kostenlose Bürgerjagd. Schöne Idee. Hat jemand dort schon auf den 85ha gejagd?
Ja, ich gestehe, ich war diesen Herbst auf Umwegen dort. Ich wusste weder wer dort der verantwortliche Förster ist, noch von seinem Konzept des Waldbaus.
Nachdem ich dort war und das erkannt habe, habe ich das ganze als Möglichkeit gesehen, über den Tellerrand zu schauen. Nicht dass ich das Konzept des Plenterwald nicht kannte (ich habe auch mal mehrere Jahre in einem fürstlichen Revier gejagt, da hat man den Plenterwald schon seit Jahrzehnten betrieben), aber ich habe, als ich dann mal dort war, das Ganze als Chance gesehen, um mal über den Tellerrand und auch hinter die Kulissen, soweit das möglich in zwei Tagen war, zu schauen.
Ich fand ein paar Dinge wirklich interessant:
- den Kampf, den die etablierten Forstbehörden gegen Wohhleben geführt haben und wohl immer noch führen. Ich bin wahrlich kein Experte im Bereich des Forstes, aber irgendwie müsste sich auch einmal eine Landesforstverwaltung fragen, warum Privatwaldbesitzer mit Plenterwald seit Jahrzehnten/Jahrhunderten einen hohen Ertrag (positiven Ertrag) aus dem Wald erwirtschaften, während viele nach herkömmlicher Vorgehensweise rote Zahlen schreiben.
- Ich frage mich auch, warum die Landesforsten weiter an Ihrem Konzept festhalten. Mir wurde das nachvollziehbar so erklärt: Ein Plenterwald macht richtig viel Arbeit. Man muss jedes Jahr jeden Baum anschauen und entscheiden, ob er herausgenommen wird oder nicht. Bei herkömmlicher Bewirtschaftung ist diese Entscheidung deutlich einfacher und weniger Arbeit für den Förster ...
- Ich kenne die Zahlen, die er aus seinem Wald erwirtschaftet (und kenne auch Zahlen aus zwei anderen Plenterwäldern) und ich unterstelle ihm, weil wenn man ihm nichts glaubt, kann man ihm glauben, dass er den Wald "liebt", auch Nachhaltigkeit (wenn nicht ihm, dann den anderen Beispielen, die ich so kenne).
- Ich persönlich glaube, dass Wohlleben einfach ziemlich verbittert ist, nach jahrelangem Kampf vielleicht auch zermürbt. Natürlich kann ich vielen seiner Ansichten nicht folgen, aber wenn ich in ein paar km Entfernung in einem Privatwald ca. (geschätzt, nicht gezählt, zählen war schlicht unmöglich), 60 Geweihte und > 150 Stück weibliches Rotwild auf einer Wiese sehe, sehe, dass bis in Rotwildhaupthöhe rundherum alles an den Bäumen abgeäst ist und der Waldboden aussieht wie eine braune Steppe, mit null Jungwuchs, dann kann ich seine Haltung irgendwo nachvollziehen. Gerade wenn ich Förster in seinem Begang wäre...
- Auch interessant, was er zu Verbiss beispielsweise auf Kahlschlägen sagt (ohne Wertung meinerseits): der sei deshalb so hoch, weil schlicht zu viel Licht ankommt, deshalb die Pflanzen eine starke Photosynthese haben und deshalb der Zuckergehalt in den Blättern so hoch sei. Das persönlich fand ich schon sehr interessant, ein "normaler" Förster will das natürlich nicht hören...
Ich weiss, dass man in Jägerkreisen auch nur seine für uns negative Haltung zitiert, aber man muss durchaus auch anerkennen, dass er nichts dagegen hat, dass mal ein Baum verbissen ist, aber eben nur, wenn in unmittelbarer Nähe hinreichend nicht verbissene stehen.
Das war nur das, was mir von diesem Wochenende so ad hoc eingefallen ist. Wenn ich länger nachdenke, würde mir noch mehr einfallen, worüber es sich lohnt, als Jäger einmal nachzudenken.
Ich weiss, Wohlleben polarisiert und er hat auch Meinungen zu Jagd und auch zur Ausgestaltung zu Pachtverträgen, die ich indiskutabel finde, aber es würde jedem Förster und jedem Jäger mal gut tun, ohne eine vorgefasste Meinung mal zu hören, was er zu sagen hat und welche waldbaulichen Ideen er hat, jenseits von möglichen esoterischen Dingen, die er vielleicht in dem INterview gesagt hat. Meine Internetverbindung ist hier in der Rhön gerade so schlecht, dass ich mir das Anhören nicht antun will.