@Holzjäger danke für die Rückmeldung - was sagen denn die Büchsenmacher dazu?
Ich habe Ihre Eingangsbeschreibung noch einmal ordentlich gelesen und mir den Konstruktionsschnitt der R93 auch noch einmal angesehen - eine innovative Konstruktion, muss man immer wieder zugeben, trotzdem, ich bevorzuge meine Mauser 77 - auch in der Mehrzahl.
Die Aussage ist, wenn ich nun genau gelesen habe, der Verschluss geht nicht auf. D.h, also nicht, die Hülse kommt nicht leicht raus, sondern erstmal klemmt der Verschluss. Warum kann er das - im Gegensatz zu herkömmlichen Verschlüssen muss der Spreizverschluss aus den beiden Flächen, die er gegeneinander abstützt und so den Verschluss eben schließt, auch wieder herausgleiten. Bei R8 und R93 gibt es da einen Unterschied. Die R93 schließt, indem die Spreizfeder vorgeschoben wird so dass sie sich über eine 45° Ebene aufspreizt und so einen Formschluss zwischen Lauf und Verschluss herstellt. Diese beiden Flächen sind ziemlich parallel. Wer in Physik aufgepasst hat weiß, bei schrägen Flächen haben wir eine Keilwirkung, so dass hier also höhere Flächenpressungen auftreten, wenn Kraft auf den Verschluss ausgeübt wird. Eine übermäßig gelängte Hülse könnte eine solche Kraftquelle natürlich auch sein. Haben wir hier also Pressung - wo auch immer sie herkommen mag - ggf. auch nur eine leichte, kann der Verschluss ev. nur schlecht geöffnet werden. Vermutlich schlechter, als bei herkömmlichen Waffen, falls eine überlängte Hülse als Fehler in Frage kommt. Übrigens bei der R8 wird dagegen der Verschluss durch eine Stützhülse geschlossen, die die Federelemente in Position "von innen" schiebt und die beiden Flächen sind nicht beide 45°, sondern erheblich steiler und auch so, dass eben keine Selbsthemmung auftritt.
Ich bin kein Experte R93. Ich kann keinen Rat zur R93 abgeben. Mein Ansatz wäre nun sich die Spreizklammern genau anzusehen und ggf. etwas vorsichtig zu fetten. Aber (!) der Verschluss der R93 ist tunlichst sauber zu halten deswegen bin ich mir nicht sicher, ob das der richtige Ansatz wäre. Ob also etwas Fett an der passenden Stelle eine gute Idee ist, darüber sollte sich ein Fachmann auslassen, der die R93 wirklich kennt - von innen kennt. Nicht irgendjemand, der meint er könne schießen.
Warum also könnte die Waffe erst ordentlich zu öffnen gewesen sein und dann nicht mehr? Kein Fett mehr im Bereich der Federkrallen, sprich "verbraucht" wie bei meiner Mauser 77, wie ich es beschrieben habe (wenn auch völlig anderer Fall) - vielleicht. Vielleicht auch mittels etwas Gasdruck "geräumt", könnte auch sein, muss der Schütze auch nicht unbedingt merken. Wenn das allerdings mehr werden würde, würde es für den Schützen gefährlich werden können, im Untermaß gefertigte Hülsen könnten das ev. auch fördern, aber hier bin ich auf ganz dünnem Eis, dafür gibt es sicher Fachleute bei Blaser.
Ich kann mich nur wiederholen, es macht Sinn sich mit der Technik der eigenen Waffe vertraut zu machen, um Fehler rechtzeitig beurteilen oder auch Gefahren vermeiden zu können. Die R93 ist eine innovative Konstruktion und fällt ganz sicher in diesen Kreis - sie hat eben keinen ordinären zwei Warzenverschluss wie der olle 98-iger Verschnitt vom Opa. Der hielt die Hammerschläge auf den Kammerstengel auch noch aus (zumindestens jene aus der Militärfertigung, soweit nicht für das letzte Aufgebot zusammengeschustert), bei der R93 würde ich das lassen, oder sie anschließend zwingend ins Werk zur Revision schicken (wenn beispielsweise die Spreizfeder aufgrund einer Hammerbehandlung nicht mehr vollständig nach vorne gedrückt wird, ist der Verschluss auch nicht mehr voll belastbar!).
Insofern gerade bei der R93 gute Vorsicht und nicht einfach der Munition in die Schuhe schieben. Insofern folge ich dem Geronimo ausdrücklich nicht. Das könnte sonst im wahrsten Sinne des Wortes übel ins Auge gehen.