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Unabhängig davon muss man dem Mann zu gute halten, dass er beherzt und konsequent die Sache bereinigen wollte. Ich wüsst nicht, ob ich die Eier gehabt hätte, ...
sehe ich auch so und Erfahrung sammelt man nun mal nicht aus einem Lehrbuch und für ihn wird es auch das erste mal gewesen sein.
...ABER: was ich auch erst von einem Tierarzt erfahren habe: Hunde und WIldtiere - wir vermutlich auch - haben zwei Lungenflügel, die jeweils ein eigenes Vakuum im Brustkorb haben. Ein Hund mit einem einseitig Schlag in den Brustraum ist dementsprechend nicht zwangsläufig dem Tode geweiht. Ähnliches vermute ich hier auch. ..
zwei Lungenflügel, ja, aber sind die pneumatisch getrennt? - ich glaube nicht, zur Funktion ist der Unterdruck im Brustkorb erforderlich, dafür sorgt das Zwerchfell. Der zweite Lungenflügel muss also nicht auch beschädigt werden - streng genommen, nicht mal einer, es muss nur Luft in die Kammer gelangen und das Loch offen bleiben. Dann fuktioniert die Lunge nicht mehr und der Tot folgt 2 bis 3min später, bzw. erst die Ohnmacht und dann das Verenden. Im ärgerlichen Fall führt die Verletzung mit einer Klinge nur zu einer zusätzlichen Atemöffnung durch die das Stück Luft ein und aussaugt, wenn die Lunge also am Brustkorb durch Schweiß usw. so festklebt, dass Loch in Decke mit Loch in Lunge übereinstimmt. Warum war wohl auch früher der Lungenschuss zwar kritisch, aber durchweg zu überstehen. Deswegen der möglichst lange Schnitt und das Hebeln.
Man kann sich natürlich ein längeres Messer (Hirschfänger) wünschen, aber das geht an der Realität vorbei. In vielen anderen Situationen ist ein (zu) langes Messer eine Gefahr für den Hundeführer bzw. v.a. die Hunde (Wenn die Messerspitze auf der anderen Seite durchsticht.
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Den Gedanken zum langen Messer noch mal überprüfen, es muss nicht übermäßig lang sein, wie eben schon ausgeführt, es sollte aber möglichst das Herz erreichen. Das liegt unten auf dem Brustbein und ist, weil der Rumpf dort auch schmaler wird, auch mit einer 15 - 18cm Klinge gut zu erreichen. Grobe Keiler vielleicht anders. Eine Gefährdung der Hunde für den Fall eines Durchstechens mag es ja geben, aber steht in keinem Verhältnis zu den Risiken einer erschwerten Nachsuche, wie auch einer Hetze im Wohngebiet aus Strassenverkehr usw. Ich habe Hirschfänger, die haben Klingenlänge von 60 cm - aber das waren Herrenwaffen, die sind für heutiges Jagen kein Maßstab - wenn auch chic.
Das Messer bleibt bis zum Verenden im Wildkörper.
naja, meine persönliche Devise ist beherzt den Fang antragen usw. wie schon beschreiben von DiplomWaldschrat, aber dann Abstand und in Ruhe lassen. Da kommt das Messer oder die Saufeder natürlich mit mir mit. Rotwild, oder etwa einen Hirsch habe ich allerdings noch nicht abgefangen. Gefährlich ist das ganz sicher.
...Der Kehlschnitt bringt nicht viel, man durchtrennt meist nur die Luftröhre, die Halsschlagadern erwischt man meist nicht. ...
ich glaube schon, dass der gekonnte Kehlschnitt mit Treffen der Halsschlagader hier eine gute Lösung gewesen wäre. Aber das wird weder ausgebildet noch empfohlen. Der müsste nach m.K. auch tiefer angetragen werden, als wie es der HF hier versucht. Der Kehlkopf stört dort das Erreichen der Schlagader.
Man liest in diesen Foren oft von dem blitzartigen Verenden von Wild beim Einsatz der kalten Waffe, hier endlich mal der traurige Beweis, das man dafür Geduld und Nerven braucht. Wirklich schnell töten tut nur der Schuss auf's Haupt. Das beste, was man machen kann, wenn es die Umstände erlauben. Wer etwas anderes erzählt war noch nie dabei. Auch der Genickstoß, das Abnicken tötet nicht sofort, sondern trennt nur Kopfnerven vom Rest, macht das Stück bewegungsunfähig und es verendet an Unterversorgung. Warum hat wohl Marie Antoinette noch wie wild aus dem Korb geschaut, in den ihr Kopf vom Rumpf von der Guillotine getrennt, gefallen war.
Ich hab mir das Video eben nochmal angesehen und komme für mich zu folgendem Fazit:
Er hätte mir der Büchse gefahrlos schießen können (ich hätte es gemacht), einziger Kollateralschaden ...
