Hirschbrunft 2022

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Wem hier geht es so wie mir, er hat das Glück zur Hirschbrunft jagen zu können- egal ob in heimischen Revieren, Ungarn, den Karpaten ….Die Vorfreude, Spannung wächst von Woche zu Woche. Freu mich über teilen von Vorfreude, Austausch über Jagdpläne, Rückblick auf Erlebnisse, Erfahrungen….
Das war der Eingangspost, die Intention des Themenstarters. Wollen wir es nicht dabei belassen, wie er sich den Faden gewünscht hat?
Mit juckt (@boris0815 hat schon gelockt) andauernd der Schreibefinger, so wie sich hier einige "outen". Ich lasse es. Hirsche, die nach deutschen Maßstäben zu jung sind, gibt's immer. Häufig heißt es zur Beruhigung des eigenen, doch etwas schlechten Gewissens dann "war ja frei".
Auch noch so. Aber wer in einem öffentlichen Forum seine Dinge postet, muss damit leben, dass sich Schreiber aller Couleur dazu äußern. Sonst muss er seinen Voyeurismus wo anders ausleben als in den (a) sozialen Medien.

Zurück zum Thema: Ungarn zeigt Wirkung. 10 Tage morgens und Abends raus, fettes Essen und Alkohol ist der Körper über diesen Zeitraum nicht gewohnt. In Österreich bei der Pause war es kalt und jetzt hat sie mich, die böse Erkältung. Kann kaum sprechen. Daher fiel heute die Frühpirsch aus und die Abendpirsch findet auf dem Sofa statt.
Aber heute Nacht dreht der Wind, wenn Agrarwetter richtig liegt! Die Frühpirsch morgen lässt hoffen! Und schon wieder: Vorfreude!!! @Grat: wie sieht's aus bei Dir?
 
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OK stimmt und außerdem ?
Eine kurze Brunft hätte aber einen homogenen Setztermin zur Folge oder ? Eine lange Brunft würde eine größere Schwankung bedeuten?
Es hat schon so etwas von Viehzucht. Da stimme ich dir zu.
Also: gesunde Stücke werden je nach Kondition normal brunftig: bei einem Gewicht von 65kg ungf.
Je größer die KW-Population, je geringer die Zahl der Tiere, die dieses Gewicht erreichen ODER es herrschen da tatsächlich Zuchtverhältnissen, bei denen die Tiere gefüttert werden.
In "normalen" Umständen werden 100% der Alttiere und ein gewisser Prozentsatz der Schmaltiere trächtig, was einem jährlichen Zuwachs einer Rotwild Population bei +/-70% der weiblichen Population zugrundeliegt, also 35% der Gesamtpopulation bei einer Sexratio von 1:1.

Natürlich ist dieses 1:1 Geschlechterverhältnis auf die Gesamtpopulation zu denken, nicht auf dem Brunftplatz.
Hast du schon daran gedacht, wie man den jährlichen Zuwachs in den Griff bekommt, wenn die Sexratio über 1:1,5 ist? Das ist schwer zu machen, es sei denn man veranstaltet ab und zu ein echtes Culling.
Hast du eine Idee, wie hoch die Anteilnahme der Platzhirsche am Zeugen der Kälber ist? bei 1:1,2.
Keine 15%. Der Rest geht an die Beihirsche.
Erst wenn man echte starke reife Hirsche (über 10. Kopf) hat UND reduzierte KW-Dichte, haben Platzhirsche mehr Chancen zum Beschlag zu kommen.
Die meisten Brunftrudel im Wald wo ich war haben nach Reduktion höchstens 3-4 Tiere + Kälber, das ist viel übersichtlicher als ein Rudel von 10-20 Tieren!

Ich bin jetzt 67 und habe den 47. JJ, und immer noch keinen Hirsch erlegt, weil ich mir als Jagdpapst das Recht nicht denken kann, einen 2a zu erschiessen, da würde ich endlich die Klappe definitiv halten müssen. Oder mit einem ständigen Vorwurf an der Wand leben.
Also mir würde so ein 2b oder 1b wirklich spass machen.
 
