Rehwild - Bestand, Populationsentwicklung, Strecke

z/7

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Das stimmt natürlich - und rehguliert (haha) sich langfristig von selbst.
Jein. Nachdem Rehe zum Überschreiten von Reviergrenzen weder Visum noch Paß brauchen, spielen die Nachbarn immer mit. So daß eine Beurteilung der effektiven Zuwachsabschöpfung im eigenen Revier praktisch unmöglich ist. Erlegt man weniger als die Nachbarn, wandert Überschuß ab, erlegt man mehr, hat man Zuzug von außen. Kommunizierende Röhren, jedes Frühjahr werden die Karten neu verteilt.
 
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Jein. Nachdem Rehe zum Überschreiten von Reviergrenzen weder Visum noch Paß brauchen, spielen die Nachbarn immer mit. So daß eine Beurteilung der effektiven Zuwachsabschöpfung im eigenen Revier praktisch unmöglich ist. Erlegt man weniger als die Nachbarn, wandert Überschuß ab, erlegt man mehr, hat man Zuzug von außen. Kommunizierende Röhren, jedes Frühjahr werden die Karten neu verteilt.
Der größte Anteil des Rehwildes, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wandert wohl erst dann dauerhaft ab, wenn die Biotopkapazität erreicht ist;
ansonsten würde dies ja biologisch sehr wenig Sinn machen.
In den allermeisten Biotopen (sprich Revieren) finden die "abwanderungswilligen" Stücke" zumeist noch Lücken und besetzten eben genau diese, und ein guter Beobachter kennt eben genau diese Ecken, wo sich jedes Jahr neue Stücke einstellen und nutzt eben diese Stellen zum "Beutemachen"!
Wenn man natürlich nur noch handtuchgroße Reviere hat und betrachtet, dann mag man schnell den Eindruck bekommen, es existiere ein unerschöpflicher Quell zuziehender Rehlein!
Genau aus diesem Grund neigt die Forstpart gerne dazu, eben genau diese nur noch handtuchgroßen Reviere zu verpachten.
Das ist eine klare Strategie, Konkurrenz und Jagd-Neid ist unter den "gemeinen Jägern" ja weit verbreitet (Modell Grenzbock:cool:!), und so kann man indirekt maximalen Druck auf die Rehwildpopulation entwickeln.
Ob das wirklich immer sinnvoll ist, insbesondere wenn auch noch Rotwild vorkommt, lasse ich mal dahingestellt!
 

z/7

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Der größte Anteil des Rehwildes, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wandert wohl erst dann dauerhaft ab, wenn die Biotopkapazität erreicht ist;
ansonsten würde dies ja biologisch sehr wenig Sinn machen.
Wie meinen? Dauerhaft? Du hast Pendler-Rehe? Montag bis Freitag auf Äsungsschicht, Weekend bei Muttern?

Die Biotopkapazität ist nach wie vor eher selten erreicht, von oben nämlich.
 
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Wie meinen? Dauerhaft? Du hast Pendler-Rehe? Montag bis Freitag auf Äsungsschicht, Weekend bei Muttern?

Die Biotopkapazität ist nach wie vor eher selten erreicht, von oben nämlich.
Nur weil dein Vorstellungshorizont nur für "Pendler-Rehe" reicht, hat das keinerlei Bedeutung!
Vielleicht solltest du deinen wildbiologischen Horizont einfach mal ein wenig erweitern,
vielleicht mal nach Wanderungsbewegungen im Zeitraum "Rehbrunft" suchen und auch dir wird ein Licht aufgehen, was dauerhafte Abwanderung bedeutet!
Einiges wurde mit Sicherheit auch bereits in diesem Forum verlinkt!
Zum Thema Biotopkapazität hast du ja immerhin schon ein wenig "Erkenntnis" dokumentiert! :cool:
 
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z/7

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Meinem wildbiologischen Horizont geht gut, danke der Nachfrage. Immerhin reicht er so weit, daß er Reviere nicht mit Biotopen gleichsetzt, und deshalb auch keine Ecken braucht, um Zuzug zu haben. Während sich in ungünstigen Habitaten doch immer wieder abgeschlagene Einjährige einstellen, die man dann recht einfach ernten kann. So eine alteingesessene Geiß hingegen, in der Premium-Suite....

