Wir pirschen bergwärts Richtung den oberen Weg, der auf die Pojana führt, Emil röhrt immer wieder kurz-Stille. Ich würde mich momentan am liebsten hinsetzen- warum wieder dieses Pech? Warum kann‘s nicht einmal ganz leicht gehen?
Als wir die weite Pojana erreichen, ist weit und nah kein Hirsch zu hören, wie schon so oft in dieser Woche? Warum tue ich mir das an?
In dieser Stimmung trotte ich hinter Emil her, der nun wieder Richtung Tal pirscht, seine kurzen Verhörpausen immer wieder einlegt um dann nunmehr laut und kräftig zu röhren.
Das Ergebniß bleibt gleich- Stille.
Warum tue ich das mir, meiner Herzensfrau der liebevollen Pirschbegleiterin an. Diese Strapatzen, verschwitztes Gewand, oft auch von außen naß, diese teilweise im Dreck versinkenden Wege- wahrscheinlich ist nix zu hören, weils die Rumänen schon ausgeschossen haben…..
Mittlerweile ist es leicht dämmrig, das Altholz durch welches wir talwärts steigen, beginnt lichter zu werden , dafür nimmt Naturverjüngung zu.Vor uns macht der Weg eine Kurve- Emil deutet, irgendwas gehört zu haben und pirscht vorsichtig zum Kurvenaußen Rand, ich dicht hinter ihm. Von dort sehen wir bergab- auf ca. 80 Schritt eine kleine freie Fläche, rechts davon Fichtenkultur- und aus dieser zieht mit gesenktem Haupt im langsamen Troll ein Hirsch schräg bergauf. Ich bin sofort im Anschlag-Zielfernrohr-Hirsch- erster Eindruck- ca. 7kg, nicht so viele Enden, ca.7 Jahre- meist stimmt mein erster Eindruck. Jetzt ist der Hirsch mir kurz von der vor mir stehenden starken Altfichte verdeckt-Bergstock schnell Stückl nach links- da ist er wieder- nein- der ist ja ganz stark in der Figur, Träger kurz und dick- jetzt verhofft er, dreht das Haupt herauf- der paßt- Rotpunkt tiefblatt- die 8x68igerin schießt ja auf 100m etwas hoch-tauch.
Mir kommt vor, der Hirsch hebt vorn leicht ab, zieht die Vorderläufe kurz an- dann ist er in der Naturverjüngung des Fichtenbestandes verschwunden.
“Perfect shot, maybe a little bit high“ meint Emil. Die Herzensfrau blickt mir ruhig in die Augen.
Ich repetiere, sichere die Mauserin und häng sie wieder an die Schulter. „ Nicht böse sein- ich brauch jetzt eine Minute Besinnung“ sag ich der Herzensfrau.
Dann schließ ich die Augen-der ganze Moment, der vielleicht 5-6 Sekunden gedauert hat, läuft nocheinmal ab, Entspannung tritt ein, ein paar Tränen rinnen mir über die Wangen. Ich weiß, daß der Hirsch einen guten Schuß hat- Dankbarkeit und auch Rührung sowie etwas Trauer durchströmen mich.
Dann steigen wir zum Anschuß hinunter, der genau auf einem angewachsenen Traktorweg liegt. Die Schaleneinrisse gut zu sehen, auf einem Stein Lungenschweiß. Ich versuche Emil eizubremsen, noch zu warten, aber als wir im angrenzenden Heidelbeerkraut wieder reichlich LungenSchweiß finden, auf einem Fichtenastl ein kleines Stück Lunge pickt, ist er nicht mehr zu halten und verschwindet im dämmrigen Fichtenaltholz mit mannshoher Naturverjüngung.