Angefangen hat des Elend mit der Spätblühenden Traubenkirschen nach dem großen Heidebrand 1975. In seinem Buch "Mit Büchse, Hund und gutem Wind" beschreibt der Heideförster Goede Gendrich, daß man nach dem Brand in großem Stil STk als Brandschutzriegel einbrachte.Kennst sich eigentlich jemand mit der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) näher aus? Ich frage mich nämlich, ob ich diese hier in unseren Wäldern nicht stärker als Nutzpflanze betrachten (fördern..?) sollte.
Mein Hintergrund: wir haben hier einige ha Wald im Eigentum auf armen, grundwasserfernen Sand-Standorten im Nord-Westen / Emsland. Viel mehr als Brennholz wächst hier eigenlich nicht. Die Fichte und auch zunehmend die Lärche fällt aus, Kiefer geht so einigermaßen, braucht aber ewig, um halbwegs nutzbares Holz zu bekommen. Und die Traubenkirsche wächst und wächst, vermehrt sich überall und zuverlässig, hatte bisher null Probleme mit trockenen Sommern und liefert bestes Brennholz in überschaubaren Zeiträumen. Bisher bekämpfen wir die Traubenkirsche ehr, u.a. in dem bereits das Strauchwerk zu Faschienen etc genutzt wird (dafür gib es aber kein Geld), aber in meinen Gedanken bin ich dabei, die halbwegs stammartig wachsenden Exemplare ehr wachsen zu lassen und dann zeitnah als Brennholz zu nutzen.
Fürs Brennholz / Laubholz gibt es zudem auch nur unwesentlich weniger Geld als für Abschnitte vom Nadelholz.
Wie ist da die Meinung der Fachwelt?
Es gibt meines Wissens verschiedene Wuchsformen der STk, wobei in unserer Gegend die eher strauchförmige Variante anzutreffen ist. Im Raum Ostheide beobachtete ich im Zuge verschiedener Forstbetriebsgutachten ähnliches. Wirklich stammbildend nutzbare Exemplare waren eher selten.
Ein von mir früher betreuter Waldbesitzer hat durch permanente Pflege versucht, gradwüchsige Schäfte zu erzielen, dies ist ihm jedoch in mehr als 20 Jahren kaum gelungen und der Aufwand war nur leistbar, weil er als Altenteiler ständig in seinem Busch unterwegs war und jeden Baum beim Vornamen kannte.
In den vergangenen Jahren war immer wieder einmal zu lesen, die Streu der STk sei so schlecht nicht. Das mag sein, ich habe jedoch zur bodenverbessernden Eigenschaft von verschiedenen Baumarten meine eigene Meinung. Jedes Blatt, das ein Baum verliert, kann m.E. nur ein Spiegel der Bodenverhältnisse sein. Nährstoffe, die im Boden nicht oder nur schwach vorkommen, werden wohl kaum in großem Stil im Blatt eingelagert und somit ist eine wirkliche "Verbesserung" in meinen Augen fragwürdig. Dies kommt, wieder zumindest bei uns, dann erst zum Tragen, wenn tiefwurzelnde Bäume durch den Sand auf die in größerer Tiefe vorhandenen nährstoffreicheren Horizonte kommen.
Mein ehemaliger Ausbilder, der mit rd. 85 % Kiefer wirtschaftete, sagte mal, wenn er seinen Dienstbezirk 20 Meter tief abschieben würde, wären seine Waldbesitzer reich.
Die STk geht aber so tief nicht runter, insofern glaube ich ihre pauschale Bodenverbesserung nicht.
Auf besseren Standorten könnte das jedoch zutreffen.
Vor vielen Jahren traf ich im Zuge der Einrichtung auf eine TEi-Kultur, die unter einem Meer von STk dahin vegetierte. Ich habe damals einen entsprechenden Dringlichkeitsvermerk gemacht und auch persönlich mit dem Revierleiter gesprochen. Der nahm meinen Hinweis zunächst ziemlich gelassen entgegen. Als ich zwei Jahre später wieder einmal bei ihm war, empfahl er mir den Besuch dieser Kultur. Dort waren inzwischen sämtliche TK auf den Stock gesetzt und die Ei ging ab wie der Teufel. Auf dem ehemaligen Kiefern-Standort hatte sie sich ganz offensichtlich positiv ausgewirkt.
Heute empfehle ich ebenfalls, in solchen Fällen die STk stammweise wachsen zu lassen, aber nicht, um sie zu bewirtschaften, sondern um sie später einfacher entfernen zu können.
Als echten Wirtschaftsbaum sehe ich sie zumindest bei uns nicht.