Jagdhornblasen, halblauscherhoch und abschwarten...

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Hallo zusammen Ihr Jägerinnen und Jäger,gibt in der Waidmannssprache einen Ersatz für Hallo? Ich bin zwar Jungjägerin, nach der Strecke (Schwarzwild, Fuchs, Rehwild) und den Erfahrungen, die ich in meinem ersten Jagdjahr gemacht habe incl. eigenem Revierabschnitt, fühle ich mich eigentlich als Jägerin schon recht sicher.Ich habe hier zwei Themen:1. Das Jagdhornblasen:Nachdem ich in Niedersachsen meine Prüfung abgelegt habe, musste ich auch die Hornsignale kennen. Dank Hans habe ich das auch bestanden, und nun möchte ich einfach diese Signale mit blasen können. Mein Besuch in der Jagdhorngruppe war ernüchternd, unser Sohn mit 7 war besser im Elefantenpups und da alle sehr melodisch blasen, war ich schnell demotiviert und mir hat zwei Tage der Hals weh getan.Ich bin durchaus in der Lage Noten zu lesen, habe Blockflöte, Geige und Gitarre gelernt und soll nun an diesem Horn scheitern? Aber nicht ein einziger Ton entsprang dem Messing. (Fürst Pless B)Weiß mir jemand eine Hilfe?Ich habe keine Orchesterambitionen, möchte einfach vielleicht mal meine eigenen Tiere verblasen oder bei einer Drückjagd dabei stehen.Und 2. Die Tradition:Ich habe gelernt, dass ein Tier den letzten Bissen bekommt - die Bäume habe ich wieder vergessen.... und einen Bruch.Wenn hier im Revier geschossen wird, gibt es da gar nichts außer einem Waidmannsheil - was mich auch als Frau so sehr freud und stolz macht, und ich das Waidmannsdank immer mit etwas bebender Stimme ( manchmal wirkt die Aufregung nach dem Schuss noch nach) aber mit vollem Herzen beantworte.Hier ist alles sehr pragmatisch, und manchmal hing die Sau oder der Bock schon in der Kühlung, ehe ich zum Innehalten kam und bemerkte, dass ich von diesem wundervollen Boch kein Foto habe.Wildbretttechnisch geht mir immer die Hygiene vor, denn ehrlich, ich jage um zu essen.Wenn ich in manchen Berichten lese, dass Jäger stundenlag neben ihrem Wild verharren, dann denke ich immer an die Bakterien....Bitte schreibt mir Eure Erfahrungen, gerne auch von den ganz alten unter Euch. Ich würde auch so gerne die Waidmannssprache wirklich lernen, ohne meinen alten Jäger, der im letzten Jahr verstorben ist, ist das schwierig. Die Stapfen sind riesig, in die ich da auch reinsteige....Nun wünsche ich mir viele interessante und mein Wissen und mein Tun fördernde Beiträge.Wenn Ihr Blödeln wollt oder Ironie und Machodasein ausleben wollt - dann geht bitte auf die Forum Seite Waffen WaidmannsheilWegwarte
 
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Horrido!

Zu 2.)

Bruchgerechte Holzarten sind Eiche, Erle, Fichte, Kiefer und Weißtanne.

Das erlegte Wild wird durch den Inbesitznahmebruch geschmückt. Mit diesem Bruch wird das Eigentum am Wildkörper begründet. Bei männlichen Stücken zeigt das abgebrochene Ende des Bruchs in Richtung Haupt, bei weiblichen in die andere Richtung, während der Wildkörper auf der rechten Seite liegt.

Es erhalten (traditionell) die erlegten männlichen Stücke einen letzten Bissen, der quer in den Äser gesteckt wird.

Die "Totenwacht" am gestreckten Stück kenne ich nur am versorgten (aufgebrochenen) Wildkörper. Dieser Brauch hat weniger etwas mit "Ehrung" zu tun, sondern mit (Selbst-) Reflektion: man hält inne und "durchlebt" nochmals das Erlebte (sowohl Licht- als auch Schattenseiten) im Angesicht des erlegten Wildes. Manchem Jäger würde eine (ehrliche) Selbstreflektion äußerst gut stehen, meistens besonders Jenen, die glauben, auf diesen "alten Firlefanz" verzichten zu können.

Wildbrethygenisch ist das eigentlich kaum zu beanstanden (sofern das Wild am Haken hängt und nicht aufgebrochen im Schlamm liegt und das Ganze nicht viele Stunden lang dauert), denn das Wild soll erst mit Einsetzen der Totenstarre in die Kühlung kommen und dann gemächlich auf 7° herunterkühlen. Wird zu früh (also vor ausreichendem Lüften) oder zu schnell heruntergekühlt, bildet sich Kondenswasser und daraus später "Schmier".


Wenn Dich solche Dinge interessieren, schau auf eBay nach einem alten "Richard Blase, Die Jägerprüfung" (so um die 20. Ausgabe herum, die gibt es für einige wenige Euro).

Waidmannsheil,
Schnepfenschreck.
 
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Mach mal ein paar Termine mit nem Trompetenlehrer für B-Trompete, letztendlich das Gleiche.
 
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Hallo Wegwarte,

zum Jagdhornblasen kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, daß das alles eine Sache der Wiederholung ist. Ich habe nach der Jägerprüfung einen Anfängerkurs bei unserer KJS besucht. Am Anfang kam niemand darüber hinaus mehr als einen Ton zu blasen und auch das nicht kontrolliert. Wichtig ist tägliches Üben (5-10min). Nur so lernt deine Mundmuskulatur , wie sie bestimmte Töne erzeugt.
Man hat im Lauf der Zeit recht deutlich gemerkt, wer wirklich regelmäßig geübt hatte und wer immer erst kurz vor dem Kursabend das Horn in die Hand bekam.
Suche dir einen guten Lehrer und übe täglich. Dann ist das keine Hexerei.