Die Rehwildpopulation als solches steht nach wie vor fast überall unter Druck. Der sorgt für ausgleichende Verteilung. Das heißt NICHT, daß da irgendwo schon eine Kapazität unterschritten würde.
 
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Dazu zwei Anmerkungen:
1. In Ba Wü wird meines Wissens der Rehwildabschuss je 100ha WALD angegeben, in anderen Bundesländern (ich hab nicht Einblick in alle) wird meist je 100ha bejagdbare Fläche gerechnet.

2. Wir jagen hier auf 230ha davon etwa 100ha Wald, der Rest magerrasen und ungedüngte Wiesen. Die umgebenden Reviere haben alle reichlich Ackerflächen, die "unser" Rehwild auch nutzt.. Zum 15.1. endete die Jagdzeit auf Rehe. Mit Stand gestern haben wir 41 Rehe erlegt. Auffällig war, dass zu Beginn des Herbstes viele Geißen ohne Kitze waren. Wir haben heuer auch reichlich Geißen geschossen (12 Stück, zwei weitere sind in der Blattzeit binnen 24 Stunden 120m voneinander entfern überfahren worden). Zuletzt seh ich überwiegend adulte Stücke, die Kitze sind also nicht mehr geworden. Die Angabe von 20Geißen je 100ha (im Frühjahr) halte ich also nicht für so abwegig, insbesondere wenn man die vorjährigen Schmalrehe mit einrechnet.

Solche Rehwilddichten hätte ich früher aus der Erfahrung eines kompakten und zusammenhängenden Waldreviers mit reichlich Schwarz- und Rotwild für unmöglich gehalten. Ich denke aber, dass ist auch ein Ergebnis der Bestandesstruktur der Wälder: Buchenreiche Bestände im Alter zwischen 15 und 140 Jahren auf nährstoffarmen Sandsteinböden (Hainsimsenbuchenwald) bieten dem "Nascher" Rehwild wenig Äsung. Brommbeeren waren eher die Ausnahme und vergleichsweise schwache Eingriffe im Altbestand haben auch nur wenig Vegetion zugelassen. Die Bejagung entlang der Kalk geschotterten Forstwege (Bessere Nährstoffversorgung, hoher Lichteinfall) war recht effektiv. Der Besucherverkehr existierte so gut wie nicht. im neuen Revier war das Jagen auf den Freiflächen und der hohen Dichte aber deutlich einfacher. Mehrfacherlegungen beim weiblichen Wild eher die Regel als die Ausnahme. die Jagd "im Wald" (hier) aufgrund der eingeschränkten Sichtbarkeit eher uneffektiv. Inzwischen muss ich aber auch wieder umdenken und die Jagdstrategien umstellen um weiterhin erfolgreich zu sein.

PS: Die Parasitierungsrate mit Hautdasseln bei mehrjährigen Stücken ins nahe 100%, die WIldpretgewichte eher gering. bei den Geißen hab ich heuer einen leichten Anstieg, das führe ich auf den Erholungseffekt (ohne Kitze in den Herbst gegangen) und die Eichelmast zurück, die Wildpretgewichte bei den wenigen Kitzen sind immernoch unterirdisch. Heuer kein Kitz über 8kg (ohne Haupt) erlegt.

Dass wir einen merklichen Zuzug von Schmalrehen hätten kann ich nicht erkennen. obwohl wir jedes erkennbare Schmalreh erlegen haben wir heuer nur drei bekommen (bei 14 Geißen),
Die Geißen sind, obwohl nicht nach Alter oder Stärke selektiert überwiegend alte stummelzähnige Weiber. Auch das kann ich mir nicht erklären, versuch ich doch seit Jahren, den Bestand der alten Geißen herunter zu fahren.
Die Böcke bejagen wir übrigens klassisch, ich will auch weiterhin reife Böcke mit 5 oder mehr Jahren erbeuten, auch um bei den umliegenden Privaten zu zeigen, dass man durchaus beides haben kann. Meine Frau ist da weniger wählerisch, bei der stirbt regelmäßig der erste Bock, der ihr vor die Büchse läuft. Da ist öfters einer dabei, dem ich noch ein bis zwei Jahre gönnen würde. Aber meistens sind dann doch ältere Herren, die einfach wie ein Jüngling ausschauen.
Ist mir heuer auch paasiert, einen geschätzt zweijährigen angedeuteten Gabler erlegt, der hatte keine Kunden mehr in dem Molaren.
 
