Waldbau - Austausch ohne Forstbashing und ohne Wilddebatten!

Registriert
2 Jul 2019
Beiträge
2.282
Kennst sich eigentlich jemand mit der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) näher aus? Ich frage mich nämlich, ob ich diese hier in unseren Wäldern nicht stärker als Nutzpflanze betrachten (fördern..?) sollte.
Mein Hintergrund: wir haben hier einige ha Wald im Eigentum auf armen, grundwasserfernen Sand-Standorten im Nord-Westen / Emsland. Viel mehr als Brennholz wächst hier eigenlich nicht. Die Fichte und auch zunehmend die Lärche fällt aus, Kiefer geht so einigermaßen, braucht aber ewig, um halbwegs nutzbares Holz zu bekommen. Und die Traubenkirsche wächst und wächst, vermehrt sich überall und zuverlässig, hatte bisher null Probleme mit trockenen Sommern und liefert bestes Brennholz in überschaubaren Zeiträumen. Bisher bekämpfen wir die Traubenkirsche ehr, u.a. in dem bereits das Strauchwerk zu Faschienen etc genutzt wird (dafür gib es aber kein Geld), aber in meinen Gedanken bin ich dabei, die halbwegs stammartig wachsenden Exemplare ehr wachsen zu lassen und dann zeitnah als Brennholz zu nutzen.
Fürs Brennholz / Laubholz gibt es zudem auch nur unwesentlich weniger Geld als für Abschnitte vom Nadelholz.
Wie ist da die Meinung der Fachwelt?
Angefangen hat des Elend mit der Spätblühenden Traubenkirschen nach dem großen Heidebrand 1975. In seinem Buch "Mit Büchse, Hund und gutem Wind" beschreibt der Heideförster Goede Gendrich, daß man nach dem Brand in großem Stil STk als Brandschutzriegel einbrachte.
Es gibt meines Wissens verschiedene Wuchsformen der STk, wobei in unserer Gegend die eher strauchförmige Variante anzutreffen ist. Im Raum Ostheide beobachtete ich im Zuge verschiedener Forstbetriebsgutachten ähnliches. Wirklich stammbildend nutzbare Exemplare waren eher selten.
Ein von mir früher betreuter Waldbesitzer hat durch permanente Pflege versucht, gradwüchsige Schäfte zu erzielen, dies ist ihm jedoch in mehr als 20 Jahren kaum gelungen und der Aufwand war nur leistbar, weil er als Altenteiler ständig in seinem Busch unterwegs war und jeden Baum beim Vornamen kannte.
In den vergangenen Jahren war immer wieder einmal zu lesen, die Streu der STk sei so schlecht nicht. Das mag sein, ich habe jedoch zur bodenverbessernden Eigenschaft von verschiedenen Baumarten meine eigene Meinung. Jedes Blatt, das ein Baum verliert, kann m.E. nur ein Spiegel der Bodenverhältnisse sein. Nährstoffe, die im Boden nicht oder nur schwach vorkommen, werden wohl kaum in großem Stil im Blatt eingelagert und somit ist eine wirkliche "Verbesserung" in meinen Augen fragwürdig. Dies kommt, wieder zumindest bei uns, dann erst zum Tragen, wenn tiefwurzelnde Bäume durch den Sand auf die in größerer Tiefe vorhandenen nährstoffreicheren Horizonte kommen.
Mein ehemaliger Ausbilder, der mit rd. 85 % Kiefer wirtschaftete, sagte mal, wenn er seinen Dienstbezirk 20 Meter tief abschieben würde, wären seine Waldbesitzer reich.
Die STk geht aber so tief nicht runter, insofern glaube ich ihre pauschale Bodenverbesserung nicht.
Auf besseren Standorten könnte das jedoch zutreffen.
Vor vielen Jahren traf ich im Zuge der Einrichtung auf eine TEi-Kultur, die unter einem Meer von STk dahin vegetierte. Ich habe damals einen entsprechenden Dringlichkeitsvermerk gemacht und auch persönlich mit dem Revierleiter gesprochen. Der nahm meinen Hinweis zunächst ziemlich gelassen entgegen. Als ich zwei Jahre später wieder einmal bei ihm war, empfahl er mir den Besuch dieser Kultur. Dort waren inzwischen sämtliche TK auf den Stock gesetzt und die Ei ging ab wie der Teufel. Auf dem ehemaligen Kiefern-Standort hatte sie sich ganz offensichtlich positiv ausgewirkt.
Heute empfehle ich ebenfalls, in solchen Fällen die STk stammweise wachsen zu lassen, aber nicht, um sie zu bewirtschaften, sondern um sie später einfacher entfernen zu können.
Als echten Wirtschaftsbaum sehe ich sie zumindest bei uns nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Hier mal ein paar Bilder von den Flächen, auf denen ich das mit der Saat probieren will.
Es ist teilweise schon licht genug für Kiefernnaturverjüngung wie man sieht.
Nährstoffversorgung schwach bis mäßig, eher trocken (ca. 700 mm Niederschlag, östliches niedersächsisches Tiefland), schwach verlehmter Sand.

Anhang anzeigen 220804Anhang anzeigen 220805Anhang anzeigen 220806

Alter ich beiß dich gleich, das ist locker ein M-Standort mit einer vergleichsweise guten Niederschlagsmenge, wie ich schon einmal schrub, da sollte alles gehen was du dir vorgestellt hast.