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tausende Jäger fallen in einer Dekade zur Hirschbrunft in Osteuropa ein und von tausenden Pirschführern hören sie auch die Worte:" guta Hirsch ,bitta schiessen" und denen wird oft gefolgt.

Und-die haben immer noch gut Rotwild auch alt und stark im Vergleich zu uns.
Bei meiner letzten Brunft in den Karpaten wurde ein kapitaler ,viel zu junger Hirsch 200 m von unserer Jagdhütte getötet-von Wölfen.
Diese "Scheißviecher" haben sich einfach nicht an Alterspyramide und Geschlechterverhältnis gehalten .Unmöglich finde ich das.

Mensch Leute seid doch nicht so.
Freut Euch mit den Erlegern.
Aber ich weiß-der Neid ist ein Schwein.
 

z/7

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Zitat eines Jagdführers:

Ich verstehe nicht, weshalb uns die Leute immer die Welt erklären wollen. Wir haben mit die gesündesten Wälder und dichtesten Wildbestand. Aber Deutsche erklären uns, wie man es macht.
Nach dem, was Du von Deiner Pirsch geschildert hast, das Sumpfland, das nennt die deutsche Forstwirtschaft Unland, und Unland ist kein Holzboden, da wächst nix außer dicke Hirsche. Alles gut. ;)
 
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Ich glaube, ich werde da falsch verstanden. Ich wollte den Hirsch nicht madig machen, sondern eher die Art der Führung kritisieren, von beiden beteiligten.

Als (zahlender) Gast sollte man sich auch wie ein Gast aufführen. Aus Sicht des Jagdführers sind mir Gäste mit einem Übermaß an Eigeninitiative suspekt. Ich hab selbst einige wenige Gäste geführt und noch viele viele mehr im Revier meines Vaters erleben dürfen. Da waren auch ein paar dabei, die wollten schlauer sein, wie der Jagdführer (in dessen Revier!). Die sind dann aber in aller Regel als Schneider nach Hause gefahren. Die Krönung war einer, der meinte, zwischen den schreienden Hirschen n 2jähriges Keilerchen zu erlegen...

Wenn ich irgendwo Gast bin, dann mach ich das, was man mir sagt.
Das irgendwo jeder Hirsch frei ist, hab ich bislang nur dort erlebt, wo es keine Hirsche (mehr) gibt, oder nur alle Jubeljahre einer auftaucht, mit dem man dort grad nicht gerechnet hat.

Die Kritik richtet sich auch nicht an @MalteHH alleine. Was er so schreibt ist sein Jagdführer nicht wirklich erfahren und eher unbedarft. Ich würde von meinem Jagdführer etwas mehr Professionalität wünschen, insbesondere, wenn es auf eine mir weitestgehend unbekannte Wildart geht. Wenn ich den Wunsch hab, eine starken und reifen Hirsch zu erlegen, ich selbst den abgesehen von Enden zählen nicht ansprechen kann, dann sollte mir der Jagdführer diese Aufgabe abnehmen. Es ist des Jägers höchst Gebot, was Du nicht kennst, das schieß nicht tot!

@MalteHH: Aber nochmal, freu Dich über Deinen Hirsch, wenn Du der Auffassung bist, dass Du alles richtig gemacht hast und weiterhin mit dieser Art der Jagdgastführung jagen möchtest, dann fahr dort weiterhin hin. Wunder Dich aber nicht, wenn Du anderen Orts anders behandelt wirst, weil Du Dir Deine Hirsche selbst aussuchen möchtest und dann der ein oder andere "zu junge Hirsch" dabei ist.

Und bitte lass Dich nicht davon abhalten, weiterhin Deine Jagderlebnisse hier mit uns zu teilen.
 