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Meinem wildbiologischen Horizont geht gut, danke der Nachfrage. Immerhin reicht er so weit, daß er Reviere nicht mit Biotopen gleichsetzt, und deshalb auch keine Ecken braucht, um Zuzug zu haben. Während sich in ungünstigen Habitaten doch immer wieder abgeschlagene Einjährige einstellen, die man dann recht einfach ernten kann. So eine alteingesessene Geiß hingegen, in der Premium-Suite....

Die Rehwildpopulation als solches steht nach wie vor fast überall unter Druck. Der sorgt für ausgleichende Verteilung. Das heißt NICHT, daß da irgendwo schon eine Kapazität unterschritten würde.
Du möchtest damit behaupten, das Jagddruck für massive Abwanderung oder "ausgleichende Verteilung" von Rehwild sorgt?
Rehwild reagiert im Gegensatz zu Rotwild i. d. R. auf gesteigerten Jagddruck primär mit Verlagerung der Aktivitätsphasen und nicht mit Abwanderung oder "ausgleichender Verteilung", aber vielleicht ist das bei euch, wie so oft in Bayern, alles anders!
 

z/7

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Nein. Sorry, das war mißverständlich. Mit Druck meine ich Überpopulation. Da ist Druck auf dem Kessel.
 
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Nein. Sorry, das war mißverständlich. Mit Druck meine ich Überpopulation. Da ist Druck auf dem Kessel.
Und jetzt?!?
Rein biologisch betrachtet:
Zusammenhang Überpopulation und Biotopkapazität?
Wo bitte in dieser Republik haben wir denn biologisch betrachtet diese Überpopulation mit Überschreitung der Biotopkapazität erreicht; fallen da die Rehlein um wie die Fliegen und verenden reihenweise an banalen Infektionskrankheiten oder wie sieht das dann aus?
 

z/7

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Und jetzt?!?
Rein biologisch betrachtet:
Zusammenhang Überpopulation und Biotopkapazität?
Wo bitte in dieser Republik haben wir denn biologisch betrachtet diese Überpopulation mit Überschreitung der Biotopkapazität erreicht; fallen da die Rehlein um wie die Fliegen und verenden reihenweise an banalen Infektionskrankheiten oder wie sieht das dann aus?
Lies doch einfach den letzten Post von @Diplomwaldschrat . Da vergehts einem doch. 41 Stück auf 230 ha und kein Ende in Sicht. Bei physiologischem Zustand, den man nur als kläglich bezeichnen kann. Großflächig unterschrittene Biotopkapazität : Kitz mit 13 kg. Kitz mit 15 kg. Keinerlei Parasiten. Fragen, Kienzle?
 
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Lies doch einfach den letzten Post von @Diplomwaldschrat . Da vergehts einem doch. 41 Stück auf 230 ha und kein Ende in Sicht. Bei physiologischem Zustand, den man nur als kläglich bezeichnen kann. Großflächig unterschrittene Biotopkapazität : Kitz mit 13 kg. Kitz mit 15 kg. Keinerlei Parasiten. Fragen, Kienzle?
Oh Gott, wir diskutieren hier über Biologie und nicht über Anekdoten!
Aus dem Klassiker von Aldo Leoplold:
„Wenn die maximale Dichte ausgewachsener Individuen einer Art in freier Wildbahn auch in den für sie vorteilhaftesten Lebensräumen dazu neigt, einen über große Gebiete konstanten maximalen Wert anzunehmen, kann man dieses Maximum den Sättigungspunkt für diese Art nennen. Dieser ist verschieden von der Dichte, die in einem bestimmten, weniger vollkommenen Lebensraum tatsächlich erhalten werden kann. Während diese Dichte den Sättigungswert für diesen bestimmten Raum darstellt, ist sie doch offensichtlich variabel und vom Lebensraum abhängig, und sollte, um Verwirrung zu vermeiden, besser als dessen Tragfähigkeit bezeichnet werden. Ein echter Sättigungspunkt ergibt sich dann, wenn zahlreiche weit voneinander entfernte, optimale, Gebiete dieselbe Tragfähigkeit aufweisen. Es sollte beachtet werden, dass während der Sättigungspunkt als eine Eigenschaft der Art erscheint, die Tragfähigkeit eine Eigenschaft des besonderen Lebensraums ist.“


