Ich mag das Thema nicht wirklich überstrapazieren und entsprechend möchte ich die Debatte als unterschiedliche Sichtweise auf das 'Hut ab' verstanden wissen.
Andererseits war die Frage: worüber ärgerst Du dich bei der Jagd? Nachdem ich es eben als deplatziert wahrnehme und es nach meiner persönlichen (!) Auffassung eine nicht glaubwürdige Botschaft sendet, ärgere ich mich darüber.
Es gibt zu dem Thema Hut ab oder auf einen älteren Faden. Und ich fand offen gesagt die Sichtweise, es sei eine Trauergeste schon damals absurd. Das Ziehen der Kopfbedeckung war seit Ewigkeiten ein Zeichen des Respekts und nichts anderes. Der Jüngere zog den Hut vor dem Älteren, der Mann vor der Frau, der Bürger vor dem Adeligen, alle vor dem Klerus, der Rangniedrigere vor dem Ranghöheren beim Militär bevor das Salutieren aufkam. Man zog den Hut in der Kirche aus Demut vor dem Herrn und meist in der Gastronomie.
Nach meiner Einschätzung ist und war das Ziehen des Hutes (was nur die Männer taten und tun) eine praktikable Grußformel und hat sich entsprechend etabliert. Weil es eben nicht praktikabel ist und war, haben Frauen den Hut weder zum Gruß gezogen, noch ihn in der Kirche oder in der Gastronomie abgesetzt.
Meiner persönlichen Interpretation folgend hat das mit Respekt und/ oder Demut wenig bis nichts zu tun.
Und wenn ich nun beim Halali den Hut ziehe, soll das plötzlich eine Geste der Trauer sein? Geht mir nicht in den Kopf
. Klar, an einem Grab bei einer Beerdigung ziehe ich den Hut auch. Aber geht es da um Trauer oder nicht auch um Respekt?
In meiner Welt signalisiert der gezogene Hut am offenen Grab, wie auch der Bruch auf der linken Hutseite, eben sehr wohl und ganz konkret Trauer und Anteilnahme. Welche Form von Respekt sollte das am offenen Grab sein?
Wir legen aus Respekt das Wild auf die rechte Seite, geben letzten Bissen, sortieren es auf der Strecke in einer bestimmten Reihenfolge und und und. Das hat doch auch nichts mit Trauer zu tun. Warum soll es dann diese kleine Handbewegung mit dem Hut sein?
Wir behandeln das Wild am Streckenplatz so, weil es Tradition hat, es so zu tun und weil wir uns darauf verständigt haben in dieser Form ordentlich mit einer Kreatur UND einem Lebensmittel umzugehen.
Jeder so wie er mag. Ich tue es, genau so könnte ich es lassen. Und ich ziehe meinen Hut ja nicht jur für das Wild, sondern auf aus Respekt vor denen, die zum Jagderfolg beigetragen haben und die zurecht bei der Jagd Ansprache dafür lobend erwähnt werden. Und vor den Bläsern. Und vor dem Jagdherrn.
Man mag da legitimerweise unterschiedlicher Auffassung sein, ich kann deiner nicht folgen.
Beim Jagdherren bedanke ich mich expressis verbis und dem Schützen wünsche ich Waidmannsheil, ein etwas 'schwülstiges' Mütze vom Kopf reißen und (mehrheitlich) betroffen gucken gehört für mich nicht dazu.
Wenn ich dem Wild gegenüber etwas wie Respekt zollen will, dann jage ich handwerklich korrekt. Dazu gehört ein wenig mehr Mühe, indem ich auf Gesellschaftsjagden bezogen u.a. permanent an meinen Schießfertigkeiten arbeite, ggf. einen Hunde ausbilde und führe (oder auch bereithalte), auf den Muttertierschutz achte (und das Alttier NICHT schieße, wenn ich kein zugehöriges Kalb erlegen konnte) ...
Letztgenanntes macht Mühe und kostet im Zweifelsfall Disziplin, das Mütze reißen und betroffen schauen ist für mich persönlich (manchmal!!!) das Bemühen um die Kompensation oben genannter handwerklicher Defizite.
Vielleicht ist das aber auch alles nur regional anders Ausgeprägt und tradiert und wir sollten darüber gar nicht weiter debattieren.
grosso