Etwas Hintergrund, damit man die Qualität der beiden Hersteller etwas besser einordnen kann:
Beide Unternehmen haben die gleichen Wurzeln. Hairston, Gründer und Eigner von Kuiu, hat zusammen mit seinem Freund Hart der Erinnerung nach ca. 2009 Sitka Gear gegründet. Sitka Gear entwickelte sich prächtig, die Nachfrage explodierten geradezu, das Ganze wuchs Hairston und Hart völlig über den Kopf. Sie brauchten Business- und insbesondere Logistik-Knowhow, riesige Produktionskapazitäten, mussten daher einen etablierten Partner in der Outdoorbekleidungsindustrie suchen.
Ihr Erfolg zog natürlich sowieso die Großen der Outdoorbranche an und so haben die beiden an Gore (Arc'teryx hing da auch noch drin, denn Mike Blenkarn steuerte zeitweise Expertise bei; und die Entwicklung eines Tarnmusters fürs Militär spielte auch noch eine Nebenrolle - Schwamm drüber) verkauft.
Hart arbeitet weiterhin bei Sitka Gear, Hairston hingegen nahm seinen Anteil am Verkaufserlös entgegen und dann sofort die Füße in die Hände, weil er die Limitierungen (insb. die fehlende Zukunftsfähigkeit) der Geschäftsmodelle der Outdoorbranche erkannt hatte und sich von ihnen befreien wollte. Er setzte also einen innovativen Business Plan auf und gründete Kuiu (ca. 2012).
Bei Kuiu fährt Hairston ein Geschäftsmodell, dass sich durch hohe Produktentwicklungskompetenz, informierte Materialauswahl und nicht zuletzt durch Ausschaltung der Intermediäre (mittels Direktvertrieb) auszeichnet. Als Technologiepartner sucht er sich die besten, die am Markt verfügbar sind. Der Vorgeschichte wegen meidet er natürlich Gore, was allerdings kein Nachteil ist: Sein japanischer Partner Toray ist auf Augenhöhe mit Gore, was Kooperationen mit und Entwicklungen für Patagonia sowie viele Innovationen eindrücklich unterstreichen. Und Outdoorbekleidung wird heutzutage sowieso kaum noch in den USA hergestellt, sondern in hochmodernen Fabriken in Übersee.
Die Frage was ist besser/schlechter lässt sich vor diesem Hintergrund gar nicht sinnvoll beantworten. Beide sind unzweifelhaft und auf Topniveau, es kommt daher einzig auf den Einsatzzweck an und nicht zuletzt darauf, ob man sich mit den jeweiligen Tarnmustern bzw. Solids anfreunden kann. Die Details der Schnitte, Trägerstoffe, Membranen, Imprägnierungen, Nahtversiegelung usw. muss jeder selbst abwägen, eine Diskussion einzelner Kleidungsstücke ist daher müßig. Shit happens sowohl bei Sitka als auch bei Kuiu, aber das sind seltene Ausnahmefälle. Beide sind ganz, ganz dicht an Arcteryx-Niveau.
Die Produktpalette ist bei Sitka Gear wegen des großen Konglomerats im Rücken breiter, deckt bspw. auch das Duck Hunting und Treestand Hunting ab. Kuiu ist zwangsläufig viel enger aufgestellt, auf das Backpack Hunting bzw. Mountain Hunting konzentriert. Gerade deshalb sind bei Kuiu aber auch kompromisslosere bzw. optimierte Produkte möglich. Wenn man dann noch den Preis ins Kalkül zieht, hat Kuiu die Nase meilenweit vorn.
Das Unternehmen ist inzwischen als etabliert anzusehen, die Anlaufschwierigkeiten und Kinderkrankheiten sind überwunden. Der hohen Nachfrage wegen kommt es nach wie vor zu Lieferengpässen und Wartezeiten, aber auch das wird immer besser.
Kuiu lässt sich problemlos direkt im Webshop ordern. Bei Sitka dürfte es etwas schwieriger sein, da man einen Retailer in den USA suchen muss, der nach D versendet. Würde es als erstes bei Cabelas versuchen, das ging zumindest bis 2011 problemlos.