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So, wieder ein kurzer Bericht über eines Jäger‘s Glück, Freuden, aber auch nachdenklich stimmende Eindrücke aus den Karpaten.
Am Freitag fand unser „Quartierwechsel“ statt in eine auf ca. 1500 m gelegene Jagdhütte- eigentlich schon Haus. Sehr komfortabel, Strom per Generator, warmes Wasser, eigenes Zimmer-Karpatenluxus.
Auch die Anfahrten in diesem- angeblich auch anderen rumänischen Bergrevieren haben sich geändert. Im Vergleich zu früher, ich habe 14 Jahre nicht mehr in den Karpaten gejagt, wo Geländewagen taugliche Wege Seltenheit waren und wenn in abenteuerlichem Zustand, gibt es nun ein zwar nicht dichtes aber doch in gutem Zustand befindliches Netz an Forstwegen.
Die nächste Änderung zu früheren Jahren wird kurz vor Aufbruch zur Abend-Nachmittagspirsch augenscheinlich: ein weiterer Geländewagen hält auf einmal bei der Hütte- auf meine leise Anfrage teilt mir Emil- mein Pirschbegleiter, Jagdvermittler mit, dies sei ein sehr reicher rumänischer Jäger, der hier öfter nur auf die besten Hirsche jage- so wie auch jetzt.
Unterhaltung mit dem eher jüngeren Rumänen schwer möglich, da er fast nicht englisch spricht. Stolz präsentiert er seine Hirschphotos aus den letzten Jahren- alles kapitale ( meist auch alt ausschauende) Hirsche.
Sofort auf gleicher“ Wellenlänge“ bin ich mit seinem Pirschführer, der laut Emil exclusiv mit dem an kapitalen Hirschtrophäen gesegneten Mann jagt.
Als ich ihm erzähle, daß ich schon in den frühen 90igern in Rumänien jagte, lächelt er und teilt in gutem Englisch meine Meinung, daß das noch „ goldene Zeiten“ für die Jagd waren.
Als großes Problem sieht er die Zunahme an Jägern, die in seinen Augen keine Jäger seien, aber möglichst rasch möglichst viele und gute Trophäen haben wollen.
Als weiteres Problem sieht er den zunehmenden Einsatz von Nachtsichtig-Optik, der auch auf Karpaten-Pojanen manchen Hirschen-legal oder illegal, das Leben kostet.
Dann brechen Emil und ich zu Fuß auf. Auf meine Frage, wer denn dieser junge Pirschführer sei, meint Emil, der selbst in meinen älteren, erfahrenen, kritischen Jägeraugen ein sehr guter Jäger ist, dieser Mann sei ein sehr guter Jäger- und zumindest bis vor einigen Jahren- großer Wilderer gewesen.
Was wieder österreichische historische Bergjägerweisheiten bestätigt, daß ehemalige Wilderer dann oft die besten Berufsjäger wurden😊
 
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Das Jagdhüttenbild will er nicht? Hier Frühpirsch Impression- wie so oft Wetter nicht sehr Jäger freundlich
 