Das mit den Brüchen ist eine schöne Tradition. Tradition macht für mich dann Sinn, wenn wirklich ein Sinn/Zweck dahintersteht und nicht nur, weil das halt so Tradition ist. Ein Paradebeispiel ist das Trinken mit der linken Hand. Das ist für mich eine lustige Spielerei um mal eine Saalrunde rauszukitzeln, aber keine sinnige, wichtige Tradition. Ich bin selbst noch Jungjäger und habe meine paar Erlegungen immer noch deutlich in Gedanken präsent und denke öfter mal daran. Dabei überlege ich mir auch, was ich beim nächsten Mal anders machen würde und was gut lief.
Letzter Bissen und Totenwache machen zur Wertschätzung und Selbstreflektion Sinn und entschleunigen die Jagd auch irgendwie. Dadurch wird das Erlegen dann weniger eine alltägliche Sache wie Einkaufen. Du machst dir dein Handeln bewusst und kennst den Wert des Bratens auf deinem Teller besser und was dafür getan werden muss.
Und Jägersprache ist halt eine Fachsprache, wie sie jedes Handwerk und die meisten anderen Berufe auch kennen. Nicht ein Mittel um sich elitär abzugrenzen, wie viele Jagdskeptiker meinen. Und ich denke, als Jäger sollte man die Jägersprache zumindest grundlegend beherrschen. Viele Begriffe werden nur Spezialisten kennen, aber die Grundlagen sollten sitzen. Der Rest kommt mit der Zeit, schliesslich hat mit Bestehen der Jägerprüfung das echte Lernen erst begonnen.

Gruß,

Blechhase
 
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üben üben üben, dass Mundstück kann man sogar mit zur Toilette nehmen und so Täglich den Ansatz üben ;-)
Gruß Ralf

Hallo Wegwarte,

zum Jagdhornblasen kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, daß das alles eine Sache der Wiederholung ist. Ich habe nach der Jägerprüfung einen Anfängerkurs bei unserer KJS besucht. Am Anfang kam niemand darüber hinaus mehr als einen Ton zu blasen und auch das nicht kontrolliert. Wichtig ist tägliches Üben (5-10min). Nur so lernt deine Mundmuskulatur , wie sie bestimmte Töne erzeugt.
Man hat im Lauf der Zeit recht deutlich gemerkt, wer wirklich regelmäßig geübt hatte und wer immer erst kurz vor dem Kursabend das Horn in die Hand bekam.
Suche dir einen guten Lehrer und übe täglich. Dann ist das keine Hexerei.


Gruß,

Blechhase
 
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Bei den bruchgerechten Baumarten fällt mir im Gebirge noch Lärche, Zwiebelkiefer, Latsche und Alpenrose ein.

Wenn die Zeit passt, wird in meiner Gegend gern Alpenrose genommen, aber auch nur von den älteren. Die Brüche kommen sonst nicht mehr oft zur Anwendung.

Robert
 
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Moin!


Du meinst sicher "Zirbel"kiefer, a.k.a. Arve, oder? Hast Du eine Rechtschreibkorrektursoftware aktiviert oder heisst die bei Euch regional wirklich "Zwiebelkiefer"? (Oder was ist eine Zwiebelkiefer?). Und als ökologischer "KK" muss ich darauf hinweisen, dass Latsche und Alpenrose keine Baumarten sind. ;-)

Viele Grüße

Joe
 
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:lol: Hallo Joe---hast 100% Recht. Ja die Zirbelkiefer war gemeint. Heißt bei uns Zirbenkiefer
Aber wurde automatisch verbessert---ja die Technik.

Alpenrose wird gern genommen, auch wenns kein Baum ist. Und latsche ist auch irgendwie eine Kiefer.

Robert
 
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Für das Jagdhornblasen ist nicht (nur) die Mundmuskulatur entscheidend, sondern über die Körperspannung (alter Feldwebelspruch: Bauch rein, Brust raus) die richtige Atmung und das Stützen der Luftsäule über das Zwechfell.

Bläser mit "dicken Backen" und hochrotem Kopf quetschen die Töne heraus.
Das ist nicht nur anstrengend, sondern führt auch zu unsauberen Tönen und Problemen (abschmieren), wenn man halbe und ganze Noten aushalten muss oder legato-Passagen kommen.

Das kann Dir aber ein guter Lehrer für Blechblasinstrumente oder ggf. auch ein Gesangslehrer beibringen, falls Du mal einen Pilates-Kurs oder Yoga machst, lernt man das da auch.

Viel Erfolg und Weidmannsheil
TicTac
 
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Bläser mit "dicken Backen" und hochrotem Kopf quetschen die Töne heraus.
Das ist nicht nur anstrengend, sondern führt auch zu unsauberen Tönen und Problemen (abschmieren), wenn man halbe und ganze Noten aushalten muss oder legato-Passagen kommen.
TicTac
Mit Ausnahmen https://www.kuumbwajazz.org/media/historical-photos/dizzy-gillespie/stimmt das. Mir hat ein Jazztrompete spielender Mitkursling sehr geholfen.
Im Auto hatte ich ein Taschenhorn zum Üben an der roten Ampel. Aber üben im Sitzen ist nicht optimal für die Körperspannung.
 

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