Ich habe gut 25 Jahre beruflich im Ausland verbracht,
immer dort lebend und im Urlaub meist daheim. Ganz generell ein Tipp, auch wenn er zu spät kommt: wer egal wohin auswandert, nur um hier wegzukommen, hat es schwerer als jemand, der nach dort hin will, um dort zu leben.
Das Wichtigste ist zunächst das Beherrschen der dortigen Sprache
. Wer nach Kanada will, sollte gute Englischkenntnisse UND ein working knowledge des Französischen haben, das erleichtert vieles. Wer als frustrierter Bürosachbearbeiter nach Mallorca flüchtet, um dort eine Kneipe am Strand zu eröffnen und weder Spanisch noch Mallorquin kann, ist bestenfalls naiv.
Das Zweitwichtigste ist, sich gut vorzubereiten: gesichertes Grundeinkommen, Krankenversicherung, Wohnung, Landesregion - das sollte vor dem Auswandern erkundet worden sein, abgewogen, ausprobiert, „durchlitten“. Dann liegen dem Start weniger Steine im Weg und das Ende des Weges wird sichtbar.
Drittens muss man, um Erfolg zu haben, ein offener Charakter sein. Wer in Bible Belt sitzt und nur Serviettenknödel mit Kraut und Preßsack verträgt, ist da fehl am Platz.
Zwei meiner Großonkel sind kurz nach dem 1. Weltkrieg nach Kanada ausgewandert, über New York und dritter Klasse auf einem Atlanik-Liner. Sie haben einige Jahre in einem Holzfällercamp in den NW-Territories gearbeitet und ihre Dollars so zusammengehalten, dass sie damit in Winnipeg eine Reparaturwerkstatt mit angeschlossenem Autohandel eröffnen konnten, später wurde der Handel wichtiger, als die Reparaturen. Sie kamen aus einer mittelständischen Familie mit 11 Kindern im westlichen Münsterland und hatten Berufsausbildungen im handwerklichen Bereich als Basis; sie sind in Winnipeg als wohlhabende Mittelständler verstorben, aber es war ein langer Weg dahin.
Heute ist das einfacher, vorausgesetzt man lässt die Altlasten in der alten Heimat, ist offen für das Stück Weg, das vor einem liegt und akzeptiert, das „da“ alles anders ist, sogar das Wetter.
In Südafrika war ich noch nie, aber ein englischer Kollege, pensionierter Oberst und Sicherheitsbeauftragter Südasien für unseren Arbeitgeber, wollte meine Frau und mich überreden, mit ihm (und seiner Frau) dorthin auszuwandern und hat 2 Urlaube in die Vorerkundung investiert. Seine anfängliche Begeisterung ist schnell von der Realität ersetzt worden und letztendlich war die Aussicht, dort in einer Gated Community weit vor den Toren Kapstadts zu leben denn doch nicht so prickelnd, weil selbst der Strandbesuch außerhalb des bewachten Abschnitts schon so seine spezifischen Gefahren hatte. Und damit sind nicht die Weißen Haie gemeint. Seine (und z.T. meine) Lebenserfahrungen aus Pakistan, Afghanistan und dem Kongo waren gut dazu angetan, das auf Dauer nicht romantisch zu empfinden.
Gruß,
Mbogo