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Die Abendpirsch führt uns zuerst entlang der Forststraße bergauf, dann einen Gebirgsbach querend mäßig steil bergauf. Wir pirschen durch alte Fichten Plenterwälder, teils kniehohes Schwarzbeer-Kraut. Das dürfte auch den Bären hier gefallen, wir sehen 2 nicht sehr starke Fährten. Das Gelände hier ist schon ein Art Hochplateau, ideal für Brunftplätze und auch nicht sehr anstrengeng zum pirschen-auch Karpatenluxus.
Wir sehen zwar immer wieder Fährten, im ganzen weiten Tal ist jedoch kein Ton zu hören.
Auch dreht der Wind immer wieder- ich versuche Emil klar zu machen- daß ich bei solchen Verhältnissen lieber lieber „Huckn “ bleibe und verhöre. Er ist jedoch vom katzenartigen weiterschleichen nicht abzubringen. Prompt geht kurz darauf in einer größeren Blöße auf ca.150 Schritt ein riesiges Alttier flüchtig ab.
Wir drehen eine große Runde leicht bergauf bis zum Kamm auf eine Pojana. Auf unserer Talseite nichts zu hören. Auf der anderen Talseite etwas tiefer sind kurz zwei verschiedene Hirschstimmen zu hören. Dort wollen wir morgen Früh hinschauen.
Bei leichtem Nieselregen und endendem Schußlicht landen wir wieder auf der Forststraße und bald darauf in unserer „Cabana“ .
Der Holzofen zieht prächtig- bald darauf ist es gemütlich warm, ganz anders als die Außentemperaturen, prinzipiell ideal für die Hirschbrunft, nur lassen sich die Hirsche schon die bisherige Woche leider fast nicht hören.
Emil meint , das Wetter sei schuld?
Vom rumänischen Gastjäger und seinem Pirschführer ist nichts mehr zu sehen- fast nix zu hören und unwirtliche Verhältniße dürften die Energien rasch bremsen
 
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Kurz aus dem Jagdland der Magyaren ein Bericht von der Hirschbrunft bereits Anfang September (8-11.09).

Mein Vater und Onkel sind bereits am 8. zur Jagd gefahren, ich bin dann am 9. spontan dazugestoßen.

Brunft am 8. war laut Erzählungen schon sehr gut, mein Onkel erlegte einen guten Abschusshirsch, beidseitige Gabel aber sehr gute Auslage.

Am 9. am Abend saß ich dann auf einer großen Wiese an, links von mir ein großer Wald, am Ende der Wiese vor mir und rechts von mir ein großer Maisacker. Neben mir am Sitzbrett der Schweißhund, noch ca. 22 Grad, ein herrlicher Abend.

Um 19 Uhr begann erst verhaltenes Melden, welches sich zu einem Brunftkonzert von unglaublichen Ausmaß steigerte. Zeitweise standen auf der Wiese vier brunftende Hirschen, darunter zwei starke aber noch zu junge Hirsche.

Als es schon dunkel war mischte sich donnernd eine sehr tiefe und starke Stimme aus dem Maisfeld ein, man merkte, dass der Chef von den anderen Rufern genervt war.

Im letzten Licht schob sich dann, mit dem 8x56 gerade noch zu erkennen, ein sehr starker Wildkörper aus dem Mais, starke Stangen, mit kurzen Enden, einem tiefen und markanten Vorschlag und zog langsam von mir weg über die Wiese auf den Wald zu.

Abend war beendet, das Wetter drehte auf Sturm und Regen und am nächsten Tag in der Früh war kaum eine Brunft. Der Abend war dann besser und mein Vater konnte unweit meines Hochstandes vom 9. einen Hirsch erlegen, der eilig über einen Waldweg in den Mais einwechselte.

Als ich dann hin kam um beim Bergen zu helfen lag da ein alter Hirsch, ungerader 16 Ender, mit stark zurückgesetzt aber starken Stangen, einem extrem tiefen und markanten Vorschlag. Eindeutig der Hirsch, den ich am Tag zuvor gesehen habe. Ausgehend vom Zahnabrieb, den Rosenstöcken und dem Wildbret hätte ich ihn auf 11-12 Jahre geschätzt. Bewertung gab ihm 12. Jahre bei 8kg. Wäre interessant zu wissen, wie der Hirsch mit 8 oder 9 Jahren ausgesehen hat.
 
