Kann mir jemand sagen ob man bei einem Holzherd auf einen Anschluss für externe Verbrennungsluft wert legen sollte?
Ich bin grade am planen. Manche Herde, auch welche, die wir in Betracht ziehen, haben Anschlüsse für Luftzufuhr von außen.
Jetzt stellt sich mir die Frage: Was bringt mir das effektiv?
Den Anschluss nach draußen mitmachen wäre nicht das größte Problem. Dass es bei hypermodern gedämmten Neubauten Sinn macht ist mir klar - hab ich aber nicht.
Merkt man das auch mehr oder weniger stark am Raumklima an sich? Holzofen hab ich, daher ist mir auch bewusst, dass die Luft "dicker" wird wenn der Ofen den Sauerstoff aus dem Raum zieht.
Ich weiß jetzt spontan niemand, der so einen Ofen mit Luftanschluss in Gebrauch hätte und den ich direkt fragen könnte.
Grundsätzlich ist es kein Fehler, wenn der Ofen raumluftunabhängig anschließbar ist und du diese Option auch nutzt. Allerdings ist das eventuell ein zweischneidiges Schwert, wenn du die Luft direkt hinter dem Ofen von außen über den obligatorischen Alu-Flexschlauch ansaugst. Wenn es draußen kalt ist, dann kühlt die kalte Verbrennungsluft den Ansaugbereich des Ofens soweit herunter, dass dies für die warme Raumluft zur Kältefalle wird. Die Folge ist dann wahrscheinlich eine nicht unerhebliche Kondesatbildung unterm Ofen. Also Vorsicht damit. Da hilft auch kein gedämmtes Flexrohr. Der RLU-Anschluss (
raum
luft
unabhängig) der Öfen wird normalerweise über einen LAS-Schornstein im Haus versorgt. LAS bedeutet Luft-Abgas-Schornstein. Die Verbrennungsluft wird innerhalb des Schornsteins zwischen der Außenschale und dem Rauchrohr von überm Dach nach unten geführt und erwärmt sich dabei so weit, dass es zu keiner Kondensatbildung kommen kann.
Wenn die Luft beim Betrieb deines vorhandenen Ofens "dicker" wird, dann stimmt der Luftverbund in deinem Haus nicht. Wenn du dann noch einen zusätzlichen Holzherd anschließt, wird das sicher nicht besser. Luftverbund heißt: Wie kommunizieren die Räume deines Hauses untereinander, wenn die Türen geschlossen sind. Optimalerweise haben die Zimmertüren unten genug Spalt, sodass die Luft drunter durchziehen kann. Optimalerweise bietet dein Haus genug Leckage nach draußen. Wenn nicht, weil du vielleicht komplett neue Fenster und Türen eingebaut hast, wird es womöglich eng mit der Verbrennungsluft. Sofern dein Haus einen Keller besitzt, kannst du dort eine Zuluftbohrung einbringen. Ansonsten hilft auch eine solche Bohrung im Hauswirtschaftsraum. Dann benötigst du auch keinen RLU-Anschluss.
Ein Edelstahl-Außenschornstein ist immer ein mehr oder weniger fauler Kompromiss. Wenn du dir den zulegst, solltest du darauf achten, dass er eine möglichst dicke Dämmschale hat. Die billigen Silberpfeifen haben irgendwas bei 25-30 mm. Gute Schornstein haben eine 35 mm Dämmschale. Du musst bedenken, dass dein Außenschornstein im Winter ständig mit der Temperatur kämpft. Je effektiver die Dämmung, desto besser der Zug. Der Schornstein ist der Motor des Ofens und nur ein wirklich warmer Motor zieht gut. Wenn ich Edelstahl-Schornsteine montiere, führe ich das Rohr immer nur bis zur Mitte der Hauswand. Dazu mache ich eine Stufenbohrung, deren Durchmesser sich in der Wandmitte auf 160 mm verjüngt. Vorteil ist, dass ich im Zimmer einen absolut dichten Anschluss habe, dem man nicht ansieht, dass da draußen eine Edelstahlpfeife dran hängt. Die meisten Ofenbauer bohren dir eine 250 mm Bohrung komplett durch die Wand und dichten den Schornsteinanschluss mit Mineralwolle ab. Große Rosette drüber, fertig. War mir immer zu billig gedacht und sieht unästhetisch aus.
So, was fehlt noch? Ach ja, der unleidige Dunstabzug. Wieso werden diese Scheißdinger nur immer wieder nach draußen verlegt? Bei alten Käfiglüftern ist das nicht weiter tragisch für den Holzofen. Moderne Absauganlagen aber haben einen Volumenstrom so um die 800-1000 m³/h. Wenn der Ofen gerade brennt und du schaltest die Absaugung ein, dann dauert es ein paar Sekunden und du stehst im Londoner Nebel. Das liegt daran, dass du Luftvolumen aus deinem Haus herauspumpst. Das Haus ist, sofern keine Tür oder kein Fenster geöffnet ist, ein mehr oder weniger dichter Behälter. Das Einschalten der Absaugung führt im Haus zu einer Druckabsenkung. Die Physik will es aber, dass der Druck zwischen drinnen und draußen immer gleich ist. Druckdifferenzen werden sofort ausgeglichen. Die direkte Verbindung nach draußen ist, sofern Fenster und Türen zu sind, der Schornstein. Also zieht der dann rückwärts oder besser ausdrückt, wird er von der Atmosphäre rückwärts gedrückt. Richtig gefährlich wird es, wenn der Dunstabzug so gerade nicht von der allgemeinen Leckage des Hauses abgefangen werden kann. Dann zuzelt der Ofen ganz leicht rückwärts. Während der Gasphase, also wenn das Holz noch brennt, riechst du den Rauch. Während der Glutphase kann es jedoch passieren, dass du das nicht mitbekommst. Dann strömt CO ins Zimmer. Nicht CO2, dass wäre nicht schlimm, dagegen kann man Lüften. CO verbindet sich mit unseren roten Blutkörperchen und blockiert diese. Dagegen hilft dann kein Lüften mehr.
Der Gesetzgeber hat deshalb die überaus sinnvolle Pflicht erlassen, dass beim Betrieb einer Ablufthaube ein Fenster geöffnet sein muss. Damit man das nicht vergisst, ist zumindest mal ein Fensterkontaktschalter einzubauen. Für den Fall, dass die Absaugung neueren Datums ist, muss sich die Köchin, der Koch warm anziehen, sofern das Küchenfenster geöffnet ist. Der eindringende Volumenstrom ist im Winter eher kalt, bis kälter und wenn man da im Weg steht, wird es ungemütlich. Deshalb empfehle ich allen meinen Kunden, ihre Dunstabsaugung auf Umluft zu stellen. Moderne Hauben sind standardmäßig so montiert, weil moderne Häuser eine derart dichte Bauweise besitzen, dass man da nichts herauspumpen kann, ohne in Atemnot zu geraten.
So weit bis hierhin. Wenn du oder Ihr mehr Wissensdurst hast/habt, lass(t) es mich wissen. Ich mache für heute Schluss, denn morgen muss ich einen Kachelofen sanieren. Das ist Knüppelarbeit, weshalb ich ausgeruht sein muss. HH