Wir und das Tier - Ein Schlachthausmelodram. ARD-Mediathek.

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Ich fand den Beitrag gar nicht schlecht und will es auch kurz :D begründen.

"Ihr/wir" schaut/n es als Jäger, die Lebewesen regelmäßig töten und den Bezug zwischen Lebewesen und abstrakten Lebensmittel wie Wurst selbst hergestellt habt/en.
(die beiden Katrins im Film nicht - die war(en) sogar überrascht, Kommunikationskontakt mit "der Wurst in spe" aufnehmen zu können; der Metzger als lebensfroher / jovialer Antagonist schon wirklich großes Kino)

Geht einfach mal davon aus, dass die Stadtbevölkerung den Zusammenhang zwischen Bärchenwurst im Supermarktregal (heute für 1,49€ im Angebot) und dem Prozess bis dahin nicht mehr kennt, geschweige denn selbst erleben wollten würde. (Chapeau für die beiden Katrins, die sich das "geschenkt" haben und sich bei ihrer Rekalibierung der Essgewohnheiten noch filmen lassen; nee komm: diese offene Ehrlichkeit ist da eher selten).

Kontrapunkt: der ältere Metzger, im Philosophieren, ob man bald noch schlachten darf. Er meint die industrielle Umformung von Vieh zu Wurst, der unkritische Umgang mit Fleisch als solchem. Auch da meine ich: gar nicht schlecht in Szene gesetzt von der ARD, weniger in Bezug auf Jäger (kamen ja gar nicht vor) und Metzger, im weiteren Sinne Fleischverarbeiter - sondern vielmehr als Frage an die Konsumenten: die Herstellenden (ist das jetzt korrekt geGendert?) denken womöglich mehr über das Fleisch nach als ihr Konsumenten - wer hat da Problem?

Jetzt mal ein paar eigene Gedanken:
Waidmännisch korrekt.... "den Schöpfer im Geschöpfe ehrt": das ist die Empathie mit dem Lebewesen, das nicht gedankenlose Töten sondern Wertschätzen in Handeln und Genießen - wird übrigens auch häufig indigenen Bevölkerungen zugeschrieben. - Sollte es dann erlaubt sein, Werbung für Fleisch zu machen? Superbillig diese Woche, Hack vom Rind, nur 1,99€ das Kilo ....
Jeder Konsument hat auch eine Wahl über den Kauf: er kann sich ja auch für andere Lebens- und Genußmittel entscheiden. Vielleicht weiß "die Bevölkerung" ja nur nicht mehr um die Fleischgewinnung (tauchte im Beitrag übrigens am Rande kurz auf) - dann ist der Beitrag doch gut, selbst mal über den Fleischkonsum nachzudenken.
Wäre es nicht gut, wenn jeder Konsument den "Fleischgewinnungsprozess" selbst einmal erlebt haben sollte, um die Transformation von Geschöpf zu Lebensmittel nachvollziehen zu können? Vielleicht sogar bereits in der Schule? Vielleicht sogar direkt bei einer Schlachtung dabei (religös Verblendete mal außen vor?)?

Und zu den philosophierenden SchlachterInnen: sich Gedanken um das eigene Tun zu machen, ist heutzutage nicht mehr "normal", vielleicht braucht es auch erst die Lebenserfahrung, Positionen einnehmen zu wollen. (an der Stelle schön im Beitrag die Auszubildende, die meiner Meinung nach externe Positionen "darf man Tiere töten?" wahrnimmt, aber an der Stelle auch zaghaft selbst versucht, eine Position zu entwickeln. - Auch da: Respekt für das Begleitetwerden durch ein Filmteam).

Eine Position wäre vielleicht noch eine Schlachtefest auf dem Hof oder Dorf: jedem war klar, dass das Tier sterben muss, feierte aber selbst das Leben und den Genuss des (damals noch seltenen) Fleisches. Liegt nicht in dem Bewusstmachen und Dabeisein auch die Erfahrung und der Umgang mit Fleisch begründet? Hätte der Beitrag als Erinnung noch schön einbauen können.

All das sind doch ebenfalls Positionen, die wir als Jäger gerne unterschreiben und an denen wir mitwirken wollen - so gesehen empfinde ich den Beitrag als Anregung zum Nachdenken für die Konsumenten und als Unterstützung für uns Jäger.

