Einer unserer Nachbarn hatte um Hilfe gerufen, seit Tagen ziehen die Sauen aus einem Wäldchen mit Schwarzdorn in das nahe Maisfeld und legen dieses um. So langsam wird es wohl schmerzhaft, drum nun sein Notnagel mit möglichst viel Radau den Sauen ihren Einstand für ein paar Tage zu versauern und vllt auf dem Rückwechsel noch eine Sau hinzulegen.
Leider ist gerade Ferienzeit oder landwirtschaftliche Hoch-Zeit, so dass sich so gut wie niemand finden lässt, am Ende sind wir nur zu dritt. Der Plan ist schnell gefasst, zwei wollen beunruhigen, ich soll an den Rückwechsel. Normalerweise verlassen die Sauen diesen Einstand relativ flott, so dass wir uns nicht gerade viel Mühe, aber auch nicht mit viel Ernte rechnen.
Ich stehe am Waldrand und habe eine gut 60m breite Wiese zur Verfügung bis zum nächsten Wald, welcher auch gleich Reviergrenze ist. Hinter mir gehen die zwei durchs kleine Wäldchen und klopfen mal hier und mal da auf den Busch, lassen es knacken und so weiter - Hundemeuten sind in der Region unüblich, die Gefährdung durch Straßen bei uns aber auch enorm - schnallen kaum drin. Lange passiert nicht viel, eine Ricke samt Kitz wechselt beunruhigt über die Wiese, aber nicht zu flott. Hinter mir knackt es hin und wieder, ich kann es aber nicht richtig einordnen, da ich nicht genau weiß, wo die zwei genau sind.
Mit der Zeit wird es den zweien wohl zu dumm, sie haben wohl hier und da Sauen mitbekommen, aber passiert ist nicht wirklich was, nun versuchen sie es laut und vehement. Ich kann sie nun orten, aber nichts ändert sich. Auch der Versuch der Vergrämung mit einer Schrotladung in den Boden direkt beim Schwarzdorn bringt nichts. So taucht einer nach gut 40 Minuten bei mir auf der Wiese abgekämpft auf, will es wohl gerade abblasen, da schreit es von drinnen - der Kollege hat wohl endlich den richtigen Busch gefunden - nun sei Bewegung drinnen. Laut fluchend geht er wieder rein - eigentlich schon vollkommen durchgeschwitzt.
Ich drehe mich um, schon springt ein Fuchs über die Wiese, entsichert ist, mitgefahren wird, Schuss bleibt aber drin, bzgl Raubwild gab es keine klare Ansage. Sichern, weiter warten. Da sprintet im obersten Teil der Wiese eine einzelne Sau über die Wiese, entsichert, angebackt, mitgefahren, passt ned, weg. War ja klar dass sie am weit entferntesten Teil der Wiese und die kürzeste Route nehmen wird. Es knackt wieder, ich höre das Schreien und Rufen der zwei, nein, diesmal sind sie es nicht und ich gehe langsam 10m die Wiese höher und gehe in Voranschlag.
Diesmal brechen 3 Sauen aus, alle gleiche Größe, Überläufer, soviel ist klar, mitgefahren, Schuss bricht, die beschossene Sau quittiert die Kugel mit deutlichem Geschwindigkeitsverlust, mehr aber leider auch nicht, repetiert und nun beginnt das Fluchen... ich Volld... hab die erste der drei beschossen, durch den Geschwindigkeitsverlust muss ich nun warten bis zwei und drei überholt haben, sonst ist das Schussfeld ned frei, eine weitere beschießen entfällt solange Nummer eins noch läuft, endlich sind sie vorbei, der Winkel ist jetzt bescheiden, Kugel Nummer zwei sehe ich fast spitz von hinten in die Keule einschlagen, wird aber mit sofortiger Immobilität belohnt, der sofort nachgesetzte Nummer Drei beendet die Geschichte.
"Vier raus, eine liegt!" schrei ich nach innen auf die Nachfrage. Die fluchen, es sind wohl noch mehr und sie versuchen nochmal ihr bestes, aber nach weiteren 15 Minuten geben sie fix und fertig auf. Gelände, Wetter und Sauen fordern nun ihren Tribut, das kleine 250x250m Wäldchen war diesmal nicht so einfach leer zu bekommen wie gewohnt.
Wir treten an die Sau ran, es liegt ein ÜL Keiler mit um die 40kg, der erste Schuss lag minimal hinten, sprich er hat die Kammer kurz vorm Zwerchfell passiert - tödlich aber mit nicht entsprechend genug Stoppwirkung, zwei ging von hinten rechts in die Keule, Nummer drei dann wieder in die Kammer mit diesmal sofortiger Wirkung. Ich verfluche mich noch immer vorne angefangen zu haben statt hinten, dann wäre der Nachschuss viel schneller draußen gewesen und vllt noch eine zweite drin gewesen, aber viel wichtiger, es wäre noch mehr über gewesen von der Sau. Aber gut, es galt eindeutig Feuer bis sie liegt - mit den Konsequenzen muss man halt leben.
Diese sind dem Pächter diesmal egal, er freut sich, dass zumindest eine liegt und hofft der Saubande ihren Einstand für ein paar Tage genug madig gemacht zu haben, um etwas Luft zu haben. Als Dank gibt es bei ihm dann noch ein Bierchen zum Ausklang des Tages - ich selbst gebe ihm och das Versprechen die zwei Maisacker seines Reviers, 50m Luftlinie von meinem Haus beginnend, die nächsten Tage mal von innen auf Schäden zu kontrollieren. Es hat auch Vorteile, in Wurfentfernung zu Jagdmöglichkeiten zu wohnen
WMH
Für die Statistiker, 98er in 8x57IS mit Geco Zero, zwischen 35-65m stehend, Flucht noch 40-45m bis zum endgültigen Stopp.