Ein Bekannter, der einen quarter Wald zur freien Verfuegung hat, rief spontan an, wenn ich moechte, koennte ich am Wochenende jagen kommen.
Da braucht man mich ohnehin nicht zweimal fragen. Der Sohn war aus Kelowna zu Besuch, so passte das perfect. Ich wusste, dass er 3 Hochsitze und einen blind auf dem Grundstueck verteilt stehen hatte. Muesste also eigentlich recht bequem werden.
Um 5 Uhr morgens ging es los, etwas ueber 1.5 h Fahrtzeit nach Westen. Shooting time begann um 7.45, passte alles.
Kurze Begruessung, der Sohn bekam den blind, Mutter den Hochsitz.
Da es noch relativ dunkel war, fand ich ihn zunaechst nicht. Aus irgendeinem Grund, da mein Bekannter auch Deutscher ist, hatte ich die Vorstellung von einer schoenen warmen Kanzel im Kopf. Weit gefehlt...
Okay! Der Puls nahm Fahrt auf, da ich schon etwas mit Hoehenangst zu tun habe. Aber ich liess mir nichts anmerken. Das ganze Geroedel langsam Stufe fuer Stufe nach oben. Handschuhe in der Aufregung vergessen und hab mir gleich die Finger am Eisen verbrannt.
Wir hatten - 22 C !
Das Sitzkissen hat mir oben regelrecht den A... gerettet. Und ich musste noch eine knappe Stunde bis zur legalen Schusszeit warten.
Ich war schon der Meinung, ich sei kleidungstechnisch gut ausgeruestet, aber das war dann doch noch eine Nummer zuviel.
Insgesamt sass ich ueber 3 Stunden relativ bewegungs- und geraeuschlos in luftiger Hoehe.
Interessant, was einem da alles an Gedanken durch den Kopf schiesst. Vom Russlandfeldzug ueber Techniken, wie man die Kaelte ignorieren koennte. Ab wann fallen einem die Zehen ab usw. Eine heisse Tasse Kaffee wird zum Objekt der Begierde.
Ich hoerte Elk auf 10 Uhr rufen und einen moose bull auf 2 Uhr, aber nichts, ausser ein paar squirrel, liess sich auf der Lichtung blicken. Ein Coyote huschte vorbei, war aber zu weit im Dickicht und ausserdem wollte ich heute mit einem whitetail nach Hause kommen.
Der Bekannte hatte 5 Tage zuvor einen kapitalen buck und nur 10 min spaeter eine doe geschossen. Aber heute war der Wald totenstill.
Kurz vor 10 hab ich dann abgebaumt und bin zum Treffpunkt. Der Sohn jammerte, wie kalt es im blind gewesen war (wtf, pussy) und dann gab es erstmal Ruehrei mit Speck und KAFFEE ! Aufwaermen und Jagdgeschichten im VW Bully des Bekannten.
Am Nachmittag wieder los auf eine andere Lichtung, wieder mit Hochsitz, diesmal aber fuer 2 Personen. Der Sitz war weitaus komfortabler, aber es kam Wind auf. Sohn tapfer mit hoch hinaus, alles war perfect, jede Menge Losung und Trittsiegel, aber kein Aas liess sich blicken.
Wieder knappe 3 h ausgehalten, aber dann hatten wir unsere Schmerzgrenze fuer heute erreicht.
Leider keinen Anblick gehabt. Wie verhext. Ich hatte mir sehr gewuenscht, endlich zusammen mit dem Sohn einen Bock erlegen zu koennen. Aber es hat auch dieses Mal nicht geklappt. Schade.
Wenigstens haben wir schoene gemeinsame Erinnerungen gesammelt und hatten allesamt echt viel Spass. Der Kopf wurde wieder mal frei von allem Quatsch, der einem oft so wichtig erscheint.
Ich konnte meine Grenzen austesten im ewigen Alberta Winter und war jagdlich so motiviert, meine Hoehenangst zu ueberwinden.
Von daher - ein super Tag