Jagdbloggerei gleich "Sittenverfall"?

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Man möge mich korrigieren, aber hat die "Jagdbloggerei" nicht angefangen mit Film-DVD-Beilagen der Jagdpresse, als die Gebrüder Reilmann (Hunterbrothers) noch als "Die Wilddiebe" auf fliegende Schwäne mit der Kugelwaffe feuerten?

Irgendwann konnte man auf Youtube damit ne Markfuffzich nebenbei erwirtschaften und Sponsoring fing dann auch langsam an, eine sich selbst befeuernde Maschinerie. Bis Youtube die Videos de-monetarisierte wegen "Waffen/Gewalt".

"JagenNRW" blieb solange gesichtslos, bis er den Sprung vom Radiogesicht zu Hunt on Demand machen konnte.

Mittlerweile sind die bekannten Protagonisten im Jahr mehr auf Jagdreisen als im eigenen Revier (gefühlt). Die Streaming-Plattform will gefüllt werden.

Wie bei echter Pornographie will das Publikum aber immer spektakulärere Inhalte, irgendwann also "Gebrüder Reilmann und die Big Five" oder "WildBoarHunter auf Elefant in Schwaben".

Zur Leseproblematrik: ich bin Jahrgang 80 und merke, wie auch mir es schwerfällt, mal fünf Seiten in einem Buch zu lesen :) Es wird immer kurzlebiger.
 
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5 Jul 2012
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Nuja … es gab schon immer einen Unterschied zwischen Anspruch und Ansprechen, bzw. zwischen Comic und Fachbuch.

Natürlich sind Videos ansprechender, niederschwelliger, kurzweiliger. Und damit erreicht man natürlich auch mehr Leute als mit einem ausführlichen Artikel vom FLI zur ASP in der Ökojagd. (Ich nutze bewusst Reizthemen.) Letzteren lesen nur wirklich an der Materie interessierte Personen bei ausreichend Zeit.

Sehen sich die klassische Jagdillustrierten mit sich oft wiederholenden Themen und Tests vllt. in Konkurrenz zu den Influenzern ?
 
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Bei der Jagdbloggerei gibt es auch deutlich unterschiedliche Ausprägungen...
Da gibt es einige, objektivere Vertreter, die dosierte Inhalte aus dem Revieraltag posten ,aber eben auch die, die von einem Event zum anderen Reisen und in halb Osteuropa schon einen dicken Hirsch auf die Seite gelegt haben. Da ist dann natürlich auch unwesentlich mehr Werbung zu sehen. Ich glaube, dass man schon reflektieren sollte was man sich da zu gemüte führt. Ich gucke es zur Ablenkung mal ganz gerne, aber meine Meinung bilde ich mir noch selbst ;)
 
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Vieles wurde hier schon in dem und in anderen Fäden zur genüge behandelt, darum wahrschinlich auch nichts allzu neues von meiner Seite.

Geht man auf Youtube und gibt einfach nur Jagd ein, kriegt man zu 90% Drückjagdpornos, Jagdreisen oder inhaltlose "Darum ist Jagd böse"-Filme.
Viel kann man einfach auf die heutige Generation schieben die als Berufswunsch "Influencer" haben und damit diese Zielgruppe ansprechen. Für diese wird die Jagd als Reise, Tiertötung und mit Waffenspiel-Hobby dargestellt.
Ich behaupte jetzt einfachmal das das Gros der User hier differenzieren kann ob es ein reiner Bumm Tod-Film ist oder ob der Darsteller doch ein wenig mehr kann als den Finger krümmen.

Ich habe selber diverse Blogger aboniert gehabt, jedoch sind viele durch Ihren Umgang mit der Passion wieder aus der Aboliste geflogen, vor allem durch Kunstschüsse die dann noch in den Kommentaren bejubelt werden. :mad:

Audiovisuelle-Inhalte sind halt gerade die aktuellen Medien und der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten, sonst würden wir alle noch Höhlenmalerei bewundern.
ABER auch hier gilt der Ton macht die Musik, klar kann man sich beschweren das nur Influencer mit nivaulosem Scheiß populär sind aber wirklich gute, objektive, informative und vor allem praxisnahe Inhalte sind meist so trocken und verstaubt, dass sie keinen interessieren oder sehr sehr selten.
 