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Kurz nach 6h starten wir von der Hütte weg und nehmen einen leicht ansteigenden Holzabfuhrweg, hier heroben nicht wie so oft in Rumänien eine von riesigen Timberjacks und Regenwasser verwüstete, wenn steil fast unbezwingbare Lem-Dreck-Rutschbahn, sondern durch Silikat-Stein Untergrund meist fest und gut begehbar. So kommt die Stirnlampe in den Rucksack- trotz wolkenverhangenem Himmel und etwas tiefer liegendem Nebel geht die Sicht. Lockeres Fichtenaltholz , dann wieder Fichtendickungen und doch immer wieder kleine Flächen von ca. 100m Ausmaß, die man einsehen kann. Der Wind leicht aber leider wieder häufig drehend- und- kein Laut zu hören, auch nicht in der weiteren Ferne der anderen Talseite. So pirschen wir ca.1 km leicht hangaufwärts. Auf einem kleinen Rücken angekommen, hören wir auf ca. 300m unter uns zuerst 2, dann später eine 3 Stimme ab und an melden. Da der Wind jetzt für uns gut ist, pirschen wir durch kniehohes Schwarzberkraut im dämmrigen Fichtenaltholz abwärts. Unter uns kann man ein Plateau mit durchbrochenen Fichtenkulturen sehen. Ideale Brunftplätze mit der Möglichkeit, auch etwas einzusehen.
Der Wind beginnt wieder zu drehen, es gelingt mir Emil davon zu überzeugen, den Rückzug anzutreten um diesen guten Platz wo wir ab und an noch die Hirsche hören, am Abend nochmals zu probieren.
Retour wieder bergauf zum Weg, der uns dann ansteigend zu einer Pojana mit teilweise Fichtenjungwuchs führt. Das ganze Szenario ist jedoch dicht im Nebel, Emils Röhren mit dem Ochsenhorn bleibt ohne Antwort. Weiter geht unser Anstieg bis auf den Kamm, ein breites Hochplateau mit lückrigen Fichtendickungen , der Boden großteils mit Schnee bedeckt.
Das ganze eher unerfreuliche Szenario erhellt sich insofern, daß wir auf 300-400m drei Hirschstimmen hören, eine davon interessant. Daumen hoch- los geht‘s-der Wind paßt auch
Zuerst ist Emil voraus, immer wieder anhaltend, mit nicht zu starker Stimme kurzes Röhren- Antwort-weiter.
Nun sind wir ca. 200m von der guten Stimme weg, ich pirsche nun voran, die Dickung ist nicht so dicht, das ein leises Weiterkommen unmöglich. Es bieten sich auch immer wieder Lücken, wo man ca.20-30m Ausschuß hätte. Der Hirsch meldet immer wieder mit tiefer Stimme , ich antworte - versuche den sehnsuchtsvoll suchenden Hirsch zu geben. Jetzt sind wir ca. 100 m weg. Nun pirsche ich nur mehr langsam- meist wenn der Hirsch ruft vorwärts, immer wieder durch die kleinen Lücken mit dem Glas absuchend. Die graue, düstere Morgenstimmung hat sich gewandelt, der Nebel ist weg und teilweise sieht man blauen Himmel, erste Sonnenstrahlen. Der Hirsch vor uns dürfte in einem kleinen Kreis hin und her wechseln, ein Sprengruf, typisch für den treibenden Hirsch, ist jedoch nicht zu hören. Ob er Kahlwild bei sich hat? Auf ca. 80m vor dem Hirsch bietet sich ein gut gedecktes Aussichtsfenster, das nach vorne immer wieder freie Lücken auf knappe 20m. zuläßt.
Hier könnte es klappen- jetzt wechsle ich die Tonart- Kampfruf, aber Stimme nicht zu tief und laut. Der Hirsch antwortet wütend, in weiterer Entfernung hört man die anderen Beiden. Wind paßt, Pause, der Hirsch brummt leise- warten- wieder Kampfruf- warten- Antwort- etwas näher. Ich hab den Mauser Repetierer auf meinem Oberschenkel aufgestützt, Lauf und Bergstock in der Linken- Ochsenhorn mit der Rechten vorsichtig wieder hoch- Och, Och-Ooooh. Diesmal kommt mir seine Antwort sehr kurz vor, die Entfernung ist gleich geblieben. Dann lange Stille, auch die anderen beiden Stimmen sind still. 5 Minuten Stille, das GeFühl von Enttäuschung zieht mir den Magen zusammen. Der Hirsch meldet wieder kurz, jetzt aber schon 150 m von uns weg. Nocheinmal probiere ich es- umsonst- die nächste Meldung ist noch weiter weg. Dieses Spiel ist aus- einerseits Gefühl von Enttäuschung, daß es nicht geklappt hat, den Hirsch in Anblick zu bekommen- vielleicht zu schießen. Andererseits große Dankbarkeit, Freude so jagen zu können- und für die Abendpirsch haben wir ja schon einen Plan- wissen den Einstand einer interessanten Stimme.
 