"den Schöpfer im Geschöpfe ehrt"- Waidmannsheil!
Komplette Zustimmung.
Es gibt Parallelen zwischen den Protagonist*innen und uns Jäger*innen - nämlich, dass wir Tiere töten.
Allerdings sind Schlachter*innen näher dran. Wir töten aus Distanz, sehen erst später das Ergebnis, wenn wir abbaumen. Später erzählen viele: „lag im Knall“. Als Schlachter*in setzt man selbst das Bolzenschussgerät an und ist in direkter Nähe, wenn das Tier stirbt.
 
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Komplette Zustimmung.
Es gibt Parallelen zwischen den Protagonist*innen und uns Jäger*innen - nämlich, dass wir Tiere töten.
Allerdings sind Schlachter*innen näher dran. Wir töten aus Distanz, sehen erst später das Ergebnis, wenn wir abbaumen. Später erzählen viele: „lag im Knall“. Als Schlachter*in setzt man selbst das Bolzenschussgerät an und ist in direkter Nähe, wenn das Tier stirbt.
nicht alle, ich kenne viele Jäger die für sich selbst, oder auf ihrem eigenen Hof auch Nutztiere schlachten. Die stehen also auch in der vordersten Reihe.
und beim Schlachten kommts halt sehr stark drauf an wie das zu schlachtende Tier behandelt wird. Die Fleischerei, leider mit Anfang des Jahres geschlossen, hat kein angeliefertes Tier vom Hänger getrieben. Der Hänger wurde in einen eingezäunten Bereich gebracht und dort geöffnet. Ob das Rind/Schwein/Pferd gleich ausgestiegen ist oder erst in 2 Stunden war egal. Ruhe war angesagt.

Dass das bei den großen Schlachthöfen nicht so sein kann ist mir schon klar, aber das ist mit ein Grund warum ich mein Fleisch welches ich neben dem Reh noch benötige von Bauern in der Region ab Hof kaufe. Dort weiß ich dass ich stressfreies Fleisch bekomme. Egal ob vom Schwein oder vom Rind. Abgesehen davon kenne ich, zumindest die Rinder meist von Geburt an.
 
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es geht nicht um "diesen" Beruf, es geht um alle Berufe, die mit Nutztieren arbeiten. Landwirte, Tierärzte, Viehhändler, Schlachter. Wenn man kein "Auge" für die Tiere hat und auch empathisch ist, ohne sich in Träumereien zu verlieren, also ohne Idealismus, geht es nicht.
Ich war für eine kleine Weile beruflich an den Schlachthöfen der Republik unterwegs und kann dir sagen, dass derjenige, der den ganzen Tag nichts anderes tut, als Bolzen in Hirne zu schießen und Arterien zu öffnen, kein Empath ist. Wäre er einer, täte er es nicht. Das meine ich nicht abwertend, weil einer es ja machen muss. Ich stellte bei meinen Besuchen eher eine gewisse Rohheit bei diesen Schlachtern fest. Wenn also überhaupt eine Empathie beim Schlachter zu finden ist, dann eher die zu sich selbst, quasi um sich davor zu schützen, nicht völlig durchzudrehen. Ein wirklich empathischer Mensch schafft es mental nicht, jeden Arbeitstag lang Tiere zu töten, eins nach dem anderen. Bei manchen Schlachtern hatte ich den Eindruck, es machte ihnen sogar Spaß. Ich war heilfroh, als ich nicht mehr zu den Schlachthöfen raus musste. Und das hatte nichts mit Träumereien zu tun, in die ich mich verlor. Übrigens waren es meist geliehene Südosteuropäer, die im Schlachtstand standen. An einheimische Mitarbeiter kann ich mich dabei nicht erinnern.
 
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ich habe jahrelang, als Kaufmann, mit deutschen Kolonnen gearbeitet. Quälereien habe ich nicht geduldet, diese Menschen flogen raus. Die meisten Kopfschlachter hatten Tiere zu Hause, einer züchtete Gänse, der nächste Pferde, ein andere Schafe usw.
 
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ich habe jahrelang, als Kaufmann, mit deutschen Kolonnen gearbeitet. Quälereien habe ich nicht geduldet, diese Menschen flogen raus. Die meisten Kopfschlachter hatten Tiere zu Hause, einer züchtete Gänse, der nächste Pferde, ein andere Schafe usw.
Von Misshandlungen schrieb ich nichts und habe auch nie welche beobachtet.
 