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Aber "der Waldsäufer" und andere YT-Darsteller haben doch nicht die Auflage wie eine WuH oder Pirsch oder andere Blätters.
 
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Sobald man mit der (Video)-Bloggerei Geld verdienen möchte, muss man das produzieren, was die meisten Klicks generiert. Natürlich ist ein 30 Minuten-Film über Revierarbeit/-pflege spannend und vermitteln gutes Wissen und ich denke auch, dass die Gebrüder Reilmann das auch spannend präsentieren können. Aber warum sollten sie, wenn der Konsument lieber Erlegervideos oder Reisevideos klickt?
Der Markt wird bedient und wenn ich das als Redakteur einer Zeitung nicht mehr kann, sollte ich eher meine Inhalte überdenken als immer nur über die anderen zu schimpfen.
 
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Beim Waldläufer kann man durchaus über sein Auftreten und seine Wortwahl streiten. Besonders vorteilhaft hat er sich in der Regel nicht präsentiert und manche Sachen in den Videos waren evtl. auch etwas drüber.
Aber was ich für meinen Teil anerkenne ist, dass er sich nicht verstellt hat und bestimmt auch nichts beworben hat, wovon er nichts hält.
Aufkleber von Munitionsherstellern auf der gesponsorten Waffe und eine Basecap vom Optikhersteller habe ich zumindest nicht gesehen.
Und im Gegensatz zu vielen anderen waren/sind seine Videos nicht nur Hochglanz, sondern auch mal mehr aus dem Nitty Gritty und zeigten die nicht so schönen Seiten der Jagd.
Obs das immer gebraucht hat kann jeder für sich entscheiden, aber er war eben auch eine Facette im breiten Spektrum der Jagdblogger.
 
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Sofern man Y.T. und andere Visuelle Medien sinnvoll einsetzt kann es hilfreich sein.
Als Beispiel, als ich mal anfing hat niemand den ich kannte geringelt. Bei Fragen wie man es macht wurde man schnell zurechtgewissen es gefällig so zu manchen wie es richtig geht...
Also schaute ich mir die Videos an, las darüber und brachte es mir selber bei.

Bei den ganzen Selbstdarstellungen und Werbung auf den Kanälen bin ich durchaus manchmal skeptisch...
 
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Sofern man Y.T. und andere Visuelle Medien sinnvoll einsetzt kann es hilfreich sein.
Als Beispiel, als ich mal anfing hat niemand den ich kannte geringelt. Bei Fragen wie man es macht wurde man schnell zurechtgewissen es gefällig so zu manchen wie es richtig geht...
Also schaute ich mir die Videos an, las darüber und brachte es mir selber bei.

Bei den ganzen Selbstdarstellungen und Werbung auf den Kanälen bin ich durchaus manchmal skeptisch...
Bin da bei dir. Youtube und Co sind gut, um schnell an Infos zu kommen oder sich neues Wissen anzueignen.
Stundenlang jemand zuschauen wie er die neuste Technik begleitet von Produktplatzierungen anpreist brauch ich nicht.
 
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Bis auf JagenNRW und Jagdmomente hab ich für mich noch keine gscheiten Jagdblogger auf Youtube gesehen. Beide haben aus jagdpraktischer Sicht was drauf und versuchen das was sie tun auch zu erklären. Sie handeln aus meiner Sicht ethisch korrekt und stellen sich nicht permanent selbst in den Mittelpunkt. Beide vermitteln ein modernes, ganzheitliches und sympatisches Bild der Jagd wofür diese heutzutage stehen sollte. Die meisten anderen zeigen leider das typische Bild der Jagd wie es in den Köpfen vieler verankert ist: Trophäenfixierung (das wird immer schlimmer, da ist Bock noch gar nicht richtig verendet, haben manche schon die Hörner in ihren Griffeln), nur das Schießen steht im Fokus, etc. Aber vielleicht ist diese Oberflächlichkeit der Trend der Jagd wie sie sich entwickelt.
 