Für jeden von uns wäre das eine persönliche Lehrstunde gewesen. Und für den Hundeführer war es das hoffentlich auch. Professionell sieht sicherlich anders aus und ich war auch erst entsetzt, als ich das sah, aber Töten lernt man auch nicht aus Büchern. Und es ist jedesmal anders. Der Büchsenschuss auf den Träger mag eine Lösung sein, aber auch das besteht, wie das Haupt, aus Knochen, die Splitter des Geschosses können sonst wo hin gehen. Deswegen schließe ich mich da eher der Entscheidung des SHF an.
Das Thema hatten wir vor fast 20 Jahren schon mal, da hatten wir hier eine Rechtsmedizinerin, die sich vehement gegen die Methode "Hals durchschneiden" beim Reh ausgesprochen und das auch medizinisch begründet hat. Sie hat auch erklärt, wie Abfangen wirkt. Nicht das Kollabieren der Lunge, sondern der massive Blutverlust durch das Zerschneiden von großen Blutgefässen im Brustraum und, wenn der Schnitt bis aufs Brustbein geführt wird, auch des Herzens, führt zu einer raschen Ohnmacht und dann dem Tod. Dass die Lungen nicht mehr richtig funktionieren, begünstigt die Sache nur. Und dann kann das Stück noch so sehr unter Adrenalin stehen, wenn das Hirn keinen Sauerstoff durch frisches Blut mehr bekommt, gehen die Lichter aus.
2-2-2 Zwei Wochen ohne Essen, zwei Tage ohne Wasser, zwei Minuten ohne Sauerstoff, was für den Menschen gilt, wird wohl für Rotwild auch Bestand haben, so viel sind wir nicht verschieden - tatsächlich haben wir das Thema auch mit Anatomen diskutiert - der Schnitt durch die Halsschlagader ergibt alle Ergebnisse unmittelbar, kein Blut und auch kein Sauerstoff im Hirn. Das Hirn stirbt, nicht der Körper. Tatsächlich soll das weit schmerzfreier gehen, als der Stich ins Herz. Damit geht das Stück dann auch nicht ab wie eine Rakete. Man betrachte einfach mal das Schächten, wenn man mal an einen Film darüber kommen kann.
Das wir das nicht tun führe ich auf Eigengefährdung in den üblichen jagdlichen Situationen zurück und deswegen ist es auch keine Tradition oder Übung - und Selbstgefährdung muss auch heute nicht sein. Eigenschutz geht vor Tierschutz. Da bekommt der SHF eine anerkennende 6. - Manchmal ist eine miese Note auch ein Ausdruck von Respekt für den Einsatz, deswegen kommt eine 5 nicht in Frage.
1. Stich ist immer hinters Blatt, wobei man das Stück nicht unbedingt festhalten muss. Scharfe Klinge, langer Schnitt nach unten, querstellen und raus. Dann wird das Stück in aller Regel schon schwächer. Erst dann - um die Leiden abzukürzen - mache ich den Genickfang. Wenn in dem Fall was schief gehen sollten, hat das Stück ja den Blattfang und es wäre auch bald vorbei.
Genickfang beschleunigt den Tot nicht, es macht nur das Stück bewegungsunfähig - ich mach's nicht. Ich habe es früher gemacht und konnte das auch. Man muss es wirklich können und bei Kahlwild fehlt der gute Hebel aus einem Gehörn oder Geweih, um beherzt und sicher das Haupt nach unten zu beugen um sicher treffen zu können.
Ich kann mich nur wiederholen, den Fang beherzt antragen und dann Abstand - es dauert zwei, drei Minuten und der Anblick ist jedesmal schwer zu ertragen. Ungeduldig auf das Ergebnis zu warten oder es etwa beschleunigen zu wollen hilft nicht. Es wird nur eine Säbelei. Für Rehwild und vor allem auch Fuchs habe ich einen Zielstock mit angestecktem Messer, das geht auch gut und schützt bei wehrhaftem Haarwild auch die Hände - denn der Biss eines Marders, einer Katze, eines Fuchses kann auch heute noch die Hand kosten, trotz Tetanus und bester klinischer Versorgung.
Auf den Hirsch zwei geschnallte Schweißhunde wundert mich übrigens zusätzlich - ich habe auf einem Schweißhundführerlehrgang noch unter Karl Bergin beim Verein Hirschmann mal gelernt, dass das keine gute Idee ist. Entweder, weil der eine den anderen übermütig macht und zweitens, viel entscheidender, weil der Hirsch immer wieder flüchten wird, also mehr in Bewegung bleibt, denn sich zwei Hunden zu stellen ist zu komplex - der einzelne stellt besser. Aber vielleicht ist das ja schon wieder überholt? Was sagen hier die aktuell aktiven SHF?