Wir erwarten einen ausfuehrlichen Bericht !
Ich wuerde gern was zu trends in DE wissen.
Servus,
hier mein „kurzer“
Berichte zur Messe „THE VILLAGE“ in Nürnberg letztes Wochenende:
Die Messe ist die größte Whisky-Messe in Deutschland und anscheinend gilt dieser Superlativ sogar für das gesamte europäischen Festland. Ich schätze sie war zumindest 1/3 größer als die von mir im Januar besuchte Münchner Messe. Ich war mit meiner Frau am Samstagnachmittag da. Es war voll und wie später zu hören war gingen zwischenzeitlich am Eingang die Gläser aus und der Einlass wurde kurzzeitig gestoppt. In der Halle der Whisky-Messe war auch eine „Rum-Messe“ integriert. Nach dem Whisky-Hype vor Jahren und dem anschließenden Gin-Hype ist jetzt offenbar Rum „der neueste Schrei“. Ich bleibe beim Whisky! Neben der Whisky-Messe fand auf dem Messe-Gelände, was wir nicht wußten, auch eine große Freizeit-Messe und eine Musik-Messe statt. Das „Blöde“ daran war für uns, dass wir von unserem Eingang erst zig volle Messe-Hallen mit Wohnmobilen, Fahrrädern, Surfboards u.s.w. durchqueren mußten. Die Whisky-Messe war, von uns aus gesehen, in der letzten/hintersten Halle. Aber nach gut einer halben Stunde suchen und durchschlängeln sind wir dann beim Whisky angekommen. Die Eintrittspreise lagen bei 20€ (Vorverkauf wohl auch für 17€) darin enthalten ein „THE VILLAGE“-gebrandetes Glencairn-Glas mit Halsung zum Probieren. Zum Vergleich mit der Münchner Messe im Januar etwas teurer und in München hat man noch 3 Gutscheine für Drams bekommen…. Aber dies nur am Rande.
Das Schwerpunktthema der Messe war dieses Jahr Asien, weshalb auch eine größere Anzahl asiatischer Produzenten anwesend war. An den einen größeren Stand mit japanischem Whisky kam ich gar nicht richtig ran, so war der umringt zu meiner Zeit. Von Kavalan („Hype-Destille“ aus Taiwan) war offenbar schon vor der Messe (habe ich hinterher erfahren) eine spezielle Messe-Abfüllung angekündigt. Diese hat aber faktisch kein „normaler“ Besucher mehr sehen geschweige denn kaufen können, da sie wohl schon zum Pre-Opening am Freitag vergriffen gewesen sein soll. Ist zwar nicht Asien, aber ich habe sogar Whisky aus Peru gesehen…. Das Messeangebot habe ich als sehr gut gemischt empfunden. Es waren auch viele kleinere Hersteller/Händler präsent. Es gab neben den „normalen“ Whiskyständen auch „verwandte“ Themenbereiche, wie der inzwischen in der Szene recht bekannte Glasbläser Tappert, ein „Zigarren-Roller“, Live-Musik, britischen „Süsskram“, Fassdeckel/Fässer, Schottenkleidung, Bücher/Whisky-Karten mit den Destillen, Messermacher u.a.
Beim Thema Essen haben wir das erste Mal Häggis probiert. Es hat sowohl meiner Frau wie auch mir sehr gut geschmeckt. Das einzige was ich bemängele war die fehlende Möglichkeit sein Glas nach einem Dram wieder zu spülen. An den Ständen gab es auf Nachfrage eine „Pfütze“ Wasser zu spülen. Wasser muss Mangelware gewesen sein. In München, zum Vergleich, gab es mehrere „feste“ Punkte wo man ordentlich sein Glas spülen konnte. Aber da konnte ich nichts probieren mangels Fahrer, aber in Nürnberg hatte ich ja meine Frau dabei….