Und eben weil ich genau wusste, das solche Pseudoargumente wie deine kommen würden,
sprach ich zusätzlich vorher bereits von Handtuchrevieren und sprach nicht über lokale Beobachtungen wie z.B. das von @Diplomwaldschrat angeführte Beispiel (fachliche/relevante Aussagekraft solcher "Anekdoten"?) und stellte dir bereits die Frage:
"Wo bitte in dieser Republik haben wir denn biologisch betrachtet diese Überpopulation mit Überschreitung der Biotopkapazität erreicht" oder anders formuliert:
Wo bitte in dieser Republik haben wir großflächig den Sättigungsbereich der Spezies Rehwild erreicht?
Und aus den Daten eines "Handtuchrevieres" von 230 ha auf das Erreichen der Tragfähigkeit eines Lebensraumes zu schließen, ist schon ziemlich verwegen!

P.S.
Wieso fällt mir in diesem Zusammenhang der fachlich/wildbiologisch jämmerliche Versuch des MULK Brandenburg ein die Jagdreviergröße auf eine Minigröße zu reduzieren
 
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z/7

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Wir reden hier aber nicht von der deutschen Biotopkapazität, oder dem gesamten Verbreitungsgebiet des Rehwildes, denn ein Reh in By interessiert es nicht die Bohne, wieviel Platz in S-H ist. Wir reden hier von einer Wildart, die in der Regel sehr kleinräumig agiert. Maximale Wanderbewegung von 50 km oder so hab ich im Hinterkopf. Meist ist schon im nächsten Revier Schluß. So unsinnig es ist, die Wolfspopulation im Expansionstadium auf Deutschland begrenzen zu wollen, so unsinnig ist es, im Überschuß vorhandenes Rehwild auf europäischer Ebene diskutieren zu wollen. Entscheidend ist, was vor Ort passiert. Dein Zitat spricht notabene von Lebensraum. ;)

Das Modell einer absoluten Kapazität wäre ohnehin zu hinterfragen, da sich die Organismen ja in einem gewissen Rahmen anpassen.

Die genannten Beispiele stammen aus Revieren, wo die Populationsdichte lokal tatsächlich höher bzw niedriger ist, als die Kapazität hergäbe.

Das von @Diplomwaldschrat geschilderte betrifft sehr wohl größere Flächen als ein Handtuch, was denkst Du, wo die alten Damen herkommen, wenn der seit Jahren jedes Jahr in dieser Größenordnung waidwerkt? Eine klassische Senke inmitten einer überbordenden Population.
 

z/7

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Sättigungsbereich
Das ist im übrigen auch ein Irrtum, zu glauben, der Sättigungsbereich wäre für eine Population irgend von Vorteil. Das Gegenteil ist der Fall. Populationen unter nicht anthropogen beeinflußten Umständen sind eine sehr dynamische Angelegenheit. In Wechselwirkung mit Witterung, Prädatoren, Konkurrenten haben alle Populationen das innewohnende Bestreben, zu wachsen. Das geht so lange gut, bis die Dichte zu hoch wird, Parasiten und Seuchen optimale Bedingungen vorfinden, eine Übernutzung des Lebensraumes die Nahrungsgrundlage vernichtet. Darauf folgt ein Zusammenbruch, nach dem sich die Population wieder erholt oder auch nicht. Erleben wir ständig mit Füchsen und Kaninchen z.B.

Schon lange vor Erreichen des Populationmaximums ist das aber für die Individuen nicht mehr lustig. In der menschlich verwalteten Landschaft haben wir es in der Hand, wie wohl die Individuen sich fühlen. Die Biotopkapazität spielt hier lediglich als Parameter zur Erklärung unterschiedlich möglicher Dichten eine Rolle, nicht zur Ermittlung einer maximalen Zahl, die keinen glücklich macht.
 
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