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Du schreibst aber Rohheit, was meinst Du denn damit, wenn nicht Rohheit gegen Tiere?
 
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Ich nenne es mal anders: Die Schlachter machten auf mich einen zutiefst abgestumpften Eindruck. Seelenlosigkeit im Akkord. Eben nicht empathisch, um das ging es ja in dem Zusammenhang. Ich nehme an, die sehen nicht das warmblütige, denkende Lebewesen in seiner Todesfurcht, sondern erledigen ihre Arbeit, wie ein KFZ-Mechaniker, der das Motoröl ablässt.
 
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z/7

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Was sollen die denn auch machen? Streicheln und ne Beziehung aufbauen für 2 Sekunden? Das hält keiner länger als nen Tag durch.

Zu hinterfragen wäre eher, ob die Strukturen, die diese Umstände verursachen, nicht zu verändern wären.
 
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Was sollen die denn auch machen? Streicheln und ne Beziehung aufbauen für 2 Sekunden? Das hält keiner länger als nen Tag durch.

Zu hinterfragen wäre eher, ob die Strukturen, die diese Umstände verursachen, nicht zu verändern wären.
Das meine ich nicht und bin mir vollkommen bewusst, dass eine gewisse Rohheit zu diesem Beruf gehören muss. Das schrieb ich ja auch so. @2terVersuch stellte folgende These auf:

"Wer keine Empathie für Tiere hat, kann das nicht machen, klingt vielleicht seltsam, ist aber so."

Auf diesen Satz bezog sich mein Post, denn diese Behauptung ist Mist. Und dabei bleibe ich.

Die Strukturen sind eingefahren und dieses nochmal verändern zu können, halte ich derzeit für einen Traum. Schön wär's ja wirklich, aber daraus wird vorerst nichts! "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft". Auf diesen Slogan aus den 70ern haben sich Imperien aufgebaut. Siehe Tönnies und Konsorten. Die liefern, was der Markt fordert, und der fordert weiter. Hier hat die Industrialisierung zugeschlagen und lässt sich nicht mehr zurückfahren. Das Stück Lebenskraft lässt sich das hungrige Volk nicht mehr wegnehmen. Fleisch, nur als Sonntagsbraten, ist Geschichte und wird es bleiben.
 
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Was Du für Mist hältst bleibt Dir überlassen, für mich ist der Quatsch beendet, fahre nämlich morgen um 06:00UHR zu einem Schlachthof...
 
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…Später erzählen viele: „lag im Knall“. Als Schlachter*in setzt man selbst das Bolzenschussgerät an und ist in direkter Nähe, wenn das Tier stirbt.
Nur mal als Anmerkung:

wenn Wild im Schuss fällt ist das, beim Blattschuß, zunächst mal Schockwirkung. Wenn der Erleger nicht in Hektik ausbricht und erst mal 15 Minuten ruhig stehen oder sitzen bleibt, keine Bewegungen macht usw., dann ist das Stück bereits verblutet, bevor er ihm nahe kommt. Ohne Panik, ohne Schmerz. Das ist durchaus eine würdige Art zu sterben.

Mbogo
 
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Nur mal als Anmerkung:

wenn Wild im Schuss fällt ist das, beim Blattschuß, zunächst mal Schockwirkung. Wenn der Erleger nicht in Hektik ausbricht und erst mal 15 Minuten ruhig stehen oder sitzen bleibt, keine Bewegungen macht usw., dann ist das Stück bereits verblutet, bevor er ihm nahe kommt. Ohne Panik, ohne Schmerz. Das ist durchaus eine würdige Art zu sterben.

Mbogo
Um das Tier ging es nicht in meinem Post. Ich habe auch nicht in Abrede gestellt, dass das Tier sehr schnell stirbt. Aber als Jäger bist Du eben nicht in allernächster Nähe dabei - im Gegensatz zu Schlachtern.
Du bist in Distanz und siehst dem Tier nicht in die Lichter, wenn es sein Leben gibt. Glaub mir, das macht einen Unterschied. Ich war bei vielen Hausschlachtungen dabei
 
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Aber als Jäger bist Du eben nicht in allernächster Nähe dabei - im Gegensatz zu Schlachtern.
Du bist in Distanz und siehst dem Tier nicht in die Lichter, wenn es sein Leben gibt. Glaub mir, das macht einen Unterschied. Ich war bei vielen Hausschlachtungen dabei

Und was ist mit dem Abfangen mit der kalten Waffe?
 

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