Ich bin in einer Zeit jagdlich aufgewachsen, da wurde man wegen des Trages eines Gehörschutzes als Weicheich ausgelacht. Die Tatsache, dass fast alle älteren Jäger nix mehr hörten - es gab damals auch bei uns noch Niederwildjagden - haben alle ausgeblendet. Der Prozess beginnt schleichend. Mein Jagdfreund, 9 Jahre jünger als ich telefoniert: Der Gesprächsteilnehmer: Gell Du bist auf der Jagdhütte?
Frage: Woher weißt Du das?
Antwort: Ich hör die Vögel durchs Telefon singen
Gegenantwort: Ich nicht!
Trotzdem muss man unvorhergesehen einiges aushalten. Der hitzige Schütze der neben Dir unbedingt abdrücken muss, auch wenn man grad den Gehörschutz runternimmt, weil die Jagd vorbei ist.
Oder bei einer tschech. Drückjagd: Ich hatte damals noch nichts verstanden. Auf Kommando drehten sich alle Teilnehmer um und feuerten zeitgleich eines Salve in den Hang dahinter - zu Ehren eines verstorbenen Kameraden. 30 Kugelschuss gleichzeitig!
Dann schießt Dir wieder mal ein Jagdgast beim Entladen durchs Dach einer geschlossenen Kanzel. Da hört man auch eine Zeitlang nix.
Alles so kleine "Sargnägel". Man merkt es nicht, aber irgendwann ist es zu spät.
Den Hasen beim Auslauf würde ich schon lange nicht mehr hören.
Für die Ohren gibt es im Alter kein Viagra.
Früher hörte ich Wild in der Dickung, jetzt zieht es geräuschlos. Aber nicht für die Jungjäger die daneben sitzen.