CdB (y)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
In den vergangenen Jahren war immer wieder einmal zu lesen, die Streu der STk sei so schlecht nicht. Das mag sein, ich habe jedoch zur bodenverbessernden Eigenschaft von verschiedenen Baumarten meine eigene Meinung. Jedes Blatt, das ein Baum verliert, kann m.E. nur ein Spiegel der Bodenverhältnisse sein. Nährstoffe, die im Boden nicht oder nur schwach vorkommen, werden wohl kaum in großem Stil im Blatt eingelagert und somit ist eine wirkliche "Verbesserung" in meinen Augen fragwürdig.

Sie wurde auf großer Fläche zur Streuverbesserung eingebracht um die schlecht abbaubare Nadelstreu unter Kiefer mit einem besseren C/N - Verhältnis aufzuwerten.

CdB
Vor vielen Jahren traf ich im Zuge der Einrichtung auf eine TEi-Kultur, die unter einem Meer von STk dahin vegetierte.

Ein ähnlichen Fall hatte ich im og Revier, dort mit Bergahorn unter STK.


CdB
 
Registriert
18 Dez 2016
Beiträge
55
Alter ich beiß dich gleich, das ist locker ein M-Standort mit einer vergleichsweise guten Niederschlagsmenge, wie ich schon einmal schrub, da sollte alles gehen was du dir vorgestellt hast.


CdB (y)
Die Standortskartierung gibt ne schwache Nährstoffversorgung an. Die ist allerdings wohl einige Jahrzehte alt. Mein Förster meint, dass die Nährstoffversorgung besser ist als in der Kartierung angegeben.
So, dann kann ich ja im Herbst loslegen mit den Saatversuchen :)
 
Registriert
8 Nov 2015
Beiträge
364
Wie CdB schon schrieb ist das mit Sicherheit ein M-Standort und bei dieser Niederschlagsmenge bist Du da gut aufgestellt, zumal Du nur kleine Flächen ausprobieren willst.
Einzig die Begleitflora wird Probleme machen, ist aber überschaubar und im Griff zu halten!
 
Registriert
5 Apr 2019
Beiträge
2.842
Mein Bruder hat die Bekämpfung der STK auch aufgegeben.
Es wird jetzt alles aus dem Wald gezogen und zu Hackschnitzeln verarbeitet.
Was zu dünn ist bleibt stehen, bis es sich lohnt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Die einzige Möglichkeit STK loszuwerden ist ausdunkeln. Funktioniert naturgemäß nur auf den Standorten wo dann auch mindestens Roteiche, Buche oder Ahorn hinpassen und dichtmachen.
Auf den armen Kiefernstandorten bekommt man es nicht hin.

CdB
 
Registriert
5 Apr 2019
Beiträge
2.842
Die einzige Möglichkeit STK loszuwerden ist ausdunkeln. Funktioniert naturgemäß nur auf den Standorten wo dann auch mindestens Roteiche, Buche oder Ahorn hinpassen und dichtmachen.
Auf den armen Kiefernstandorten bekommt man es nicht hin.

CdB
Motorsense bei (stärkerem) Frost geht auch ganz gut. Dann reißen die Strünke stark auf und trocknen aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
26 Mrz 2005
Beiträge
203
Erstmal Danke für die Rückmeldungen zur Späten Traubenkirsche.
Ja, hier auf recht armen Sandstandorten kann man sie sicherlich nicht mehr eindämmen.
Was halt viel gemacht wird, ist die Nutzung der Sträucher als Faschinen / Reisigbündel. Da kommen dann Kolonnen von osteuropäischen Arbeitern und schlagen die STK manuell. Aber wie gesagt, dafür wird nichts gezahlt und aus meiner Sicht bringt das nix, jedenfalls nix positives, da die Stümpfe eh sofort wieder austreiben. Ich habe dann lediglich einen Nährstoffentzug.
 
Registriert
12 Nov 2014
Beiträge
3.588
Motorsense bei (stärkerem) Frost geht auch ganz gut. Dann reißen die Strünke stark auf und trocknen aus.
Habt Ihr es mal mit bodennahem Ringeln versucht? Die Pflanzenteile darüber ziehen weiterhin Wasser, Nährstoffe etc. die Versorgung der Wurzel wird aber unterbrochen. Damit sollte die STK ihre Wuchskraft verlieren und in zwei bis 3 Jahren absterben. Mach ich mit Pappeln in AD Beständen so. Also möglichst dann, wenn es für die Wurzelbrut noch zu dunkel ist.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Habt Ihr es mal mit bodennahem Ringeln versucht? Die Pflanzenteile darüber ziehen weiterhin Wasser, Nährstoffe etc. die Versorgung der Wurzel wird aber unterbrochen. Damit sollte die STK ihre Wuchskraft verlieren und in zwei bis 3 Jahren absterben. Mach ich mit Pappeln in AD Beständen so. Also möglichst dann, wenn es für die Wurzelbrut noch zu dunkel ist.

Das kann ich wieder aus eigener Beobachtung berichten, funktioniert nicht. Sie stirbt relativ schnell ab, teilweise schon nach einem Jahr trocken und - tadaa- ersetzt durch Stockausschlag.


CdB
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
56
Zurzeit aktive Gäste
656
Besucher gesamt
712
Oben