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Außerdem unterliegt das Jagdjahr einer gewissen Regelmäßigkeit, wofür die Zeitschrift nichts kann, dem sie aber Rechnung tragen muss. Die Texte dürfen eine gewisse niedrigschwellige Komplexität weder inhaltlich noch sprachlich überschreiten (…)

Das liest sich doch glatt so, wie der Versuch einer eigenen Ehrenrettung. Entweder, weil man es nicht besser kann oder weil man nicht besser will. Um mal eine Lanze für die Jägerschaft zu brechen: Die Jäger sind sehr plural aufgestellt. Da wird man vom einfachen Charakter bis zum dekorierten Universitätsprofessor alles finden. Kann man daraus etwas über die Mediennutzung schließen? Sicher nein. Nur, dass man keine so pauschalisierten Schwachsinnsaussagen treffen kann, wie …

denn für den "Jungjäger" der das zeitgemäße Schulsystem durchlaufen hat, ist profanes Lesen schweißtreibende Schwerstarbeit, die bei Textlängen von mehr als 1000 Wörtern durch die Erwähnten nur noch in Etappen zu bewältigen ist

Das kann einem maximal ein Gähnen entlocken, wenn man die übliche Jagdzeitschrift von der Sekretärin gereicht bekommt oder einen solchen Online-Kommentar bei einem Glas Châteauneuf-du-Pape auf der Veranda ertragen muss. Besser ist da: Das Tablet weglegen, die Zeitschrift zuklappen et c. und sich wieder wichtigeren Dingen widmen als dem geistigen Auswurf einer selbsternannten Stimme für die Jagdjournaille.

Ob es die Kameraden auf Youtube, der Jagd-DVD oder dem Online-Video-Abonnement besser machen? Selten: denn neben Produktplatzierung für den geistig gelähmten Konsumenten findet man ein schönes Rosinenpicken aus dem Potpourri der gedrehten Szenen. Denn es ist ja gefühlte Normalität, dass neben dem vollendeten Kronenhirsch auch noch die Rotte Sauen mit fünfzig Kreaturen durch's gleiche Bild laufen.

Was ist zu tun? Die Jagd genießen und gezielt die Medien auswählen, die zu einem passen. Und welche das sind, muss man sich nicht von einer weiteren anonymen Stimme aus dem Äther sagen lassen. Denn es gibt tolle Jagdliteratur und tolle Videos zum Thema. Nichts ersetzt jedoch die Jagd (unter Freunden).
 
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Es entbehrt ja nicht einer gewissen Ironie, dass man sich in einem Beitrag bei Facebook über Jagdblogger beschwert.

Jede Generation bedient sich der Medien ihrer Zeit, das war schon so als der Buchdruck erfunden wurde und wird sich auch nicht ändern, warum auch nicht. Und wie in allen Medien gibt es gute und schlechte Beiträge, auch in der Wild & Hund. Das ist nicht der Untergang des Abendlandes und deswegen wird auch nicht gleich die Jagd abgeschafft.

Wir sollten das lieber als Chance für unsere Öffentlichkeitsarbeit sehen, irgendwie ist es aber bezeichnend das neues erst einmal als Gefahr abgelehnt wird. Die Vorstellung, dass Missstände bei der Jagd nicht öffentlich werden, wenn wir nur nicht selber darüber berichten ist auch irgendwie naiv. Professionell wäre es, mit solchen Problemen offensiv umzugehen.

Speziell zu YouTube kann ich sagen, dass ich das auch lange für eine Quelle von Schminkvideos gelangweilter Teens gehalten habe. Irgendwann habe ich festgestellt, dass es da durchaus eine Menge interessanter und Anspruchsvoller Inhalte gibt. Da kann ich mich zu manchen Themen durchaus weiterbilden, manchmal auch einfach unterhalten lassen. Gleichzeitig lerne ich Sachen kennen, die ich sonst wahrscheinlich nicht gesehen hätte. Aktuelles Beispiel ist das im Forum verlinkte Video eines die Schaufeln abwerfenden Elchbullen.

Und das sage ich als jemand, der die 50 schon überschritten hat.
 
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Wie bei echter Pornographie will das Publikum aber immer spektakulärere Inhalte, irgendwann also "Gebrüder Reilmann und die Big Five" oder "WildBoarHunter auf Elefant in Schwaben".
Das ist das Kernproblem. Wenn man z.B. als Waldjäger mal 10 Ansitze ohne Anblick verbringt oder als Niederwildjäger das ganze Jahr Gegen für 1-2 Treibjagden betreibt, hat das wenig mit Videos zu tun, in denen ein Dam- oder Rotwildrudel nach dem anderen am Sitz vorbeizieht und im geschnittenen Video nach wenigen Minuten die Dubletten-Erfolge nur so daher kommen.
 

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