Dachs verwerten - Dachsschinken, Dachsfett, Dachssalbe, Dachsschuhfett, Dachsbart

Registriert
6 Nov 2017
Beiträge
18
@Stoertebekker bitte verzeih mir, dass ich deinen Faden kaper, aber du als Piratenhauptmann siehst mir das bestimmt nach ;)

In meinem Thread gab es beim Auslassen des Öls den Einwurf, dass die Corticosteroide durch Temperatureinfluss über 60 Grad kaputt gehen.
Kein Problem. Haben wir alle was von.

Bin kein Lebensmitteltechniker/Pharmazeut. Aber niedrige Temperaturen leuchten mir ein. Deshalb arbeite ich im Wasserbad. Das Problem bei mir ist, dass mein beigemischter Hirschtalg höhere Temperaturen braucht. Deswegen arbeite ich beim Mischen so, dass der Hirschtalg fast komplett flüssig ist, Herd ausschalten und kaltes Dachsfett/-öl + Zusätze einrühren. (Solange man den Topf/das Glas gut anfassen kann, sollte die Temperatur ok sein. Halte die Hand mal unter 50° heißes Wasser.)

Beim Auslassen allen Fetts schicke ich das vorher durch den Fleischwolf. Macht echt den Unterschied. Man wundert sich, wie schnell und bei welch niedrigen Temperaturen das Dachsfett dann fertig ist. Ich schöpfe allerdings auch regelmäßig ab.

Und zur Konservierung hab ich mit dem zufällig gewählten Sanddornöl wohl nen Glückstreffer gehabt. Scheint mir wie die anderen angegebenen Zusätze zu wirken. Meine Salbe wird jedenfalls bis zu nem Jahr nicht ranzig.

PS Offenbar nehmen alle zum Verfestigen Bienenwachs. Hat das inhaltsstoffliche Gründe? Mein Hirschtalg sorgt jedenfalls auch für gute Konsistenz…
 

GMV

Registriert
10 Mai 2015
Beiträge
1.506
Offenbar nehmen alle zum Verfestigen Bienenwachs. Hat das inhaltsstoffliche Gründe? Mein Hirschtalg sorgt jedenfalls auch für gute Konsistenz…
Bienenwachs kann im Vergleich zu jedwedem Talg nicht ranzig werden und ist sehr dankbar in der Verarbeitung. Gleichzeitig hat es auch noch leicht emulgierende Eigenschaften, was bedeutet, dass es eine jede kosmetische/medizinische Zubereitung besser zusammenhält in einem größeren Temperaturfenster. Weiterhin ist der Pflegefilm von Bienenwachs auf der Haut recht haltbar und nicht so "ölig".
 

GMV

Registriert
10 Mai 2015
Beiträge
1.506
Danke für die Aufklärung!

Mir ist trotzdem schleierhaft warum das dann gängige Praxis ist und wie man alternativ an das Fett kommen soll ohne die Corticosteroide zu zerstören.
Auch bleibt die Frage der Haltbarkeit offen, wenn die Eiweißstrukturen nicht aufgebrochen sind.

Weiss da jemand was dazu?

Wenn man es vorsichtig zwischen 50 und 60 Grad Celsius auslässt, bleibt ein Großteil der Corticosteroide erhalten. Je wärmer es war, umso "lockerer" die Bindung. Maximale _medizinische_ Haltbarkeit bei idealen Lagerungsbedingungen (kühl, dunkel, luftdicht, sauber gearbeitet, etc...) max. 2-3 Jahre. Sensorisch (sprich lebensmitteltechnisch) kann es noch viel länger brauchbar sein. Es ist ebenfalls ja nicht so, dass bei Ännäherung an die 60 Grad sofort auf einen Schlag alle Bindungen "aufspringen".

Aufbrechende Eiweisstrukturen sind weiterhin nicht der einzige Faktor für Haltbarkeit. Es gibt ja noch Wasser in der Zubereitung und ggf. kann man noch mit dem PH-Wert spielen oder Zusatzstoffe beimischen etc...Grundsätzlich kann man in der Pharmakologie sagen: Je feuchter ein Wirkstoff/Zubereitung ist und umso öfter er mit Sauerstoff in Kontakt kommt, desto kürzer ist er haltbar. In gewissem Umfang kann man das durch Zusätze verlängern.