Was das Frage „Trends“ in Deutschland beim Thema Whisky betrifft fällt mir eigentlich nur ein „deutscher Whisky“. Inzwischen soll es in Deutschland fast 400! Produzenten geben. Natürlich waren auch etliche deutsche Destillen auf der Messe, auch ein Stand vom Verband der deutschen Whiskybrenner war zu finden.
Beim Thema deutscher Whisky bin ich zugegeben auch noch gespaltener Meinung. Ich glaube er ist inzwischen deutlich besser als sein "Ruf". Natürlich kommen die meisten deutschen Whisky-Produzenten historisch aus der Obst- Kornbrenner-Ecke, mit den dort vorherrschenden Equipement und Verfahren. Darum schmecken so manchem Whisky-Nerd die Sachen oft einfach nur „obstlermäßig“…. So mancher Obst- oder Kornbrenner wollte ohne große Veränderungen halt nur schnell auf den „Whisky-Zug“ aufspringen…
Deutschen Whisky habe ich bisher aber nur in "Ausnahmefällen" gekauft, heißt vornehmlich entweder aus Lokalpatriotismus wie Slyrs oder im Urlaub wenn die Brennerei quasi vor Ort war oder beim direkten Kontakt auf einer Messe.
Mein letztes wirklich "gruseliges" Erlebnis mit deutschem Whisky war erst kürzlich. Wir waren in der Faschingswoche für ein paar Tage im Schwarzwald. Wir haben auch die Rothaus-Brauerei besichtigt. Im Brauerei-Shop gab es neben Bier auch den Rothaus- Blackforest Single Malt. Ich habe mir 2 Flaschen "in Urlaubslaune" gekauft, einmal die "Standardabfüllung" und dann noch eine Sonderserie mit anderer Fassauswahl. Beim Kauf gab es im Shop noch anschließend eine Probe des gekauften Whisky dazu. Die Verkäuferin fragte mich nach dem verkosten "Hat es gemundet?" Als ich ihr dann antwortete "Ihr solltet beim Bier bleiben...." fing sie laut an zu lachen. Der Whisky war einfach nur "brennender Fusel". Im besagten Urlaub haben wir in Feldberg-Bärental genächtigt, dort wird direkt der Blackdeer Whisky produziert. Den auch in Urlaubslaune dort diesmal zuerst verkostet und danach gekauft
. Was soll ich sagen: DEUTLICH besser. als der Blackforest.
Mein letztes positives Erlebnis mit deutschem Whisky war auf der Münchner Messe Anfang des Jahres. Hier habe ich mir am Stand der Sauerländer Edelbrennerei („Thousend Montains“) vom Messe-Fass eine Flasche "gezapft" und auch die Messe-Abfüllung von St.Kilian mitgenommen. Beides ganz andere Kaliber, durchaus trinkbar. Ich finde halt nur immer die Preise für deutschen Whisky "schwierig". Da kosten dann mal diese Messe-Abfüllungen soviel wie z.B. der 15er Balblair wenige Stände weiter wo ich beim Kauf dazu auch noch passende Gläser bekam
Aber der deutsche Whisky, ist zu beobachten, kommt langsam aber sicher. Gerade beim Whisky braucht es Zeit. Die meisten Produzenten haben halt bisher nur „blutjunges“ Zeug, aber so mancher Tropfen, wie z.B. St. Kilian, die z.B. komplett nach schottischem Vorbild arbeiten, sind schon jetzt sehr vielversprechend. Immer wieder hört „man“ auch das die Qualität der reinen Destillate so manchem Schotten im Schatten stehen lassen soll, aufgrund „deutscher Akribie und Genauigkeit“. Darüber möchte ich mir aber kein Urteil anmaßen. Fakt ist jedoch es wird augenscheinlich mehr experimentiert inzwischen als in Schottland, gerade beim Thema Fassauswahl. Es ist halt auch weniger Reglementierung als beim Scotch….
