Horrido zusammen,
es muss nicht unbedingt ein "besseres Angebot auf Kosten der Allgemeinheit" sein.
Ich kenne genug (>20), die bis zum Lockdown in der Gastro oder sonstwo im Niedriglohnsektor gearbeitet haben. Als sie gemerkt haben, das es in der Kurzarbeit dann nicht genügt, um den Lebensunterhalt (Miete, Strom, Nahrung,....) zu sichern, mussten sie sich was anderes suchen. Grade in der Gastro wird doch (mehr oder weniger) mit Trinkgeld geplant. Ob du was bekommst, oder nicht...
Nicht alle, die im Niedriglohnsektor arbeiten / gearbeitet hatten, haben dieses als Zeitjob (450€) gemacht. Es gibt da tatsächlich Personen, die den Job wirklich mit viel Freude und als Hauptberuf gemacht haben bzw. machen.
Bisher hatten wir einfach nur Glück, das sich Personen gefunden haben, die für recht wenig Geld und mit viel Freude gearbeitet haben. Aber die meisten meiner Bekannten haben spätestens mit dem Lockdown gemerkt, das dieses halt nicht für den Lebensunterhalt genügen kann. Es muss nur mal so was unvorhergesehenes wie ein Lockdown dazu kommen. Und dann stehste da mit deinen 700€ und versuchst dein Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn die Miete schon über 600€ kostet...
Die meisten von meinen Bekannten haben sich dann Jobs in Bereichen gesucht, die halt keinen Lockdown gemacht haben. Lebensmittel - Einzelhandel zum Beispiel. Zum Auffüllen von Regalen oder an der Scannerkasse zu sitzen, brauchst Du auch keinen Abschluß in Raketenwissenschaften. Aber da gab es etwas, was die meisten nicht kannten: geregelte Arbeitszeiten, besseren Lohn, Mitspracherecht über Arbeitszeit usw. Da muss man sich nicht wundern, wenn keiner mehr in den Niedriglohn - Job zurück will. Auch wenns, bis zum Lockdown, Spaß gemacht hat.
Ich habe nur zwei (!) Bekannte, die der Gastro treu geblieben sind.
Einer hatte genug Schotter (geerbt; hat das schon immer aus Spaß gemacht) um den Lockdown zu überbrücken und die Andere hat "Aufgestockt", also zusätzlich H4 bekommen. Von irgendwas muss man ja die Ausgaben begleichen.
Was meinste, warum es kaum noch "richtige" Bäcker gibt?? Weil die (Aufback-) Brötchen, die es selbst bei "Namhaften" Bäckereien billig gibt und die Mitarbeiter (-innen) kaum mehr, wie Mindestlohn bekommen. In der Backstube auch noch zu "blöden" Anfangszeiten arbeiten müssen.
Die Bäcker, die noch selber jeden Tag in der Backstube stehen und nach "ihrem" Rezept die Brötchen selber backen, werden diese kaum für 0,25 €/ Stück verkaufen....
Und der nächste "Knall" wird es im Gesundheitssytem geben. Auch da wird, für die Arbeit, viel zu wenig bezahlt. Ich spreche nicht vom Arzt, sondern von den Pflegern. Auch da kenne ich einige, die grade so über die Runden kommen. Und die sollen dann z.B. mit ü 60 noch Patienten mit ü 100 KG (wie mich) heben. Und das im Rotationssystem....
Oder versuche mal, für die Pflegebedürftige Oma, einen Platz im Heim zu finden. Am besten noch in der Nähe.
Hab ich doch selber gesehen, wie meine Mutter dieses Jahr 3 Wochen in die Geriatrie musste. Da waren Abends und Nachts genau 1 (in Worten: eine) Pflegerin für drei Stationen da. Tagsüber dann doch vier. Wenn niemand krank wurde....
Das alle jammern, das alles soviel kostet, liegt am Lohngefüge. Und den Ansprüchen.
Das ein "Alleinverdiener" heute kaum mehr eine Familie ernähren kann, ist nicht gut. Das muss sich wieder ändern.
Nur tut es das nicht, solange es immer noch Niedriglöhner gibt.
Die machen ja die Arbeit, die sonst keiner machen will (oder kann) für recht wenig Geld. Und die kaufen auch ja auch das billige Fleisch, was schon 1000de KM durch die Welt gekarrt wurde, um dann für 2,99€/Kg beim Aldi in der Kühlung zu liegen...
Und der Urlaub muss ja auch in den hintersten Ecken der Weltkugel gemacht werden. Zur Not halt mit nem Kredit, weil man ja keine 5000€ dafür hat.
Bitte nicht alles in den Topf "Harz 4 gibt mehr Geld, wie Arbeiten" werfen. Wer will und vorher schon wollte, ist nun immer noch in (besser bezahlter) Arbeit.
Und sorry, für OT. Aber das musste sein, sonst wäre ich geplatzt!
RedNose