Wenn ich das als Laie das richtig verstanden habe, wurde das Dachsfett im Versuch mit Acetonitril und einer moderaten Wärme ausgelöst und dann filtriert, erkaltet, erhitzt, wieder filtriert, das giftige Acetonitril durch eine Zentrifuge abgeschieden, dann mit destilliertem Wasser gemischt und mit Natriumsulfat wieder getrocknet.

Ich lehne mich einfach mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass das nicht die Methode der bisher lebenden Generationen von Heilmittelherstellern war und für chemisch Ungeübte irgendwie durchführbar ist.
Das ist richtig. Mit o.g. Methode gibt es halt die ideale Wirkstoffausbeute. Heißt nicht das sorgsam Auslassen nicht auch verwertbare Ergebnisse liefert.

Anscheinend laufen gerade zwei Threads parallel zum Thema Dachsfett.

@Stoertebekker bitte verzeih mir, dass ich deinen Faden kaper, aber du als Piratenhauptmann siehst mir das bestimmt nach ;)

In meinem Thread gab es beim Auslassen des Öls den Einwurf, dass die Corticosteroide durch Temperatureinfluss über 60 Grad kaputt gehen und alles, was auf Eiweiß basiert für die Tonne ist und mein Dachsfett jetzt höchstens Schuhcreme und keine Naturarznei mehr ist. Der hier auch schon aufgelistete Nachweis über das Vorhandensein von Kortison im Fett wurde auch schon gepostet. Ich zitiere mich ganz dreist selbst und hoffe hier ein paar erhellende Antworten zu bekommen.




Falls ungewünscht bitte löschen.

Zum Thema Schucreme oder anwendbare Creme mit Corticosteroiden hier ein Bild von der österreichischen Jägerin Barbara Hoflacher, welches in einem gratis verfügbaren Ebook von diejägerinat und in einem Onlineartikel von hohejagd erschien:

Dachs (2)Barbara Hoflacher.jpg

die beiden "weiß-zitrusgelben" Gläser außen sind "gut ausgelassen" und enhalten noch Corticosteroide. Das Glas in der Mitte wurde zu heiß ausgelassen und erfüllt keine medizinischen Zwecke mehr.

Gruß,
G

Disclaimer: Wie schon einmal geschrieben: Ich bin noch im Studium und schreibe hier als interessierter Jäger mit.
 
Registriert
29 Mai 2018
Beiträge
68
Sehr guter Beitrag. Heute einen Grimbart mit 20/76 3.8mm geschossen und das Fett gewonnen. Morgen wird es ausgelöst und Madame macht dann wieder Dachssalbe draus. Ich schwöre echt drauf. Das Fett für Lederpflege und die Salbe bei Rheumabeschwerden oder Neurodermitis. Einen Arbeitskollegen mal Dachsalbe mitgegeben weil er einen Hexenschuss hatte und am nächsten Tag brüllte er nach mehr 🤣 seine Schmerzen haben sich verbessert und seine Frau die Rheuma in den Händen hat und ihn eingerieben hat, beschwerdefrei nach dem Rücken eincremen 👌
 
Registriert
5 Mai 2012
Beiträge
1.739
Könnte mir gut vorstellen, dass "sous vide" sich super anbieten würde zum auslassen des Fettes.
Das Fett einfrieren, Wolfen, alles in einen Nylonstrumpf und zubinden.
Das Bündel anschließend einvakkumieren und alles ins 58 Grad warme Wasserbad.
Wenn man das nach ein paar Stunden aus dem Bad nimmt müsste man nur dafür sorgen, dass das Netz oben frei hängt und das Fett unten im Beutel erkalten lassen.
Zum Schluss den Beutel auf und das Fett getrennt.
So hab ich das schonmal gemacht, nur eben nicht beim Schmalzmann.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
130
Zurzeit aktive Gäste
759
Besucher gesamt
889
Oben