gezeichnet hat, war ich mir eigentlich sicher, daß er den Schuß hat. Am Anschuß nichts, aber wenigen Meter weiter der Kugelriß. Was war passiert, hab ich ihn vielleicht unterschossen? Quälende Gedanken… Bin dann noch ein Stück in die Richtung in die er abgesprungen ist, aber auch mit der WBK war nichts zu sehen. Da es noch relativ früh war, habe ich den nächstgelegenen Kollegen mit Hund angerufen. Der ging nicht ans Telefon. Wie sich später herausstellte lag er mich heftigen Covid-Symptomen im Bett.
Blick vom Anschuss zur Kanzel
Also dann auf dem Rückweg den anderen Kollegen angerufen und haben uns für den nächsten Morgen um 7:00 Uhr verabredet. Den ganzen Restabend hatte ich quälende Gedanken. Was war passiert, habe ich ihn angeflickt… Oder doch unterschossen… Vermutlich, hoffentlich wird es so sein.
Am nächsten Morgen die beiden dann kurz eingewiesen. Der Hund nimmt direkt die Fährte an, Richtung stimmt. Nach 50 mir sagt mir der Kollegen, aufgrund des Verhalten des Hundes, daß der Bock den Schuß hat. Weiter ging es den Hang entlang. Nach rund 150 m, hat der Bock wohl viele Wiedergänge gemacht, der Hund tat sich schwer. Plötzlich dann das erste Wundbett.
Scheiße war mein einziger Gedanken. Hat er die Nacht überlebt, oder liegt irgendwo verendet im Busch? Wie wir uns so unterhalten ob wir weiter machen oder einen Spezialisten holen, springt der Bock 40 m entfernt ab. Obwohl der Hund (Vizla) sofort geschnallt wurde hat er ihn nicht bekommen. Ich habe Bock und Hund noch nach unten abgehen sehen, das wars.
Die Worte des Kollegen, daß das die unschönen Seiten der Jagd sind, und es der Bock nicht durchkommt würde, haben mir dann den Rest gegeben.
An der Stelle war dann erstmal Schluss. Die Situation allerdings hat mich sehr aufgebracht. Wie wird es wohl mit ihm weitergehen, quälende Fragen. Auf dem Weg nach Hause dann den Jagdherrn angerufen (den ich am Vorabend bereits per WhatsApp informiert habe) und ihm alles geschildert. Irgendwie wollte ich mich aber nicht damit abfinden, daß der Bock jetzt qualvoll verenden muß. Hab ihm dann gesagt, daß ich versuche noch einen offiziellen Nachsucheführer zu bekommen.
Zuhause dann auf die Website des Landesjagdverbandes und den am nächsten gelegenen angerufen. Oh tut mir leid, war die Antwort. Mein alter Hund ist dafür zu alt, und der jung zu jung. Rufen doch mal den xx an. xx hatte ich dann auch gleich am Telefon, allerdings war der auf einer Hundeprüfung im Hunsrück und auch nicht verfügbar. Von ihm aber noch der Hinweis auf 2 Kollegen, bei denen es klappen könnten.
In beiden Fällen nur die Mailbox, nach kurzer Zeit kam aber der Rückruf und wir haben uns um 12:00 wieder im Revier getroffen. Vor der Abfahrt dann noch schnell alle Kundentermine vom Nachmittag per E-Mail abgesagt.
Im Revier dann zuerst ohne Hunden den Anschuß untersucht. Dabei sagte er: Daß man so gar nichts findet, nicht mal Schnitthaar ist schon sehr selten. Aber egal, er hat den Hund dann angesetzt, der auch direkt auf der Fährte war. Wie abgesprochen habe ich mit dem Auto (und viel Wasser) nachgesetzt. Da ich die beide nicht sehen konnte, aber ja wußte in welche Richtung der Bock absprang dann einen Weg tiefer gefahren. Nach einer gefühlten Ewigkeit (ca. 30 Minuten) habe ich beide im Bestand auf mich zukommen sehen, jedoch hat der Hunde kurz vor dem Weg abgebrochen und es ging wieder zurück. Insgesamt haben sie 5 Wundbetten gefunden. Als sie zum zweiten mal an die Stelle kamen hat er Pause gemacht und mich gebeten für beide Wasser hochzubringen.
Trinkpause
Im dritten Anlauf dann ging es runter über den Forstweg und steil den Hang bergab. Ich immer mit dem Auto hinterher und versucht Blickkontakt zu halten, da wir nicht immer im Revier Empfang haben und die Ortung über das Smartphone so nicht funktioniert. An einer Freifläche unten dann nochmals Pause mit Wasser. Als es weiterging ruft er mir dann aus 100 m zu: Hier liegt ein wenige Tage altes Kitz direkt auf der Fährte. Trotzdem ging es weiter wieder parallel am Hang. Ich folgte auf dem Forstweg oberhalb – jetzt bereits im Nachbarrevier, aber wir haben eine Wildfolgevereinbarung.
Der Hund geht wie auf Schienen und ich machen mir wieder Hoffnungen auf ein glückliches Ende. Nach 300 m brechen sie jedoch ab, mit den Worten „wir müssen zurück“. Ich dann auch, alles rückwärts, weil keine Gelegenheit zu wenden. Der Hund war schon recht erschöpft, inzwischen waren wir 3 Stunden unterwegs und es war warm. Ich habe dann angeboten abzubrechen, obwohl mir die Worte schwer über die Lippen gingen. Wenn der Hund nicht mehr kann setzt er sich hin, war die Antwort. So lange der weitermacht, machen wir weiter.
Ende Teil 1, zuviele Zeichen;-)