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Gestärkt mit frischen kleinen Herrenpilzen, die Emil mit seinen Adleraugen sofort entdeckt und nach unserer Rückkehr in die Hütte am späten Vormittag mit einer Omlett serviert, sowie 3 großen Löffeln von Vassile‘s Eintopf-Vassile ist der eigentliche Jäger und Förster dieses „Ocol Silvic“ , nochdazu Großbauer für rumänische Gebirgsverhältnisse- er besitzt über 100 Schafe. Er ist bisher unser Fahrer- sein Geländewagen- auf dem Lenkrad steht zwar Nissan, aber mit einem normalen Modell hat das nichts mehr zu tun. Es ist so hoch, daß ich mich anstrengen muß, dieses Gefährt zu erklimmen. Auf der normalen Straße hab ich es noch nicht schneller als 50 erlebt, aber in wenigen Geländeeinsätzen konnte ich nur staunen, wo der hinkommt.
Ebenso robust ist Vassile‘s Eintopf-Kartoffeln, Zwiebeln, ausgiebig Speck, Würste, Schafkäse - das alles über eine Stunde in einem riesigen Topf am Holzfeuer- es schmeckt auch meiner Herzensfrau, die sonst so deftiger Kost eher abgeneigt ist. Aber sie hat bis jetzt keine Pirsch, auch bei Regen, ausgelassen, ist mir immer ganz dicht auf den Fersen , vorallem beim Hirsch-Angehen wichtig, wo ja manchmal einer zuviel ist.
So also gestärkt, dann noch 2 Stunden Schlaf geht‘s wieder los. Vassile führt einen neuen rumänischen Gastjäger der kurz bevor wir aufbrechen ankommt. Großer Geländewagen, das Outfit gleicht eher einem kanadischen Holzfäller, rot schwarz karierte Jacke, am Kopf eine dunkel-rosa Wollmütze. Emil erzählt mir, daß er noch nie einen Hirsch geschossen hat, trotz mehrmaliger Versuche.
Ich denke wehmütig an meine Rumänien-Jagdjahre zwischen 93 und 2008, wo ich oder gemeinsam mit einem Freund meist die einzigen Gäste in Revieren von 10-20.000ha waren.
Ob zu viele Jäger - selbst in einem Karpaten-Bergrevier von über 20.000ha mit die Ursache sein können, warum die Hirsche so wenig melden? Emil verneint diese Frage von mir, die ich ihm am vorigen Abend gestellt habe. Er meint, daß das fast durchgehend schlechte Wetter der Grund dafür ist.
Ich bin jedenfalls für heute Abend optimistisch. Wir haben eine interessante Hirschstimme gehört, wissen zumindest wo er am Morgen war, haben den Platz nicht verstunken, das Wetter paßt-es könnte klappen- dieser Jägeroptimismus- wie schön , daß er mich immer wieder mit seinen Geschwistern - Liebe zur Jagd+Natur, der Freude- diese mit ihren Lebewesen groß und klein beobachten zu können, manchmal der Lust „ Beute“ zu machen- von der mageren Abschußschmalgeiß oder struppigen Gamsscharl bis zum Karpatenhirsch- das diese und noch andere „Geister“ mich immer noch antreiben.
 

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