Das Flüchtigschießen muss geübt werden. Für Anfänger/Jungjäger empfielt es sich, nicht zu weit zu schießen und ggf. auch hochflüchtige Sauen nachzuschauen statt nachzuschießen!
Grundsätzlich sollte man flüchtig nur so weit schießen, wie man freihändig einen Schuss sicher auf einem Frühstücksteller anbringen kann. Das ist übrigens auch die erste (Trocken)Übung, die es zu erlernen gilt: Möglichst schnell einen Schuss auf ein Ziel mit der Größe von etwa 15cm Durchmesser abzugeben (Kammer von Frischling oder Reh, bzw. die 10 und die 9 auf Bockscheibe, evtl. noch die halbe 8, reichen vollkommen aus. Die Stücke sterben nicht nur mit der 10!) Dies muss nicht unbedingt mit Patrone erfolgen, ein Klick und der selbstkritische Blick durch Zielfernrohr sind i.d.R. ausreichend und ein gutes Mittel gegen das Mucken. Es simuliert das verhoffende Stück, das und nur wenige Sekunden Zeit läßt einen Schuss anzubringen.
Der nächste Schritt ist der Schuss auf bewegte Ziele (nicht Wild!)
Laufender Keiler ist ganz nett, aber sehr standartisiert, immer das selbe Stück, die selbe Entfernung, die selbe Geschwindigkeit. Schießkinos sind da schon besser, aber auch da ist die Entfernung immer die selbe, auch wenn die Situation auf größere Entfernung aufgenommen wurde. Auf die übliche Entfernungen aber ausreichend.
Im Echtbetrieb (DJ) ist das Vorhaltemas entsprechend abzuändern: Doppelte Entfernung bedeutet doppeltes Vorhaltemaß. Doppelte Entfernung und doppelte Geschwindigkeit bedeuten vierfaches Vorhaltemaß und da fangen die Schwierigeiten an und hört die Praktikabilität von Tabellen auf...
Weitere Tipps: Auf Rehwild und Fuchs ist es hilfreich, auf ein Verhoffen zu warten um einen sicheren Schuss anzutragen. Dazu auf dem Stück mitfahren, beim Verhoffen ist man schon drauf und kann dann eben den kurzen Moment des Stillhaltens nutzen. Wenn das Stück nicht stehen bleibt, hat es eben Glück gehabt.
Flüchtige Schüsse vom DJ-Bock auf Sauen bis 50m mach ich i.d.R. freihändig oder steh dazu sogar auf. Sauen verhoffen i.d.R. nicht! Bei weiteren Schüssen ist es hilfreich im Sitzen zu schießen, einen Fuß erhöht abzusetzen und mit dem Ellenbogen(linker EB bei Rechtsschützen) auf dem Knie abzustützen oder mit dem Unterarm sich kurz hinterm Ellenbogen auf der Gewehrauflage abzustützen. das bringt Sicherheit in der Höhe, ermöglicht aber trotzdem dem Stück mit der Waffe zu folgen. Letzteres ist bei Schüssen bis 100m auf flüchtiges Wild i.d.R. nicht möglich, wenn man die Führhand auf der Gewehrauflage auflegt, da die mit der Waffe zu beschreibende Winkelbewegung zu groß ist. Auf noch weitere Entfernungen möchte ich eigentlich nicht in einem öffentlichen Forum empfehlen, kann aber mal z.B. auf krankes Wild nötig sein, auf diese Entfernungen kann erst die relativ kleine Winkelbewegung mit den Fingern der Führhand bewältigt werden.
Ich hab bei sehr breitem Schussfeld und weiten Schussentfernungen (ohne DJ-Bock) schon erfolgreich mit dem Bergstock gejagt. Das "Einbein" stabilisiert die Waffe in der Höhe, ermöglicht aber trotzdem eine Bewegung der Führhand. Hab auf die Tour mal eine (sichtlich) kranke Sau auf 140m getroffen und an den Platz gebannt. Das Vorhaltemaß waren gefühlt 1,5 - 2 "Saulängen" vorm Wurf...
Anstreichen am Baum halte ich für unsinnig, um da dem Wild folgen zu können müsste man mit dem kompletten Körper eine Bewewgung in die entgegengesetzte Richtung machen und das funktioniert i.d.R. nicht.
Noch etwas Grundsätzliches zum Unterschied zwischen Schrot- und flüchtigem Kugelschuss: Mitschwingen, Überholen und Abdrücken wird i.d.R. nur in Ausnahmefällen funktionieren und sollte Profis auf engen Schneißen überlassen werden. Das sind dann Schrotschüsse mit der Büchse. Bei entsprechend Schussfeld ist es sinnvoller mit dem nötigen Vorhaltemaß vor dem gewünschten Treffsitz auf (oder vor) dem Stück in der selben Geschwindigkeit mitzufahren und abzudrücken. Wenn man keinen Baum etc. trifft, der im letzten Moment rein springt, wird man das Stück treffen. Mit der Zeit lernt man, in der "richtigen" - sprich zuvor eingeprägten - Lücke abzudrücken. Bewegen sich (wie von anderen beschrieben) Waffe und Ziel nicht in der selben Geschwindigkeit zu einander, kommt eine weitere Komponennte hinzu, die über Treffen entscheidet und es deutlich schwieriger macht. Auch ist es viel schwieriger, die Waffe in eine Lücke auszurichten und beim Erscheinen des Stückes einen Schuss abzugeben.
Im Übrigen ist es wie meine Vorredner schon gesagt haben: Üben üben, üben!