Was habe ich mir flaschenmäßig von der Messe mitgenommen? Zum einen die leckeren Balblair 12 und 15 nachgekauft (preislich wie „draußen“, aber immerhin gab es noch 4 Balblair-Gläser dazu plus Verkostungs-Drams), dann den Organic von Nc‘Nean (das neue Batch mit minimal veränderter Rezeptur), dann den Aries aus der Zodiac-Reihe von Seven Seals (mußte ich als Widder natürlich haben, ist aber auch lecker, war mein erster Dram auf der Messe mit knapp 50% pur….). Die Whiskys von Seven Seals sind sehr interessant. Einerseits ist immer wieder von hervorragenden Ergebnissen in Blindverkostungen zu hören und andererseits ist das Folgende interessant: Seven Seals wurde von einem deutschen Unternehmer und Chemiker in der Schweiz gegründet der anscheinend ein Verfahren zur Herstellung von Single-Malt-Whisky entwickelt hat, bei dem der Whisky viel schneller altert als bei konventionellen Fasslagerung. Wirklich genaues ist nicht bekannt. Mir schmeckt der Whisky und er macht auch durchaus einen „reifen“ Eindruck…..
Zuletzt dann noch ein „Marketingopfer-Kauf“, einen NATTERJACK Irish Whiskey. Am Ausgang der Messe sah ich ein paar Freunde die hatten gerade diese Flasche in der Hand (Limited Edition in Fasstärke von über 60%, aber ein Blend) und unterhielten sich über die optisch „saucoole“ Flasche. Ich sah die Flasche und sah diese „Metallkröte“ darauf und so kamen wir über die Flasche ins Gespräch. Die Jungs hatten den Whisky vor dem Kauf auch verkostet und waren alle vom Geschmack „überzeugt“. Dazu noch die Geschichte, das diese „NATTERJACK“ wohl die einzige natürlich in Irland vorkommende Krötenart ist…. Lange Rede kurzer Sinn, nachdem Gespräch mit den Jungs über den Whisky (schon hinter dem Ausgang) bin ich nochmal in die Messe rein und habe mir auch diese „Kröten-Flasche“ gekauft!
Was etwas schade ist: Bis auf ganz wenige junge/kleine schottische Destillerien wie z.B. Raasay und Nc’Nean, wo „man“ tatsächlich noch mit den schottischen Machern/Mitarbeitern ins Gespräch kommen konnte sind ansonsten „nur noch“ Vertreter der deutschen Vertriebskanäle oder sog. deutsche „Brand-Ambassadore“ anzutreffen. Das mag natürlich eine Folge des weltweiten Whisky-Booms der letzten Jahre sein. Gefühlt findet selbst in Deutschland fast jedes Wochenende irgendwo eine Whisky-Messe, ein Whisky-Event statt. Und nicht zuletzt ist der deutsche Markt aus schottischer Sicht eher zweitrangig. Hier stehen klar die USA und Asien im Vordergrund. Deutschland ist whiskytechnisch (gemessen am Umsatz mit Whisky bzw. pro Kopf-Verbrauch) nicht mal in Europa führend (da Frankreich) deutlich vorne. Hier mal ein paar Zahlen bei Interesse:
Die SWA hat vor Kurzem die aktuellen Verkaufszahlen der TOP10 Whisky Exporte 2022 veröffentlicht. In welche Regionen wird am meisten Scotch Whisky exportiert und welche 10 Länder bilden die TOP10? Ich war neugierig und habe die aktuellen Zahlen zusammengefasst.
fosm.de
Wie schön waren „früher“ die Zeiten als „man“ z.B. mit Jim McEwan auf der Messe in Gespräch kommen konnte und bei der Gelegenheit sich, ganz stolz, gleich seine zuvor gekaufte Laddie-Flasche signieren lassen konnte!
Schöne Messe! Gehe ich wieder hin? Na logisch!
Soweit mein kurzer Bericht zur Messe!
Slainte mhath!